Akademik

Fischer
Angler; Petrijünger (umgangssprachlich)

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Fi|scher ['fɪʃɐ], der; -s, -:
Person, deren Beruf das Fangen von Fischen ist:
die Fischer fahren mit ihren Booten aufs Meer hinaus.
Syn.: Angler.
Zus.: Küstenfischer, Muschelfischer.

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Fị|scher 〈m. 3
1. jmd., der Fische fängt, Angler
2. Handwerker der See-, Hochsee-, Küsten-, Binnenfischerei

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Fị|scher, der; -s, - [mhd. vischære, ahd. fiscāri]:
a) jmd., dessen Beruf der Fischfang ist:
die F. sind bereits auf hoher See;
b) (ugs.) Angler.

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Fịscher,
 
1) Aloys, Pädagoge, * Furth im Wald 10. 4. 1880, ✝ München 23. 11. 1937; Vertreter der geisteswissenschaftlichen Pädagogik. Ab 1914 Professor in München; stellte die Erziehung in den geschichtlich-kulturellen Zusammenhang, bezog jedoch auch empirische Forschungsmethoden (»Deskriptive Pädagogik«, 1914, »pädagogische Tatsachenforschung«) ein und arbeitete zugleich psychologisch, soziologisch und philosophisch.
 
Ausgaben: A. Fischer. Leben und Werk, herausgegeben von K. Kreitmair u. a., 8 Bände (1950-71); Ausgewählte pädagogische Schriften, herausgegeben von demselben (1961).
 
Literatur:
 
H. Röhrs: Die Pädagogik A. F.s (21967).
 
 2) Andrea, Politikerin, * Arnsberg 14. 1. 1960; Druckerin, dann Volkswirtin; war u. a. 1990-91 als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Europäischen Parlament tätig; wurde 1985 Mitglied der Partei »Die Grünen« (seit 1993 Bündnis 90/Die Grünen), war 1994-2002 Mitglied des Bundestags sowie Oktober 1998 bis Januar 2001 Bundesgesundheitsministerin (Rücktritt wegen der BSE-Krise).
 
 3) Anni, ungarische Pianistin, * Budapest 5. 7. 1914, ✝ ebenda 10. 4. 1995; Schülerin von E. von Dohnányi und A. Székely, debütierte mit acht Jahren; 1965 wurde ihr von der Budapester Musikakademie ehrenhalber der Professorentitel verliehen. In ihrem Repertoire nahmen die Werke von W. A. Mozart, L. van Beethoven, F. Schubert, F. Chopin und F. Liszt eine zentrale Stellung ein.
 
 4) August, Orientalist, * Halle (Saale) 14. 2. 1865, ✝ Leipzig 14. 2. 1949; Professor in Leipzig; er war ein umfassender Kenner der arabischen Sprache und ihrer Mundarten sowie ein Meister der Detailuntersuchung.
 
Werke: Biographien von Gewährsmännern des Ibn Ishaq (1890); Muhammad und Ahmad, die Namen des arabischen Propheten (1932); Beiträge zum Verständnis religiöser muslimischer Texte (1933); Der Wert der vorhandenen Koranüberstzung und Sure 111 (1937); Schawāhid-Indices (1945).
 
 5) Balthasar, katholischer Theologe, * Bitburg 3. 9. 1912; war 1947-80 Professor für Liturgiewissenschaft und Homiletik in Trier; war als Mitglied der konziliaren und nachkonziliaren Kommissionen zur Erneuerung der Liturgie wesentlich an der Liturgiereform des 2. Vatikanischen Konzils beteiligt.
 
Werke: Volk Gottes um den Altar (1960); Feier unserer Erlösung (1979).
 
 6) Birgit, Kanurennfahrerin, * Brandenburg an der Havel 25. 2. 1962; u. a. Olympiasiegerin 1980 (K 1), 1988 (K 2, K 4), 1992 (K 1), 1996 (K 4) und 2000 (K 2, K 4) sowie 30fache Weltmeisterin (zwischen 1979 und 2000); erfolgreichste deutsche Olympiateilnehmerin.
 
 7) Carl (Karl) von, Baumeister und Aquarellmaler, * Mannheim 19. 9. 1782, ✝ München 12. 2. 1820; Schüler von P. A. von Verschaffelt, erbaute in München das Palais Salabert (1804-06, seit 1825 Prinz-Carl-Palais), 1811-18 in klassizistischem Stil v. a. das Hoftheater (Nationaltheater; 1823-25 nach Brand von L. von Klenze wieder aufgebaut) und gestaltete die Briennerstraße und den Karolinenplatz (1808-12).
 
Literatur:
 
C. von F., hg. v. W. Nerdinger, Ausst.-Kat. (1982).
 
 8) Edmond Henri, amerikanischer Biochemiker, * Schanghai 6. 4. 1920; kam 1953 an die Washington University in Seattle, wo er seit 1961 als Professor für Biochemie tätig ist; erhielt 1992 mit E. G. Krebs den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin für seine Entdeckung der reversiblen Proteinphosphorylierung als biochemischer Regulationsmechanismus.
 
 9) Edwin, schweizerischer Pianist, * Basel 6. 10. 1886, ✝ Zürich 24. 1. 1960; lehrte 1905-14 am Stern'schen Konservatorium in Berlin und 1931-42 an der dortigen Musikhochschule. Er wurde besonders als Interpret von Werken Bachs, Mozarts, Beethovens und Brahms' geschätzt. Mit G. Kulenkampff (seit 1948 mit W. Schneiderhan) und E. Mainardi bildete er ein Klaviertrio. Er schrieb u. a. »J. S. Bach« (1945), »Musikalische Betrachtungen« (1949) und »L. van Beethovens Klaviersonaten« (1956).
 
 10) Emil Hermann, Chemiker, * Euskirchen 9. 10. 1852, ✝ Berlin 15. 7. 1919; Professor in München (1879-82), Erlangen (1882-85), Würzburg (1885-92) und seit 1892 in Berlin. Fischer gehört zu den bedeutendsten Naturstoffchemikern des 19. und 20. Jahrhunderts. Ausgehend von der zufälligen Entdeckung des Phenylhydrazins (1875), ermittelte er zwischen 1884 und 1900 die Konstitution und Konfiguration der wichtigsten Zucker. Ab 1882 erforschte und synthetisierte er zahlreiche Verbindungen der Puringruppe; ab 1899 arbeitete er über die Eiweißstoffe, ferner untersuchte er Enzyme und Gerbstoffe. Für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Kohlenhydrate und Purine erhielt Fischer 1902 den Nobelpreis für Chemie. Die Emil-Fischer-Medaille wird von der Gesellschaft Deutscher Chemiker e. V. für Verdienste um die organische Chemie verliehen.
 
 11) Ernst, österreichischer Schriftsteller und Politiker, * Komotau 3. 7. 1899, ✝ Deutschfeistritz (Steiermark) 31. 7. 1972; war Redakteur sozialdemokratischer Zeitungen (»Arbeiter-Zeitung«, Wien). 1934 trat Fischer der KPÖ bei; er emigrierte 1934 nach Prag, 1939 nach Moskau, 1945 kehrte er nach Wien zurück; war u. a. Staatssekretär für Unterricht und Nationalrat. 1969 wurde er aus der KPÖ wegen Protestes gegen die Besetzung der Tschechoslowakei ausgeschlossen. Fischer schrieb expressionistische Dramen (»Das Schwert des Attila«, Uraufführung 1924), Lyrik (»Vogel Sehnsucht«, 1920) und übersetzte Werke von C. Baudelaire und P. Verlaine. Als Verfechter eines undogmatischen Marxismus sah er die Kunst als Brücke zwischen West und Ost (»Kunst und Koexistenz«, 1966; »Von der Notwendigkeit der Kunst«, 1967) und trat u. a. für F. Kafkas Werk in den Ostblockstaaten ein.
 
Weitere Werke: Roman: Prinz Eugen (1955, mit L. Eisler).
 
Dramen: Lenin (1930); Der große Verrat (1950).
 
Lyrik: Herz und Fahne (1949); Denn wir sind Liebende (1952).
 
Essays: Kunst und Menschheit (1949); Auf den Spuren der Wirklichkeit (1968); Die Revolution ist anders (1971); Kultur, Literatur, Politik. Frühe Schriften, herausgegeben von K.-M. Gauss (1984); Lob der Phantasie, herausgegeben von demselben (1986).
 
Autobiographisch: Erinnerungen und Reflexionen (1969); Das Ende einer Illusion (1973).
 
 12) Ernst Otto, Chemiker, * München 10. 11. 1918; 1957-63 Professor für anorganische Chemie an der Universität, seit 1964 an der TH (heute TU) München. Fischer arbeitete v. a. über metallorganische Verbindungen; er entwickelte bei Untersuchungen über das Ferrocen die (von G. Wilkinson unabhängig bestätigte) Vorstellung, dass bestimmte Verbindungen zwischen Metallen und organischen Stoffen »sandwichartigen« Molekülaufbau besitzen (Sandwichverbindungen). Für die Entdeckung dieses neuartigen Strukturtyps und die Erforschung der dabei vorliegenden Bindungsverhältnisse erhielt Fischer 1973 (mit G. Wilkinson) den Nobelpreis für Chemie.
 
 13) Eugen, Anthropologe, * Karlsruhe 5. 6. 1874, ✝ Freiburg im Breisgau 9. 7. 1967; ab 1912 Professor in Würzburg, ab 1918 in Freiburg im Breisgau und ab 1927 in Berlin; gründete mit H. Muckermann das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik in Berlin; bestätigte die Gültigkeit der mendelschen Vererbungsregeln für menschliche Merkmale. Fischer war wesentlich an der Institutionalisierung des regimekonformen Missbrauchs von Anthropologie und Humangenetik während des Nationalsozialismus beteiligt.
 
 14) Ferdinand August, Bildhauer und Modelleur, * Berlin 17. 2. 1805, ✝ ebenda 2. 4. 1866; studierte nach der Lehre als Goldschmied in Berlin bei G. Schadow und C. D. Rauch. Fischer war Lehrer an der Akademie ebenda und unterhielt eine Gießerei. Er schuf Großplastiken (vier Kriegergruppen, Auftrag 1842, Aufstellung 1876; Berlin, Belle-Alliance-Platz), Architekturplastik und modellierte Entwürfe zu Schaumünzen, Vasen, Tafelaufsätzen und Ehrenschilden.
 
 15) Franz Joseph Emil, Chemiker, * Freiburg im Breisgau 19. 3. 1877, ✝ München 1. 12. 1947; seit 1911 Professor an der TH Berlin, zugleich 1913-43 Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr; führend beteiligt an der Entwicklung der Fischer-Tropsch-Synthese (1926) und der Paraffinsynthese (1936).
 
 16) Fritz, Historiker, * Ludwigsstadt (Landkreis Kronach) 5. 3. 1908, ✝ Hamburg 1. 12. 1999; war seit 1942 Professor in Hamburg. Mit seinen Untersuchungen zur Vorgeschichte und Geschichte des Ersten Weltkriegs, den er als zwangsläufige Folge der nach Weltgeltung drängenden deutschen Politik nach 1871 interpretierte, löste Fischer Anfang der 1960er-Jahre eine in der Fachwelt wie auch der Öffentlichkeit geführte Diskussion (Fischer-Kontroverse) um die Kriegsschuldfrage aus.
 
Werke: Griff nach der Weltmacht (1961); Krieg der Illusionen (1969); Bündnis der Eliten (1979); Juli 1914: wir sind nicht hineingeschlittert (1983).
 
 17) Hans, Chemiker, * Höchst (heute zu Frankfurt am Main) 27. 7. 1881, ✝ München 31. 3. 1945; Professor in Innsbruck, Wien und seit 1921 an der TH München. Für seine Forschungen über Blut- und Blattfarbstoffe und die Synthese des Hämins (1928) erhielt er 1930 den Nobelpreis für Chemie. 1935 gelang ihm die Klärung der Konstitution des Chlorophylls.
 
 18) Hans, schweizerischer Grafiker, Maler und Bühnenbildner, * Bern 6. 1. 1909, ✝ Interlaken 19. 4. 1958; arbeitete sowohl als Gebrauchsgrafiker (Buchillustrationen, Plakate, Briefmarken u. a.) wie auch auf dem Gebiet der freien Grafik (Naturstudien, Fantasieszenen, Bilderbücher); er entwarf ferner Theater- und Kabarettdekorationen und malte Wandbilder, v. a. in Schulen.
 
 19) Johann Caspar Ferdinand, Komponist, * bei Schlackenwerth (heute Ostrov, bei Karlsbad) um 1665, ✝ Rastatt 27. 8. 1746; war Kapellmeister des Markgrafen von Baden. In seinen Orchester- und Cembalowerken erweist er sich als Vermittler französischer Einflüsse nach Deutschland und wirkte mit seiner »Ariadne musica« (1702; Präludien, Fugen, Ricercare) stark auf die Komposition von J. S. Bachs »Wohltemperiertem Klavier« ein.
 
 20) Johann Conrad, schweizerischer Metallurg, * Schaffhausen 14. 9. 1773, ✝ ebenda 26. 13. 1854; stellte 1804 als Erster auf dem Kontinent Gussstahl her, seit 1828 Temperguss, 1845 versuchsweise Stahlformguss. Aus Fischers 1802 gegründeter Werkstätte im Mühlental (Schaffhausen) entwickelte sich die heutige Georg Fischer AG. Seine englischen Reisetagebücher (1815, 1825-27, 1845/46, 1851; neu herausgegeben 1951) enthalten wesentliche Angaben über die industrielle Entwicklung Großbritanniens.
 
 21) Johann Georg, Schriftsteller, * Großsüßen (heute zu Süßen, Landkreis Göppingen) 25. 10. 1816, ✝ Stuttgart 4. 5. 1897; Lehrer, mit E. Mörike befreundet; seine Gedichte zeigen feinsinniges Naturempfinden, seine Dramen sind epigonal.
 
Werke: Gedichte: Gedichte (1838, 1854, 1883); Den deutschen Frauen (1869); Neue Lieder (1876); Merlin (1877); Mit achtzig Jahren (1896).
 
 22) Johann Ignaz Ludwig, Sänger (Bass), getauft Mainz 19. (nach eigener Angabe 18.) 8. 1745, ✝ Berlin 10. 7. 1825; debütierte 1772 in Mannheim und war 1788-1815 Mitglied der Berliner Königlichen Oper. Er sang den Osmin bei der Uraufführung von W. A. Mozarts Oper »Die Entführung aus dem Serail« und schrieb das Lied »Im tiefen (ursprünglich kühlen) Keller sitz' ich hier« (1802).
 
 23) Johann Martin, österreichischer Bildhauer, * Bebele (heute zu Füssen) 2. 11. 1741, ✝ Wien 27. 4. 1820; wurde 1786 zum Professor der Wiener Akademie der bildenden Künste ernannt. Er schuf Statuen (u. a. im Park von Schloss Schönbrunn), Büsten und Brunnen (Mosesbrunnen auf dem Franziskanerplatz in Wien, 1798) in der Nachfolge G. R. Donners.
 
 24) Johann Michael, Baumeister, * Burglengenfeld 18. 2. 1692, ✝ München 6. 5. 1766; einer der Hauptmeister des deutschen Spätbarock; war hauptsächlich in Altbayern und Schwaben tätig. Neben reinen Zentralbauten in Oval- oder Kreisform (Klosterkirche Sankta Anna am Lehel, München, 1727-30; Hofkirche Sankt Michael, Berg am Laim, München, 1735-42) entwarf Fischer Bauten, in denen er axial gereihte Einzelräume mit einem beherrschenden Mittelraum verband: u. a. die ehemalige Benediktinerabteikirche in Rott am Inn (1759-63) und die von anderer Hand begonnenen, von ihm veränderten und vollendeten Kirchen, wie die ehemalige Augustinerchorherren-Stiftskirche in Dießen am Ammersee (1732-39), die ehemaligen Benediktinerabteikirchen in Zwiefalten (1741-50) und Ottobeuren (1748-55). Bei der Innenausstattung seiner Bauten arbeitete Fischer mit Meistern wie J. M. Feuchtmayer, J. G. Üblhör, C. D. Asam, J. B. Straub und I. Günther zusammen. Unter dem reichen, später sparsamen Rokokodekor bleibt das architektonische Raumgefüge klar erkennbar. Die Außenfronten sind schlicht gestaltet.
 
Literatur:
 
N. Lieb: J. M. F. (1982);
 
J. M. F. 1692-1766, hg. v. G. Dischinger u. F. Peter, auf 2 Bde. ber. (1995 ff.).
 
 25) Joseph (»Joschka«) Martin, Politiker, * Gerabronn (Landkreis Schwäbisch Hall) 12. 4. 1948; ungarndeutscher Abstammung, nahm 1968-75 als Mitglied der Gruppe »Revolutionärer Kampf« an militanten Aktionen (z. B. Hausbesetzungen) teil, wandte sich dann der Umweltschutzbewegung zu und wurde 1980 Mitglied der Partei »Die Grünen« (seit 1993 Bündnis 90/Die Grünen). Als Wortführer ihres realpolitischen Flügels war Fischer erster Grüner im Ministeramt (in Hessen 1985-87 Minister für Umwelt und Energie, 1991-94 stellvertretender Ministerpräsident und Minister für Umwelt und Bundesangelegenheiten). Schon als Mitglied des Bundestags (1983-85 und seit 1994) und als Sprecher der Fraktion seiner Partei im Deutschen Bundestag (praktisch Fraktionsvorsitzender; 1994-98) bundespolitisch engagiert, wurde Fischer im Oktober 1998 Bundesminister des Auswärtigen. Unter seiner Amtstätigkeit beteiligte sich Deutschland an der NATO-Militäraktion im Kosovo (Frühjahr 1999) und nahm neue bündnis- und weltpolitische Verpflichtungen nach dem Terroranschlag vom 11. 9. 2001 auf New York und das Pentagon ernst; er trat auch mit Ideen zur Ausgestaltung der EU hervor.
 
 26) Karl, Wandervogelführer, * Berlin 21. 3. 1881, ✝ ebenda 13. 6. 1941; war wesentlich an der Entstehung und bis 1906 auch an der Ausbreitung des »Wandervogels« beteiligt.
 
 27) Kuno, Philosoph, * Sandewalde (bei Guhrau) 23. 7. 1824, ✝ Heidelberg 5. 7. 1907; war seit 1856 Professor in Jena, seit 1872 in Heidelberg. In seiner Schrift »Logik und Metaphysik oder Wissenschaftslehre« (1852) versuchte Fischer eine Verbindung der Dialektik G. W. F. Hegels mit Elementen des modernen Evolutionismus, wobei er in der 2. Auflage (1865) zudem einen Ausgleich zwischen den Positionen I. Kants und Hegels intendierte. Fischers Kantmonographie gehörte zu den Grundlagen für den Neukantianismus. Die historische Entwicklung der Philosophie verstand Fischer als einen Prozess fortschreitender Selbsterkenntnis des menschlichen Geistes (in seinem Hauptwerk »Geschichte der neueren Philosophie«, 8 Bände, 1852-93; Jubiläums-Ausgabe, 10 Bände, 1897-1904). Er verfasste daneben Arbeiten zur Ästhetik und Literaturgeschichte.
 
Weitere Werke: Diotima, die Idee des Schönen (1849); Kants Leben und die Grundlagen seiner Lehre (1860); G. E. Lessing als Reformator der deutschen Literatur, 2 Bände (1881); Goetheschriften, 9 Bände (1888-1904); Schillerschriften, 4 Bände (1891); Philosophische Schriften, 6 Bände (1891-1906).
 
Literatur:
 
W. Windelband: K. F. (1907);
 B. Bauch: K. F. (1924);
 E. Hoffmann: K. F. (1924);
 E. Selow: F., in: Neue Deutsche Biographie, Band 5 (1961).
 
 28) Kurt von, schweizerischer Musikforscher, * Bern 25. 4. 1913; 1957-79 Professor für Musikwissenschaft an der Universität Zürich; Veröffentlichungen v. a. zu den Instrumentalwerken L. van Beethovens und zur Musik des italienischen Trecento.
 
 29) Lothar, Bildhauer, * Germersheim 8. 11. 1933; Mitbegründer der Gruppe SPUR; lehrt seit 1975 an der Hochschule der Künste in Berlin-Charlottenburg. Seine frühe Plastik zeigt einen informellen Charakter, der streng gebauten, durch Horizontale und Vertikale geordneten Figurationen weicht, die zum Teil an archaische Idole erinnern; auch Zeichnungen.
 
 30) Marie Louise, Schriftstellerin, * Düsseldorf 28. 10. 1922; erfolgreich mit zahlreichen Unterhaltungsromanen (insgesamt über 90); schreibt auch Kriminalromane und Jugendbücher.
 
 31) Oskar, Politiker, * Asch 19. 3. 1923; ursprünglich Schneider, ab 1946 Mitglied der SED; wurde in der FDJ (1951-55 Sekretär ihres Zentralrats und Sekretär des kommunistischen Weltjugendbundes) einger Vertrauter E. Honeckers; 1955-59 war er Botschafter in Bulgarien, 1965-73 stellvertretender Außenminister, 1973-75 Staatssekretär und ständiger Vertreter des Außenministers O. Winzer. Nach dessen Rücktritt war Fischer, 1971-89 Mitglied des ZK der SED, 1975-90 Außenminister der DDR.
 
 32) Otokar, tschechischer Schriftsteller und Literarhistoriker, * Kolín 20. 5. 1883, ✝ Prag 12. 3. 1938; seit 1917 Professor für deutsche Literatur in Prag. Fischer ging in seiner intimen und reflexiven Lyrik (»Hlasy«, 1923) formal von J. Vrchlický aus; in seinen Dramen gestaltete er die innere Zerrissenheit des modernen Menschen; literarhistorische Arbeiten über H. Heine, H. von Kleist und F. Nietzsche sowie Schriften zur Literaturpsychologie und Ästhetik (»Otázky literární psychologie«, 1917); bedeutender Übersetzer englischer, französischer und deutscher (u. a. Goethe) Literatur.
 
 33) Ottfried, Kabarettist und Schauspieler, * Ornatsöd (heute zu Untergriesbach, Landkreis Passau) 7. 11. 1953; spielte 1976-82 mit dem Kabarett »Machtschattengewächse« in München, 1982-87 Duo-Programme mit Jockel Tschiersch (* 1957), seither Solokabarett. Ab 1983 übernahm Fischer zahlreiche Rollen in Fernseh- und Spielfilmen, u. a. »Der Superstau« (1990), »Der Bulle von Tölz« (1996).
 
 34) O(tto) W(ilhelm), österreichischer Schauspieler, * Klosterneuburg 1. 4. 1915; wirkte nach Engagements in Wien und München 1946-52 am Wiener Burgtheater. Den Höhepunkt seiner Filmkarriere erreichte Fischer in den 50er-Jahren, u. a. auch mit komischen Rollen.
 
Filme: Burgtheater (1936); Ludwig II. (1955); Hanussen (1955); Herrscher ohne Krone (1957); Helden (1958); Peter Voß, der Millionendieb (1958); Es muß nicht immer Kaviar sein (1961); Auferstehung in Lugano (1986; Fernsehfilm); Ich möchte noch erwachsen werden (1990; Fernsehfilm).
 
Erinnerungen: Engelsknabe war ich keiner (1986).
 
 35) Robert (»Bobby«) James, amerikanischer Schachspieler, * Chicago (Illinois) 9. 3. 1943; wurde 1958 jüngster internationaler Großmeister der Schachgeschichte; errang 1972 gegen B. W. Spasskij den Weltmeistertitel, der ihm 1975 aberkannt wurde, da er zu dem Wettkampf gegen den Herausforderer A. J. Karpow nicht antrat.
 
 36) Ruth, eigentlich Elfriede Gọlke, geboren Eisler, Politikerin, * Leipzig 11. 12. 1895, ✝ Paris 13. 3. 1961; Schwester von H. Eisler; 1918 Mitgründerin der KPÖ in Wien, schloss sich 1919 der KPD an und war 1921-24 Vorsitzende ihrer Berliner Ortsorganisation. In den Fraktionskämpfen innerhalb der KPD gewann sie mit A. Maslow als Repräsentantin der »ultralinken Gruppe« 1924 die Parteiführung. Unter der Losung »Bolschewisierung der Partei«, die den Leninismus als ideologische Leitlinie in der Partei fest verankern sollte, legte die Fischer-Maslow-Gruppe zugleich die Grundlagen für die Abhängigkeit der KPD von der KPdSU. Nachdem Fischer als Präsidialmitglied der Komintern (1924-26) die Gegner Stalins, v. a. G. J. Sinowjew, unterstützt hatte, wurde sie 1925 auf Betreiben Stalins und seiner Parteigänger in der KPD zusammen mit Maslow von E. Thälmann abgelöst und 1926 aus der Partei ausgeschlossen. 1925-26 war sie in Moskau unter Bewachung festgehalten worden, hatte aber 1926 nach Berlin fliehen können. Sie beteiligte sich an der Organisation des »Leninbundes«. 1924-28 war Fischer Mitglied des Reichstags. 1933 emigrierte sie nach Paris, 1940 in die USA. Nach 1945 lebte sie als Publizistin in Paris.
 
Werke: Stalin and German communism (1948; deutsch); Stalin's rise to power (1951); Die Umformung der Sowjetgesellschaft (1958).
 
 37) Sven, Biathlet, * Schmalkalden 16. 4. 1971; u. a. Olympiasieger 1994 und 1998 (jeweils Staffel), Weltmeister 1993 (Mannschaft), 1995, 1997 (jeweils Staffel), 1999 (15, 20 km); Gesamtweltcupsieger 1996/97, 1997/98 und 1998/99.
 
 38) Theodor, Architekt, * Schweinfurt 28. 5. 1862, ✝ München 25. 12. 1938; war 1886-89 Mitarbeiter P. Wallots beim Bau des Reichstagsgebäudes in Berlin, seit 1893 Leiter des Stadterweiterungsamtes in München (Entwurf des bis zum Zweiten Weltkrieg geltenden Generalbebauungsplans der Stadt), 1901-08 Professor an der TH Stuttgart, seit 1908 an der TH München. Fischer übte als Lehrer, Städteplaner und Architekt großen Einfluss aus. Seine Bauten zeichnen sich durch sorgfältige Materialbehandlung und Detailgestaltung aus. Ihr Stil steht an der Wende vom Historismus zur neueren, zweckbetonten Bauweise. Fischer war Mitbegründer des Deutschen Werkbundes.
 
Werke: Pfullinger Hallen (1905-06); Universität Jena (1905-08); Erlöserkirche, Stuttgart (1907); Landesmuseum, Kassel (1907-13); Garnisonkirche, Ulm (1908-10); Kunstgebäude, Stuttgart (1909-12); Museum, Wiesbaden (1913-15).
 
Literatur:
 
R. Pfister: T. F. (1968);
 U. Kerkhoff: Eine Abkehr vom Historismus oder ein Weg zur Moderne, T. F. (1987);
 W. Nerdinger: T. F. Architekt u. Städtebauer 1862-1938 (1988);
 M. Freytag: T. F.s Stuttgarter Kunstgebäude am Schlossplatz. Entstehung u. architekton. Form (1989).
 
 39) Wilhelm, genannt Fịscher in Graz, Fịscher-Graz, österreichischer Schriftsteller, * Csakathurn (heute Čakovec, Kroatien) 18. 4. 1846, ✝ Graz 30. 5. 1932; Vertreter einer realistisch-impressionistischen Heimatkunst (»Grazer Novellen«, 1898); schrieb auch Romane, Dramen, Gedichte.
 
Weitere Werke: Erzählungen: Der Mediceer u. a. Novellen (1894); Lebensmorgen (1906); Aus der Tiefe (1912).
 
Romane: Die Freude am Licht (1902); Sonnenopfer (1908).

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Fị|scher, der; -s, - [mhd. vischære, ahd. fiscāri]: a) jmd., dessen Beruf der Fischfang ist: Die Einwohner, kleine Handwerker, Händler und F., führen ein friedliches und arbeitsames Leben (Jens, Mann 102); b) (ugs.) Angler.

Universal-Lexikon. 2012.