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Geo|gra|fie [geogra'fi:], die; -, Geographie:Wissenschaft von der Erde und ihrem Aufbau, von der Verteilung und Verknüpfung der verschiedensten Erscheinungen und Sachverhalte der Erdoberfläche, besonders hinsichtlich der Wechselwirkung zwischen Erde und Mensch:
sie studiert Geografie; in Geografie (im Schulfach Geografie) hat er eine Zwei.
Syn.: ↑ Erdkunde.
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Geo|gra|phie 〈f. 19; unz.〉 = Geografie
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Geo|graph, Geo|gra|phie : usw.
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Geographie
[griechisch, eigentlich »Erdbeschreibung«] die, -, Erdkunde, eine an fast allen Hochschulen vertretene Wissenschaft, die aus dem Bestreben um die Erforschung und Beschreibung der Erde und ihrer »Schätze« (Ressourcen) erwachsen ist. Forschungsgegenstand sind v. a. die Landschaften und die Länder. Ungeachtet recht unterschiedlicher Auffassungen ist die moderne Konzeption der Geographie etwa folgendermaßen zu kennzeichnen: Geographie ist die Wissenschaft von der Umwelt des Menschen und vom wechselseitigen Beziehungsgefüge Mensch-Umwelt in räumlicher Sicht. Umwelt kann dabei naturbelassen, durch den Menschen überformt oder durch ihn geschaffen sein. Der Geographie kommt es besonders auf die einmalige oder regelhafte räumliche Differenzierung im Bereich erdräumlicher Dimensionen an. Im Mittelpunkt ihres Interesses stehen die Elemente, Strukturen, Beziehungsgefüge und Prozesse des weltweiten Geosystems Mensch-Erde. Eine genauere Kennzeichnung der Forschungsperspektiven, die für die geographische Wissenschaft charakteristisch sind, kann durch eine Zusammenstellung geographischer Grundbegriffe oder Kategorien erfolgen; hierher gehören z. B. Entfernung, Richtung, räumlicher Verknüpfungszusammenhang, Lage, räumliches Feld, Standortmuster, Standortgefüge, Interaktionsraum. Solche nur der Geographie eigentümlichen Grundbegriffe sind ein Beleg sowohl für ihre Eigenständigkeit als auch für ihre Einheit.
Die Geographie gliedert sich in Länderkunde (regionale Geographie) und allgemeine Geographie. Die aktuelle theoretische Geographie arbeitet oft mit quantitativen oder mathematischen Ansätzen. Die angewandte Geographie stellt die Beziehungen zwischen Wissenschaft und Praxis her. Besondere Bedeutung kommt infolge vielfältiger weltweiter Umweltgefährdung heute der Landschaftsökologie zu.
Die mit der Ausweitung des griechischen Siedlungsraumes in der Antike verbundene Erweiterung der Kenntnis der Erde ließ zahlreiche Länder- (Periegesis) und v. a. Küsten- und Hafenbeschreibungen (Periplus) entstehen. Sie regte aber auch über die v. a. praktischen Zwecken dienende Beschreibung hinaus zu Fragen nach Ursache und Wirkung in den Erscheinungen der Erdoberfläche an, wodurch die ursprünglich rein mythischen Vorstellungen von der Erde überwunden wurden. Auch Untersuchungen und Messungen der Form und Größe der Erde und ihrer Stellung im Weltall standen damit in Verbindung (Erde, Wissenschafts-, Religions- und Kulturgeschichte). Schon damals wurden erste Versuche einer kartographischen Darstellung der Erdoberfläche gemacht (Kartographie). Wesentliche Beiträge zur Geographie der griechischen Antike leisteten v. a. Anaximander, Hekataios, Thales, Herodot, Hippokrates, Theophrast, Pytheas sowie Eratosthenes, in dessen Werk erstmals das Wort Geographie auftaucht. Während des Römischen Reiches wurde zwar die konkrete Kenntnis von den Ländern vermehrt, geographisches Wissen war jedoch auf rein praktische Bedürfnisse des Staates ausgerichtet. Die bedeutendsten Vertreter des Faches waren auch jetzt Griechen, so Strabo und Ptolemäus, dessen geozentrisches Weltbild bis zum Ende des Mittelalters gültig war. Viele ältere geographische Schriften sind nur aus zusammenfassenden Werken bekannt. Im frühen Mittelalter waren mit naiven Deutungen durchsetzte Abschriften römischer Werke verbreitet. Die griechische Tradition wurde von den Arabern fortgesetzt. In Europa wurde die Geographie erst seit dem 12./13. Jahrhundert wieder belebt, als die Reiseberichte von W. Rubruk, Marco Polo u. a. den Horizont erweiterten. Diese Erfahrungen wurden seit dem 15. Jahrhundert durch die v. a. von Heinrich dem Seefahrer angeregten Entdeckungsreisen (Entdeckungsgeschichte) erheblich vermehrt. Die Anzahl der an Strabo und Ptolemäus anknüpfenden Kosmographien, Beschreibungen der Erde, nahm zu (in Deutschland u. a. M. Waldseemüller, P. Apianus, S. Münster, J. Cochläus); während anfangs noch die Erwähnung des Merkwürdigen überwog, begann allmählich die Lösung von der Autorität der älteren Autoren und die Hinwendung zur Naturbeobachtung. Wichtig war die Verbindung mit der Theologie. Die wissenschaftliche Verarbeitung der gesammelten geographischen Fakten begann im 17. Jahrhundert, v. a. durch B. Varenius. Bereits 1610 wurde das von B. Keckermann ( * 1571 oder 1573, ✝ 1608) entworfene System der allgemeinen Geographie veröffentlicht. Seit Anfang des 17. Jahrhunderts setzte sich für Gesamtdarstellungen der Erde die Bezeichnung Geographie statt Kosmographie durch (u. a. bei P. Clüver). Obwohl im 18. Jahrhundert noch die im Wesentlichen nur der Sammlung von Fakten dienenden Staatenbeschreibungen überwogen (u. a. F. Büsching), finden sich erste Ansätze für die Anfang des 19. Jahrhunderts. v. a. mit A. von Humboldt und C. Ritter einsetzende geographisch kausale Fragestellung. Das 19. Jahrhundert war das klassische Zeitalter der Geographie. Das Interesse an geographischen Fragen äußerte sich u. a. in der Gründung von geographischen Gesellschaften und Zeitschriften sowie in der Etablierung des Faches Geographie an den Universitäten (1825 Lehrstuhl für Geographie an der Universität in Berlin). Das Lehrgebäude der Geographie wurde im 19. Jahrhundert in einzelne Stoffgebiete mit jeweils eigener Methodik untergliedert, die sich zum Teil zu eigenständigen Wissenschaften (u. a. Geophysik, Meteorologie) weiterentwickelten.
Das geograph. Seminar, auf zahlr. Bde. ber. (1957 ff.);
D. Bartels: Zur wissenschaftstheoret. Grundlegung einer G. des Menschen (1968);
J. Schmithüsen: Gesch. der geograph. Wiss. (1970);
J. Schmithüsen: Allg. Geosynergetik (1976);
H. Uhlig: Organisationsplan u. System der G., in: Geoforum, Jg. 1 (1970);
H. Beck: Große Reisende (1971);
H. Beck: G. (1973);
H. Beck: Große Geographen (1982);
Teubner-Studienbücher G., auf mehrere Bde. ber. (1975 ff.);
Probleme der Länderkunde, hg. v. R. Stewig (1979);
E. Wirth: Theoret. G. (1979);
Diercke-Wb. der allg. G., bearb. v. H. Leser u. a., 2 Bde. (81995).
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Geo|gra|phie, (auch:) Geografie, die; - [lat. geographia < griech. geōgraphía]: Wissenschaft von der Erde u. ihrem Aufbau, von der Verteilung u. Verknüpfung der verschiedensten Erscheinungen u. Sachverhalte der Erdoberfläche, bes. hinsichtlich der Wechselwirkung zwischen Erde u. Mensch; Erdkunde: sie studiert G.; in G. (im Schulfach Geographie) hat er eine Zwei; Die Grenzen (= zwischen Exzentrik und Originalität) sind manchmal fließend, oft auch nur eine Frage der G. (der geographischen Lage; des bestimmten Gebietes, wo etw. anzutreffen ist; Dariaux [Übers.], Eleganz 82).
Universal-Lexikon. 2012.