Kam|bọ|d|scha; -s:
Staat in Hinterindien.
* * *
Kambọdscha,
Fläche: 181 035 km2
Einwohner: (2000) 11,2 Mio.
Hauptstadt: Phnom Penh
Amtssprache: Khmer
Nationalfeiertage: 24. 9. und 9. 11.
Zeitzone: 1800 Phnom Penh = 1200 MEZ
amtlich Khmer Preah Reach Ana Pak Kampuchea, deutsch Königreich Kambodscha, 1989-93 Republik Kambọdscha, früher Volksrepublik Kampuchea [- -tʃ-], Staat in Südostasien, im südlichen Hinterindien, 181 035 km2, (2000) 11,2 Mio. Einwohner; Hauptstadt ist Phnom Penh; grenzt im Westen und Nordwesten an Thailand, im Nordosten an Laos, im Osten und Süden an Vietnam und im Südwesten an den Golf von Thailand; Amtssprache ist Khmer. Währung: 1 Riel (CR) = 10 Kak = 100 Sen. Uhrzeit: 1800 Phnom Penh = 1200 MEZ.
Staat und Recht:
Die am 24. 9. 1993 in Kraft getretene Verfassung (durch das Parlament verabschiedet am 21. 9. 1993) bestimmt Kambodscha als konstitutionelle Wahlmonarchie mit Mehrparteiensystem. Staatsoberhaupt ist der König. Er wird von dem sieben Mitglieder umfassenden Thronrat auf Lebenszeit gewählt wird, verkörpert und garantiert in seinem Amt die nationale Einheit, ist Oberbefehlshaber der Streitkräfte und steht dem Nationalen Verteidigungsrat vor. Trägerin der Legislative ist die Nationalversammlung, deren 122 Abgeordnete, für eine Legislaturperiode von fünf Jahren nach dem Verhältniswahlrecht gewählt werden (Wahlrecht ab dem 18. Lebensjahr). Als zweite Kammer des Parlaments wurde 1998 der Senat geschaffen, dessen 61 Mitglieder vom König für fünf Jahre ernannt werden (im ersten Senat proportional das Ergebnis der Parlamentswahlen von 1998 widerspiegelnd) und dessen Präsident in Fällen der Abwesenheit oder Amtsverhinderung des Königs die Funktion des amtierenden Staatsoberhauptes wahrnimmt. Die Regierung unter Vorsitz des Premierministers, der vom König auf Empfehlung des Präsidenten der Nationalversammlung aus den Reihen der größten Fraktion ernannt wird, ist dem Parlament verantwortlich und muss sich auf eine Zweidrittelmehrheit in diesem stützen können. Zuständig für die Normenkontrolle ist der Verfassungsrat, dessen neun Mitglieder für eine Amtszeit von neun Jahren berufen werden, je drei vom König., dem Parlament und dem Obersten Rat der Richter.
Parteien:
Nachdem die Revolutionäre Volkspartei Kampucheas im Oktober 1991 ihren Monopolanspruch aufgegeben und sich in Kambodschanische Volkspartei (KVP) umbenannt hatte, entstand in Kambodscha ein plurales Parteiensystem. Die einflussreichsten Parteien sind der Front Uni National pour un Cambodge Indépendant, Neutre, Pacifique et Coopératif (FUNCINPEC), die KVP und die Sam-Rainsy-Partei. Daneben bestehen zahlreiche kleine, zum Teil aus dem FUNCINPEC hervorgegangene Parteien.
Das neue Wappen (von 1993) zeigt auf rotem Grund in der Mitte in Gelb die Tempelanlage von Angkor und darunter ein Zahnrad, dessen untere Hälfte von einem Schriftband mit der Aufschrift »Kambodscha« in Lettern der Khmer-Sprache überdeckt wird. Am Wappenrand verlaufen Reisähren, die sich oben über dem Angkortempel berühren.
Nationalfeiertage:
Nationalfeiertage sind der 24. 9. (Verfassungstag) und der 9. 11. (Unabhängigkeitstag).
Kambodscha gliedert sich in 19 Provinzen und zwei provinzfreie Städte (Phnom Penh und Kompong Som); Untergliederungen in Bezirke und Gemeinden.
Das Rechtssystem befindet sich im Aufbau. Nach der Verfassung von 1993 existiert ein Oberster Gerichtshof und eine Königliche Generalstaatsanwaltschaft. Die Stellung und die Aufgaben eines Verfassungsgerichts werden vom Verfassungs-Rat wahrgenommen, dessen neun Mitglieder für neun Jahre ernannt werden, wobei alle drei Jahre jeweils drei Mitglieder ausgewechselt werden. Drei Mitglieder ernennt der König, drei weitere wählt das Parlament, drei ernennt der Oberste Rat der Richter.
Die Gesamtstärke der Wehrpflichtarmee beträgt rd. 42 000, die der paramilitärischen Volkspolizeikräfte etwa 100 000 Mann. Das Heer (im Wesentlichen in sechs Infanteriedivisionen gegliedert) hat 40 000, Luftwaffe und Marine haben je rd. 1 000 Soldaten. Die Ausrüstung besteht hauptsächlich aus 80 Kampfpanzern (T-54/-55 und chinesischer T-59), 20 MiG-21-Kampfflugzeugen sowie einigen Patrouillenbooten.
Landesnatur und Bevölkerung:
Kambodschas Kernland wird von dem fruchtbaren Mekong- und Tonle-Sap-Becken gebildet. Im Norden folgt die Dangrek-Kette (bis 750 m über dem Meeresspiegel) der Grenze zu Thailand, im Osten bilden die Ausläufer der Annamitischen Kordillere die Grenze zu Vietnam. Im Südwesten verläuft die flache und buchtenreiche Küste des Golfs von Thailand, in dessen Nähe das Kardamomgebirge bis 1 744 m über dem Meeresspiegel ansteigt. Das Klima ist tropisch warm und wird vom Südwestmonsun bestimmt, der von Juni bis November bis zu 4 000 mm Niederschläge bringt (im zentralen Tiefland 1 300-1 800 mm). Zu dieser Zeit schwillt der Mekong so stark an, dass seine Wasser nicht schnell genug zum Delta abfließen können. Sie suchen sich einen Abfluss in den Tonle Sap. Von November bis Mai weht der trockene Nordostmonsun. Die Temperatur liegt im Jahresdurchschnitt bei 27 ºC (in Phnom Penh). Die niederschlagsreiche Gebirgsumrahmung trägt tropischen Regenwald. Im trockeneren Landesinnern finden sich (heute stark reduzierte) Laub abwerfende Monsunwälder, auch Überschwemmungswälder und sumpfige Savannen. An der Küste kommt Mangrove vor.
Über die genaue Einwohnerzahl, Bevölkerungsstruktur und die Bevölkerungsverteilung herrscht auch nach der Inthronisierung von König Sihanouk keine Klarheit. Zwischen dem Zensus von 1962 (5,73 Mio. Einwohner) und dem von 1981 (6,68 Mio., davon 65 % Frauen) war die Bevölkerung auf (1974) fast 8 Mio. Einwohner gestiegen. Zwischen 1975 und Januar 1979 fielen dem Terrorregime der Roten Khmer schätzungsweise 2 Mio. Menschen zum Opfer, als die Bevölkerung aus den durch Flüchtlinge ohnehin überfüllten Städten vertrieben und auf dem Land zur Arbeit eingesetzt wurde. V. a. Angehörige der Lon-Nol-Armee, Beamte, Lehrer, Ärzte und Ingenieure wurden systematisch liquidiert, die Übrigen starben meist durch Hunger und Erschöpfung. Nach Vertreibung der Regierung Pol Pot kehrte die Bevölkerung in die Städte zurück, sodass 1995 wieder 21 % der Bewohner in Städten lebten; die größte Stadt, Phnom Penh, hatte 1991 wieder rd. 900 000 Einwohner (1974: über 2,5 Mio., 1978: unter 20 000). Die Zahl der in Nähe der Grenze in Lagern lebenden Flüchtlinge wird auf über 300 000 geschätzt.
Die buddhistischen Khmer herrschen nach Schätzungen mit (1992) 92 % der Bevölkerung vor; die ethnischen Minderheiten, vor 1975 rd. 15 % der Bevölkerung, wurden von Genozid, Vertreibung und Flucht besonders betroffen. Die (ehemaligen) v. a. als Händler und Industrieunternehmer tätigen Chinesen (Ende der 1960er-Jahre rd. 425 000) sollen heute 2 % der Bevölkerung ausmachen, die Vietnamesen (1970 rd. 300 000; Fischer, Händler, Handwerker, Industriearbeiter) etwa 5-7 %. Nachdem die Vietnamesen seit 1975 großenteils nach Vietnam ausgewiesen worden waren, wanderten nach Einmarsch der vietnamesischen Truppen wieder viele ein. Über das Schicksal der übrigen Minoritäten ist wenig bekannt: Cham (300 000 ?) u. a. Gruppen malaiischer Herkunft, Lao und verschiedene Bergstämme (Moi oder Khmer-Loeu genannt). Der größte Teil der Bevölkerung lebt im zentralen Tiefland. Das jährliche Bevölkerungswachstum lag im Zeitraum 1985-94 bei 3,1 %.
Der Hinayana-Buddhismus (Theravada-Schule) ist Staatsreligion. Der König ist Träger der obersten Entscheidungsgewalt im nationalen buddhistischen Mönchsrat (Samgha) und ernennt die Oberhäupter der beiden buddhistischen Orden des Landes. Die nichtbuddhistischen Religionsgemeinschaften sind privatrechtlich organisiert und genießen Religionsfreiheit. Der Buddhismus, zu dem sich heute mit über 90 % der Bevölkerung fast alle Khmer bekennen, prägt seit seiner Einführung im 14. Jahrhundert das religiöse Leben Kambodschas. Unter der Diktatur der Roten Khmer durch deren erklärte Politik, das religiöse Leben auszurotten, in bisher nie gekannter Weise (wie auch die anderen Religionsgemeinschaften) in seiner Existenz bedroht, konnte sich der Buddhismus erst nach 1989 als nationale Religion Kambodschas reorganisieren und 1991 seinen traditionellen Status als Staatsreligion (1993 in der Verfassung verankert) wiedergewinnen. - Die Cham und Malaien bekennen sich zum sunnitischen Islam. - Für die rd. 20 000 katholischen Christen (v. a. Vietnamesen) bestehen ein Apostolisches Vikariat (Phnom Penh) und zwei Apostolische Präfekturen (Battambang [mit Priesterseminar]; Kompong Cham). Die etwa 7 800 evangelischen Christen gehören der »Église Évangélique Khmere« und evangelikalen Gruppen an. Eine weitere religiöse Minderheit bilden die Anhänger des Caodaismus. - Traditionelle ethnische Religionen haben sich bei Bergstämmen erhalten.
Früher war das Bildungswesen nach französischem Vorbild aufgebaut. Während der Herrschaft der Roten Khmer kam es völlig zum Erliegen. Viele Schulen waren zerstört, die Lehrer waren zum Teil umgebracht worden oder geflüchtet. Durch die Hilfe der RGW-Staaten und internationalen Hilfsorganisationen stabilisierte sich das Erziehungs- und Bildungswesen danach relativ rasch. Es gibt ab dem sechsten Lebensjahr eine fünfjährige Schulpflicht. Die Analphabetenquote beträgt jedoch noch 65 %. Die Universität in Phnom Penh ist seit März 1988 wieder geöffnet, ebenso vier Hoch- und Fachschulen sowie zwei Berufsschulzentren. Seit 1991 unterstützt v. a. Frankreich intensiv den Auf- und Ausbau des Hoch- und Fachschulwesens.
Zu den wichtigsten und auflagenstärksten Zeitungen gehören u. a. »Bright Cambodia« (Auflage circa 28 000), »Planet« (25 000), »Island of Peace« (10 000) sowie »Khmer Indépendant« (10 000). In englischer Sprache erscheint »Phnom Penh Post« sowie die Wochenzeitung »The Cambodia Times« (Auflage jeweils 5 000), in französischer Sprache die Zeitschrift »Le Mékong« (10 000). - Der Hörfunk und das Fernsehen wird von »Radio Phnom Penh« beziehungsweise »TV Kampuchea« betrieben. Hinter dem kommerziellen Fernsehsender »IBC TV« steht thailändisches Kapital.
Wirtschaft und Verkehr:
Die durch das Pol-Pot-Regime und durch mehrjährigen Bürgerkrieg stark zerrüttete kambodschanische Wirtschaft erholt sich nach dem Bürgerkrieg nur langsam. Eine wirtschaftliche Besserung ist überwiegend nur in der Hauptstadt Phnom Penh und in einigen anderen Städten zu spüren. Eine 1986 begonnene Wirtschaftsreform umfasst Maßnahmen zur Privatisierung von Staatsunternehmen und zur Förderung ausländischer Investitionen. Sie wird durch ausländischen Finanzbeihilfen (u. a. vom Internationalen Währungsfonds) unterstützt. Bis 1990 erhielt Kambodscha umfangreiche Wirtschaftshilfen von der ehemaligen Sowjetunion und anderen osteuropäischen Staaten. Mit einem Pro-Kopf-Einkommen von (1991) 200 US-$ gehört Kambodscha zu den ärmsten Ländern Asiens.
Kambodscha ist ein ausgeprägtes Agrarland. Von den Erwerbstätigen arbeiteten 1994 69 % im Agrarbereich; sie erwirtschafteten 47 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Neben Reis, dessen Erntemenge mit (1994) 1,8 Mio. t noch weit unter dem Vorbürgerkriegsniveau liegt und 80 % der Agrarproduktion ausmacht, werden v. a. Kautschuk, Mais, Zuckerrohr, Bohnen, Maniok und Tabak angebaut. Die Hauptanbaugebiete liegen am Mekong und am Tonle Sap. Für den Reisanbau wurde teilweise ein umfangreiches Deich- und Kanalsystem nach chinesischem Vorbild angelegt. Über die Hälfte der agrarisch nutzbaren Fläche ist vermint. 1989 wurde landwirtschaftlicher Privatbesitz wieder erlaubt.
Seit Anfang der 1990er-Jahre ist Holz das wichtigste Exportprodukt. Da im Zeitraum 1965-92 die Waldfläche von 73 auf 39 % zurückgegangen ist, gibt es seit 1994 ein Holzfällverbot. 1991 lag der gesamte Holzeinschlag bei 6,4 Mio. m3, davon waren 85 % Brennholz.
Die Fischerei (Fangmenge 1993: 108 900 t) spielt für die Ernährung der Bevölkerung eine große Rolle. 50 % der Fangmenge liefert der Tonle Sap.
Es gibt geringe Vorkommen an Eisen-, Bauxiterz, Kalkstein, Phosphaten und Gold, deren Ausbeutung gering ist. Größere Bedeutung haben Diamantenfunde nahe der Grenze zu Thailand.
Hauptenergiequelle ist Holz. Elektroenergie wird vorwiegend durch Dieselgeneratoren produziert. Vorgesehen ist eine stärkere Nutzung der Wasserkraft.
Die Industrie war 1993 mit 15 % am BIP beteiligt. Verarbeitet werden Agrarprodukte, v. a. Reis. Hauptstandort ist Phnom Penh.
Seit 1987 gibt es wieder organisierte Reisen für Ausländer, v. a. zur berühmten Tempelstadt Angkor Vat.
Die Handelsbilanz ist seit Jahren stark defizitär (1994 betrug der Importwert 553 Mio. US-$, der Exportwert 230 Mio. US-$). 1994 waren Rund- und Schnittholz (54 beziehungsweise 32 % der Gesamtausfuhr) sowie Kautschuk die wichtigsten Exportgüter. Eingeführt werden besonders Zigaretten, Gold, Erdölprodukte, Unterhaltungselektronik, Kraftfahrzeuge und Baustoffe. Seit dem Auseinanderfallen der Sowjetunion sind Thailand und Japan die bedeutendsten Handelspartner.
Verkehr:
Das Verkehrssystem befindet sich in einem sehr schlechten Zustand. Die Binnenschifffahrt auf dem Mekong ist für den Güterverkehr der wichtigste Verkehrsträger. Das Schienennetz ist (1995) 612 km lang, die wichtigste Eisenbahnlinie verläuft vom Seehafen Kompong Som (Sihanoukville) über die Hauptstadt Phnom Penh und Battambang zur thailändischen Grenze. Das Straßennetz hatte 1986 eine Gesamtlänge von 13 350 km, davon waren 20 % asphaltiert. Der internationale Flughafen Pochentong liegt 10 km außerhalb von Phnom Penh.
Als erstes historisch fassbares Reich auf dem Gebiet des heutigen Kambodscha entstand - nach legendärer Überlieferung im 1. Jahrhundert n. Chr., nach chinesischen Quellen im 2. Jahrhundert n. Chr. - unter indischem Einfluss das nur unter seinem chinesischen Namen Funan bekannte »Reich des Berges«, das sich fast über den gesamten südlichen Teil der heutigen Länder Kambodscha und Vietnam ausdehnte und darüber hinaus einen großen Einflussbereich besaß; im 6. Jahrhundert wurde es von dem ebenfalls nur unter chinesischer Bezeichnung überlieferten, von einer Khmerdynastie regierten Vasallenstaat Zhenla am mittleren Mekong erobert. Dieses erste Reich der Khmer zerfiel Anfang des 8. Jahrhunderts in zwei rivalisierende Staaten. Zu Beginn des 9. Jahrhunderts eroberte Jayavarman II. (802-850), ein Abkömmling der früheren Herrscherfamilie, das Land zurück, einigte das Reich wieder (Beginn des eigentlichen Khmerreichs), sagte sich von der Oberhoheit der javanischen Shailendradynastie los und ließ sich selbst zum »Weltherrscher« ernennen. Unter seiner Regierung wurde die Verehrung des im Linga inkarnierten Gottkönigs (Devaraja) auf einem Berg in der Mitte der jeweiligen Hauptstadt (Weltachse) zur herrschenden Staatsideologie, auf der mehrere Jahrhunderte hindurch die Autorität und der straffe Regierungs-Zentralismus der Khmerherrscher beruhte. Aus dieser Zeit stammt der erste inschriftliche Nachweis des (Sanskrit-)Namens Kambuja. Er weist auf den Eremiten Kambu (Kambu Svayambhuva) hin, der der Legende nach durch Heirat der himmlischen Nymphe Mera, die ihm von Shiva gesandt wurde, zum Urahn der Khmerkönige wurde. Unter den Nachfolgern Jayavarmans II., v. a. unter Suryavarman II. (1113-50), der sich zum Vishnuismus bekannte, und Jayavarman VII. (1181-1219), einem Anhänger des Mahayana-Buddhismus, erlebte das Khmerreich mit der 889 gegründeten Hauptstadt Angkor als Zentrum die größte Ausweitung seiner politischen, militärischen und territorialen Macht. Es war zugleich eine Periode höchster kultureller Blüte (Monumentalbauten von Angkor Vat und Angkor Thom). 1203-20 war Champa, das Reich der Cham, eine Provinz des Reiches von Angkor.
Die sozialen Spannungen zwischen der herrschenden Aristokratie und der großen Masse der Frondienste leistenden Bauern begünstigten die Verdrängung (ab der Mitte des 13. Jahrhunderts) der staatstragenden Devarajaverehrung, die unter Suryavarman II. und Jayavarman VII. nicht völlig aufgegeben, sondern mit ihrem Glauben verbunden worden war, durch den Theravada-Buddhismus, der das Volk ansprach; das jedoch untergrub die Autorität des Herrschers und leitete - verbunden mit einem wirtschaftlichen Niedergang (besonders durch die Vernachlässigung des für den Ackerbau bedeutsamen und ausgeklügelten, weit verzweigten Bewässerungssytems) - den Verfall des Khmerreiches ein. Das Hervortreten der Thai - im Zuge der aus ihrer südchinesischen Heimat nach Süden drängenden Taivölker (Tai) - stellte die Khmerherrschaft zunehmend auch von außen infrage und führte nach wiederholten Eroberungen und der Zerstörung Angkors (1431, Preisgabe der Stadt durch die Khmer 1432) zu einer Verlegung der Hauptstadt in den Raum des heutigen Phnom Penh (1434). Im Innern geschwächt (erst unter den Königen Ang Chan [1516-66] und Barom Réachéa [1566-76] vorübergehender Aufschwung, 1555 Dominikanerpater Gaspar da Cruz als erster portugiesischer Missionar in Kambodscha) und weiterhin bedrängt von den Thai, wurde der Khmerstaat immer wieder in militärischen Auseinandersetzungen mit deren Reich Siam verwickelt, das 1594 die Khmerhauptstadt Lovek (unweit nördlich von Phnom Penh) eroberte und zerstörte; König Satha (1576 bis um 1594) floh nach Laos, gegen das die Khmer in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts (1570, 1573) mehrfach erfolgreich gekämpft hatten. Vom 17. bis 19. Jahrhundert war Kambodscha Streitobjekt zwischen den Thai und den Vietnamesen, die große Teile des Landes annektierten und abwechselnd die Oberherrschaft ausübten. Lediglich 1618 konnte vorübergehend die Unabhängigkeit des Landes wieder errungen werden; der Versuch von König Thommo Racha, die besetzten Gebiete zurückzuerobern, scheiterte 1739. König Norodom I. (1859-1904) sah sich gezwungen, dem Druck der französischen Expansion in Indochina nachzugeben. 1863 wurde ein »Freundschaftsvertrag« geschlossen, der Frankreich das Recht der außenpolitischen Vertretung und des militärischen Schutzes von Kambodscha einräumte. Nach einem vergeblichen Volksaufstand (1884) übernahm Frankreich die vollständige Kontrolle über die Verwaltung Kambodschas; 1887 wurde es Indochina einverleibt.
Zwischen den Weltkriegen entstand in Kambodscha eine Nationalbewegung gegen die französische Kolonialherrschaft. Nach der Niederlage Frankreichs in Europa (1940) zu Beginn des Zweiten Weltkriegs sah sich die französische Protektoratsverwaltung gezwungen, Japan Militärstützpunkte in Kambodscha zur Verfügung zu stellen, und auf japanischem Druck musste sie kambodschanische Provinzen (Battambang, Siem Reap) an Thailand abtreten. Nachdem japanische Streitkräfte im März 1945 ganz Indochina besetzt und die französische Protektoratsverwaltung beseitigt hatten, rief König Norodom Sihanouk (seit 1941) am 12. 3. 1945 die Unabhängigkeit Kambodschas aus und annullierte alle französisch-kambodschanischen Verträge. Nach dem militärischen Zusammenbruch Japans (August 1945) und der Besetzung Phnom Penhs durch britischen Truppen konnte Frankreich seine Herrschaft über Kambodscha wiederherstellen. In einem Vertrag mit Frankreich (17. 11. 1946 musste Thailand alle 1941 gewonnenen kambodschanischen Gebiete wieder an Kambodscha abtreten. Nach In-Kraft-Treten einer Verfassung (1947, Umwandlung des Landes in eine konstitutionelle Monarchie) erhielt das Königreich 1949 den Status eines formell unabhängigen »assoziierten Staates« innerhalb der Französischen Union. Im Indochinakrieg (1946-54) unterstützten antifranzösische Guerillaeinheiten, besonders die Khmer Issarak, die Vietminh in Vietnam. Nachdem Frankreich nach langwierigen Verhandlungen mit Sihanouk bereits am 9. 11. 1953 Kambodscha die Unabhängigkeit gewähren musste, erhielt es entsprechend den Beschlüssen der Genfer Indochinakonferenz (1954; Genfer Konferenzen 2)) die volle staatliche Souveränität; 1955 trat es aus der Französischen Union aus.
1955 dankte Sihanouk als König zugunsten seines Vaters, Norodom Suramarit, ab. Nach dessen Tod (1960) blieb der Thron vakant. Gestützt auf die »Sangkum Reastr Niyum« (»Volkssozialistische Gemeinschaft« mit dem Programm eines »buddhistischen Sozialismus«, Gewinnerin aller Mandate bei den Parlamentswahlen 1955, 1958, 1962, 1966), bestimmte Sihanouk (mehrfach Ministerpräsident, ab 1960 Staatschef) 1955-70 die Politik des unabhängigen Kambodscha. Durch eine diplomatische »Schaukelpolitik« suchte er die Neutralität seines Landes zu wahren (1957 offiziell proklamiert), besonders im Vietnamkrieg. Das Einsickern nordvietnamesischer Verbände und des Vietcong, die das ostkambodschanische Grenzterritorium als Transit- und Nachschubweg nutzten (das Sihanoukpfad genannte Teilstück des Ho-Chi-Minh-Pfades), führte nicht nur zu Spannungen mit Süd-Vietnam und den USA (nach südvietnamesisch-amerikanischen Grenzübergriffen Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu den USA 1965-69), sondern zunehmend auch zu innenpolitischen Konflikten. Ab 1967 kam es wiederholt zu Bauernaufständen und bewaffneten Rebellionen, die die Armee blutig niederschlug. Am 18. 3. 1970 stürzte eine von den USA unterstützte Gruppe um General Lon Nol (1969-72 Ministerpräsident; nach Verfassungsänderung 1972-75 Staatspräsident) Prinz Sihanouk und rief die Republik aus (9. 10. 1970, die bis 1975 amtlich »Khmer-Republik« hieß. Prinz Sihanouk, der Zuflucht in China fand, stellte sich in Peking an die Spitze einer Exilregierung der »Nationalen Einheit« (GRUNK). Im Bürgerkrieg mit den Truppen der »Nationalen Befreiungsfront Kambodschas«, die von den Anhängern Sihanouks und den militärisch bestimmenden, kommunistisch orientierten Roten Khmer 1970 gebildet worden war, unterlag die Khmer-Regierung 1975 (Fall von Phnom Penh am 17. 4.).
Nach ihrem Sieg riefen die Roten Khmer unter ihrem Führungsgremium »Angka(r)« (»die Organisation«) das »Demokratische Kampuchea« aus (Verfassung vom Januar 1976). Der 1975 nach Kambodscha zurückgekehrte Sihanouk wurde unter Hausarrest gestellt, der größte Teil der königlichen Familie hingerichtet. Die Macht übernahmen Pol Pot (»Bruder Nummer eins«; eigentlich Kopf des »Angka(r)« und formell ab 1976 Ministerpräsident), Ieng Sary (stellvertretender Regierungschef und zuständig für Außenpolitik), Khieu Samphan (ab April 1976 nominell Staatsoberhaupt), Nuon Chea (Chefideologe), Son Sen (verantwortlich für Verteidigungspolitik) und Ta Mok (genannt »der Schlächter«, ein brutaler Regionalbefehlshaber); sie hatten sich vorher ihrer innenparteilichen Gegner (v. a. vom provietnamesischen Flügel) auf blutige Weise entledigt. Die Roten Khmer unterwarfen das Land einem radikalen gesellschaftlichen Umformungsprozess, der auf die Schaffung primitiver agrarkommunistischer Verhältnisse gerichtet war (häufig als »Steinzeitkommunismus« apostrophiert): Die Bewohner der Städte wurden auf das Land zwangsumgesiedelt und gemeinsam mit dem dort lebenden Bevölkerungsteil in Kooperativen vereinigt, wo man sie als rechtlose Arbeitssklaven in der Landwirtschaft einsetzte (Tod vieler auf den »Killing Fields«). Insbesondere Angehörige von Armee und Polizei, Beamte, Intellektuelle und der buddhistische Klerus waren grausamer Verfolgung ausgesetzt und wurden ermordet. Darüber hinaus schafften die Roten Khmer das Geld ab und zerstörten die kulturellen und religiösen Einrichtungen. Es entwickelte sich ein Terrorregime, dem etwa 2 Mio. Menschen (v. a. durch Hunger, Krankheit und Massenhinrichtungen) zum Opfer fielen. Vietnam unterstützte die Gegner des Pol-Pot-Regimes innerhalb der kommunistischen Führungsschicht Kambodschas, die im Dezember 1978 unter Führung von Heng Samrin die »Einheitsfront für die nationale Rettung Kambodschas« gründeten.
Nach dem Einmarsch vietnamesischer Truppen in Kambodscha (Dezember 1978-Januar 1979; Fall von Phnom Penh am 7. 1.) und dem Sturz der Roten Khmer übernahm am 8. 1. 1979 ein von Vietnam unterstützter »Revolutionärer Volksrat« unter Heng Samrin (1979-81 Regierungschef und 1979-91 Staatschef) die Macht und rief am 10. 1. 1979 die »Volksrepublik Kampuchea« aus. Ein vietnamesisch-kambodschanisches Abkommen (18. 2. 1979 legitimierte die Besetzung Kambodschas. Das neue Regierungssystem wurde jedoch nur von den Staaten des Ostblocks (Kooperationsabkommen mit der UdSSR, 25. 6. 1979) und wenigen Staaten der Dritten Welt (z. B. Indien) anerkannt. Die UNO unterstützte zunächst das im Exil weiter bestehende gestürzte Regierungssystem als legitimen Vertreter des kambodschanischen Volkes, ebenso die Volksrepublik China, die im Februar/März 1979 im Sinne einer »Strafexpedition« (für die Besetzung Kambodschas) einen Grenzkrieg gegen Vietnam führte. Von 1979 bis zu ihrem Abzug 1989 waren die vietnamesischen Truppen in Kambodscha zusammen mit den Regierungstruppen der »Volksrepublik Kampuchea« ständig in schwere Kämpfe mit den verschiedenen, zumeist aus den Dschungelgebieten heraus operierenden Guerillagruppen verwickelt, als deren militärisch stärkste die der Roten Khmer hervortrat. Am 22. 6. 1982 wurde in Kuala Lumpur auf Drängen der Volksrepublik China und der ASEAN-Staaten von den kambodschanischen Rebellenorganisationen eine (allerdings politisch zerstrittene) antivietnamesische Widerstandskoalition (»Koalitionsregierung des Demokratischen Kampuchea«) gegründet, bestehend aus Vertretern der Royalisten um Prinz Norodom Sihanouk (Präsident), der bürgerlichen Kräfte um Son Sann (Ministerpräsident) und der Roten Khmer, die mit Khieu Samphan den Vizepräsidenten stellten. Vom kambodschanischen Bürgerkrieg war in wachsendem Maße Thailand betroffen, in dessen Grenzgebiet mehrere (von den Roten Khmer und den anderen Widerstandsgruppen zum Teil kontrollierte und zur Rekrutierung neuer Kämpfer genutzte) Flüchtlingslager entstanden waren; daneben diente es immer wieder als Rückzugsgebiet der Rebellen.
Nach Kontakten zwischen den kambodschanischen Bürgerkriegsparteien seit 1987, insbesondere zwischen Sihanouk und dem (seit 1985 amtierenden) Ministerpräsidenten der »Volksrepublik Kampuchea« Hun Sen, und verstärkten internationalen Schlichtungsbemühungen (1989 in Paris erste der Internationalen Kambodscha-Konferenzen) unterbreiteten die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates Ende August 1990 einen Friedensplan für Kambodscha (Kernpunkte: Bildung eines Obersten Nationalrats durch die vier kambodschanischen Konfliktparteien, Übergangsverwaltung durch die UNO und von ihr organisierte freie Wahlen, UN-Überwachung eines Waffenstillstandes und der Entwaffnung der Bürgerkriegsparteien). Am 23. 10. 1991 schlossen die vier kambodschanischen Konfliktparteien ein Friedensabkommen in Paris. Nachdem bereits 1989 die »Volksrepublik Kampuchea« in (den ideologisch nicht definierten) »Staat Kambodscha« umbenannt (30. 4.) und dieser im Juli desselben Jahres zum neutralen Land erklärt worden war, gab die kommunistische Staatspartei im Oktober 1991 ihr Machtmonopol auf (Umbenennung in Kambodschanische Volkspartei), bekannte sich zum politischen Pluralismus und garantierte freie Religionsausübung (seit 1989 Buddhismus Staatsreligion). Im November 1991 kehrte Sihanouk nach Phnom Penh zurück und übernahm offiziell das Amt des Staatsoberhaupts als Vorsitzender des Obersten Nationalen Rates. Im März 1992 nahm die Übergangsverwaltung UNTAC (United Nations Transitional Authority in Cambodia) der UNO unter Leitung des Japaners Yasushi Akashi mit insgesamt 22 000 Mitarbeitern (davon rund 16 000 Blauhelme) ihre Tätigkeit auf (Dauer der Mission bis September 1993, Kosten rd. 2,8 Mrd. US-$). Die Roten Khmer widersetzten sich der Entwaffnung ihrer Truppen, brachen wiederholt den Waffenstillstand (auch Übergriffe auf UN-Personal) und boykottierten die Wahlen zur Verfassunggebenden Versammlung im Mai 1993, aus denen der unter dem Vorsitz von Prinz Norodom Ranariddh, dem Sohn Sihanouks, stehende FUNCINPEC mit 45,5 % als Sieger vor der KVP mit 38,2 % hervorging. Am 21. 9. 1993 wurde durch die Verfassunggebende Versammlung eine neue Verfassung gebilligt und Kambodscha zur konstitutionellen Monarchie bestimmt (neue Staatsbezeichnung »Königreich Kambodscha«); am 24. 9. 1993 wählte der Thronrat Sihanouk zum König, der als ein in seinem Volk angesehener Monarch eine vermittelnde Rolle übernahm, aber aufgrund seiner schweren Erkrankung immer weniger seinen Staatsgeschäften nachkommen konnte. Im Oktober 1993 konstituierte sich eine Koalitionsregierung mit Prinz Norodom Ranariddh als Erstem Premierminister sowie dem Vorsitzenden der KVP, Hun Sen, als Zweitem Premierminister. Obwohl aus den Wahlen nur als zweitstärkste Partei hervorgegangen, gelang es der KVP unter Hun Sen in der Folgezeit, wieder den größten Teil der Macht zu erringen und den Einfluss des - in sich zerstrittenen - royalistischen FUNCINPEC zurückzudrängen. Die Rivalität zwischen Prinz Ranariddh und Hun Sen, die Repression von innenpolitischen Kritikern (Einschränkung der Pressefreiheit, massive Behinderung und Einschüchterung oppositioneller Parteien, u. a. der im November 1995 von Sam Rainsy gegründeten und zeitweise verbotenen »Khmer National-Partei«), die anwachsende Korruption und eine wirtschaftlich angespannte Lage bestimmten zunehmend des Situation Kambodschas, in dem Geldwäsche und Schmuggel (Holz, Edelsteine) beträchtliche Ausmaße annahmen und das auch zu einem wichtigen Transitland für den Drogenhandel wurde. Die Verminung großer Territorien, eine der schwerwiegendsten Hinterlassenschaften des Bürgerkrieges (rd. 2 000 Minenfelder auf etwa 3 500 km2 mit geschätzten 10 Mio. Landminen), konnte nur in geringem Maße abgebaut werden.
1994 nahmen die Roten Khmer, die damals noch etwa 20 % des kambodschanischen Staatsgebietes kontrollierten, erneut den Bürgerkrieg auf. Am 7. 7. 1994 verbot die Nationalversammlung die Rebellenorganisation; daraufhin gaben die Roten Khmer am 11. 7. die Bildung einer provisorischen Regierung unter Khieu Samphan mit Sitz in der Nordprovinz Preah Vihear bekannt. Massendesertationen, der offizielle Bruch einzelner Führungsmitglieder mit Pol Pot (im September 1996 Friedensvertrag der von Ieng Sary kontrollierten Guerillaeinheiten mit der Regierung) und Rivalitätskämpfe innerhalb der Rebellenorganisation (im Juni 1997 Exekution von Son Sen, danach Festsetzung Pol Pots durch eigene Truppen im nordwestlichen Dschungelgebiet) führten jedoch zum raschen Zerfall der Roten Khmer.
Im Juli 1997 verdrängte Hun Sen durch einen von blutigen Kämpfen begleiteten militärischen Staatsstreich Prinz Ranariddh aus dem Amt des Ersten Premierministers und übernahm gänzlich die Macht; Ranariddh, von dessen Anhängern zahlreiche getötet wurden, floh nach Thailand. Im August 1997 ernannte das Parlament Außenminister Ung Huot (FUNCINPEC) zum neuen Ersten Premierminister; Hun Sen als offiziell Zweiter Premierminister blieb aber der »starke Mann«. Im März 1998 wurde Ranariddh in Abwesenheit unter dem Vorwurf des Waffenhandels und Hochverrats zu 30 Jahren Haft verurteilt, kurz darauf jedoch durch seinen Vater, König Sihanouk, begnadigt; unter internationalem Druck konnte er im selben Monat nach Kambodscha zurückkehren. Aus den (von internationalen Beobachtern überwachten) Wahlen am 26. 7. 1998 ging die KVP mit 41,4 % der Stimmen als stärkste Kraft hervor; der FUNCINPEC erhielt 31,7 % und die seit 1998 unter diesem Namen auftretende Sam-Rainsy-Partei 14,3 % der Wählerstimmen. Hun Sen, der die laut Verfassung nötige Zweidrittelmehrheit zur Bestätigung als Regierungschef deutlich verfehlt hatte, schlug daraufhin dem FUNCINPEC und der Sam-Rainsy-Partei eine Dreierkoalition vor; als diese ablehnten, kam es zu einer erneut von blutigen Zusammenstößen geprägten innenpolitischen Krise. Unter Vermittlung Sihanouks lenkte der von Ranariddh geführte FUNCINPEC schließlich im November 1998 ein und einigte sich mit der konkurrierenden KVP auf eine Neuauflage der Koalitionsregierung unter dem nunmehr alleinigen Premierminister Hun Sen. Ranariddh erhielt unter Einschränkung der Befugnisse den Vorsitz der Nationalversammlung; sein Vorgänger in diesem Amt, Chea Sim (KVP), wurde Präsident des neu geschaffenen Senats (Vereidigung am 25. 3. 1999).
Der Tod Pol Pots (15. 4. 1998), den ehemaligen Anhänger im Dschungelstützpunkt Anlong Veng im Juli 1997 durch ein »Volksgericht« (im Stil eines Schauprozesses) zu lebenslangem Arrest verurteilt hatten, die Kapitulation zweier weiterer Führer der Rebellenorganisation im Dezember 1998 (Khieu Samphan und Nuon Chea, denen Amnestie versprochen wurde und die sich wie Ieng Sary in die westkambodschanische Stadt Pailin zurückzogen) und die militärische Aufgabe der verbliebenen Guerillaeineiten Ende 1998/Anfang 1999 besiegelten die Auflösung der Roten Khmer; ihr letzter Kommandant Ta Mok wurde im März 1999 festgenommen. Erst nach monatelangen Verhandlungen konnten sich die kambodschanische Regierung und die UNO im April 2000 auf die Schaffung eines unabhängigen Tribunals zur Verurteilung der Hauptschuldigen am Terrorregime der Roten Khmer einigen (im Juli 2000 endgültige Klärung der Prozessmodalitäten); vereinbart wurde ein Gericht mit internationalem Charakter (Beteiligung kambodschanischer und ausländischer Richter) mit Sitz in Phnom Penh.
Nachdem ein ASEAN-Beitrittsgesuch im Juli 1997 wegen der damaligen schweren innenpolitischen Krise des Landes abgewiesen worden war, erreichte Kambodscha am 30. 4. 1999 seine Aufnahme als zehnter Mitgliedsstaat.
A. Dauphin-Meunier: Histoire du Cambodge (Paris 21968);
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Kam|bọd|scha, -s: Staat in Hinterindien.
Universal-Lexikon. 2012.