Akademik

Bolívar
Bo|lí|var 〈[ -var] m.; - od. -s, - od. -s; Abk.: B.〉 Währungseinheit in Venezuela, 100 Centimos [nach dem südamerikan. Nationalhelden Simon Bolívar, 1783-1840]

* * *

Bo|li|var, der; -[s], -[s] [span. boli̓var, nach dem Anführer der lateinamerik. Unabhängigkeitsbewegung Simón Boli̓var (1783–1830)]:
Währungseinheit in Venezuela (Abk.: Bs.)

* * *

I
Bolívar
 
[bo'liβar] der, -(s)/-(s), Abkürzung Bs., Bolívar, Währung Venezuelas, 1 Bolívar = 100 Céntimos (c, cts).
II
Bolívar
 
[bo'liβar],
 
 1) Bergmassiv in Venezuela, Cerro Bolívar.
 
 2) Stadt in Venezuela, Ciudad Bolívar.
 
 3) Bundesstaat von Venezuela.
 
 4) Departamento von Kolumbien.
 
 5) Provinz von Ecuador.
III
Bolívar
 
[spanisch bo'liβar], Simón, lateinamerikanischer Politiker, Anführer der lateinamerikanischen Unabhängigkeitsbewegung, * Caracas 24. 7. 1783, ✝ San Pedro Alejandrino (bei Santa Marta, Kolumbien) 17. 12. 1830. Bolívar entstammte einer begüterten venezolanischen Kreolenfamilie. Auf Reisen in Europa und Amerika lernte er die Ideen der Französischen Revolution und des nordamerikanischen Freiheitskampfes kennen und gehörte zu den treibenden Kräften, die 1810 in Caracas eine Junta zur Wahrung der Rechte des durch Napoleon I. inhaftierten spanischen Königs Ferdinand VII. bildeten. Von einer diplomatischen Mission in London kehrte Bolívar im gleichen Jahr zusammen mit F. de Miranda zurück, den die Junta zum Oberbefehlshaber der venezolanischen Streitkräfte ernannte. Ein von Bolívar und Miranda beeinflusster Kongress beschloss am 5. 7. 1811 die Loslösung von Spanien. Die Unabhängigkeit konnte aber gegen die spanischen Truppen nicht verteidigt werden. 1812 geriet Miranda in Gefangenschaft, und Bolívar musste fliehen. Von Neugranada (dem späteren Kolumbien) aus nahm Bolívar den Kampf wieder auf und konnte am 4. 8. 1813 in Caracas als »Libertador« (»Befreier«) einziehen. 1815 musste er erneut vor den spanischen Truppen weichen und begab sich zunächst nach Jamaika, später nach Haiti. Im Dezember 1816 landete Bolívar wieder in Venezuela und behauptete sich schließlich gegen die Spanier. Ein Kongress in Angostura (heute Ciudad Bolívar) wählte Bolívar im Februar 1819 zum Präsidenten mit diktatorischer Gewalt. Nach einem berühmt gewordenen Zug über die Anden schlug er die Spanier in der Schlacht bei Boyacá (7. 8. 1819 und vereinigte Neugranada mit Venezuela unter seiner Präsidentschaft zur Republik Großkolumbien. Nach weiteren Erfolgen seiner Generale J. A. Páez (Schlacht bei Carabobo, Venezuela, Juni 1821) und A. J. de Sucre (am Berg Pinchincha, Ecuador, Mai 1822) zog Bolívar nach Süden, um Peru von der spanischen Herrschaft zu befreien. In Guayaquil traf er am 26. 7. 1822 mit dem argentinischen General J. de San Martín zusammen, der den Kampf gegen die Spanier in Peru begonnen hatte, nach der Unterredung mit Bolívar aufgrund gegensätzlicher Ansichten über die staatliche Zukunft Amerikas aber dem Venezolaner das Feld überließ. Am 6. 8. 1824 siegte Bolívar bei Junín über die Spanier, während Sucre sie in der letzten entscheidenden Schlacht bei Ayacucho (7. 12. 1824) bezwang.
 
1825/26 war Bolívar Diktator von Hochperu, das sich von Buenos Aires gelöst hatte und sich nach ihm Bolivien nannte. Im August 1827 wählte ihn auch Peru zum Präsidenten auf Lebenszeit und schloss sich der großkolumbianischen Republik an. Zur Krönung seines Werks berief Bolívar 1826 einen panamerikanischen Kongress nach Panama, der die Integration aller amerikanischen Staaten unter Einschluss der USA einleiten sollte. Der Kongress wurde aber ein Misserfolg. Aufgrund seiner Erfahrung während der langjährigen Kämpfe befürchtete Bolívar, dass das von spanischer Herrschaft befreite Hispanoamerika in Anarchie verfallen würde. Er hielt deshalb die Diktatur für notwendig. Die Opposition gegen sein persönliches Regiment wuchs und führte zum Abfall Venezuelas und Perus. Am 27. 4. 1830 dankte Bolívar ab und starb bald darauf an einem Lungenleiden.
 
Ausgaben: Cartas del Libertador. .., herausgegeben von V. Lecuna, 12 Bände (1929-59); Obras completas, herausgegeben von demselben und E. Barret de Nazaris, 3 Bände (21950); Reden und Schriften zu Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, herausgegeben von H. J. König (1984).
 
Literatur:
 
F. Rivas Vicuña: Las guerras de B., 5 Bde. (Bogotá 1934-40);
 G. Masur: S. B. u. die Befreiung Südamerikas (1949);
 V. Lecuna: Crónica razonada de las guerras de B., 3 Bde. (New York 1950);
 I. Buisson u. H. Schottelius: Die Unabhängigkeitsbewegungen in Lateinamerika, 1788 bis 1826 (1980);
 G. Kahle: S. B. u. die Deutschen (1980);
 
S. B. Persönlichkeit u. Wirkung, hg. v. W. Stegmann (1984);
 S. de Madariaga: Simon Bolivar. Der Befreier Spanisch-Amerikas (a. d. Engl., Zürich 21989).

* * *

Bo|li|var, der; -[s], -[s] [span. bolívar, nach dem Anführer der lateinamerik. Unabhängigkeitsbewegung Simón Bolívar (1783-1830)]: Währungseinheit in Venezuela; Abk.: Bs.

Universal-Lexikon. 2012.