1. Besitzung eines Staates (besonders in Übersee), die politisch und wirtschaftlich von diesem abhängig ist:
die ehemaligen französischen Kolonien in Afrika strebten nach Selbstständigkeit; Kolonien erwerben.
2. Gruppe von Ausländern gleicher Nationalität in einem fremden Staat oder einer fremden Stadt:
die deutsche Kolonie in Paris.
* * *
Ko|lo|nie 〈f. 19〉
1. Ansiedlung von Ausländern in einem Staat
2. die Ausländergruppe selbst
3. unselbstständiges, oft überseeisches Gebiet, in dem eine Kolonialmacht die direkte Herrschaft über die Bevölkerung ausübt
4. Ansiedlung von Menschen in einsamen Gegenden (Verbrecher\Kolonie)
5. am Stadtrand gelegene Wohnsiedlung (Lauben\Kolonie)
7. 〈Biol.〉 lockerer Zellverband, in dem die Tochterindividuen nach der Teilung durch gemeinsame Gallerten od. durch die gemeinsame Muttermembran verbunden bleiben: Coenobium
8. 〈Zool.〉 Tierverband, Vereinigung gesellig lebender Tiere
[<lat. colonia „Tochterstadt, Ansiedlung außerhalb des Vaterlandes“] Siehe auch Info-Eintrag: Kolonie - info!
* * *
Ko|lo|nie , die; -, -n [lat. colonia = Länderei; Ansiedlung, Kolonie, zu: colere = bebauen, (be)wohnen bzw. zu: colonus = Bauer, Siedler]:
1. auswärtige Besitzung eines Staates, die politisch u. wirtschaftlich von ihm abhängig ist:
die ehemaligen französischen -n in Afrika.
2. Gruppe von Personen gleicher Nationalität, die im Ausland [am gleichen Ort] lebt u. dort die Traditionen des eigenen Landes pflegt:
die deutsche K. in Rom.
3. Siedlung:
an der Küste gab es noch einige kleine -n der Ureinwohner.
4. (Biol.) mehr od. weniger lockerer Verband ein- u. mehrzelliger pflanzlicher od. tierischer Individuen einer Art:
Möwen brüten in -n.
* * *
Kolonie
1) allgemein: 1) Siedlung; 2) Gruppe von Personen gleicher Nationalität, die im Ausland (am gleichen Ort) lebt und dort die Tradition des eigenen Landes pflegt.
2) Biologie: Vergesellschaftung von Einzelorganismen der gleichen Art zu einer Lebensform höherer Ordnung unter teilweiser oder völliger Aufgabe der eigenen Individualität. Bei niederen Algen treten Übergänge zu echten, vielzelligen, arbeitsteilig differenzierten Pflanzen auf. Bei koloniebildenden Tieren kommen alle Übergänge von locker in Gallerthüllen vereinigten Individuen (Wimpertierchen, Rädertierchen) bis zu Stockbildungen vor (Wimpertierchen, Schwämme, Korallen, Moostierchen, Manteltiere). Ihre höchste Differenzierung erhält die Kolonie- oder Stockbildung bei den Staatsquallen (Arbeitsteilung). - Als Kolonie bezeichnet man auch die Ansammlungen von Vögeln zur Brut und Aufzucht der Nachkommen (Brutkolonie) sowie manche Familienstaaten, z. B. von Bienen, Termiten und Ameisen.
3) Geschichte: die vom Beginn der Neuzeit bis zum Ersten Weltkrieg von den europäischen Staaten erworbenen auswärtigen, in der Regel »überseeischen« Besitzungen, die bestimmten politischen, wirtschaftlichen oder militärischen Zwecken der erwerbenden Kolonialmacht dienstbar gemacht wurden. Sie waren »völkerrechtlich Inland, staatsrechtlich Ausland«. Die Kolonialmacht übte direkt (im Rahmen der Gebietshoheit) oder indirekt (über einheimische Regierungsautoritäten) ihre Herrschaft aus.
Die Abhängigkeit der Kolonie von der Kolonialmacht konnte - rechtlich gesehen - verschiedene Formen annehmen: Status einer Provinz, eines Nebenlandes (im Rahmen eines Staatenstaates), eines Protektorats, eines Mandatsgebietes oder eines Treuhandgebietes. Großbritannien v. a. entwickelte innerhalb des Britischen Reiches und des Commonwealth ein sehr differenziertes System staats- und völkerrechtlichen Abhängigkeiten (von der Kronkolonie über das Protektorat bis zum Dominion). In der Regel wurden die Staatsangehörigkeit und staatsbürgerliche Rechte (z. B. Wahlrecht) der Kolonialmacht der Bevölkerung einer Kolonie nicht zuerkannt; die Angehörigen des Kolonialstaates besaßen hingegen in der Kolonie umfangreiche Vorrechte.
Nach dem vorrangigen Zweck beim Erwerb von Kolonien entwickelten sich unterschiedliche Typen von Kolonien. Siedlungskolonien dienten der Aufnahme von Auswanderern aus dem »Mutterland«, wobei die Siedler entweder die einheimische Bevölkerung fast oder völlig verdrängten, z. B. in Nordamerika, oder als herrschende Schicht den Hauptteil des Wirtschaftsertrags und der politischen Macht beanspruchten, z. B. in Spanisch- und Portugiesisch-Amerika, in Französisch-Algerien, in Portugiesisch-Westafrika (besonders Angola), in Britisch-Ostafrika (besonders Kenia). Auf der Grundlage einer die nichtweißen Bevölkerungsgruppen benachteiligenden Apartheidpolitik verfolgte die Republik Südafrika bis 1990 diese diskriminierende Linie (endgültig durch die neue Verfassung von 1993 beendet). Wirtschaftskolonien wurden durch die Kolonialmacht ausgebeutet, z. B. durch die britische Herrschaft in Indien (Britisch-Indien) oder Ägypten, durch die deutsche Herrschaft z. B. in Kamerun und Südwestafrika, durch die französische Herrschaft in Äquatorial- und Westafrika. Militärkolonien wurden aus strategischen Gründen erworben (z. B. Gibraltar, Malta, Zypern oder Aden). In Strafkolonien wurden Sträflinge deportiert (z. B. Cayenne oder New South Wales).
* * *
Ko|lo|nie, die; -, -n [lat. colonia = Länderei; Ansiedlung, Kolonie, zu: colere = bebauen, (be)wohnen bzw. zu: colonus = Bauer, Siedler]: 1. auswärtige Besitzung eines Staates, die politisch u. wirtschaftlich von diesem abhängig ist: die ehemaligen französischen -n in Afrika; -n erwerben; Mit dem Kollaps von Kontinentalreichen und -n rund um den Globus wurde nach zwei Weltkriegen auch jenes Dogma begraben, auf dem sie beruhten (Spiegel 47, 1998, 161). 2. Gruppe von Personen gleicher Nationalität, die im Ausland [am gleichen Ort] lebt u. dort die Traditionen des eigenen Landes pflegt: die deutsche K. in Rom; Genau besehen gibt es kaum noch Flecken, an denen Deutsche nicht auf Deutsche treffen oder gleich auf eine ganze K. (Spiegel 49, 1998, 99); Ü Die Hannoveraner gingen - unterstützt von ihrer mächtigen K. (Sport; ihren beieinander sitzenden Schlachtenbummlern) - zu massiven Gegenangriffen über (Walter, Spiele 163). 3. Siedlung: Diese K. war in den Elendsjahren nach dem Weltkriege aus einem Barackenlager entstanden (Fallada, Trinker 52); eine kleine Laube in der K. Grüne Weide (Baum, Paris 83). 4. (Biol.) mehr od. weniger lockerer Verband ein- u. mehrzelliger pflanzlicher od. tierischer Individuen einer Art: Möwen brüten in -n; Ü wie die ... Tabakteile erst in dichter K., dann sich auflösend, auf der Oberfläche schwammen (Böll, Haus 75). 5. a) kurz für ↑Ferienkolonie; b) kurz für ↑Strafkolonie.
Universal-Lexikon. 2012.