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Ecuador
Ecu|a|dor; -s:
Staat in Südamerika.

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Ecuador
 
 
Kurzinformation:
 
Fläche: 272 045 km2
 
Einwohner: (2000) 12,6 Mio.
 
Hauptstadt: Quito
 
Amtssprache: Spanisch
 
Nationalfeiertag: 10. 8.
 
Währung: 1 US-Dollar (US-$) = 100 Cents (c, ¢)
 
Zeitzone: 600 Quito = 1200 MEZ
 
[eku̯a'ȓɔr], Ekuador [nach der Lage unter dem Äquator], amtlich spanisch Repụ́blica del Ecuador, Staat im Nordwesten Südamerikas, grenzt im Westen an den Pazifischen Ozean, im Norden an Kolumbien, im Osten und Süden an Peru, 272 045 km2 (einschließlich Galápagosinseln mit 8 010 km2), ein Gebiet von weiteren 174 565 km2 im Süden der Region Oriente ist zwischen Ecuador und Peru strittig, (2000) 12,6 Mio. Einwohner; Hauptstadt ist Quito, Amtssprache Spanisch. Währungseinheit: ab 2000 offiziell 1 US-Dollar (US-$) = 100 100 Cents (c, ¢). Zeitzone: Eastern Standard Time (600 Quito = 1200 MEZ).
 
 Staat und Recht:
 
Verfassung:
 
Die am 10. 8. 1998 in Kraft getretene Verfassung bestimmt Ecuador als präsidiale Republik mit Mehrparteiensystem. Staatsoberhaupt ist der auf vier Jahre direkt gewählte Präsident (Wiederwahl nicht möglich), der auch Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist. Er ernennt die Mitglieder der Regierung und steht dieser als Regierungschef vor. Träger der Legislative ist der Nationalkongress (Congreso Nacional), ein Einkammerparlament, dessen 121 Abgeordnete für eine Legislaturperiode von vier Jahren gewählt werden; 101 auf Provinzebene, 20 über landesweite Listen. Es besteht allgemeine Wahlpflicht ab 18 Jahren (Angehörige der Streitkräfte im aktiven Dienst sind nicht wahlberechtigt).
 
Parteien:
 
Das Parteiensystem ist vielgestaltig und stark auf Persönlichkeiten ausgerichtet. Älteste Partei ist der Partido Conservador Ecuatoriano (PCE, deutsch Konservative Partei Ecuadors, gegründet 1855). Der konservative Partido Social Cristiano (PSC, deutsch Christlich Soziale Partei, gegründet 1951) fordert eine von der Marktwirtschaft bestimmte Gesellschaftsordnung. 1992 spaltete sich vom PSC der Partido Unidad Republicano (PUR, deutsch Partei der Republikanischen Einheit) ab. Der Partido Rodolsista Ecuatoriano (PRE, gegründet 1982) vertritt konservativ-liberale Positionen. Die Izquierda Democrática (ID, deutsch Demokratische Linke, gegründet 1970) tritt mit einem sozialdemokratischen Programm hervor und ist Mitglied der Sozialistischen Internationale. Eine soziale Linie vertritt die Democracia Popular/Unión Demócrata Cristiana (DP/UDC, deutsch Volksdemokratie/Christliche Demokratische Union, gegründet 1978). Der Movimiento Popular Democrático (MPD, deutsch Volksdemokratische Bewegung) vertritt marxistische Positionen.
 
Wappen:
 
Das Wappen (eingeführt am 6. 11. 1845) zeigt im Wappenschild unter der Ekliptik mit den astrologischen Zeichen der Revolutionsmonate von 1845 (März, April, Mai, Juni) den Chimborazo, aus dem ein wasserreicher Fluss entspringt; auf diesem ein Dampfboot. Unter dem Schild ein Liktorenbündel (Symbol für die republikanische Eigenständigkeit, Würde und Staatsordnung), über dem Schild der Nationalvogel Kondor.
 
Nationalfeiertage:
 
Der Nationalfeiertag ist der 10. 8., zur Erinnerung an die Proklamation der Unabhängigkeit 1809.
 
Verwaltung:
 
Das Land ist, einschließlich der Galápagosinseln, in 21 Provinzen gegliedert, an deren Spitze jeweils ein vom Präsidenten ernannter Gouverneur steht. Die Provinzen ihrerseits sind in insgesamt 169 Kantone, 335 städtische und 746 ländliche Bezirke (parroquias) unterteilt (ohne nicht zugeordnete Gebiete). Die Galápagosinseln unterstehen dem Verteidigungsminister.
 
Recht:
 
Das Recht basiert auf französischem und spanischem Vorbild. Höchste Gerichtsinstanz ist der Oberste Gerichtshof, der sich aus dem Präsidenten, 15 Richtern, dem Generalstaatsanwalt und 5 Kammern zusammensetzt. Daneben existiert ein Finanzgerichtshof und ein Verwaltungsgerichtshof. Die Richter werden auf 4 Jahre vom Parlament gewählt und von der Regierung ernannt (Wiederwahl möglich). Ein Gerichtshof für Verfassungsgarantien, der aus 11 vom Parlament auf 2 Jahre gewählten Mitgliedern besteht, kann von Amts wegen oder nach Individualbeschwerde Stellungnahmen zur Verfassungswidrigkeit von Verwaltungsakten oder Verordnungen abgeben und die Anwendbarkeit von Gesetzen und Verordnungen aussetzen. Über die Anwendbarkeit von Gesetzen und Verordnungen entscheidet endgültig das Parlament. Dem Obersten Gerichtshof nachgeordnet sind 11 höhere Bezirksgerichte mit je 4 Richtern sowie erstinstanzliche Provinz- und Kantonsgerichte, deren Richter vom Obersten Gerichtshof ernannt werden.
 
Streitkräfte:
 
Die Gesamtstärke der Wehrpflichtarmee (Dienstzeit 24 Monate) beträgt 60 000 Mann. Das Heer (48 000 Soldaten) umfasst 4 Infanterie- und 3 »Dschungel«-Brigaden sowie je eine Panzer- und Fallschirmjägerbrigade. Die Marine hat 8 000, die Luftwaffe 4 000 Mann. Die Ausrüstung besteht im Wesentlichen aus 150 leichten Panzern (amerikanische M-3 und französische AMX-13), rd. 70 Kampfflugzeugen (6 verschiedene Typen), 2 Fregatten, 2 U-Booten sowie 20 Kleinen Kampfschiffen. - Etwa 14 % der Staatsausgaben werden für die Verteidigung verwendet. Zusätzlich erhält das Land von den USA Militärhilfe von jährlich rd. 5 Mio. US-$.
 
 Landesnatur und Bevölkerung:
 
Landschaft:
 
Ecuador gliedert sich in drei Landschaftsräume. Im Westen entlang der Küste des Pazifischen Ozeans erstreckt sich das westliche Tiefland (Costa), das im Norden bis zum Golf von Guayaquil 130-150 km breit ist, sich im Süden auf rd. 50 km Breite verengt und von einem bis zu 700 m über dem Meeresspiegel aufsteigenden Küstengebirge durchzogen wird. Das Zentrum des Landes bildet die Andenregion (Sierra), zwei Parallelketten von 3 000-6 000 m über dem Meeresspiegel, stellenweise bis auf 50 km angenähert, mit rd. 30 tätigen Vulkanen und häufigen Erdbeben. Die Westkette erreicht im Chimborazo 6 267 m über dem Meeresspiegel, die im Mittel um 500 m höhere Ostkette im Vulkan Cotopaxi 5 897 m über dem Meeresspiegel. Weitere tätige Vulkane dieser Kette sind der Sangay (5 230 m über dem Meeresspiegel), der Antisana (5 704 m über dem Meeresspiegel) und der Cayambé (5 790 m über dem Meeresspiegel). Zwischen beiden Kordilleren ist das Hochland durch quer laufende Bergzüge in viele Becken (cuencas, lojas) mit einer mittleren Höhe von 2 600 m über dem Meeresspiegel geteilt; diese Becken, wie das von Quito, waren bereits in vorkolonialer Zeit Hauptsiedlungs- und Wirtschaftsräume. Die Hänge der Ostkordillere fallen nach Osten steil zum östlichen Tiefland (Oriente) im Stromgebiet des Amazonas ab, einem von dichten tropischen Regenwäldern bedeckten Niederungsland, das nur von kleineren Erhebungen durchzogen ist, und, obgleich es fast die Hälfte des Staatsgebietes einnimmt, bis auf einige Agrarkolonisationsprojekte noch kaum erschlossen ist. Durch spontane Kolonisation schreitet allerdings die Vernichtung der Regenwälder schnell fort; zwischen 1970 und 1990 hat sich die Bevölkerungsdichte im Oriente fast verdreifacht. Zu Ecuador gehört auch die etwa 1 000 km vor der Küste gelegene Gruppe der vulkanischen Galápagosinseln.
 
Die Hauptflüsse Ecuadors strömen nach Osten und Südosten zum Amazonas; größter Fluss ist der Río Napo. Die Hauptwasserscheide liegt in der Westkordillere. Die Küstenflüsse der Westseite bilden zwischen Küstengebirge und Westkordillere nach Süden gerichtete Längstäler; sie münden mit breiten, mangrovenbedeckten Deltas in den Pazifischen Ozean (Río Guayas, Río Daule).
 
Klima und Vegetation:
 
Für die Vegetations- und Klimagliederung von Ecuador ist neben den Höhenstufen der Anden der Luv-Lee-Effekt des Gebirges entscheidend. Costa und Oriente haben Jahresmitteltemperaturen von 24-28 ºC, der Oriente weist Jahresniederschläge von 2 000-5 000 mm auf, die in der Costa kaum im Norden erreicht werden, während es nach Süden aufgrund der Einwirkung des vor der Küste nach Norden fließenden kalten Humboldtstroms immer trockener wird (bis zu neun Trockenmonate jährlich). Die Außenflanken der Kordilleren erhalten reichlich Niederschläge, die tropischen Berg- und Nebelwälder gedeihen lassen, die Innenflanken und die Hochbecken haben eine bis zu neun Monate dauernde Trockenzeit. Bei rd. 3 500 m über dem Meeresspiegel beginnt die Gras- und Staudenvegetation der Páramos; zwischen 4 500 und 4 700 m über dem Meeresspiegel liegt die Schneegrenze.
 
Ecuador ist ein ressourcenreiches Land. Aufgrund der klimatischen Vielfalt ist eine diversifizierte landwirtschaftliche Nutzung möglich. Daneben gibt es riesige Waldgebiete, großen Fischreichtum, ein enormes Potenzial ungenutzter Wasserkraft, beträchtliches, aber noch kaum in Wert gesetzte Vorkommen an metallischen und nichtmetallischen Mineralen (Gold, Eisen, Kupfer, Silber, Phosphat, Feldspat). Allein die reichen Erdöl- und Erdgasvorkommen (v. a. auf der Halbinsel Santa Elena und in den Provinzen Napo und Sucumbios der Ostregion an der Grenze zu Kolumbien) werden verstärkt ausgebeutet.
 
Bevölkerung:
 
Die größten Bevölkerungsgruppen sind Mestizen (42 %) und Indianer (36 %). Die Indianer der Sierra sprechen meist Ketschua oder Chibcha. Schwarze und Mulatten (je rd. 5 %) leben überwiegend im Küstentiefland. Die weiße Bevölkerung (etwas mehr als 10 %), besonders in den Städten, bildet die Oberschicht (Regierungsbeamte, Militärs, Kaufleute, Großgrundbesitzer). Die übrige Bevölkerung führt in den schnell wachsenden Randbezirken der Städte (»Barriadas«) sowie auf dem Land ein ärmliches Dasein. Die jährliche Wachstumsrate beläuft sich auf (1993) 2,2 % (Geburtenrate 28 ‰, Sterberate 6 ‰). Säuglingssterblichkeit (49 ‰) und durchschnittliche Kinderzahl (3,5) liegen über dem lateinamerikanischen Durchschnitt. 38 % der Bevölkerung sind jünger als 15 Jahre. Ecuador hat mit (2000) 46 Einwohner pro km2 die höchste Bevölkerungsdichte aller südamerikanischer Staaten. Von der Gesamtbevölkerung leben (Zensus 1990) mittlerweile 50 % in der Costa, nur noch 46 % in der Sierra (1950 noch 58 %) und 4 % im Oriente. 58 % leben in Städten (27 % allein in Guayaquil und Quito). Es besteht eine Binnenwanderung zu den großen Städten, außerdem von der Sierra zur Küste, zum Teil auch in den Oriente.
 
Religion:
 
Die Religionsfreiheit ist gesetzlich geschützt. Das seit 1907 geltende Religionsgesetz hob die Stellung der katholischen Kirche als Staatskirche auf und stellte alle Religionsgemeinschaften rechtlich gleich. Traditionell nimmt jedoch die katholische Kirche als Glaubensgemeinschaft, der rd. 93 % der Bevölkerung angehören, nach wie vor eine besondere Stellung ein; ihre Beziehungen mit dem Staat regelt ein »Modus Vivendi« von 1937. Es bestehen drei Erzbistümer: Cuenca, Guayaquil, Quito. Teile der Andenregion und das Amazonasstromgebiet gelten noch als Missionsgebiete und werden durch Apostolische Vikare verwaltet. Etwa 3 % der Bevölkerung gehören verschiedenen protestantischen Kirchen und Gemeinschaften (Baptisten, Darbysten, Methodisten, Pfingstkirchen) und der anglikanischen Kirche an. Die Bahai-Religion wird durch einen Nationalen Geistigen Rat (Sitz: Quito) repräsentiert. Traditionelle indianische Religionen haben sich unter Teilen der indianischen Bevölkerung erhalten.
 
Bildungswesen:
 
Es besteht allgemeine Schulpflicht vom 6. bis 14. Lebensjahr, wobei der Unterricht in den öffentlichen Schulen unentgeltlich ist. Das Bildungswesen umfasst Vorschule, Primarschule (sechs Jahre) und Sekundarschule (I für das Alter von 12 bis 14, II für das Alter von 15 bis 18 Jahren, führt zur Hochschulreife). In den 1980er-Jahren begann man mit internationaler Unterstützung das ländliche Schulwesen auszubauen. Die Analphabetenquote beträgt 9,3 %. Ecuador besitzt 17 Universitäten und Hochschulen.
 
Publizistik:
 
Von den vier in Quito erscheinenden Tageszeitungen haben »El Comercio« (95 000, sonntags 157 000) und sein Abendblatt »Últimas Noticias« die höchsten Auflagen. In Guayaquil erscheinen u. a. »El Universo« und die älteste Tageszeitung des Landes, »El Telégrafo« (seit 1884). - Nachrichtenagenturen: »ANE-Agencia de Noticias del Ecuador« (Guayaquil) und »Ecuapres« (Quito). - Rd. drei Viertel der 280 kommerziellen, 10 kulturellen und 10 kirchlichen Hörfunkanstalten verbreiten Lokalprogramme, rd. ein Viertel sendet über Kurzwelle regional oder landesweit. Die staatliche Fernsehgesellschaft »Televisora Nacional« und drei private Fernsehgesellschaften verbreiten ihre Programme in mehreren Städten des Landes, weitere sechs, darunter eine der Universität Cuenca, senden je ein Lokalprogramm. - Die kirchliche World Radio Missionary Fellowship, Sitz: Miami (Fla., USA), betreibt seit 1931 in Quito das Rundfunkunternehmen »La Voz de los Andes - HCJB (Heralding Christ Jesus' Blessings)« mit spanischen, englischen, deutschen, schwedischen, japanischen und französischen Sendungen.
 
 Wirtschaft und Verkehr:
 
Wirtschaft:
 
Mit einem Bruttosozialprodukt pro Kopf von (1994) 1 310 US-$ gehört Ecuador zu den lateinamerikanischen Ländern mit niedrigem Einkommen. Der Erdölboom kam nur den städtischen Mittel- und Oberschichten zugute; auf dem Lande leben rd. zwei Drittel der Bevölkerung in absoluter Armut. Die wirtschaftliche Entwicklung seit 1970 lässt sich in drei Phasen mit sehr unterschiedlichen Trends gliedern. Die 70er-Jahre standen im Zeichen des 1972 einsetzenden Exports von Erdöl und dem dadurch ausgelösten Wirtschaftsboom. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts (BIP) betrug (1970-80) 9,5 %, der Wert des Außenhandels verzehnfachte sich, und die Staatseinnahmen erreichten zweistellige Zuwachsraten. Unter Einbeziehung ausländischer Investitionen und seit 1976 vermehrt auch auf der Basis von Krediten wurde die Industrialisierung besonders gefördert und die Infrastruktur verbessert. Die Verschuldungskrise erfasste in den 80er-Jahren auch Ecuador. Hinzu kamen die Auswirkungen des Erdbebens von 1987 (Zerstörung der transandinen Pipeline), wodurch die Erdölförderung mehrere Monate eingestellt werden musste und das BIP, wie schon 1983, deutlich abnahm. Im Dekadenmittel (1981-90) lag die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate des BIP mit 1,7 % unter dem Bevölkerungswachstum. Die Investitionsquote fiel drastisch, während Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung ebenso wie die Geldentwicklung historischer Höchstwerte erreichten und die Auslandsverschuldung kräftig anstieg. Aufgrund des Preisrückgangs für Erdöl war Ecuador 1987 sogar zur Suspendierung des Schuldendienstes gezwungen. In der ersten Hälfte der 90er-Jahre konnte mittels einer marktwirtschaftlich orientierten Reform- und Sparpolitik (u. a. Liberalisierung des Devisenmarktes, Erleichterung von Auslandsinvestitionen, Privatisierungen, Reduzierung der Staatsausgaben) eine gewisse Konsolidierung erreicht werden (BIP 1991-94: 3,6 % pro Jahr), obwohl der Grenzkonflikt mit Peru (Januar/ Februar 1995) die relativ kleine ecuadorianische Volkswirtschaft stark belastete (Kosten der Kämpfe mindestens 1,5 % des BIP). Die Inflation ging von 86 % (1988) auf 25 % (1994) zurück, die Arbeitslosigkeit von (1991) 14,8 % auf (1993) 9,1 % (bei weit verbreiteter Unterbeschäftigung), die Auslandsverschuldung stieg allerdings weiter auf (1994) 14,3 Mrd. US-$ an (1980 noch unter 2 Mrd. US-$), und der Lebensstandard breiter Bevölkerungsschichten verschlechterte sich zunehmend.
 
Landwirtschaft:
 
Die landwirtschaftliche Nutzfläche umfasst (1992) rd. 28 % der Staatsfläche und setzt sich zusammen aus 1,6 Mio. ha Ackerland, 1,4 Mio. ha Dauerkulturen und 4,9 Mio. ha Wiesen und Weiden. Weitere für die Landwirtschaft ertragreiche Gebiete sind noch nicht erschlossen. Der Anteil der Landwirtschaft am BIP ist zwar von (1970) 24 % auf (1994) 12 % gefallen, noch immer ist jedoch ein Drittel der Beschäftigten in diesem Wirtschaftssektor tätig. In der Costa herrschen Exportkulturen vor: Bananen, Kaffee, Kakao und Zuckerrohr, außerdem werden für den inländischen Bedarf u. a. Reis, Maniok, Baumwolle und Mais angebaut. In der Sierra werden ausschließlich Agrarprodukte zur Selbstversorgung der Bauern und des Binnenmarktes erzeugt. Aufgrund einer rückläufigen Grundnahrungsmittelproduktion müssen vermehrt Getreide und andere Nahrungsmittel zur Versorgung der Bevölkerung eingeführt werden (Getreideimporte 1993: 428 000 t). Mit einer Erntemenge von (1994) 4,72 Mio. t liegt Ecuador an 3. Stelle der Erzeugerländer von Bananen und ist weltweit größter Exporteur, obwohl die Anbaufläche seit Mitte der 1960er-Jahre v. a. zugunsten der Anlage von Plantagen zur Erzeugung von Palmöl und Palmölprodukten zurückgegangen ist. Auch die Kaffee- (1994: 136 000 t) und die Kakaoerzeugung (84 000 t) sind weltwirtschaftlich von Bedeutung (8. beziehungsweise 12. Platz). Die Viehwirtschaft ist in den 1980er-Jahren zwar ausgedehnt worden (in der Sierra v. a. auf Kosten des Ackerbaus), doch müssen tierische Produkte zur Deckung des Bedarfs noch zu rd. 40 % eingeführt werden. Ein großes Problem der Landwirtschaft ist die ungleiche Verteilung des Landbesitzes: Trotz verschiedener Landreformprogramme besitzen etwa 2,5 % der Betriebe die Hälfte der Anbaufläche. Das Agrargesetz von 1994 hebt die bestehenden Garantien für den traditionellen indianischen Gemeinschaftsbesitz weitgehend auf. Eine Privatisierung soll eine effizientere Bewirtschaftung ermöglichen und zur Steigerung der Agrarexporte beitragen.
 
Forstwirtschaft:
 
Die Nutzung der v. a. im Oriente vorhandenen Wälder (Waldfläche 1993: 12,0 Mio. ha; rd. 45 % der Gesamtfläche) ist mangels Verkehrserschließung und wegen des großen Artenreichtums nur gering. Am wichtigsten ist Balsaholz, für das Ecuador der Hauptlieferant am Weltmarkt ist.
 
Fischerei:
 
Die Fischerei zählt seit Mitte der 70er-Jahre zu den wachstumsstärksten Wirtschaftszweigen (v. a. Garnelenzucht für den Export); zu ihrem Schutz wurde die Fischereizone auf 200 Seemeilen vor der Küste ausgedehnt. Es gibt reiche Fischgründe bei den Galápagosinseln und vor der Küste im Bereich des nährstoffreichen Humboldtstroms.
 
Bodenschätze:
 
Erdöl wird seit 1917 auf der Halbinsel Santa Elena gefördert; um 1970 wurden im Norden des Oriente neue Vorkommen erschlossen und durch den Bau einer 504 km langen, 1972 in Betrieb genommenen Pipeline nutzbar gemacht. Die Erdölwirtschaft ist bis 1990 schrittweise in staatliche Hand überführt worden. Unzufriedenheit mit der zugewiesenen Quote führte 1992 zum Austritt Ecuadors aus der OPEC, das Land bleibt der Organisation aber als assoziiertes Mitglied verbunden. Die Fördermenge konnte von (1980) 10,8 Mio. t auf (1993) 19,05 Mio. t gesteigert werden. Der Erdölsektor trug (1994) 14 % zum BIP bei (einschließlich Bergbau), erwirtschaftete (1994) 35 % der Exporterlöse und rd. die Hälfte der öffentlichen Einnahmen. Größere Reserven werden im Grenzdreieck mit Kolumbien und Peru vermutet. Erdgas wird seit 1989 verstärkt für die Energieerzeugung genutzt. Die übrigen Bergbauerzeugnisse haben derzeit nur geringe Bedeutung, doch sollen künftig v. a. die Vorkommen an Gold, Eisen- und Kupfererz verstärkt abgebaut werden.
 
Energiewirtschaft:
 
Wegen der günstigen Versorgung mit Erdöl basierte die Elektrizitätsversorgung überwiegend auf Wärmekraftwerken; seit den 80er-Jahren wird aber vermehrt Wasserkraft genutzt. Die Gesamtkapazität der Kraftwerke betrug (1992) 2 229 MW, die Elektrizitätserzeugung 7 165 Mio. KWh.
 
Industrie:
 
Mit den Erdöleinnahmen finanziert Ecuador eine Vielzahl von Maßnahmen zur Förderung der Industrie, besonders der chemischen Industrie und der Metallerzeugung. Die größte Bedeutung haben aber noch die Nahrungs- und Genussmittel- sowie die Textilindustrie. 1994 erwirtschaftete das produzierende Gewerbe 21 % des BIP; aufgrund einer überwiegend kapitalintensiven Produktionsweise sind aber nur (Zensus 1990) 12 % der Beschäftigten in diesem Sektor tätig. Die Industrie ist in Guayaquil und Quito konzentriert.
 
Tourismus:
 
Hauptanziehungspunkte des Fremdenverkehrs sind Quito, das Amazonastiefland und die Galápagosinseln. 1993 zählte Ecuador 403 000 Besucher.
 
Außenwirtschaft:
 
Dank gestiegener Erdölproduktion und einer gewissen Diversifizierung der Exporte stiegen die Ausfuhrerlöse zunächst sprunghaft von (1970) 190 Mio. US-$ auf (1980) 2 520 Mio. US-$ an und steigerten sich unter Schwankungen auf (1994) 3 717 Mio. US-$. Die Importe lagen lange Zeit deutlich darunter (nur 1987 negative Handelsbilanz), aufgrund einer 1990 eingeleiteten Zollsenkung ist v. a. die Einfuhr von Konsumgütern erheblich gestiegen (Wert der Importe 1994: 3 272 Mio. US-$). Die Exportstruktur hat sich seit 1970 grundlegend verschoben: In diesem Jahr stellten Bananen (44 %), Kaffee (26 %) und Kakao (13 %) die Hauptprodukte; 1980 rangierte Erdöl (62 %) vor Bananen (9 %) und Kakao (8 %). Bis 1994 ist der Anteil des Erdöls auf 35 % gefallen, Bananen machen 17 % und Garnelen 15 % aus. Wichtigste Handelspartner sind die USA (1993: 39 % des Außenhandelsvolumens). Aufgrund des Schuldendienstes für Auslandskredite ist die Leistungsbilanz trotz aktiver Handelsbilanz negativ (1994: — 697 Mio. US-$).
 
Verkehr:
 
Das Straßennetz, der wichtigste Verkehrsträger, ist relativ gut ausgebaut (rd. 40 000 km). Die zwei Hauptverkehrsstraßen verlaufen von Norden nach S: eine entlang der Küste, die andere, die Carretera Panamericana (1 392 km in Ecuador), durch die Sierra, Letztere ist durch mehrere Querstraßen mit der Straße an der Costa verbunden. Die Region Oriente ist verkehrsmäßig noch kaum erschlossen. Die Bedeutung der Eisenbahn (Streckenlänge 971 km) und der Binnenwasserstraßen (v. a. der Río Guayas) ist gering. Zwischen den größeren Städten des Landes bestehen Flugverbindungen; internationale Flughäfen sind Mariscal Sucre in Quito und Simón Bolívar in Guayaquil. Wichtige Hafenstädte sind Guayaquil (besonders für Importe), Puerto Bolívar bei Machala und El Balao bei Esmeraldas (Exporthafen für Erdöl).
 
 
Vor der spanischen Eroberung durch S. de Benalcázar 1533/34 war Ecuador Teil des Inkareiches. Als Audiencia (Jurisdiktions- und Verwaltungsbezirk) von Quito (seit 1563) war es - weitgehend selbstständig organisiert - Teil des Vizekönigreiches Peru, ab 1739 Teil des Vizekönigreiches Neugranada. Wichtigste Ausfuhrprodukte der mit indianischen Arbeitskräften organisierten kolonialen Wirtschaft waren Zucker, Kakao, Schlacht- und Lastvieh sowie die in den Nachbarprovinzen begehrten Textilerzeugnisse. Mit der Unabhängigkeitserklärung vom 10. 8. 1809 begann der Unabhängigkeitskampf. Der Sieg General A. J. de Sucres über die spanischen Truppen am Vulkan Pichincha am 24. 5. 1822 beendete die spanische Herrschaft, und Ecuador wurde Bestandteil der 1821 gegründeten großkolumbianischen Republik, von der es sich am 13. 5. 1830 trennte. Als Staatspräsident amtierte 1831-35 und erneut 1839-45 General J. J. Flores, ein Waffengefährte S. Bolívars, in den 1850er-Jahren beherrschte General J. M. Urbina die ecuadorianische Politik maßgeblich. Kennzeichnend für die ersten 30 Jahre der Unabhängigkeit waren die Machtkämpfe der rivalisierenden Oligarchien des Hochlandes und der Küstenzone. Erst der Diktator G. García Moreno (1861-75) leitete unter Einbeziehung der Kirche und des Militärs den Aufbau eines modernen Staatswesens ein (zentrale Verwaltung, einheitliche Schulwesen, Straßen- und Eisenbahnbau). Nach seiner Ermordung kam es erneut zu inneren Unruhen, bis sich 1895 die Liberalen als stärkste politische Kraft für die nächsten 50 Jahre durchsetzten. Ihr Führer E. Alfaro (Präsident 1895-1901, 1906-11, 1912 ermordet) setzte die Modernisierungspolitik fort und schwächte die Macht der katholischen Kirche (Einführung von Zivilehe, Scheidung, Verstaatlichung des Eigentums kirchlicher Orden). Dynamischster Sektor der Wirtschaft wurde nach Eröffnung des Panamakanals der Kakaoanbau und -export. Die in Guayaquil ansässigen »Kakaobarone« übten maßgeblichen Einfluss auf die Politik des Landes aus. Als in den 20er-Jahren Pflanzenkrankheiten und die Weltwirtschaftskrise (1929) den Kakaoboom dämpften, destabilisierte sich auch die innenpolitische Lage. 1931 wurden Grenzstreitigkeiten mit Kolumbien beigelegt; 1942 musste ein ungünstiger Vertrag mit Peru unterzeichnet werden, der aber nie ganz akzeptiert wurde (Protokoll von Rio de Janeiro).
 
Mit seinen Forderungen nach Wirtschafts- und Sozialreformen wurde Präsident J. M. Velasco Ibarra (1934/35, 1944-47, 1952-56, 1960/61 und 1968-72; meist durch einen Militärputsch gestürzt) in den folgenden Jahrzehnten zum bestimmenden Politiker des Landes. Da die Wirtschaft die Kakaokrise durch vermehrte Ausfuhr von Bananen und anderen tropischen Produkten überwinden konnte und seit den 70er-Jahren die Förderung von Erdöl schließlich höhere Staatseinnahmen erbrachte, ließen sich einige Reformprojekte verwirklichen. Das starke Bevölkerungswachstum sowie Strukturprobleme im Agrarsektor verhinderten jedoch eine grundlegende Verbesserung der Lebensbedingungen der Landbevölkerung Nach dem Sturz Velasco Ibarras 1972 übernahm wieder das Militär die Regierung. Nachdem 1978 durch ein Referendum eine neue Verfassung angenommen worden war, ging die Macht 1979 an eine gewählte Regierung über: Präsident wurde J. Roldós Aguilera von der populistischen CFP. Nach dessen Tod (Mai 1981) übernahm Vizepräsident O. Hurtado Larrea das Amt. 1984—88 stellte der christlich-soziale PSC mit L. Febres Cordero den Präsidenten, 1988—92 die sozialdemokratische ID mit R. Borja Cevallos. Nachdem sich 1992 vom PSC eine neue konservative Partei, der Partido Unidad Republicano (PUR), abgespalten hatte, gewann ihr Führer S. Durán Ballén die Präsidentschaftswahlen vom Juli des gleichen Jahres. Seine neoliberale Wirtschaftspolitik hatte wenig Erfolg. Nach der schweren Niederlage des PUR bei den Parlamentswahlen 1994 waren die Reformansätze blockiert. Die Präsidentschaftswahlen 1996 gewann im 2. Wahlgang A. Bucaram vom PRE mit einem populistischen Programm. Er trat sein Amt im August 1996 an, wurde jedoch bereits im Februar 1997 vom Parlament wegen »Unfähigkeit« abgesetzt, das Amt übernahm - nach einem Machtkampf - Parlamentspräsident F. Alarcón. Auch unter dem 1998 zum Präsidenten gewählten Christdemokraten J. Mahuad kam das Land nicht zur Ruhe. Die schwere Wirtschaftskrise führte nach Streiks und sozialen Unruhen im Januar 2000 zur Absetzung des Präsidenten durch das Militärische Kurz danach wählte das Parlament den Parteilosen G. Noboa in das Amt. Um die Wirtschaftskrise zu beheben, beschloss das Parlament, ab September 2000 den Dollar als Währung einzuführen.
 
Die endgültige Festlegung der Grenze zu Peru war seit der Unterzeichnung des Protokolls von Rio de Janeiro (außer den beiden Konfliktparteien unterschrieben auch die USA, Argentinien, Brasilien und Chile) immer wieder umstritten, v. a. seitdem in dem betreffenden Gebiet Erdölvorkommen vermutet wurden. 1991 erklärte die peruanische Regierung das Protokoll für ungültig, im Januar 1995 brach ein bewaffneter Konflikt aus, der im März durch ein Waffenstillstandsabkommen beigelegt wurde. Unter der Beobachtung der Schutzmächte des Protokolls von Rio wurde zunächst eine entmilitarisierte Zone eingerichtet und 1998 ein Friedenvertrag geschlossen, ohne dass die endgültige Grenze feststeht.
 
 
 
W. Sauer: Geologie von E. (1971);
 R. J. Bromley: Development and planning in E. (London 1977);
 S. M. Ummenhofer: E.: Industrialisierungsbestrebungen eines kleinen Agrarstaates (1983);
 J. D. Martz: Politics and petroleum in E. (New Brunswick, N. J., 1987);
 
Agriculture and economic survival. The role of agriculture in E.'s development, hg. v. M. D. Whitaker u. a. (Boulder, Col., 1990);
 E. Frank: E. mit Galápagos-Inseln (51990, Nachdr. 1993);
 K.-D. Hoffmann: E., in: Hb. der Dritten Welt, Bd. 2, hg. v. D. Nohlen u. F. Nuscheler (31992, Nachdr. 1995);
 M. Langer: Geldpolitik u. Finanzsystem in Entwicklungsländern. Theoret. u. empir. Unterss. am Beispiel E.s (1993).
 
 
O. Efren Reyes: Breve historia general del E., 3 Bde. (Quito 61960);
 
L. Robalino Dávila: Orígenes del E. de hoy, 8 Bde. (Quito 1-21964-69);
 
A. Abad-Franco: Parteiensystem u. Oligarchie in E. (1974);
 
K.-D. Hoffmann: Militärherrschaft u. Entwicklung in der Dritten Welt. Der Fall E. unter besonderer Berücksichtigung des Militärregimes 1972-1979 (1985);
 
Nueva historia del E., hg. v. E. Ayala Mora, auf mehrere Bde. ber. (Quito 1988 ff.);
 
Beitrr. zur Kulturgesch. des westl. Südamerika, hg. v. A. Meyers u. M. Volland (1990);
 
J. S. Lara: Breve historia contemporánea del E. (Mexiko 1994).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Lateinamerika (1820 bis 1860): Ein Kontinent ordnet sich neu
 

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Ecu|a|dor; -s: Staat in Südamerika.

Universal-Lexikon. 2012.