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Western
Wildwestfilm

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Wes|tern ['vɛstɐn], der; -[s], -:
Film, der im Wilden Westen spielt (der besonders tätliche Auseinandersetzungen und Schießereien zeigt):
im Fernsehen kommt heute Abend ein Western.

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Wẹs|tern 〈m. 4〉 = Wildwestfilm [amerikan., engl. „Westlicher“]

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Wẹs|tern , der; -[s], - [engl. western, zu: western = West-]:
Film, der im Wilden Westen spielt.

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Wẹstern
 
[englisch, zu western »West-«] der, -(s)/-,  
 1) W.-FilmWesternfilm, Wildwestfilm, ein Genre des Films, das die Kolonisationsgeschichte des Westens des nordamerikanischen Kontinents im Zeitraum von 1850-1900 thematisiert. Seltener sind Western, die in die Zeit der Unabhängigkeitskriege hineinreichen oder nach 1900 angesiedelt sind. Als Konventionen des Western gelten die festgelegten Rollen von Helden und Gesetzlosen und standardisierte Handlungsabläufe mit Verfolgung und Schießerei vor der typischen Kulisse von Saloon, Fort und Wildnis. Die Western-»Mythen« mit ihren Vorformen schon während der tatsächlichen Landnahme sind als ausgeprägte Erzählformen und -inhalte von der Wirklichkeit der existenziellen Grenzsituation an der historischen Frontier zwischen Zivilisation und Wildnis zu unterscheiden. Bürgerkrieg, transkontinentaler Eisenbahnbau, Landraub und Ausrottungskrieg gegenüber den Indianern, das Vordringen der Trecks der Siedler und Einwanderer nach Westen, Kämpfe um Weide- und Ackergebiete, die Durchsetzung der staatlichen Gewalt gegenüber dem »Faustrecht« und der »Goldrausch« gehören als grundlegende Konfliktsituationen sowohl in die Welt des Western wie zur Geschichte eines Landes, das sich - den zivilisatorischen Errungenschaften und der Gemeinschaft ebenso verpflichtet wie der unbegrenzten Freiheit und dem Glück des Einzelnen - im Western mit diesen Spannungen seiner Kultur auseinander setzt. Bis auf Ausnahmen bleibt der weltweit populäre Western als Filmgenre auf die USA beschränkt.
 
Als erster Westernspielfilm gilt »The great train robbery« (1903, Edwin S. Porter, * 1869, ✝ 1941), bereits mit vielen typischen Elementen des Western. Erfolgreich wurde das Genre im nächsten Jahrzehnt, als »Broncho Billy« Gilbert M. Anderson (* 1882, ✝ 1971), William S. Hart (* 1870, ✝ 1946), später T. Mix in Hunderten von Western als (Serien-)Helden agierten; C. B. De Mille drehte den ersten Western in Hollywood (»The squaw man«, 1913). Anfang der 20er-Jahre wurden Western international akzeptiert; »The covered wagon« (1923, James Cruze, * 1884, ✝ 1942) und »The iron horse« (1924, J. Ford) sind Höhepunkte des epischen Western im Stummfilm. Die neuen Gestaltungsmöglichkeiten des Tons nutzte der Western für Effekte (»In old Arizona«, 1929, R. Walsh; erster Westerntonfilm), und er entwickelte seine knappe Sprache (G. Cooper in »The Virginian«, 1929, V. Fleming). Während der 30er-Jahre dominierten Gangsterfilme und billige Serienproduktionen (B-Filme). Kurz vor Kriegseintritt der USA erreichte der Western seinen »klassischen« Höhepunkt. »Ringo« (»Stagecoach«, 1939, J. Ford, mit J. Wayne), »Die Frau gehört mir« (»Union Pacific«, 1939, De Mille), »Western Union« (1940, F. Lang), »Der Herr des Wilden Westens« (1939, M. Curtiz, mit E. Flynn), »Der große Bluff« (1939, George Marshall, * 1891, ✝ 1975, mit Marlene Dietrich), »Der Westerner« (1938, W. Wyler, mit G. Cooper) zeigen die ungebrochen positive Einstellung der USA gegenüber der eigenen Geschichte und den überkommenen Wertvorstellungen. Als Kriegsfilme den Platz des Western einnahmen, begann der Umschwung zur zweiten »modernen« Hochperiode des Western »Ritt zum Ox-Bow« (1942, W. A. Wellman), »Faustrecht der Prärie« (1946, Ford), »Red River« (1948, H. Hawks), »Winchester 73« (1950, Anthony Mann, * 1906, ✝ 1967), »Zwölf Uhr mittags« (1952, F. Zinnemann), »Mein großer Freund Shane« (1953, G. Stevens), »Fahrt ins Jenseits« (1957, B. Boetticher) sind kritische Auseinandersetzungen mit den Helden des Western (v. a. verkörpert von Cooper, Wayne, J. Stewart, H. Fonda), mit seinen Mythen und Normen. Daneben entstanden, trotz der Erschütterung des amerikanischen Selbstverständnisses durch die Erfahrungen aus den Kriegen in Korea und Vietnam, »ungebrochene« Western, v. a. in den (Serien-)Western des Fernsehens. Der »Spät-W.« Ende der 50er- und der 60er-Jahre entmythologisierte den Helden und stellte die positive Utopie des klassischen Western radikal infrage. Beispielhaft dafür sind u. a. »Die glorrreichen Sieben« (1960, J. Sturges), »Der Mann, der Liberty Valance erschoß« (1961, Ford), »El Dorado« (1967, Hawks), »Sie kannten kein Gesetz« (»The Wild Bunch«, 1968, S. Peckinpah), »Little Big Man« (1969, A. Penn), »Der Shootist« (1976, D. Siegel). - In Europa, wo vereinzelt Western seit den 20er-Jahren entstanden (»Wasser für Canitoga«, 1939, Herbert Selpin, * 1902?, ✝ 1942, mit H. Albers), entwickelten sich Sonderformen. Mit »Der Schatz im Silbersee« (1962, Harald Reinl, * 1908, ✝ 1986, mit Lex Barker, * 1919, ✝ 1973) begann die Serie der bis 1968 elf Winnetou-Filme. Der Indianerfilm der DEFA, beginnend mit »Die Söhne der großen Bärin« (1966, Joseph Mack), erreichte bis 1979 insgesamt 12 Produktionen. »Für eine Handvoll Dollar« (1964, S. Leone) leitete den Italowestern ein, der - nicht der amerikanischen, sondern der Westerngeschichte verpflichtet - mit über 30 Filmen bis 1975 die Gattung teils intensivierte (»Spiel mir das Lied vom Tod«, 1968, Leone), teils persiflierte; prägend für das Subgenre waren Filme wie »Leichen pflastern seinen Weg« (1968, Sergio Corbucci, *1927, ✝1990) und auch Filmmusiken von E. Morricone. - Ab 1975 - nach rd. 4 000 Spielfilmen - galt der Western als tot. Doch »Der mit dem Wolf tanzt« (1989, Kevin Costner, * 1955), »Erbarmungslos« (1992, C. Eastwood) und der elegischen Western »Dead Man« (1995, J. Jarmusch) entwickelten aus dem Zerbrechen von Erzählstruktur und -inhalt eine neue Form des Western, die Wildheit und Zivilisiertheit des Helden neu thematisieren.
 
Literatur:
 
U. Wolfrum: Der Neo-W. (1985-95);
 M. Hanisch: W. Die Entwicklung eines Filmgenres (Berlin-Ost 21986);
 B. Garfield: W. films. A complete guide (Neuausg. New York 1988);
 J. Tuska: The American West in film. Critical approaches to the W. (Neuausg. Lincoln, Nebr., 1988);
 P. Hardy: The western (Neuausg. Woodstock, N. Y., 1995);
 J. Hembus: Das W.-Lexikon (Neuausg. 31995);
 J. Hembus: Die Gesch. des Wilden Westens (Neuausg. 1997);
 G. Seeßlen: W. Gesch. u. Mythologie des W.-Films (1995);
 
Zw. Tradition u. Revision (1996);
 P. Thompson u. S. Usukawa: Tall in the saddle. Great lines from classic westerns (San Francisco, Calif., 1998).
 
 2) Wildwestroman.

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Wẹs|tern, der; -[s], - [engl. western, zu: western = West-]: Film, der im Wilden Westen spielt: Dieser W. schildert einen gefahrvollen Viehtreck von Texas nach Montana (Hörzu 16, 1979, 55).

Universal-Lexikon. 2012.