Akademik

Otto
Ọt|to, der; -s, -s [nach dem m. Vorn. Otto, der wegen seines früher häufigen Vorkommens oft ugs. im Sinne von Dings gebraucht wurde]:
1. (salopp) etw., was durch besondere Größe, durch seine Ausgefallenheit o. Ä. Staunen, Aufsehen erregt:
wir hatten einen Lachs gefangen, das war so ein O.!
2.
O. Normalverbraucher (der durchschnittliche, keine großen Ansprüche stellende Mensch, Bürger; wohl nach der Hauptfigur des Spielfilms »Berliner Ballade« [1948]);
den flotten O. haben (salopp; Durchfall haben).

* * *

I
Ọtto,
 
Kristin, Schwimmerin, * Leipzig 7. 2. 1966; u. a. Olympiasiegerin 1988 (50 und 100 m Freistil, 100 m Schmetterling, 100 m Rücken, 4 × 100 m Freistil und Lagen) sowie siebenmal Weltmeisterin und neunmal Europameisterin (zwischen 1982 und 1989). Sportlerin des Jahres 1988 und 1989.
II
Ọtto,
 
Herrscher:
 
 Heiliges Röm. Reich:  
 1) Ọtto I., der Große, König (seit 936), Kaiser (seit 962), * 23. 11. 912, ✝ Memleben (bei Nebra/Unstrut) 7. 5. 973, Liudolfinger; Vater von 2); Sohn König Heinrichs I. und Mathildes der Heiligen, 929 vermählt mit Editha, der Schwester des angelsächsischen Königs Aethelstan; durch den Vater designiert, wurde er am 7. 8. 936 in Aachen zum König erhoben. Die ersten Regierungsjahre Ottos waren geprägt von den Auseinandersetzungen mit den Herzögen von Lothringen und Franken sowie dem Kampf gegen die bayerischen Luitpoldinger, die sich dem Ausbau der königlichen Autorität widersetzten. Daneben standen der Halbbruder Thankmar und der Bruder Heinrich, deren Herrschaftsrechte durch die neue, die Individualsukzession und Unteilbarkeit des Reiches durchsetzende Thronfolgeregelung ausgeschaltet worden waren, gegen Otto. Die Überwindung der Krise (Tod Thankmars 938, Tod Eberhards von Franken und Giselberts von Lothringen, Unterwerfung Heinrichs 939) eröffnete nach 941 die Möglichkeit einer Neuordnung des Reiches, durch die die Herzogtümer in enge Verbindung mit der regierenden Dynastie gebracht wurden: 944 wurde der Salier Konrad der Rote, seit 947 Schwiegersohn Ottos, Herzog von Lothringen, 948 der Bruder Heinrich Herzog von Bayern, 949 der Sohn Liudolf Herzog von Schwaben; Sachsen und Franken blieben in unmittelbarer Verfügungsgewalt des Königs. Die Rivalität zwischen den regierenden Karolingern (Ludwig IV.) und den Robertinern/Kapetingern im Westfrankenreich verschaffte Otto hier eine schiedsrichterliche Stellung, der burgundische König Konrad I. (937-993) erkannte seine Lehnshoheit an, die Ostgrenze des Reiches wurde abgesichert durch Errichtung von Marken, wobei Hermann Billung und Gero besonders hervortraten, und Gründung neuer Bistümer für die Slawenmission seit 948 (u. a. nach 966/967 Oldenburg in Holstein, 968 des Erzbistums Magdeburg) und für die Skandinavienmission (u. a. 948 Århus, Ripen, Schleswig). Süddeutsche Interessen und die Burgundpolitik erforderten Ottos Eingreifen in Italien, als nach dem Tode König Lothars II. von Italien (950) dessen Witwe Adelheid und ihre Anhänger ihn um Hilfe baten gegen den Markgrafen Berengar von Ivrea, der sich als Berengar II. zum König von Italien hatte erheben lassen. Auf seinem 1. Italienzug (951/952) erwarb Otto die Herrschaft über das Regnum Italiae, das Berengar als sein Vasall verwalten sollte, und vermählte sich mit Adelheid. Der von Konrad dem Roten und den Luitpoldingern unterstützte Aufstand seines Sohnes Liudolf (953/954), der seine Stellung als Thronfolger durch die neue Ehe seines Vaters und den steigenden Einfluss seines Onkels Heinrich I. von Bayern gefährdet sah, ließ Ottos Familienpolitik bei der Ämtervergabe scheitern und stürzte das Reich noch einmal in eine schwere Krise, die durch Einfälle der Ungarn verschärft wurde. Otto wurde der inneren und äußeren Gegner Herr: Die Empörer mussten sich unterwerfen und verloren ihre Herzogtümer (954), die Ungarn wurden am 10. 8. 955 auf dem Lechfeld bei Augsburg entscheidend geschlagen. In der Folge machte Otto nun die Reichskirche, als deren bedeutendste Repräsentanten sein Bruder Bruno I., Erzbischof von Köln, und sein natürlicher Sohn Wilhelm, Erzbischof von Mainz (954-968), erscheinen, zur Stütze der königlichen Herrschaft (Reichskirchensystem). Ein Hilfeersuchen Papst Johannes' XII., ausgelöst durch Übergriffe Berengars II. auf den Kirchenstaat, war der Anlass zum 2. Italienzug (961-965), auf dem Otto am 2. 2. 962 die Kaiserkrone empfing. Die Erneuerung des Kaisertums im Westen warf das Problem der Gestaltung des Verhältnisses zu Byzanz auf, zumal Otto auf seinem 3. Italienzug (966-972) mit der Einbeziehung der langobardischen Herzogtümer Süditaliens in seinen Herrschaftsbereich byzantinische Machtinteressen berührte. Mit der Ehe (972) seines Sohnes und Mitkaisers (seit 967) Otto (II.) mit Theophano, einer Verwandten Kaiser Johannes' I. Tzimiskes, erreichte er die Anerkennung seines Kaisertums durch Byzanz. - Auf den von seinem Vater, Heinrich I., geschaffenen Grundlagen aufbauend, führte Otto das Reich zur Hegemonialstellung in Europa und hinterließ mit der in karolingischer Tradition stehenden Erneuerung des Kaisertums (Bindung des Imperium Romanorum an das deutsche Regnum, Orientierung der Reichspolitik nach Italien) seinen Nachfolgern die Aufgabe der Schirmvogtei über die römische Kirche. - Otto wurde im Magdeburger Dom beigesetzt.
 
 
Literatur:
 
R. Holtzmann: Kaiser O. d. Gr. (1936);
 C. Erdmann: Otton. Studien (1968);
 
O. d. Gr., hg. v. H. Zimmermann (1976);
 H. Hiller: O. u. seine Zeit (1980);
 K. J. Leyser: Herrschaft u. Konflikt (a. d. Engl., 1984);
 G. Althoff u. H. Keller: Heinrich I. u. O. d. Gr., 2 Bde. (1985);
 H. Beumann: Die Ottonen (41997).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Ottonen: Kaisertum zwischen Aachen und Rom
 
 
 2) Ọtto II., König (seit 961) und Kaiser (seit 967), * 955, ✝ Rom 7. 12. 983, Liudolfinger; Sohn von 1), Vater von 3); 961 zum König erhoben, am 25. 12. 967 zum Mitkaiser gekrönt; seit 14. 4. 972 Ȋ mit Theophano. Seine ersten Regierungsjahre nach dem Tod (973) seines Vaters waren bestimmt von Auseinandersetzungen mit seinem Vetter Heinrich II., dem Zänker (976 als Herzog von Bayern abgesetzt), den Luitpoldingern und den niederlothringischen Herzögen, in die auswärtige Mächte (Böhmen, Polen, Dänemark, Frankreich) eingriffen. 977 legte Otto den niederlothringischen Streit bei, indem er den Verbündeten des Herzogs, einen Bruder König Lothars von Frankreich, Karl (* 953, ✝ 993/994), zum Herzog von Niederlothringen ernannte. Der Versuch Lothars, Lothringen Frankreich einzugliedern, wurde vereitelt (Feldzug vor Paris 978, Friedensschluss 980). Auf seinem im Oktober 980 begonnenen Italienzug sicherte Otto die Stellung des Papsttums gegen den stadtrömischen Adel. Sein Versuch, in Süditalien die byzantinische Herrschaft zu beseitigen und die von Sizilien übergesetzten Sarazenen zu vertreiben, endete in einer vernichtenden Niederlage (13. 7. 982) seines Heeres beim Capo Colonne (bei Crotone). Auf dem Reichstag von Verona im Mai 983 ließ er seinen Sohn Otto (III.) zum König wählen. Seinen Italienzug konnte er ebenso wenig erneuern wie dem Aufstand der Dänen und Slawen (Liutizen, Obotriten) begegnen, die 983 fast das ganze Aufbauwerk seines Vaters östlich von Saale und Elbe zerstörten. - Otto, den geistigen Fragen seiner Zeit zugewandt, zog viele Gelehrte an seinen Hof. Als einziger Kaiser des Mittelalters wurde er in Rom (Peterskirche) beigesetzt.
 
Literatur:
 
G. Voigt: Zu Inhalt u. Charakter der dt. Königsherrschaft in der 2. Hälfte des 10. Jh. (1980);
 E. Hlawitschka: Vom Frankenreich zur Formierung der europ. Staaten- u. Völkergemeinschaft (1986);
 H. Beumann: Die Ottonen (41997).
 
 3) Ọtto III., König (seit 983) und Kaiser (seit 996), * Juli 980, ✝ Paternò 24. 1. 1002, Liudolfinger; Sohn von 2) und der Theophano; zum König gewählt auf dem Reichstag von Verona im Mai 983, gekrönt Weihnachten 983 in Aachen. Gegen den letztlich auf den Gewinn der Krone abzielenden Anspruch des abgesetzten Herzogs Heinrich des Zänkers von Bayern (später auch von Kärnten), als nächster Schwertmage die Vormundschaft über den minderjährigen König zu übernehmen, formierte sich der Widerstand, geführt von Erzbischof Willigis von Mainz, der den Kaiserinnen Theophano und Adelheid (Ottos Großmutter) als wichtigster Ratgeber zur Seite stand. 985 unterwarf sich Heinrich und erhielt Bayern zurück; Theophano (bis 991) und Kaiserin Adelheid führten darauf unangefochten die Regentschaft. Die durch den großen Slawenaufstand (983) verloren gegangenen Positionen konnten in dieser Zeit nur teilweise zurückgewonnen werden; der Aufstieg Polens im Osten und die Ablösung der Karolinger durch die Kapetinger in Frankreich (987) beeinträchtigten die Vormachtstellung des Reiches. 994 wurde Otto mündig. Sein 1. Italienzug (996/997) stand im Zeichen der innerrömischen Auseinandersetzungen, in denen die Familie der Crescentier ihre Macht gefestigt hatte. Nach dem Tod Papst Johannes' XV. ernannte Otto einen Verwandten, den Hofkaplan Brun (Sohn Ottos von Kärnten), zum Papst (Gregor V.), der ihn am 21. 5. 996 zum Kaiser krönte. Der Widerstand des römischen Adels gegen einen Nichtrömer auf dem Päpstlichen Stuhl entlud sich nach Ottos Rückkehr nach Deutschland in einer Revolte der Crescentier und der Erhebung eines Gegenpapstes. Otto setzte sich auf seinem 2. Italienzug (begonnen Dezember 997) schnell durch und erhob nach dem Tod Gregors V. seinen Lehrer Gerbert von Aurillac zum Papst (999; Silvester II.). In engem Einvernehmen mit ihm versuchte er nun, seine Konzeption von der Erneuerung des Römischen Reiches (Renovatio imperii Romanorum), die aus römischer, karolingischer und ottonischer Tradition erwuchs und eine Erneuerung der römischen Kirche einschloss, zu verwirklichen. Von Rom aus sollte das Reich regiert werden, an das auch die im Osten entstandenen Staaten der Piasten (Polen) und Arpaden (Ungarn) unter Stärkung ihrer Stellung enger gebunden werden sollten. So erfolgte 1000 die Erhebung Gnesens zum Erzbistum und 1001 die Errichtung des Erzbistums Gran. Ein Aufstand der Römer 1001 zwang den Kaiser zum Verlassen der Stadt; mit der Erhebung des Markgrafen Arduin von Ivrea zum König nach Ottos Tod brach die deutsche Herrschaft in Italien zusammen.
 
Ottos Beiname »Wunder der Welt« (Mirabilia mundi) zeigt die Bewunderung seiner Zeitgenossen. Wie nur noch Friedrich II. nach ihm steht Otto im Brennpunkt des religiösen (mittelalterliche Askese) und geistigen (antike Bildung) Lebens seiner Zeit (Beziehungen zu Bernward von Hildesheim, Romuald von Camaldoli, Adalbert von Prag, Papst Silvester II., Papst Johannes XVI.), dabei nicht nur von anderen beeinflusst, sondern selbst anregend und bestimmend.
 
Literatur:
 
E. G. Grimme: Das Evangeliar Kaiser O.s III. im Domschatz zu Aachen (1984);
 E. Eickhoff: Theophanu u. der König. O. III. u. seine Welt (1996);
 G. Althoff: O. III. (Neuausg. 1997);
 
O. III. - Heinrich II. Eine Wende?, hg. v. B. Schneidmüller u. S. Weinfurter (1997).
 
 4) Ọtto IV., O.Otto von Braunschweig, König (seit 1198), Kaiser (seit 1209), * in der Normandie um 1177, ✝ auf der Harzburg (heute Bad Harzburg) 19. 5. 1218, Welfe, Onkel von 11), Sohn Heinrichs des Löwen; wuchs in England am Hof seines Onkels, König Richard I. Löwenherz, auf, der ihn 1196 mit der Grafschaft Poitou belehnte und zum Herzog von Aquitanien ernannte. Eine von Erzbischof Adolf I. von Köln angeführte antistaufische Oppositionsgruppe innerhalb der deutschen Fürsten (welfische Partei) wählte ihn nach dem frühen Tod Heinrichs VI. und der Thronerhebung Philipps von Schwaben am 9. 6. 1198 in Köln zum (Gegen-)König. Nach dem Tod von Richard Löwenherz (1199) konnte sich Otto trotz der Anerkennung durch Papst Innozenz III., dem er dafür die mittelitalienischen Reichsgebiete für den Kirchenstaat überließ (Neusser Eide vom 8. 6. 1198), nicht durchsetzen und blieb zunächst weitgehend auf den niederrheinischen Raum mit Zentrum Köln sowie die welfischen Erblande beschränkt. Erst nach der Ermordung Philipps (21. 6. 1208) wurde Otto allgemein anerkannt und lenkte nun in die bisherige staufische Italienpolitik ein. Als er bald nach seiner Kaiserkrönung (4. 10. 1209) einen Vorstoß gegen das unter päpstlicher Lehnshoheit stehende Königreich Sizilien unternahm, bannte ihn Innozenz III. und setzte mit französischer Unterstützung die Erhebung Friedrichs (II.) von Sizilien, des Sohns Heinrichs VI., zum Römischen König durch (1211 beziehungsweise 1212). Zum Rückzug aus Italien gezwungen, suchte Otto im Bund mit England die Entscheidung gegen Friedrich und das ihn unterstützende Frankreich. Er wurde von dessen König Philipp II. Augustus in der Schlacht von Bouvines (27. 7. 1214 besiegt und blieb bis zu seinem Tod auf sein braunschweig. Erbland beschränkt.
 
Literatur:
 
B. U. Hucker: Kaiser O. IV. (1990).
 
 Bayern:  
 5) Ọtto von Nọrtheim, Herzog (1061-70), ✝ 11. 1. 1083; entstammte sächsischem Hochadel und wurde von Kaiserin Agnes zum Herzog von Bayern erhoben. 1062 beteiligte er sich an der Entführung des jungen Königs Heinrich IV. In der Reichspolitik nahm Otto eine bestimmende Stellung ein, bis sein Eingreifen in die italienische Politik Heinrich IV. veranlasste, ihn wegen Hochverrats 1070 abzusetzen. In der Folge war Otto einer der Vorkämpfer sächsischer Stammes- und Adelsinteressen, zählte zu den Führern des großen Sachsenaufstands (1070-75) gegen Heinrich IV. und wirkte 1077 bei der Erhebung Rudolfs von Rheinfelden zum Gegenkönig mit.
 
Literatur:
 
K.-H. Lange: Der Herrschaftsbereich der Grafen von Northeim: 950 bis 1144 (1969).
 
 6) Ọtto I. von Wịttelsbach, Herzog (seit 1180), * um 1120, ✝ Pfullendorf 11. 7. 1183, Großvater von 8), Onkel von 7), Sohn des bayerischen Pfalzgrafen Otto V. (✝ 1156); war einer der engsten Berater Kaiser Friedrichs I. Barbarossa, wurde 1180 nach dem Sturz Heinrichs des Löwen mit dem verkleinerten und machtpolitisch verringerten Herzogtum Bayern belehnt, begründete dort die bis 1918 währende Herrschaft der Wittelsbacher.
 
 7) Ọtto (VIII.) von Wịttelsbach, Pfalzgraf, ✝ bei Oberndorf (heute zu Bad Abbach) März 1209, Neffe von 6); ermordete am 21. 6. 1208 in Bamberg König Philipp von Schwaben aus Protest gegen dessen Plan, seine früher ihm versprochene Tochter aus dynastischen Gründen anderweitig zu verheiraten. Otto wurde daraufhin geächtet und auf der Flucht erschlagen. Seine Güter fielen noch zu seinen Lebzeiten an Herzog Ludwig I., den Kelheimer, das Amt des Pfalzgrafen an die Ortenburger.
 
 8) Ọtto II., der Erlauchte, Herzog (seit 1231), * Kelheim 7. 4. 1206, ✝ Landshut 29. 11. 1253, Enkel von 6); war seit (vermutlich) 1225 verheiratet mit der Erbin der Rheinpfalz, die dadurch endgültig an die Wittelsbacher kam. Sein Schwiegersohn, König Konrad IV., bestellte ihn 1251 für die Dauer seines Italienzuges zum Stellvertreter in Deutschland.
 
 9) Ọtto I., König (1886-1913), * München 27. 4. 1848, ✝ Schloss Fürstenried (heute zu München) 11. 10. 1916, Wittelsbacher; folgte, obwohl eine geistige Erkrankung seit 1872 offenkundig war, seinem Bruder Ludwig II. auf dem Thron. Als Prinzregenten führten Luitpold (1886-1912) und Ludwig (bis 1913) die Amtsgeschäfte.
 
 Brandenburg:  
 10) Ọtto (V.), der Faule, Markgraf (1350-73), * München 1341/42, ✝ 15. 11. 1379, Wittelsbacher, jüngster Sohn Kaiser Ludwigs IV., des Bayern; trat nach glanzloser Regierung (gemeinsam mit seinem Bruder Ludwig dem Römer) 1373 seine Ansprüche an der Kurmark gegen 200 000 Gulden an seinen Schwiegervater Kaiser Karl IV. ab.
 
 Braunschweig-Lüneburg:  
 11) Ọtto I., das Kind, Herzog (seit 1235), * 1204, ✝ auf der Harzburg (heute zu Bad Harzburg) 9. 6. 1252, Welfe, Enkel Heinrichs des Löwen, Neffe von 4); musste nach dem Tod seines Vaters Wilhelm von Lüneburg (* 1184, ✝ 1213) sein Erbe sichern, besaß seit 1227 alle welfischen Stammlande; er wurde 1235 von Kaiser Friedrich II. zum Reichsfürsten erhoben und mit dem bis dahin strittigen Welfenerbe als neuem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg belehnt; Stammvater des Hauses Braunschweig-Lüneburg.
 
 Griechenland:  
 12) Ọtto, König (1833-62), * Salzburg 1. 6. 1815, ✝ Bamberg 26. 7. 1867, Wittelsbacher, Sohn Ludwigs I. von Bayern; wurde auf Vorschlag der Großmächte am 8. 8. 1832 von der griechischen Nationalversammlung zum König gewählt (Thronbesteigung am 6. 2. 1833). Bis zu seiner Volljährigkeit (1835) führte ein Regentschaftsrat die Regierung. 1844 musste Otto eine Verfassung gewähren. Er wurde am 22. 10. 1862 durch eine Militärrevolte gestürzt und zum Verlassen des Landes gezwungen.
 
 Pfalz:  
 13) Ọtto Heinrich, Ottheinrich, Pfalzgraf bei Rhein, seit 1556 Kurfürst, * Landshut 10. 4. 1502, ✝ Heidelberg 12. 2. 1559, pfälzischer Wittelsbacher, Sohn Pfalzgraf Ruprechts (* 1481, ✝ 1504); erhielt 1505 mit seinem Bruder Philipp (* 1503, ✝ 1548) die »Junge Pfalz« (Pfalz-Neuburg, Oberpfalz), die sie nach Entlassung aus der Vormundschaft 1522-41 verwalteten. 1542 trat Otto zum Luthertum über und führte die Reformation ein. Durch den Tod seines Onkels Friedrich II. erhielt Otto 1556 auch die Kurpfalz, wo er ebenfalls die bereits geduldete Reformation einführte. Da Otto kinderlos war, ordnete er 1557 die Nachfolge in der Kur zugunsten der Linie Simmern, während Pfalz-Neuburg an Zweibrücken kam. Als Förderer der Wissenschaft und Künste gestaltete er die Universität Heidelberg im protestantisch-humanistischen Geist neu; seine Büchersammlung wurde ein Grundstock der Palatina. 1556-59 ließ er das Heidelberger Schloss um den Ottheinrichsbau erweitern.
 
Literatur:
 
B. Kurze: Kurfürst O. H. (1956);
 
Ottheinrich. Gedenkschrift zur 400jährigen Wiederkehr seiner Kurfürstenzeit in der Pfalz, hg. v. G. Poensgen (1956);
 
Bibliotheca Palatina, hg. v. E. Mittler, Ausst.-Kat., 2 Bde. (1986).
III
Ọtto,
 
1) Berthold, Pädagoge, * Bienowitz (bei Guhrau) 6. 8. 1859, ✝ Berlin 29. 6. 1933; gründete 1906 in Berlin-Lichterfelde seine »Hauslehrerschule« (B.-Otto-Schule), vertrat eine »Pädagogik vom Kinde aus« mit weitgehendem Vertrauen auf den natürlichen Bildungstrieb und Fragedrang des Kindes. Eine wesentliche Rolle spielte der freie Gesamtunterricht als freies Gespräch zwischen Kindern verschiedener Altersstufen in der ihnen eigenen Sprache (Altersmundart) nach dem Modell eines Familientischgesprächs.
 
 2) Frei, Ingenieur und Architekt, * Siegmar (heute zu Chemnitz) 31. 5. 1925; 1964-90 Direktor des Instituts für leichte Flächentragwerke der Universität Stuttgart. Otto trat als Pionier flexibler Hängedachkonstruktionen und des ökologischen Bauens hervor. Bedeutsam war der Deutsche Pavillon für die Weltausstellung in Montreal (1966-67, mit R. Gutbrod), der aus einem zeltartigen Stahlnetz mit an acht Masten verankerter durchsichtiger Dachhaut bestand. Bei der Überdachung von Stadion, Sport- und Schwimmhalle der Olympischen Spiele 1972 in München wirkte Otto beratend mit. Anlässlich der Bundesgartenschau 1975 entwarf er mit C. Mutschler die Multihalle in Mannheim als Gitterschalenkonstruktion. In den 90er-Jahren schuf er u. a. einen Entwurf für den Neubau des »Tempodroms« in Berlin.
 
Weitere Werke: Ausstellungsbauten für die Gartenbauausstellungen in Kassel (1955), Köln (1957, 1971), Hamburg (1963) und die EXPO in Lausanne (1964); Hotel und Konferenzzentrum in Mekka (1970-74, mit R. Gutbrod und O. Arup); Ministerratsgebäude in Riad (1978-82, mit Gutbrod und Arup); Fertigungspavillons der Firma Wilkhahn in Bad Münder am Deister (1988, mit Christine Otto-Kanstinger und der Planungsgruppe Gestering); Einfamilienhäuser am Tiergarten in Berlin (1989, mit H. Kendel).
 
Schriften: Das hängende Dach (1954); Natürliche Konstruktionen (1982; Mitverfasser).
 
Herausgeber: Zugbeanspruchte Konstruktionen, 2 Bände (1962-65).
 
Literatur:
 
L. Glaeser: The work of F. O. and his teams, 1955-1976 (Stuttgart 1978);
 K. Wilhelm: Porträt F. O. (1985);
 
Der umgekehrte Weg. - F. O. zum 65. Geburtstag, bearb. v. J. M. Schneider (1990);
 
Architekten - F. O., bearb. v. D. Hezel (41996).
 
 3) Hans, Schauspieler, * Dresden 10. 8. 1900, ✝ Berlin 24. 11. 1933; ab 1920 Engagements u. a. in Frankfurt am Main, Gera und Berlin; Mitglied der KPD; wurde 1933 verhaftet, gefoltert und ermordet; bedeutender Heldendarsteller.
 
 4) Lisa, Sängerin (Sopran), * Dresden 14. 11. 1919; debütierte 1941 in Beuthen (Oberschlesien) und wurde 1951 Mitglied der Städtischen (Deutschen) Oper Berlin. Sie wurde besonders als Mozart-Interpretin (u. a. bei den Festspielen in Salzburg und Glyndebourne) bekannt.
 
 5) Nicolaus August, Maschinenbauer und Unternehmer, * Holzhausen an der Haide (bei Nassau) 14. 6. 1832, ✝ Köln 26. 1. 1891; gründete 1864 mit E. Langen die Gasmotorenfabrik Deutz (Name ab 1872), erfand 1867 mit Langen einen atmosphärischen Gasmotor und schuf 1876 mit seinem Viertaktgasmotor mit verdichteter Ladung (Ottomotor) den entwicklungsfähigen Motor, der das Vorbild für den gesamten weiteren Verbrennungsmotorenbau gab. Ottos Motor hatte als externe Zündquelle eine Gasflamme, die kurz vor dem Ende des Verdichtungshubes in den Zylinder eingeführt wurde und das Kraftstoff-Luft-Gemisch zündete. Die von Otto 1884 angegebene elektrische Zündung ermöglichte die Verwendung flüssiger Kraftstoffe. - Ottos Erfindung erfolgte unabhängig von dem französischen Ingenieur Alphonse Beau de Rochas (* 1815, ✝ 1893), der bereits 1862 die Viertaktarbeitsfolge (aber mit Selbstzündung des Gemischs) beschrieben, doch nie praktisch verwirklicht hatte. Dennoch führte der Hinweis auf Beau de Rochas dazu, dass Otto seine Patentrechte an dem neuen Motor verlor.
 
Literatur:
 
G. Goldbeck: Gebändigte Kraft. Die Gesch. der Erfindung des Otto-Motors (1965).
 
 6) Rudolf, evangelischer Theologe, * Peine 25. 9. 1869, ✝ Marburg 7. 3. 1937; war ab 1906 Professor für systematische Theologie in Göttingen, ab 1914 in Breslau, ab 1917 in Marburg. Der historisch-religionsgeschichtlich oder kulturethisch ausgerichteten (liberalen) Theologie seiner Zeit setzte Otto die Anschauung entgegen, dass Religion eine eigenständige, irrationale, im Menschen anregbare Lebensmacht oder Sphäre sei (»sensus numinis«). In seinem Buch »Das Heilige« (1917) stellte Otto dieses »religiöse Gefühl« nicht nur als Erkenntnisgegenstand, sondern auch als Erkenntnismittel aller Religionsforschung und Theologie heraus. Religion ist nach Otto die menschliche Reaktion auf ein sich offenbarendes ganz Anderes (»das Heilige«), für das er den Begriff des Numinosen (Numen) in die Religionswissenschaft eingeführt hat. Dieses ruft beim Menschen das Gefühl des »Mysterium tremendum« (schauervollen Geheimnisses) ebenso hervor wie das des »Fascinans« (Anziehenden), der »Majestas« (Überlegenheit) und des »Augustum« (Erhabenen). Indem Otto so auch das Heilige zu einer Kategorie a priori erhebt, gelangt er zu einer Abstufung »der« Religion, deren höchste Form sich im mystischen Erleben, in der »reinen Anbetung« ereignet. Seine Auffassung beeinflusste maßgeblich die liturgische Bewegung. Aus der Sicht der heutigen Religionswissenschaft erscheint Ottos Denkansatz eher religiös-esoterisch als theologisch-religionswissenschaftlich, zumal er die individualpsychologische Frage nach dem Ursprung der Religion mit historischen und ideal-evolutionistischen Beweisführungen verknüpft.
 
Weitere Werke: Aufsätze, das Numinose betreffend (1923, 1932 unter dem Titel Das Gefühl des Überweltlichen); Zur Erneuerung und Ausgestaltung des Gottesdienstes (1925); West-östliche Mystik (1926); Die Gnadenreligion Indiens und das Christentum (1930); Reich Gottes und Menschensohn (1934).
 
Ausgabe: Aufsätze zur Ethik, herausgegeben von J. S. Boozer (1981).
 
Literatur:
 
H.-W. Schütte: Religion u. Christentum in der Theologie R. O.s (1969);
 
R. O.s Bedeutung für die Religionswiss. u. die Theologie heute, hg. v. E. Benz (Leiden 1971);
 
Die Diskussion um das »Heilige«, hg. v. C. Colpe (1977);
 
Das Heilige. Seine Spur in der Moderne, hg. v. D. Kamper u. a. (1987);
 C. Colpe: Über das Heilige. Versuch, seiner Verkennung kritisch vorzubeugen (1990);
 M. Raphael: R. O. and the concept of holiness (Oxford 1997);
 K. Wiefel-Jenner: R. O.s Liturgik (1997).
 
 7) Teo, Bühnenbildner, * Remscheid 4. 2. 1904, ✝ Frankfurt am Main 9. 6. 1968; war 1927-31 Bühnenbildner der Berliner Krolloper, 1931-32 Ausstattungschef der Staatstheater Berlin. 1933 emigrierte er in die Schweiz und wurde Ausstattungsleiter am Zürcher Schauspielhaus (u. a. Uraufführung von Stücken von B. Brecht, F. Dürrenmatt und M. Frisch). Nach dem Zweiten Weltkrieg wirkte er u. a. bei Brechts Berliner Ensemble, schuf Bühnenbilder für das Wiener Burgtheater, die Staatstheater Stuttgart sowie das Düsseldorfer und das Hamburger Schauspielhaus, ferner Ausstattungen für Opernaufführungen u. a. in Frankfurt am Main, Hamburg, New York und die Salzburger Festspiele; dabei zeigte Otto ausgeprägten Sinn für den Ablauf von Szene und Handlung im Raum. Seit 1959 war er Professor für Bühnenkunst an der Kunstakademie Düsseldorf. Otto schrieb »Meine Szene« (mit Vorwort von Dürrenmatt, 1965).
 
 8) Walter F. (Friedrich) Gustav Hermann, klassischer Philologe, * Hechingen 22. 6. 1874, ✝ Tübingen 23. 9. 1958; wurde 1911 Professor in Wien, 1913 in Basel, 1914 in Frankfurt am Main, 1934 in Königsberg und arbeitete besonders über den griechischen Mythos.
 
Werke: Die Manen oder Von den Urformen des Totenglaubens (1923); Die Götter Griechenlands (1929); Dionysos. Mythos und Kultus (1933); Die Musen und der göttliche Ursprung des Singens und Sagens (1954); Die Gestalt und das Sein (1955); Theophania (1956); Mythos und Welt (herausgegeben 1962); Das Wort der Antike (herausgegeben 1962); Aufsätze zur römischen Religionsgeschichte (herausgegeben 1975).

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Ọt|to, der; -s, -s [nach dem m. Vorn. Otto, der wegen seines früher häufigen Vorkommens oft ugs. im Sinne von ↑Dings (2) gebraucht wurde]: 1. (salopp) etw., was durch besondere Größe, durch seine Ausgefallenheit o. Ä. Staunen, Aufsehen erregt: die Kürbisse in seinem Garten sind solche, sind ungeheure, riesige -s; das ist vielleicht ein O.!; er zieht sofort ein Stilett raus, so einen O. (Frings, Liebesdinge 210); die hat vielleicht einen O.! (großen Busen!). 2. *O. Normalverbraucher (der durchschnittliche, keine großen Ansprüche stellende Mensch, Bürger; wohl nach der Hauptfigur des Spielfilms „Berliner Ballade“ [1948]); den flotten O. haben (salopp; Durchfall haben).

Universal-Lexikon. 2012.