Hịn|ter|in|di|en; -s:
südöstliche Halbinsel Asiens.
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Hịnter|indi|en,
die große Halbinsel Südostasiens, die mit der Südspitze der Halbinsel Malakka fast den Äquator erreicht, zwischen dem Golf von Bengalen, der Andamanensee und der Malakkastraße im Westen sowie dem Südchinesischen Meer und dem Golf von Thailand im O. Politisch gehören zu Hinterindien Birma, Thailand, Laos, Kambodscha, Vietnam und Malaysia. Im Norden wird es durch die Volksrepublik China begrenzt. In Fortsetzung des Gebirgssystems des Himalaja wird Hinterindien von zahlreichen Gebirgsketten durchzogen, die durch die alpidische Faltung und die damit verbundene Bruchtektonik entstanden sind. Im Norden von intramontanen Becken und Talweitungen durchsetzt, fächern sie nach Süden hin auf und umschließen breite Aufschüttungsebenen, aus denen sich v. a. das weitgespannte Koratplateau heraushebt. Kulissenartig gegeneinander versetzte Gebirgszüge stellen über die Malaiische Halbinsel die Verbindung zur Inselwelt Indonesiens her. Gegenüber der gemäßigten Höhenstufe der nördlichen Bergländer und der tropisch-immerfeuchten Malaiischen Halbinsel herrscht im größten Teil Hinterindiens der tropisch-monsunale Jahreszeitenrhythmus mit seinem feucht-schwülen sommerlichen Südwestmonsun und dem überwiegend trockenen winterlichen Nordostmonsun. Tropische Regen- und Bergwälder dominieren daher in den stark beregneten Gebirgen. Die von den großen Strömen Irawadi, Menam, Mekong und Roter Fluss durchzogenen, im Regenschatten gelegenen Becken und Tiefländer sowie die annamitische Küstenebene werden dagegen von alters her durch Nassreisanbau genutzt, bilden also die Hauptsiedlungsräume.
Wegen seiner geographischen Zwischenlage und seiner starken naturräumlichen Kammerung hat sich in Hinterindien eine außerordentliche Vielfalt an Völkern und Sprachen herausgebildet, besonders von Norden (Thaivölker) her, zum Teil auch über das Meer eingewandert (Chinesen, Malaien). Infolge des Einflusses der indischen Kultur auf die Staaten bildenden Völker Hinterindiens (ausgenommen die Vietnamesen) ist der Buddhismus vorherrschend, aber auch Hinduismus, Konfuzianismus, Islam, Christentum und Stammesreligionen spielen eine Rolle. Die herausragenden Kulturvölker sind Birmanen, Thai, Lao, Mon, Khmer, Cham und Vietnamesen. Charakteristisch sind ein sakrales Königtum sowie ein komplexes Staatswesen, das wirtschaftlich auf Reisbau im Tiefland mit hoch entwickelter Bewässerungstechnik basiert, die Errichtung kostspieliger Tempelanlagen als religiöses Verdienst, der große Einfluss des buddhistischen Mönchtums. Neben diesen Hochkulturvölkern und in gebirgigen Rückzugsgebieten leben zahlreiche stammesmäßig organisierte Minderheiten mit Brandrodungsfeldbau und Verdienstfestwesen; sie werden von ihren Wirtsvölkern mit abwertenden Namen wie Moi in Vietnam, Pnong in Kambodscha und Kha in Thailand, Laos und den birmanischen Schanstaaten bezeichnet. Hierzu gehören die Lamet in Laos, die Palaung, Wa, Kachin und Chin in Birma, die Bahnar und Mnong in Vietnam sowie die Miao in weiten Gebieten des nördlichen Hinterindien. Älteste Bevölkerungs-Schicht sind die Negritos und palämongolidischen ethnischen Gruppen.
Aus der frühen und mittleren Altsteinzeit stammen Geröll- und Abschlaggeräte, die zur Gruppe der Chopper beziehungsweise Chopping-Tools gehören. In der späten Altsteinzeit finden sich Geröllgeräte bis etwa 10 000 v. Chr., danach setzt das Hoabinhien als bedeutendste spätpaläolitische und mesolithische Kultur ein. Zu dessen Formengruppe gehören auch die Funde in der Höhle Spirit Cave. Innerhalb des Hoabinhiens kommen produzierende Wirtschaftsweise und Keramikherstellung ab etwa 7000 v. Chr. in Nordthailand, etwas später auch in Vietnam vor. Während sich im 4. Jahrtausend in Südthailand eine vollneolithische Kultur herausbildete, entfaltete sich in Nordthailand (Ban Chiang, Non Nok Tha) bereits eine Metall verarbeitende Kultur. Die in Nordvietnam beheimatete Dongsonkultur bildet im Hinblick auf den Reichtum an Kunstwerken den Höhepunkt der bronzezeitlichen Kulturen Hinterindiens, die damit bis in die letzten Jahrhunderten v. Chr. reichen.
I. C. Glover: Late Stone Age traditions in South-East Asia, in: South Asian archaeology, hg. v. N. Hammond (London 1973);
Hinterindien Uhlig: Südostasien (Neuausg. 1988, Fischer-Länderkunde, Bd. 3).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Hinterindien zwischen einheimischen Mächten und europäischen Kolonialmächten: Wechselnde Hegemonien
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Hịn|ter|in|di|en; -s: südöstliche Halbinsel Asiens.
Universal-Lexikon. 2012.