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Deu|tung 〈f. 20〉 Erklärung, Auslegung ● eine \Deutung der letzten Ereignisse geben; dieses Wort lässt mehrere \Deutungen zu; das ist eine sehr subjektive \Deutung
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Deu|tung, die; -, -en:
Versuch, den tieferen Sinn, die Bedeutung von etw. zu erfassen; Auslegung, Interpretation:
eine tiefsinnige, religiöse, psychologische D.;
die D. einer Handschrift, eines Traums, eines Textes;
der Text lässt mehrere -en zu.
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I Deutung,
geistiger Prozess, bei dem physische oder psychische Gegebenheiten in Beziehung zu einem begrifflichen Modell gesetzt werden. So spielt in der Psychologie die Deutung z. B. in der Persönlichkeitsdiagnostik eine Rolle, insbesondere wenn Urteile auf der Basis von Ausdruckserscheinungen (Schrift, Mimik) und Gesprächen gefällt werden.
In der Psychoanalyse gelten Deutungen ferner als verbale Stellungnahmen des Therapeuten, die darauf abzielen, einen beim Patienten als vorhanden angenommenen unbewussten Zusammenhang bewusst zu machen. Die Deutung stellt hier eine Verbindung zwischen der psychologischen Theorie und dem vom Patienten gelieferten »Material« her. Oft lösen Deutungen in diesem Zusammenhang charakteristische Widerstände aus.
Manche therapeutischen Richtungen lehnen Deutungen wegen ihrer möglichen beunruhigenden Wirkungen und wegen der Gefahr des irrigen Hineininterpretierens ab.
II
Deutung,
die Erschließung des zunächst Verborgenen durch Einsicht in den Zusammenhang von Ereignissen, Handlungen, Worten, Formeln und Kunstwerken; häufig synonym mit Interpretation verwendet. Durch Deutung erfolgt die Herausarbeitung eines vermuteten, erfragten Sinnes, ausgehend von einem zunächst vieldeutigen Zusammenhang. Als Methode ist die Deutung v. a. für die Geisteswissenschaften wichtig, die sich (im Gegensatz zu der Gesetzeserkenntnis der Naturwissenschaften) um die Einsicht in das Besondere und Individuelle des Konkreten bemühen. Die hermeneutische Methode bestimmt das Verfahren (»Deutungswissenschaften«).
In der Psychologie werden der Grund und die Ursachen von Verhaltensweisen oder psychischen Phänomenen durch Deutung ermittelt. Ziel ist, teils unter Anwendung von Analogieschlüssen, teils aufgrund von Beobachtungen und Erfahrungen, den gesuchten Sinnzusammenhang sprachlich zu formulieren. In der Ausdruckspsychologie werden die Sinngehalte der menschlichen Mimik und der emotionalen Ausdruckserscheinungen auf dem Wege der Deutung ermittelt, ferner die unwillkürlichen Bewegungsäußerungen, wie sie in der Handschrift vorliegen (Graphologie) sowie Beobachtungen bei projektiven Tests. Die Ergebnisse finden in der psychologischen Diagnostik Anwendung zur Erkundung des Charakters eines Menschen. In der Tiefenpsychologie werden die nicht bewussten Motive von Träumen, »nervösen Erscheinungen« sowie Handlungen und Fehlhandlungen mithilfe der Deutung erschlossen.
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
Exegese · Hermeneutik · Interpretation
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Deu|tung, die; -, -en [mhd. diutunge, zu ↑deuten]: Versuch, den tieferen Sinn, die Bedeutung von etw. zu erfassen; Auslegung, Interpretation: eine tiefsinnige, religiöse, psychologische D.; die D. einer Handschrift, eines Traums, eines Textes; der Text lässt mehrere -en zu; wie denn ... mein Pate seinem Namen eine sonderbar hypochondrische D. zu geben pflegte (Th. Mann, Krull 28).
Universal-Lexikon. 2012.