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Kamerun
Kạ|me|run […ru:n , auch: …'ru:n]; -s:
Staat im Westen Zentralafrikas.

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Kamerun
 
 
Kurzinformation:
 
Fläche: 475 442 km2
 
Einwohner: (2000) 15,4 Mio.
 
Hauptstadt: Yaoundé
 
Amtssprachen: Französisch und (regional) Englisch
 
Nationalfeiertage: 1. 1. und 20. 5.
 
Währung: 1 CFA-Franc = 100 Centimes
 
Zeitzone: MEZ
 
[nach den in der Bucht von Kamerun vorkommenden Krabben (portugiesisch camerões)], amtliche Namen: französisch République du Cameroun [repy'blik dy kamə'run], englisch Republic of Cameroon [rɪ'pʌblɪk ɔf 'kæməruːn], deutsch Republik Kamerun, Staat im Westen Zentralafrikas, grenzt im Südwesten an den Golf von Guinea, 475 442 km2, (2000) 15,4 Mio. Einwohner. Hauptstadt ist Yaoundé; Amtssprachen sind Französisch und (in Westkamerun) Englisch. Währung: 1 CFA-Franc = 100 Centimes. Zeitzone: MEZ.
 
 Staat und Recht:
 
Verfassung:
 
Nach der am 21. 5. 1972 durch Referendum gebilligten und am 2. 6. 1972 verkündeten Verfassung (mehrfach revidiert) ist Kamerun eine präsidiale Republik; Staatsoberhaupt, Vorsitzender der Regierung und Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist der auf fünf Jahre direkt gewählte Präsident. Er bestimmt die Richtlinien der Politik und ernennt den Premierminister sowie die übrigen Mitglieder des Kabinetts. Die Legislative liegt bei der Nationalversammlung (180 Abgeordnete, für fünf Jahre gewählt).
 
Parteien:
 
Am 5. 12. 1992 wurde das Mehrparteiensystem gesetzlich verankert. Einflussreichste der seitdem registrierten fast 50 Parteien sind: Rassemblement Démocratique du Peuple Camerounais (RDPC), Union Nationale pour la Démocratie et le Progrès (UNDP), Union des Populations du Cameroun (UPC) und Mouvement pour la Défense de la République (MDR).
 
Gewerkschaften:
 
Dachverband der Gewerkschaften ist die Confédération Syndicale des Travailleurs du Cameroun (CSTC; gegründet 1985).
 
Wappen:
 
Das Wappen Kameruns zeigt im Schild die Farben der Staatsflagge; im roten Feld - es symbolisiert den Kamerunberg - vor dem blauen Grundriss des Landes Schwert und Waage, Sinnbilder der Gerechtigkeit; hinter dem Schild zwei gekreuzte Liktorenbündel; oben und unten jeweils ein Schriftband, unten mit dem offiziellen Staatsnamen, oben mit dem Wahlspruch »Paix, Travail, Patrie« (»Friede, Arbeit, Vaterland«).
 
Nationalfeiertage:
 
Nationalfeiertage sind der 1. 1. (Unabhängigkeitstag 1960) und der 20. 5. (Tag der Verfassung).
 
Verwaltung:
 
Kamerun ist in 10 Provinzen untergliedert, die jeweils einem vom Präsidenten ernannten Gouverneur unterstehen.
 
Recht:
 
In Westkamerun gilt das englische Recht aus der Kolonialzeit fort, im übrigen Land das französische Recht. Als Folge des Zwiespalts im modernen Recht ist zugleich das Stammesrecht in erheblichem Maß in Kraft geblieben. Einheitlich neu kodifiziert wurden v. a. das Strafrecht (ab 1966), das Arbeitsrecht (1974 und 1992), das Investitionsrecht (1960 und 1984); außerdem wurde die Bodenordnung modernisiert (Gesetze von 1963, 1974 und 1980). Das Handels- und Wirtschaftsrecht soll zwischen den französischen-sprachigen Ländern Afrikas harmonisiert werden. - Für Zivilklagen niedrigen Streitwerts und kleinere Straftaten ist das örtliche Gericht erster Instanz zuständig, für alle übrigen Fälle das »Tribunal de grande instance« beziehungsweise der High Court. Weiterhin bestehen Berufungsgerichte sowie der Oberste Gerichtshof. Für Stammesrecht sind traditionelle Gerichte zuständig. Nach der Verfassungsänderung 1996 soll ein Verfassungsgericht (»Conseil constitutionnel«) errichtet werden.
 
Streitkräfte:
 
Die Gesamtstärke der Freiwilligenarmee beträgt etwa 8 000, die der paramilitärischen Kräfte (Gendarmerie) 4 000 Mann. Das Heer (6 500 Soldaten) umfasst mehrere Kampf- und Kampfunterstützungsbataillone; die Luftwaffe hat 300, die Marine rd. 1 000 Mann. Die Ausrüstung besteht neben leichten Waffen aus einigen gepanzerten Fahrzeugen, die Luftwaffe verfügt über 15 leichte Kampfflugzeuge, die Marine über einige Schnell- und Wachboote.
 
 Landesnatur und Bevölkerung:
 
Landschaft:
 
Kamerun erstreckt sich vom Kongobecken im Südosten über die Niederguineaschwelle bis zum Tschadsee im N. Im Südwesten reicht es an den Golf von Guinea und hat hier eine 320 km lange Senkungsküste. Der größte Teil des Landes wird von altkristallinen Hochländern (Südkameruner Hochland, um 600 m über dem Meeresspiegel, Hochland von Adamaua, um 1 000 m über dem Meeresspiegel) eingenommen. Im Norden schließen sich daran die Benuesenke (200 m über dem Meeresspiegel) und das Tschadbecken mit dem abflusslosen Tschadsee (281 m über dem Meeresspiegel) an. Das Westkameruner Bergland mit der höchsten Erhebung des Landes, dem Kamerunberg (4 070 m über dem Meeresspiegel), ist weitgehend aus jungvulkanischen Gesteinen aufgebaut, die längs einer tektonischen Schwächezone, die sich von den Guineainseln nach Nordosten erstreckt, aufgedrungen sind.
 
Klima und Vegetation:
 
Kamerun liegt im Bereich des äquatorialen Regenklimas, im Süden ist es ein ausgesprochenes Tropenklima mit mittleren täglichen Minima bei 22,8 ºC und mittleren täglichen Maxima bei 26,5 ºC; auf den Hochplateaus sind die täglichen Temperaturunterschiede größer (zwischen 16 und 29 ºC). Die Jahresniederschlagsmengen nehmen von der Küste nach Norden rasch ab: Douala 4 000 mm, Bamenda 2 700 mm, Ngaoundéré 1 450 mm; der Kamerunberg gehört mit 10 000-11 000 mm zu den niederschlagsreichsten Gebieten der Erde; der äußerste Norden des Landes ist dagegen ein ausgesprochenes Trockengebiet (fünf aride Monate, Jahresniederschlag um 550 mm) bei extrem kontinentalen Temperaturverhältnissen: mittlere tägliche Minima 19 ºC, mittlere tägliche Maxima 40 ºC.
 
Der tropische Regenwald in der Küstenebene geht in Feuchtsavanne über. Im Gebiet von Garoua beginnt die Trockensavanne, der sich im Norden ausgedehnte offene Grasfluren anschließen.
 
Bevölkerung:
 
Die Bevölkerung Kameruns weist eine ethnische Vielfalt von über 200 Völkern und ethnische Gruppen auf. Im Süden und Südwesten leben überwiegend Bantuvölker (Douala, Fang u. a.), im tropischen Regenwald Pygmäen, deren Lebensraum durch starke Holznutzung immer mehr eingeschränkt wird. Im Westen und zentralen Bergland leben Bamileke und Bamum; im Norden hauptsächlich sudanesische Völker (Mandara, Musgu u. a.), ferner Fulbe, Tiv, Araber u. a. Im schwer zugänglichen Berg- und Sumpfland des Nordens, besonders in den Mandarabergen, leben die nichtmuslimischen Kirdi. - Ebenso vielfältig wie die Völker sind die Sprachen, von denen einige Verkehrssprachen in größeren Gebieten geworden sind (Douala, Ewondo oder Yaoundé, Fang, Ful u. a.). Am dichtesten besiedelt sind das Küstengebiet um Douala und das Hochland von Mittelkamerun. Der Anteil der städtischen Bevölkerung beträgt (1994) 44 %, das durchschnittliche jährliche Bevölkerungswachstum (1985-94) 2,8 %. Die größten Städte sind (1992) Douala 1,3 Mio. Einwohner, Yaoundé 800 000 Einwohner, Garoua 160 000 Einwohner, Maroua 140 000 Einwohner.
 
Religion:
 
Die Verfassung garantiert die Religionsfreiheit und verpflichtet den Staat zur religiösen Neutralität. Alle Religionsgemeinschaften sind rechtlich gleichgestellt. Über 55 % der Bevölkerung sind Christen (v. a. im Zentrum und im Süden des Landes). Die katholische Kirche, der rd. 35 % der Bevölkerung angehören, umfasst vier Erzbistümer (Bamenda, Douala, Garoua, Yaoundé) mit 15 Suffraganbistümern. Über 20 % gehören protestantischen Kirchen und Gemeinschaften an (v. a. Presbyterianer, Baptisten, Adventisten). Die beiden größten protestantischen Kirchen Kameruns, die »Église Évangélique du Cameroun« und die »Presbyterian Church in Cameroon«, sind aus der Arbeit der Basler Missionsgesellschaft hervorgegangen. - Der sunnitische Islam (überwiegend der malikitischen Rechtsschule) ist in Nordkamerun verbreitet. Zu ihm bekennen sich mindestens 22 % der Bevölkerung. - Etwa 20 % sind Anhänger traditioneller afrikanischer Religionen. - Weiterhin besteht eine religiöse Minderheit der Bahai.
 
Bildungswesen:
 
Die allgemeine Schulpflicht ist 1980 eingeführt worden. An den staatlichen Schulen (6- bis 7-jährige Primar-, 7-jährige Sekundarschulen) ist der Unterricht unentgeltlich. Traditionell ist der Anteil von privaten, besonders Missionsschulen hoch, wobei der Anteil privater Schulen mit steigender Schulstufe zunimmt. Das Schulwesen ist im islamischen Norden (zum Teil wegen Nomadismus) weit weniger entwickelt als im Süden beziehungsweise Südwesten. Die Analphabetenquote beträgt 40 %. In Yaoundé gibt es eine Universität (gegründet 1962), der dezentrale technische, kaufmännische und landwirtschaftliche Hochschuleinrichtungen angeschlossen sind. Außerdem gibt es Spezialschulen für die Ausbildung von Dolmetschern, Verwaltungsfachleuten und Managern.
 
Publizistik:
 
Presse: Zu den größten und wichtigsten Zeitungen gehören »Le Messager« (in englischer und französischer Sprache, Auflage circa 50 000), »Challenge Hebdo« (französisch, 35 000), »Le Nouvelle Expression« (französisch, 25 000) sowie »Cameroon Post« (englisch, 15 000). Die regierungsoffizielle »Cameroun Tribune« (französisch, 20 000) erscheint noch zusätzlich mit der Wochenausgabe »Cameroon Tribune« (englisch, 10 000). Offizielle Nachrichtenagentur ist »CAMNEWS«. Der Rundfunk und das Fernsehen senden landesweit in englischer und französischer Sprache. Das staatliche »Office de Radiodiffusion-Télévision Camerounaise« (CRTV) unterhält vier Radiosender sowie in den Provinzen acht Rundfunkstationen, die auch in mehreren Stammessprachen senden. Das Fernsehen überträgt seit 1990 auch französische Programme. Nach einem Dekret des Staatspräsidenten von 1992 hat auch die Opposition Zugang zu den elektronischen Medien.
 
 Wirtschaft und Verkehr:
 
Wirtschaft:
 
Erdölförderung und Landwirtschaft sind die dominierenden Wirtschaftszweige. Ein Rückgang der Rohölförderung und sinkende Weltmarktpreise bei den wichtigsten landwirtschaftlichen Exportprodukten führten dazu, dass das Pro-Kopf-Einkommen von (1987) 960 auf (1994) 680 US-$ gesunken ist. Die Inflationsrate lag im Zeitraum 1985-94 bei jährlich 1,1 %. Bei einer Auslandsverschuldung von (1994) 7,3 Mrd. US-$ müssen 16,7 % der Exporterlöse für den Schuldendienst aufgewendet werden.
 
Landwirtschaft:
 
1993 arbeiteten 58 % der Erwerbstätigen im Agrarsektor. Rd. ein Drittel der Landesfläche wird landwirtschaftlich genutzt (12,5 % als Ackerland und Dauerkulturen, 17,5 % als Wiesen und Weiden). Wichtigstes landwirtschaftliches Exportprodukt ist Kakao: 1994 lag Kamerun mit einer Erntemenge von 115 000 t weltweit an 7. Stelle. Weitere Exportgüter sind Kaffee, Baumwolle, Bananen, Palmöl, Zuckerrohr und Kautschuk. Die führenden Ausfuhrprodukte Kakao, Kaffee und Baumwolle werden v. a. von Kleinbauern angebaut, für den Eigenverbrauch v. a. Maniok, Mais, Hirse und Jamswurzel.
 
Forstwirtschaft:
 
52 % der Landesfläche (1989: 25 Mio. ha) sind mit Wald (tropischer Regenwald im Süden, Savannenwald im Norden) bedeckt, nach Kongo (Kinshasa) die größte Waldfläche in Afrika. 1990 lag der Holzeinschlag bei 3,3 Mio. m3 Nutzholz und 10,9 Mio. m3 Brennholz.
 
Fischerei:
 
Fischfang wird im Golf von Guinea, in den Flüssen Logoni, Schari und Benue sowie im Tschadsee betrieben. Die Fangmenge kann den Bedarf nicht decken und ist v. a. wegen veralteter Fangausrüstungen und abnehmender Fischbestände um mehr als 10 % auf (1989) 78 000 t zurückgegangen. Der Anteil der Seefische lag bei knapp 60 %.
 
Bodenschätze:
 
Seit 1977 wird im Offshorebereich vor der Küste Kameruns, an der Grenze zu Nigeria, Erdöl gefördert. Wegen abnehmender Rohölreserven ging die Fördermenge im Zeitraum 1986-90 von 8,9 Mio. t auf 8 Mio. t zurück. Nachgewiesen sind Bauxitlager (1 Mrd. t) bei Nkongsamba und bei Martap (südwestlich von Ngaoundéré) und Eisenerzvorkommen (120 Mio. t) bei Kribi.
 
Energiewirtschaft:
 
Dank der Energiepotenziale Erdöl, Wasserkraft und Holz ist Kamerun Energieselbstversorger. Da die bekannten Erdöllagerstätten Kameruns voraussichtlich bald erschöpft sein werden, ist ein Hauptziel der Energiepolitik die Umstrukturierung der Energieversorgung zugunsten der bisher kaum genutzten Wasserkraft und Erdgaspotenziale.
 
Industrie:
 
Das Schwergewicht des produzierenden Gewerbes liegt auf der Verarbeitung von Agrarprodukten wie Mais, Zuckerrohr, Tabak, Baumwolle und Palmkernen sowie auf der Holzindustrie (Sägewerke, Furnier- und Sperrholzfabriken). Industrielle Hauptzentren sind Douala, Yaoundé und Édéa. Wichtigste Industriekomplexe sind die Erdölraffinerie in Limbe und die Aluminiumwerke in Édéa. Seit 1991 werden Industriefreizonen geschaffen, in denen exportorientierten Betrieben Exportzölle erlassen und erhebliche Steuervorteile gewährt werden.
 
Tourismus:
 
Hauptanziehungspunkte sind die Nationalparks und Wildreservate in Nordkamerun, die alten Königspaläste Bandjoum und Bamoun im Westen sowie die Sandstrände an der Küste. 1990 kamen 99 000 ausländische Besucher, v. a. Franzosen.
 
Außenwirtschaft:
 
Die Außenhandelsbilanz ist seit 1990 überwiegend positiv (1993: Einfuhr 1,3 Mrd. US-$; Ausfuhr 1,96 Mrd. US-$). Der Anteil von Rohöl am Gesamtexport beträgt (1994/95) rd. 38 %, der von Agrarprodukten 36,7 % (v. a. Kaffee, Holz, Kakao, Baumwolle). Ein wichtiger Exportbestandteil ist auch Aluminium. Die führenden Handelspartner sind Frankreich, Spanien, Italien und Deutschland.
 
Verkehr:
 
Das Verkehrsnetz gilt als das dichteste in Zentralafrika. Der weitere Ausbau dient v. a. den Transitverbindungen und der Erschließung wirtschaftlich wichtiger ländlicher Gebiete. Rückgrat des kamerunischen Verkehrssystems ist das 1 100 km lange Eisenbahnnetz, wichtigste Strecke die 930 km lange Transkamerunbahn von Douala über Édéa, Yaoundé, Bélabo nach Ngaoundéré. Das 66 000 km lange Straßennetz erschließt v. a. die wirtschaftlichen Kernräume im Küstenbereich. Die Transitverbindungen haben große Bedeutung für den Warenverkehr der Binnenstaaten Tschad und Zentralafrikanische Republik zu den kamerunischen Seehäfen. Von zentraler Bedeutung ist auch der durch Kamerun führende Abschnitt der Transafrikastraße von Lagos (Nigeria) nach Mombasa (Kenia). Über 97 % des überseeischen Warenverkehrs werden im Hafen von Douala-Bonabéri umgeschlagen. Wichtigster Holzexporthafen ist Kribi; größter Flusshafen ist Garoua am Benue. Internationale Flughäfen gibt es in Douala, Yaoundé (Nsimalen), Garoua und Bafoussan.
 
 
Der Norden des heutigen Kamerun geriet nach 1806 in den Machtbereich des islamischen Reformstaates, den Osman dan Fodio unter den Hausa und Fulbe des heutigen Nordnigeria errichtete; sein Beauftragter Modibu Adama (✝ 1847), der diese Region von Yola aus regierte, gab ihr den Namen Adamaua. Der südlich angrenzende Staat Bamum nahm im 19. Jahrhundert Verfassungs-Elemente des Fulbereiches an, entzog sich aber dem Islam. Im Waldgebiet von Südkamerun bewirkten die Wanderungen der Fang im 19. Jahrhundert politische Umbrüche, jedoch kam es nicht zur Bildung größerer Staaten.
 
Als erste Europäer besuchten Portugiesen im 15. Jahrhundert die Küste. Bei den Douala, die bis zur Kolonialzeit den Küstenhandel mit den Europäern beherrschten, ließen sich seit 1845 christliche Missionare nieder, gefolgt von europäischen Kaufleuten. 1884 setzten deutsche Firmen den Schutz ihrer Interessen durch das Deutsche Reich durch: 1884 schloss G. Nachtigal mit den Doualafürsten einen Vertrag, der Kamerun zum deutschen Schutzgebiet machte. Zur Unterwerfung vieler Völker der Kolonie wurden zahlreiche Feldzüge geführt; die Douala versuchten 1902-14 vergeblich, mit gewaltfreien Mitteln wie Petitionen an Kaiser und Reichstag, mit juristischen Schritten sowie Appellen an die deutsche Öffentlichkeit ihre Wohn- und Handelsrechte zu sichern. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges drangen britische und französische Kolonialtruppen in Kamerun ein; die deutsche Schutztruppe musste im Januar 1916 nach Spanisch-Guinea abrücken und wurde dort interniert. Am 19. 2. 1916 kapitulierte im äußersten Norden die letzte deutsche Station Mora. Am 14. 3. schlossen Großbritannien und Frankreich einen ersten Teilungsvertrag: Frankreich gliederte die erst 1911 an Deutschland abgetretenen Gebiete (»Neukamerun« mit Korridoren zum Kongo und Ubangi) seinen Kolonien sofort ein; der westliche Teil blieb unter britischer Besatzung. 1919 fiel Kamerun (ohne Neukamerun) als Mandatsgebiet an den Völkerbund und wurde 1922 zwischen Großbritannien und Frankreich, das den größeren Teil erhielt, geteilt. Frankreich errichtete in Kamerun eine von seinen übrigen Territorien unabhängige Verwaltung; Großbritannien gliederte Westkamerun seiner Kolonie Nigeria an. Beide Gebiete wurden 1946 Treuhandterritorien der United Nations.
 
In Französisch-Kamerun wurde 1948 als antikoloniale Partei die »Union des Populations du Cameroun« (UPC, deutsch »Union der Völkerschaften Kameruns«) gegründet, anfangs ein Landesverband des Rassemblement Démocratique Africain (RDA). Im islamischen Norden blieb jedoch die von Frankreich gestärkte Autorität der Fulbefürsten ungebrochen. Obwohl der RDA sich ab 1951 mit Frankreich arrangierte, begann die UPC unter kommunistischem Einfluss 1955 einen Guerilla-Aufstand, in dem ihr Führer Ruben Um Nyobé am 13. 9. 1958 fiel. 1957 erhielt Kamerun begrenzte Autonomie; im Februar 1958 wurde A. Ahidjo Regierungschef. Als Kamerun am 1. 1. 1960 unabhängig wurde, übernahm er die Präsidentschaft und kämpfte bis 1962 mit französischer Militärhilfe erfolgreich gegen die UPC-Guerilla. Ahidjo strebte die Eingliederung des unter britischer Treuhandverwaltung stehenden Teils an. In diesem Gebiet, das 1954 innerhalb der Föderation Nigeria eine gewisse Selbstverwaltung erhalten hatte, fand 1961 unter UN-Aufsicht eine Volksabstimmung statt: Während sich der Nordteil für einen Verbleib bei Nigeria entschied, votierte der Südteil (das heutige Westkamerun) für einen Anschluss an Kamerun. Die »Bundesrepublik Kamerun« wurde schließlich am 1. 10. 1961 gebildet. Am 12. 5. 1972 erfolgte die Proklamierung der »Vereinigten Republik Kamerun« mit neuer Verfassung; Ahidjo wandelte Kamerun in einen Einparteienstaat um; er selbst übernahm die Führung der Einheitspartei Union Nationale Camerounaise (UNC). Er unterdrückte innenpolitisch oppositionelle Strömungen, verfolgte wirtschaftspolitisch einen an liberalen Mustern orientierten Kurs und lehnte sich international an die westlichen Mächte an; dabei blieb der französische Einfluss maßgebend.
 
1982 wurde der bisherige Ministerpräsident P. Biya Staatspräsident (1984 und 1988 bestätigt, 1992 und 1997 wieder gewählt), der auch 1983 Ahidjo als Parteiführer der UNC (seit 1985 RDPC) ablöste. 1984 erfolgte die Änderung des Staatsnamens in »Republik Kamerun«. Nach schweren inneren Unruhen 1990/91 sowie außenpolitischem Druck wurden 1991 ein Mehrparteiensystem eingeführt und innenpolitische Reformen angekündigt. Bei den Wahlen 1992 verlor die RDPC die absolute Mehrheit, konnte sie jedoch bei den Wahlen 1997 wieder erlangen. Nach dem Wahlsieg der Opposition bei Kommunalwahlen 1996 setzte Präsident Biya in zahlreichen Städten Regierungsdelegierte ein. - Ein seit Jahrzehnten schwelender Grenzstreit mit Nigeria um das rohstoffreiche Gebiet am Golf von Guinea (v. a. Halbinsel Bakassi) wird seit 1994 vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag verhandelt. Seit 1995 ist Kamerun Mitglied des Commonwealth.
 
 
Allgemeines:
 
G. Oberbeck: Die siedlungs-, verkehrs- u. wirtschaftsgeograph. Struktur K.s (1975);
 
K. Grundl. zu Natur- u. Kulturraum. Probleme der Entwicklungszusammenarbeit, hg. v. R. Baumgartner (Bern 1978);
 E. W. Schamp: Industrialisierung in Äquatorialafrika (1978);
 M. Eisentraut: Im Schatten des Mongo-ma-loba (1982).
 
 
H. R. Rudin: Germans in the Cameroons, 1884-1914 (London 1938, Nachdr. Hamden 1968);
 
K. unter dt. Kolonialherrschaft, hg. v. H. Stoecker, 2 Bde. (Berlin-Ost 1960-68);
 
K. Hausen: Dt. Kolonialherrschaft in Afrika (Zürich 1970);
 
N. B. Abeng: Von der Freiheit zur Befreiung. Die Kirchen- u. Kolonialgesch. K.s (1989);
 
M. Midel: Fulbe u. Deutsche in Adamaua (Nord-K.) 1809-1916. Auswirkungen afrikan. u. kolonialer Eroberung (1990);
 
A. Eckert: Die Duala u. die Kolonialmächte. Eine Unters. zu Widerstand, Protest u. Protonationalismus in K. vor dem Zweiten Weltkrieg (1991);
 
A. Mehler: K. in der Ära Biya (1993).
 

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Kạ|me|run [...ru:n; auch: - -'-]; -s: Staat im Westen Zentralafrikas.

Universal-Lexikon. 2012.