Demokratische Partei,
englisch Democratic Party [demə'krætɪk 'pɑːtɪ], in den USA eine der beiden politischen Koalitionen, die das Zweiparteiensystem tragen und die Gesamtnation umspannen. Sie führt sich zurück auf die Tradition T. Jeffersons, der nicht zuletzt unter dem Einfluss der Französischen Revolution unter der Bezeichnung (Democratic) Republicans die freiheitlich-demokratische und partikularistische Opposition gegen die Federalists einte und 1800 durch seinen Wahlsieg zur Macht führte. Da die Partei in den folgenden Jahrzehnten auch die Ziele und den nationalen Führungsstil der Federalists aufnahm, zerfiel das erste Parteiensystem. Gegen den nationalistischen und wirtschaftsinterventionistischen Flügel unter Führung von J. Q. Adams und H. Clay sammelte jedoch A. Jackson mit organisatorischer Hilfe M. Van Burens spezifisch demokratische und partikularistischer Oppositionskräfte und führte sie in den Wahlen von 1828 auf mehrere Jahrzehnte zum Sieg (»Jacksonian Democracy«), während sich die Gegner als »National Republicans« (seit 1834 Whigs) verselbstständigten. Die Stärke der Demokratischen Partei lag in dieser Zeit v. a. in der überlegenen Organisation, in der integrativen Kraft populärer Maßnahmen (Kampf gegen Nationalbank, Antimonopolismus, Indianervertreibung, expansionistische Außenpolitik in der Oregon- und Texasfrage), aber auch in der Fähigkeit, innenparteiliche Kontroversen zu entschärfen, die die Parteieinheit gefährdeten (u. a. Sklavereidebatte, Zollfrage). Die Gebietserweiterungen im Gefolge des Mexikanischen Krieges (1846-48) verlangten indessen eine Klärung des Verhältnisses zwischen Nordstaaten und Sklaven haltenden Südstaaten; je mehr radikale und sklavereifeindliche Kräfte im Norden sich abspalteten, je stärker also die Demokratische Partei unter die Dominanz des Südens geriet, desto schwächer wurde ihr Zusammenhalt. So kam es 1860 zur Spaltung in einen nord- und einen südstaatlichen Flügel, damit zum Wahlsieg der 1854 aus der Free-Soil Party, abtrünnigen Demokraten und Whigs gebildeten Republikanischen Partei unter der Führung A. Lincolns und in der Folge zum Sezessionskrieg.
Trotz des völligen Sieges der Nordstaaten, trotz aller Diskriminierung und trotz der Verleihung des Wahlrechts an die emanzipierte (und bis zum New Deal republikanisch gesinnte) schwarze Bevölkerung konnte die Demokratische Partei seit 1874 wieder Mehrheiten im Kongress gewinnen, auf langehin aber nur zwei Präsidentschaftskandidaten durchbringen: G. Cleveland (1884, 1892) und W. Wilson (1912, 1916). Nach Überwindung und Integration vornehmlich im Mittelwesten und Süden beheimateter populistischer und bimetallistischer Tendenzen (W. J. Bryan) sowie Ausbau ihrer dominierenden Stellung im »Solid South« durch die politische Ausschaltung der Schwarzen um die Jahrhundertwende gewann die Demokratische Partei durch die Reform- und Kriegspolitik Wilsons neue Anziehungskraft auf die durch Masseneinwanderung, Urbanisierung und Industrialisierung geprägte Bevölkerung des Nordostens und Mittelwestens. So konnte sich unter Führung reformerisch orientierter Intellektueller im Lauf der 20er-Jahre die Koalition städtischer Arbeitermassen, benachteiligter Minoritäten und Not leidender Farmer bilden, die sich durch die an großwirtschaftlichen Interessen orientierte Wirtschaftspolitik der Republikaner benachteiligt fühlte. Seit dem Wahlsieg F. D. Roosevelts 1932 und dem New Deal kam sie politisch zum Tragen. Der hier eingeschlagene gemäßigt wohlfahrtsstaatliche Kurs, der unter dem Eindruck des Zweiten Weltkrieges noch verstärkt wurde und in H. S. Trumans »Fair Deal« ebenso wie in J. F. Kennedys »New Frontier« und L. B. Johnsons »Great Society« programmatische Fortsetzung fand, traf auf wachsenden Widerstand des konservativen Flügels; diese gesellschaftspolitische Grundlinie hat aber seither nicht allein die Politik der Demokratischen Partei geprägt, sondern auch die Gesamtpolitik der USA maßgeblich beeinflusst.
Abspaltungen auf der Linken (1948 die »Progressive Party« H. A. Wallace'; 1976 die »Independent Party« E. McCarthys, * 1916) und auf der Rechten (1948 die »States Rights Party« J. S. Thurmonds, * 1902; 1968 und 1972 die »American Independent Party« G. C. Wallace') waren dem Erfolg der Demokratischen Partei weniger abträglich als politische Fehlgriffe und strukturelle Wandlungen: Unter G. S. McGoverns Führung setzte die Demokratische Partei 1972 auf einen entschiedenen Antikriegskurs, eine Ausweitung des Wohlfahrtsstaates und auf für die Masse der konservativen mittelständischen Wähler unattraktive »progressive« Forderungen (u. a. zur Rassenfrage, Frauenpolitik, Abtreibung, Homosexualität); gleichzeitig mit der Senkung des Wahlalters auf 18 Jahre (1971) wurden durch vermehrte Vorwahlen, neue Regeln für die Kandidatenauswahl (u. a. Quoten für Frauen, Farbige, ethnische Minderheiten) auf Kosten der Berufspolitiker neue, vorwiegend junge und konfliktorientierte Gruppen politisch aktiviert. Dieser Kurs stärkte zwar den innenparteilichen Konsens, führte aber besonders bei den Präsidentschaftswahlen zu einem starken Desinteresse bei herkömmlich demokratischen Wählern. J. Carter konnte diesen Trend 1976 durch seine Rückwendung zu den »alten amerikanischen Werten« als Außenseiter nur vorübergehend umkehren. Mit B. Clinton, der mit einem Konzept des inneren Wandels warb und in seinem Wahlprogramm insbesondere auch die Interessen der amerikanischen Unter- und Mittelschichten berücksichtigte, stellten die Demokraten 1993-2001 wieder den Präsidenten. Bei den Kongresswahlen im November 1994 verloren sie jedoch erstmals seit 1954 die Mehrheit in beiden Häusern. Der 1996 als erster demokratischer Präsident seit über fünf Jahrzehnten wieder gewählte Clinton, außen- und wirtschaftspolitisch durchaus erfolgreich, belastete seine Führungstätigkeit und die Demokratische Partei mit einem (allerdings im Februar 1999 gescheiterten) Amtsenthebungsverfahren. 2000 unterlag dann der demokratische Bewerber A. Gore bei den Präsidentschaftswahlen, dies jedoch äußerst knapp und nach einem bis dahin in der amerikanischen Geschichte beispiellosen juristischen Tauziehen um die Stimmauszählung (erstmaliges Eingreifen des Obersten Gerichtshofes in diesen Wahlvorgang), was eine heftige Kritik am herkömmlichen Wahlsystem und Reformforderungen nach sich zog. Nach einer Pattsituation durch die Kongresswahlen 2000 erhielten die Demokraten 2001 (da ein republikanischer Senator aus seiner Partei austrat) eine knappe Mehrheit im Senat zurück. - Symboltier der Demokratischen Partei ist seit den 1870er-Jahren der Esel.
Mandate im Kongress
(im dem Wahljahr folgenden Jahr der Konstituierung): Senat (100 Mitglieder) 1973: 56, 1975: 60, 1977: 61, 1979: 58, 1981: 46, 1983: 46, 1985: 47, 1987: 55, 1989: 55, 1991: 56, 1993: 57, 1995: 47, 1997: 45, 1999: 45, 2001: 50. - Repräsentantenhaus (435 Mitglieder) 1973: 239, 1975: 291, 1977: 292, 1979: 276, 1981: 243, 1983: 269, 1985: 252, 1987: 258, 1989: 260, 1991: 267, 1993: 261, 1995: 204, 1997: 207, 1999: 211, 2001: 212.
R. A. Rutland: The Democrats, from Jefferson to Carter (Baton Rouge, La., 1979);
B. E. Shafer: Quiet revolution. The struggle for the Democratic Party and the shaping of the post-reform politics (New York 1983);
Universal-Lexikon. 2012.