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Inflation
Aufblähung der Geldmenge; Preissteigerung; Geldentwertung; Preisanstieg; Teuerungsrate

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In|fla|ti|on [ɪnfla'ts̮i̯o:n], die; -, -en:
Entwertung des Geldes und gleichzeitige Erhöhung der Preise:
eine niedrige, hohe, schleichende, galoppierende Inflation.

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In|fla|ti|on 〈f. 20; Wirtsch.〉 Entwertung des Geldes durch starke Ausweitung des Geldumlaufs ohne entsprechende Erhöhung der Produktion; Sy Geldentwertung; Ggs Deflation [<lat. inflatio „Anschwellung, Aufblähung“]

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In|fla|ti|on , die; -, -en [lat. inflatio = das Aufschwellen, zu: inflare = hinein-, aufblasen, zu: flare = blasen, verw. mit 1Ball]:
1.
a) (Wirtsch.) mit Geldentwertung u. Preissteigerungen verbundene, beträchtliche Erhöhung des Geldumlaufs im Verhältnis zur Produktion:
eine galoppierende, schleichende I.;
die I. stoppen;
b) Zeit, in der eine Inflation (1 a) stattfindet:
sie hatten in der, während der I. ihr Vermögen verloren.
2. das Auftreten in sehr, allzu großer Menge; übermäßige Ausweitung:
eine I. von Spaßsendungen im Fernsehen.

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Inflation
 
[lateinisch inflatio »das Sichaufblasen«, »das Anschwellen«] die, -/-en, anhaltender Prozess der Geldentwertung, der seinen Ausdruck in einem Anstieg des allgemeinen Preisniveaus findet (Gegensatz: Deflation). Nicht als Inflation gelten einmalige, vorübergehende, durch ungewöhnliche Vorkommnisse (z. B. Missernten, Streiks) verursachte Preisniveauerhöhungen sowie Preissteigerungen für bestimmte Güter oder Produktionsfaktoren. Die Inflation wird gemessen am Anstieg eines das allgemeine Preisniveau am besten widerspiegelnden Preisindex (z. B. Preisindex für die Lebenshaltung). Der prozentuale Anstieg des Preisindex in einem bestimmten Zeitraum wird als Inflationsrate bezeichnet. Die Inflationsrate als Prozentzahl ist dabei von der absoluten Veränderung des Preisindex zu unterscheiden: Steigt der Preisindex um zehn Indexpunkte von 200 auf 210, so errechnet sich eine Inflationsrate von 5 %.
 
Nach der Geschwindigkeit beziehungsweise der Stärke des Geldentwertungsprozesses (Inflationstempo) wird unterschieden: schleichende Inflation mit relativ geringen jährlichen Preissteigerungsraten (etwa 5-10 %), beschleunigte Inflation (bis etwa 20 %) und galoppierende Inflation, die sich zur Hyperinflation (Inflationsraten von über 50 %) ausweiten kann. Aus Änderungen des Inflationstempos im Zeitablauf ergibt sich ein Inflationszyklus, der sich in eine Phase zunehmender (akzelerierte Inflation), konstanter (stabilisierte Inflation) und sinkender Inflationsraten (dezelerierte Inflation, Disinflation) unterteilen lässt. Dies sind Ausprägungen einer offenen Inflation (statistisch ausgewiesene Preisinflation), während eine versteckte Inflation (zurückgestaute Inflation) bei staatlichen Eingriffen wie Lohn- und Preisstopps, Rationierungen oder Kapitalmarkt- und Devisenkontrollen entstehen kann. Damit werden zwar Steigerungen des Preisindex verhindert, die eigentlichen inflationären Ursachen aber nicht beseitigt. Die versteckte Inflation wird auch als Kassenhaltungsinflation bezeichnet, da das im Verhältnis zur Geldmenge zu geringe Güterangebot zu einer nicht erwünschten Erhöhung der Kassenhaltung bei den Wirtschaftssubjekten führt.
 
 Entwicklung
 
Inflationäre Prozesse gibt es vom Altertum an über das Mittelalter bis in die heutige Zeit. Bei Metallwährungen zeigen sie sich an einem schrumpfenden Gold- und Silbergehalt der Münzen; bei dem heutigen vorwiegend stoffwertlosen Geld (Banknoten) kommen sie darin zum Ausdruck, dass die Kaufkraft der Banknoten wegen steigender Güterpreise rückläufig ist. Eine Silberinflation erlebte z. B. Spanien im 16. Jahrhundert Die erste Papiergeldinflation entstand in Frankreich 1719-20 durch die von J. Law verursachte Notenausgabe und dann während der Französischen Revolution (Assignaten). In den USA gab es Inflationen z. B. im Unabhängigkeitskrieg und im Sezessionskrieg 1861-65.
 
Zu gewaltigen Inflationen kam es im 20. Jahrhundert in fast allen Krieg führenden Staaten in und nach den beiden Weltkriegen. Im Deutschen Reich waren z. B. die Verbraucherpreise nach der Reichsgründung bis zur Jahrhundertwende nahezu unverändert geblieben und danach bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges noch vergleichsweise wenig gestiegen. Im Verlauf und insbesondere nach Beendigung des Krieges kam es zu einer rapiden Beschleunigung des Preisauftriebs, die erst Ende 1923 durch eine neue Währungsordnung (Rentenmark) beendet werden konnte (Weimarer Republik).
 
Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges kam es im Deutschen Reich zu einer »zurückgestauten« Inflation: Eine massive Ausweitung der Staatsverschuldung (öffentliche Anleihen und Notenbankkredite) bewirkte ein ebenso starkes Anschwellen der Geldbestände (Bargeldumlauf und Bankguthaben); Preiskontrollen verhinderten jedoch, dass sich dieses inflationäre Potenzial in Preisanhebungen entlud. Dafür waren Güterknappheit und Rationierungen zu beobachten. Der Geldüberhang führte nach dem Krieg dazu, dass das Geld seine Tauschmittelfunktion fast vollständig verlor; an seine Stelle traten begehrte Waren (z. B. Zigaretten). Das Ende dieser Entwicklung brachte die Währungsreform vom 21. 6. 1948.
 
Nach dem Zweiten Weltkrieg blieben die Preissteigerungen in der Bundesrepublik Deutschland, aber auch in Österreich und in der Schweiz auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Nachdem in den 1970er-Jahren - nicht zuletzt verursacht durch die beiden starken Erhöhungen der Erdölpreise - der Verbraucherpreisanstieg weltweit stark zugenommen hatte (in den Industrieländern 1970: 5,8 %; 1974: 13,4 %), setzte in den 1980er-Jahren in den Industrieländern ein Disinflationsprozess ein, der auch zu Beginn der 1990er-Jahre anhielt. So wurde die Inflationsrate v. a. durch eine restriktive Geldpolitik von (1980) 12,6 % auf (1994) 2,3 % zurückgeführt. Damit ist aber das Inflationsproblem weltweit keineswegs gebannt. Besonders in den Entwicklungsländern signalisieren steigende Inflationsraten ungelöste wirtschaftliche Anpassungsprobleme (Schuldenkrise). So hat sich die durchschnittliche jährliche Inflationsrate in den Entwicklungsländern, die im Zeitraum 1970-80 bereits 26,2 % betrug, im Zeitraum 1980-93 kräftig auf 72,8 % erhöht, wobei die Inflation in den Ländern mit mittlerem Einkommen, die im genannten Zeitraum eine durchschnittliche jährliche Inflationsrate von 90,1 % aufwiesen, und v. a. in den hoch verschuldeten Ländern mit einer Durchschnittsrate von 302,7 % besonders gravierende Ausmaße angenommen hat. Bemerkenswert hohe durchschnittliche Inflationsraten ergaben sich im Zeitraum 1980-93 z. B. in Nicaragua (664,6 %), in Argentinien (374,3 %), in Brasilien (423,4 %), in Peru (316,1 %) und in Bolivien (187,1 %), aber auch in Israel (70,4 %). Zum Teil dramatische Inflationen in den mittel- und osteuropäischen Transformationsstaaten verdeutlichen Schwierigkeiten und ungelöste Probleme beim Übergang von plan- zu marktwirtschaftlichen Strukturen.
 
 Ursachen und Erklärungen
 
Nach monetaristischer Auffassung (Quantitätstheorie, Monetarismus) ist Inflation immer in einer übermäßigen Ausweitung der Geldmenge oder Erhöhung der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes begründet. Steigt die Geldmenge (das »Geldangebot«) schneller als das gesamtwirtschaftliche Produktionsvolumen (und abgeleitet davon, schneller als die »Geldnachfrage«), so entstehen überschüssige Kassenbestände, deren Verausgabung bei voll ausgelasteten Produktionskapazitäten inflationär wirkt. Demgegenüber vertritt der Keynesianismus in der Einkommenstheorie des Geldes die These, eine Ausweitung der effektiven Nachfrage über das verfügbare Angebot sei die wahre Ursache einer Inflation. Die Ausweitung der Geldmenge selbst bewirke keine Preissteigerung, sondern eine inflatorische Lücke, einen Nachfrageüberhang auf dem Gütermarkt (Güterlücke) und/oder auf dem Markt für Produktionsfaktoren (Faktorenlücke) und/oder den Umstand, dass die realen Forderungen an das Sozialprodukt (durchgesetzt auf dem Wege höherer Nominaleinkommen) das physisch mögliche Sozialprodukt übersteigen (Realeinkommenslücke). Die Inflationsursachen liegen somit auf der Nachfrage- und auf der Angebotsseite der Wirtschaft. Bei der nachfrageinduzierten Inflation (Demand pull inflation) ist die effektive Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen größer als deren Angebot. Der Nachfrageüberschuss (»Nachfragesog«) kann aus einer verstärkten Ausweitung der Staats-, Investitionsgüter-, Konsumgüter- oder Auslandsnachfrage resultieren und bewirkt nur Preissteigerungen, da bei Vollbeschäftigung kurzfristig keine Ausdehnung der Produktion möglich ist. Die angebotsinduzierte Inflation basiert auf der Annahme, dass moderne Volkswirtschaften immer einen gewissen Monopolgrad aufweisen, der es den Anbietern ermöglicht, autonom die Preise oder Löhne festzusetzen (»Angebotsdruck«). So beruht die Gewinndruckinflation (Profit push inflation) oder auch Marktmachtinflation (Market power inflation) auf der Preissetzungsmacht der Unternehmen oder auch des Staates (z. B. administrierte Preise), die Kostendruckinflation (Cost push inflation) auf der Lohnsetzungsmacht der Gewerkschaften, auf der Erhöhung von Importpreisen oder sonstigen Kostenfaktoren (z. B. Steuern, Sozialabgaben). Eine Mischform stellt die Nachfragestrukturinflation (Demand shift inflation) dar, bei der Änderungen der Nachfragestruktur über einen allgemeinen wirtschaftlichen Strukturwandel auch einen inflationären Effekt auslösen, soweit den Preissteigerungen bei Gütern mit steigender Nachfrage aufgrund von Preisstarrheiten nicht entsprechende Preissenkungen bei Gütern mit sinkender Nachfrage gegenüberstehen. - In der politischen Theorie der Inflation wird versucht, inflationäre Prozesse auf die Funktionsweisen parlamentarischen Demokratien zurückzuführen (politische Ökonomie).
 
 Auswirkungen
 
Die Inflationswirkungen hängen wesentlich davon ab, inwieweit die Inflation von den Wirtschaftssubjekten vorausgesehen (antizipiert) und in den Marktpreisen (Güterpreise, Lohn, Zins, Wechselkurse) von vornherein berücksichtigt werden kann (Geldillusion). Dies gilt besonders für kurzfristige positive Beschäftigungseffekte einer unvorhergesehenen Inflation oder Inflationsbeschleunigung. Die Wirkungen einer Inflation auf die Verteilung der Einkommen und Vermögen sind eindeutig negativ; die Preissteigerungen der verschiedenen Waren sind auch in einer großen Inflation ungleich hoch: Verteuern sich besonders stark die Konsumgüter und hier v. a. die Güter des dringenden Lebensbedarfs, so trifft die Inflation besonders die ärmeren Teile der Bevölkerung. Allgemein werden bei einer Inflation Gläubiger (z. B. Sparer) durch den inflationsbedingt sinkenden Realwert ihrer Forderungen belastet, Schuldner durch den sinkenden Realwert ihrer Verbindlichkeiten entlastet (Gläubiger-Schuldner-Hypothese), es sei denn, die Inflationsrate wird durch entsprechend höhere Zinsen kompensiert. Tatsächlich liegen meist die langfristigen Zinssätze tendenziell umso höher, je höher die Inflationsraten sind, was für eine zumindest teilweise Antizipation der Inflation an den Geld- und Kapitalmärkten spricht. Generell gilt der Grundsatz des Nominalismus, der besagt, dass Geldschulden ungeachtet etwaiger Geldwertschwankungen zu ihrem Nennbetrag zu tilgen sind (»Mark gleich Mark«) und der Gläubiger die Inflationsgefahr tragen muss. Vertraglich kann die Inflation durch Wertsicherungsklauseln berücksichtigt werden.
 
Soweit inflationäre Preissteigerungen nicht durch entsprechende Nominallohnanhebungen ausgeglichen werden, kommt es zu Einkommensumverteilungen von Lohnbeziehern zu Gewinnbeziehern (Lohn-Lag-Hypothese, Lohnquote). Auch die Bezieher von Transfereinkommen werden belastet, wenn deren Einkommen (Renten, Sozialleistungen) nur verzögert an die Inflation angepasst werden. Insofern kommt es auch zu einer Umverteilung zulasten derjenigen, deren Ansprüche nicht durch mächtige Verbände vertreten werden (z. B. Rentner, Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger, kinderreiche Familien). Schließlich wirkt Inflation wie eine Besteuerung, weil Geldbestände des privaten Sektors durch Preissteigerungen an Kaufkraft verlieren, der die Geldmenge emittierende Staat jedoch durch die (inflationäre) Geldschöpfung Kaufkraft zugewinnt. Überdies wird bei einem progressiven Einkommensteuertarif durch Inflation die Steuerlast schneller erhöht, weil die inflationär aufgeblähten Nominaleinkommen schneller in höhere Progressionsstufen hineinwachsen (»kalte Progression«).
 
Durch Gewöhnung an Inflationen (»Inflationsmentalität«) besteht die Gefahr, dass sich inflationäre Preissetzungsgewohnheiten verfestigen und dadurch eine Selbstverstärkung der Inflation einsetzt. Sie kann bis zur völligen Zerrüttung des Geldwesens und zu dessen Neuordnung durch eine Währungsreform führen. Denn das Geld kann seine Wertaufbewahrungsfunktion verlieren, wenn der Realwert des Geldvermögens sinkt, während der des Sachvermögens erhalten bleibt (»Flucht in die Sachwerte«, z. B. Grundstücke, Gold; Kapitalflucht). Das Geld büßt auch seine Zahlungsmittelfunktion ein; es kommt zum Realtausch (»Ware gegen Ware«, z. B. »Zigarettenwährung«). In dieser Weise beeinträchtigt besonders eine galoppierende oder Hyperinflation das effiziente Wirtschaften und das Wachstum einer Volkswirtschaft.
 
Der Inflationsprozess kann im Allgemeinen auf ungelöste Konflikte in einer Gesellschaft über die Erfüllung von Ansprüchen an das Sozialprodukt zurückgeführt werden (»Anspruchsinflation«). Versuchen sozioökonomische Gruppierungen, ihren Anteil am Einkommens- und Produktionsvolumen der Volkswirtschaft zu erhöhen, so könnte dies nur zulasten anderer Gruppierungen gelingen. Abwehrmaßnahmen dieser Gruppierungen dokumentieren den gesellschaftlichen Verteilungskonflikt, der in eine Inflation münden kann. Ein Beispiel hierfür ist die Preis-Lohn-Spirale: Versuchen z. B. die Bezieher von Gewinneinkommen durch Anhebungen der Güterpreise ihren Anteil am Volkseinkommen zu erhöhen und wehren die Lohnbezieher das ab, indem sie entsprechend erhöhte Lohnsteigerungen durchsetzen, die dann ihrerseits wieder Anlass zu Güterpreisanhebungen geben, kommt es zu einem Prozess sich wechselseitig auslösender Preis- und Lohnerhöhungen. Der diesem inflationären Prozess zugrunde liegende Verteilungskonflikt wird dabei nicht gelöst, weil sich das real verfügbare Einkommen durch die Inflation nicht vergrößern lässt.
 
 Politik
 
Die Unterbindung insbesondere einer Hyperinflation ist erforderlich, um eine Zerrüttung des Geldwesens und die damit einhergehenden Effizienzeinbußen in der Volkswirtschaft zu verhindern. Bei einer schleichenden Inflation wird wirtschaftspolitisches Handeln nötig, weil sie immer in eine Hyperinflation umschlagen kann und weil auch bei einer schleichenden Inflation wegen einer unvollständigen Antizipation der Inflationsrate und einer unvollkommenen Anpassung an die Inflation Umverteilungsvorgänge stattfinden, die wirtschaftspolitischen Vorstellungen von einer gerechten Verteilung widersprechen können. Interpretiert man Inflation als das Resultat von Verteilungskonflikten in einer Gesellschaft, so wäre die Herstellung eines Konsenses über die Verteilung der Einkommen und der Güter der geeignete Weg, inflationäre Prozesse gar nicht erst entstehen zu lassen (Inflationsvermeidungspolitik). Da dieser Konsens nicht leicht herzustellen ist, wird die Wirtschaftspolitik bestrebt sein, den inflationären Konsequenzen solcher Konflikte entgegenzuwirken.
 
Die Inflationsbekämpfung (Antiinflationspolitik) ist der Versuch besonders der Konjunktur- und Stabilitätspolitik, die Inflationsrate bis zur Erreichung des gesamtwirtschaftlichen Ziels der Preisniveaustabilität zu senken. Eine nachfrageinduzierte oder monetär verursachte Inflation kann durch eine restriktive Geld- und Finanzpolitik bekämpft werden (z. B. Erhöhung der Leitzinsen, Beschränkung der Staatsausgaben). Bei Einsatz der auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zielenden Instrumente kann es zu einer Verminderung der Produktion und des Beschäftigungsgrades bei weiter andauernden Preissteigerungen kommen (Stagflation). Gelegentlich wird zur Vermeidung von derartigen Produktionseinbußen gefordert, die schleichende Inflation zu tolerieren, da Preisniveaustabilität nur um den Preis einer höheren Arbeitslosigkeit erreicht werden könne (Phillips-Kurve). Weniger Möglichkeiten einer staatlichen Antiinflationspolitik werden mit Ausnahme der Wettbewerbspolitik (durch Verstärkung des Wettbewerbs soll die Preisflexibilität erhöht werden) auf der Angebotsseite gesehen, besonders bei Tarifautonomie der Arbeitsmarktparteien. Gleichwohl müsste eine restriktive Geldpolitik mit Maßnahmen der Einkommenspolitik verknüpft werden, um die Inflation wirkungsvoll bekämpfen zu können. Bestimmte Inflationswirkungen können durch eine automatische Anpassung der Löhne, Zinsen, Mieten usw. an die Inflationsrate abgemildert werden (Indexierung).
 
Unterschiedlich auf die Inflation wirken feste und flexible Wechselkurse. Bei festen Wechselkursen besteht die Gefahr der Übertragung der Inflation aus dem Land mit höherer Inflationsrate auf das Land mit niedrigen Preissteigerungen, sofern in dem preisstabileren Land ein Exportüberschuss auftritt und der daraus resultierende Devisenzustrom zu erhöhter Geldschöpfung in diesem Land führt (importierte Inflation). Bei flexiblen Wechselkursen hat die Zentralbank einen größeren Spielraum in der Geldpolitik. Sie ist nicht mehr zu Devisenankäufen und damit zu unter Umständen ungewollter Geldschöpfung verpflichtet. Die erhöhte Inflationsrate des Auslandes führt dann zu einer Aufwertung der Inlandswährung, was die inflationsbedingte Verteuerung der Auslandsgüter für das Inland tendenziell wieder aufhebt. Allerdings kommt es zu Inflationsübertragungen trotz flexibler Wechselkurse dann, wenn z. B. die Preise ausländischer Güter unterschiedlich schnell steigen. Derartige Struktureffekte können durch eine Aufwertung nicht voll ausgeglichen werden.
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Arbeitslosigkeit · Einkommenspolitik · Geld · Konjunktur · Lohn · Preis · Stabilitätspolitik · Verteilung · Währung · Währungsreform · Wettbewerb
 
Literatur:
 
I. Definitionen, Ursachen, Wirkungen u. Bekämpfungsmöglichkeiten, hg. v. A. Woll (1979);
 R. Pohl: Theorie der I. (1981);
 R. Gaettens: Gesch. der I.en (1982);
 
Die Erfahrung der I. im internat. Zusammenhang u. Vergleich, hg. v. G. D. Feldman (1984);
 H. Riese: Theorie der I. (1986);
 W. Schwimmer u. a.: Soziale Folgen der I. (Wien 1987);
 W. Ströbele: I. Einf. in Theorie u. Politik (41995);
 
Vahlens Kompendium der Wirtschaftstheorie u. Wirtschaftspolitik, Beitrr. v. D. Bender u. a., Bd. 1 (61995).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Inflation: Inflationsmessung
 
Inflation: Inflationsursachen
 
Inflation: Inflation und Stagflation
 

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In|fla|ti|on, die; -, -en [lat. inflatio = das Aufschwellen, zu: inflare = hinein-, aufblasen, zu: flare = blasen, verw. mit 1Ball]: 1. a) (Wirtsch.) mit Geldentwertung u. Preissteigerungen verbundene, beträchtliche Erhöhung des Geldumlaufs im Verhältnis zur Produktion: eine galoppierende, schleichende I.; die I. stoppen; b) Zeit, in der eine ↑Inflation (1 a) stattfindet: sie hatten in der, während der I. ihr Vermögen verloren. 2. das Auftreten in sehr, allzu großer Menge; übermäßige Ausweitung: eine immer rascher fortschreitende I., sowohl im Gebrauch und in der Verbreitung als auch in der Vielseitigkeit der Anwendung des Schlagworts (Zeit 20. 11. 64, 13); In allen Branchen gibt es längst eine I. von Europa- und Weltpokalen (Augsburger Allgemeine 27./28. 5. 78, VII).

Universal-Lexikon. 2012.