Akademik

Angola
An|go|la; -s:
Staat in Afrika.

* * *

Angola,
 
 
Kurzinformation:
 
Fläche: 1 246 700 km2
 
Einwohner: (2000) 10,15 Mio.
 
Hauptstadt: Luanda
 
Amtssprache: Portugiesisch
 
Nationalfeiertag: 11. 11.
 
Währung: Kwanza (Kz)
 
Zeitzone: MEZ
 
amtlich portugiesisch Repụ́blica de Angola, deutsch Republik Angola, Staat im südwestlichen Afrika, 1 246 700 km2, (2000) 10,15 Mio. Einwohner. Angola erstreckt sich zwischen der Demokratischen Republik Kongo, Sambia und Namibia an der Küste von Niederguinea; die Exklave Cabinda liegt nördlich der Kongomündung und grenzt auch an die Republik Kongo. Hauptstadt ist Luanda. Amtssprache ist Portugiesisch. Währung ist der Kwanza (Kz). Zeitzone: MEZ.
 
 Staat und Recht:
 
Verfassung:
 
Die am 1975 in Kraft getretete und seit 1991 mehrfach geänderte (zuletzt 1996) Verfassung bestimmt Angola als präsidiale Republik mit Mehrparteiensystem, garantiert die Gewaltenteilung und die Grundrechte. Staatsoberhaupt ist der auf fünf Jahre direkt gewählte Präsident. Er ist mit weit reichenden Vollmachten ausgestattet (u. a. dem Recht, den Notstand auszurufen), steht dem nationalen Sicherheitsrat vor und ist Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Er ernennt die Gouverneure der Provinz und die Richter des Obersten Gerichtshofes. Trägerin der Legislative ist die Nationalversammlung (Assembleia Nacional), deren 223 Abgeordneten für eine Legislaturperiode von vier Jahren gewählt werden; 90 nach dem System der Mehrheitswahl in Einzelwahlkreisen und 133 nach dem System der Verhältniswahl mit landesweiten Listen. An der Spitze der Regierung steht der Premierminister, der vom Präsidenten ernannt wird.
 
Parteien:
 
Nachdem 1991 das Mehrparteiensystem in der Verfassung verankert worden war, entstand ein breit gefächertes Spektrum von Parteien und Organisationen. Zu den einflussreichsten Parteien zählen: Movimento Popular de Libertação de Angola - Partido de Trabalho (MPLA - PT; bis März 1991 marxistisch-leninistische Einheitspartei), União Nacional para a Independência Total de Angola (UNITA), Partido de Renovação Social (PRS), Frente Nacional de Libertação de Angola (FNLA) und Partido Liberal Democrático (PLD).
 
Wappen:
 
Der Rahmen des Wappens (10. 11. 1975) besteht aus dem Segment eines Zahnrades und Gebinden aus Mais, Kaffee und Baumwolle: Sinnbilder für die Industrie und Landwirtschaft des Landes. Das offene Buch symbolisiert Erziehung und Kultur, die aufgehende Sonne das »neue Land«. Machete und Hacke stehen für »Arbeit« und den »Beginn des bewaffneten Kampfes«. Der Stern bedeutet »Internationalismus und Fortschritt«.
 
Nationalfeiertage:
 
Nationalfeiertag ist der 11. November (Erlangung der Unabhängigkeit 1975).
 
Verwaltung:
 
Die 18 Provinzen verfügen über eigene Parlamente. An der Spitze der Verwaltung steht jeweils ein vom Präsidenten ernannter Gouverneur.
 
Recht:
 
Nach der Verfassung bleiben die zum Teil noch aus portugiesischer Zeit stammenden Gesetze und Verordnungen bis zu ihrer Änderung in Kraft. Die Gerichtsbarkeit wird durch den Obersten Gerichtshof und nachgeordnete Kollegialgerichte ausgeübt, die mit gleichberechtigten Berufs- und Laienrichtern besetzt sind.
 
Streitkräfte:
 
Die Gesamtstärke beträgt etwa 42 000 Mann, die Wehrpflichtdauer 24 Monate. Das Heer (35 000 Soldaten) befindet sich in einer Phase der völligen Umstrukturierung. Luftwaffe und Marine verfügen jeweils über 3 500 Mann. Die Ausrüstung umfasst 154 Kampfpanzer (vorwiegend ältere sowjetische Typen T-34 und T-54), etwa 70 Kampfflugzeuge und 14 Kleine Kampfschiffe.
 
 Landesnatur und Bevölkerung:
 
Landschaft:
 
Angola liegt im Gebiet der altkristallinen Rumpffläche Hochafrikas zwischen den Flüssen Kongo und Kunene. Im Osten reicht es bis zum Kasai und zum oberen Sambesi und senkt sich im Südosten langsam zum Okawangobecken. Die über 1 000 m über dem Meeresspiegel gelegenen Hochflächen des Innern (»Planalto«) werden im Westen durch die Zone der Sierras begrenzt. Diese Gebirgsschwelle (im Moco 2 610 m über dem Meeresspiegel) fällt in oft steilen Abtragungsstufen zu dem 30 bis 100 km breiten Küstensaum ab, in dessen bis 40 m hohe Steilküste Quertäler cañonartig eingetieft sind. Der vor der Küste nach Norden entlangziehende Benguelastrom hat aus dem Brandungsmaterial und den Flussablagerungen lange Nehrungen aufgebaut, in deren Schutz die besten Häfen des Landes liegen. - Der Hochlandsabdachung folgend, fließen Cuanza und Kunene zum Atlantik (Dauerflüsse), Cuango und Kasai zum Kongo. Der Cubango (Okawango) gelangt nur periodisch zum Ngamisee, der Cuando zum Sambesi.
 
Klima und Vegetation:
 
Angola hat vorwiegend tropisches Klima. Die Temperaturen sind jedoch auf dem Hochland durch die Höhe, im Küstenbereich durch den kühlen Benguelastrom gemildert. Die Niederschläge fallen im Sommer (November-April): im Norden und längs der Steilstufen etwa 1 500 mm, sonst im Innern 1 000 mm jährlich; im Süden und Südosten meist weniger. Die Küste ist im Norden feucht-heiß, im Mittelabschnitt regenarm (Luanda 360 mm, Lobito 230 mm jährlich), der Süden wüstenhaft (Namibe 22 mm jährlich). Der Planalto ist vorwiegend Savanne, die im Süden in Trockenwald (Miombowald) und schließlich in die Wüstensteppen der Kalahari und die Sandwüste der Namib übergeht. Üppiger Regenwald bedeckt als schmale Kulisse die westwärts gerichteten Gebirgshänge und begleitet die zum Teil versumpften Flussniederungen im Norden, wo auch Mangrovendickichte die Küstenniederungen überziehen.
 
Bevölkerung:
 
Angola ist nur sehr dünn besiedelt. Unter der Vielzahl von Bantuvölkern stellen die Mbundu (Ovimbundu) die stärkste Gruppe (ein Drittel der Einwohner); sie wohnen an der Küste und im Hochland von Bié. Südöstlich davon, im zentralen Hochland, leben die Mbande (Kimbande), nördlich des Cuanza die Ngongo-Ngola (Ambundu). Der Nordwesten und Cabinda gehören zum Lebensraum der Kongo, im Nordosten wohnen die Chokwe. Außerdem leben im Land etwa 150 000 Mischlinge. Die Anzahl der in Angola lebenden Europäer (v. a. Portugiesen) wird auf 40 000 geschätzt. Etwa 34 % der Bevölkerung wohnen in Städten. Größte Städte sind Luanda (1995: 2,25 Mio. Einwohner), Huambo (400 000), Benguela (155 000) und Lobito (150 000).
 
Religion:
 
Etwa 75 % der Bevölkerung sind Christen: rd. 53 % gehören der katholischen Kirche, rd. 20 % evangelischen Kirchen an. Die unabhängigen Kirchen (2 %) sind von geringerer Bedeutung als in den Nachbarstaaten. Von der Demokratischen Republik Kongo aus fand die kimbang. Kirche (Kimbangu) Eingang in Nordangola. Mit rd. 40 000 Mitgliedern ist sie die größte unter mehreren unabhängigen Kirchen in Angola. Den traditionellen afrikanischen Religionen gehören nach verschiedenen (ungesicherten) Schätzungen aus den 1980er-Jahren 10-15 % der Bevölkerung an.
 
Auf dem Gebiet des heutigen Angolas begann 1491 die katholische Mission in Afrika. Die erste protestantische Missionsstation in Angola wurde 1878 von britischen Baptisten errichtet, denen u. a. methodistische, reformierte, lutherische und Missionare verschiedener Pfingstkirchen folgten. Heute arbeiten 14 evangelische Kirchen im »Angolanischen Rat der Evangelischen Kirchen« zusammen. Im Kampf um die Unabhängigkeit von Portugal stand die Mehrheit der evangelischen Kirchen aufseiten der Befreiungsbewegungen. Die in ihrer Hierarchie bis weit ins 20. Jahrhundert durch Portugiesen dominierte katholische Kirche galt dagegen bis in die jüngste Vergangenheit vielen Angolanern als »koloniale Kirche«, was nach der Machtübernahme durch die marxistische MPLA zahlreiche staatliche Repressionen zur Folge hatte. Zu einer Normalisierung der Beziehungen zwischen katholischer Kirche und Staat kam es erst im Zusammenhang mit den Verhandlungen zur Beendigung des Bürgerkrieges, in denen der Erzbischof von Luanda, Kardinal Alexandre do Nascimento (* 1925) zwischen den Bürgerkriegsparteien vermittelte.
 
Bildungswesen:
 
Das Schulsystem besteht seit 1977 aus einem Jahr Vorschule, vier Jahren Primar- und fünf Jahren Sekundarschule; der Unterricht ist kostenlos. Es besteht Schulpflicht für Kinder ab sieben Jahre für die Primarschule. Die Analphabetenquote beträgt 63 %. Aufgrund des jahrelangen Bürgerkrieges sind die Bildungseinrichtungen in schlechtem Zustand (Mangel an Schulen, Lehrern, Unterrichtsmaterial). Das Sprachproblem soll durch die Einführung von sechs Landessprachen als Unterrichtssprachen gelöst werden. In größeren Städten bestehen Fachschulen für Handel, Gewerbe, Landwirtschaft und Lehrerbildung. Die fünf Fakultäten der 1962 gegründeten Universität befinden sich in Luanda, Huambo und Lubango.
 
Publizistik:
 
Die Massenmedien Angolas, 1976 nationalisiert, unterstanden bis Mai 1991 staatlicher Kontrolle. Noch vor dem Friedensabkommen von Lissabon wurde im März 1991 die Pressefreiheit verfassungsrechtlich verankert. Presse: In Luanda erscheinen die Tageszeitung »O Jornal de Angola«, gegründet 1923, und das Amtsblatt »Diário da República«. Die staatliche Nachrichtenagentur Angola Prensa/ANGOP versorgt die Inlandmedien. - Rundfunk: Die staatliche Rundfunkgesellschaft »Rádio Nacional de Angola«, gegründet 1975, Sitz Luanda, verbreitet Inlandprogramme in Portugiesisch und 10 Landessprachen sowie Nachrichten für das Ausland in spanischer, englischer und französischer Sprache. Die staatliche Fernsehgesellschaft »Televisão Popular de Angola« (TPA), gegründet 1975, sendet für den Raum Luanda.
 
 Wirtschaft und Verkehr:
 
Wirtschaft:
 
Der seit der Unabhängigkeit 1975 andauernde Bürgerkrieg hat die Wirtschaft Angolas stark zerrüttet. Einzig der Erdöl- und Diamantenabbau konnte trotz vorübergehender Beeinträchtigungen weitgehend aufrechterhalten werden. Angola gehörte 1999, gemessen am Pro-Kopf-Einkommen von 220 US-$, zu den Entwicklungsländern mit niedrigem Einkommen. 1999 hatte Angola Auslandsschulden in Höhe von 10,9 Mrd. US-$. Die weitere wirtschaftliche Entwicklung ist v. a. davon abhängig, ob die seit 1993 erkennbaren Anzeichen einer Friedenslösung tatsächlich zur Beendigung des Bürgerkrieges führen.
 
Landwirtschaft:
 
Aufgrund des günstigen Klimas und großer Flächen fruchtbaren Acker- und Weidelandes könnte Angola eines der florierendsten Agrarländer Afrikas sein. Bisher werden aber nur 3 % der Gesamtfläche als Ackerland und Dauerkulturen genutzt. 72 % der Erwerbstätigen arbeiten im Agrarbereich. Die Mehrheit der ländlichen Bevölkerung lebt von der Subsistenzwirtschaft und baut v. a. Maniok, Mais, Bananen und Süßkartoffeln an. Die Vertreibung vieler Landbewohner durch den Bürgerkrieg v. a. aus den im Zentrum Angolas liegenden, früher als Kornkammer bekannten Provinzen Huambo und Bié hat zu einer erheblichen Verminderung der Anbaufläche und zur Reduzierung der Hektarerträge geführt. War Angola 1973 mit einer Erntemenge von 243 000 t noch der weltweit viertgrößte Kaffeeproduzent, so wurden 1992 nur noch 6 000 t Kaffee geerntet. Ähnliche Rückgänge gab es bei den vormaligen Exportprodukten Baumwolle, Sisal und Mais; die Zuckerproduktion (aus Zuckerrohr) konnte mithilfe kubanischer Experten wieder stabilisiert werden (1991: 335 000 t nach 285 000 t im Jahre 1988). Vor 1975 war Angola Nettoexporteur von Nahrungsmitteln, 1992/93 belief sich bei einem Getreidebedarf von 650 000 t das Defizit auf 270 000 t. Die Rinderhaltung konzentriert sich auf die Provinz Huíla im Südwesten des Landes.
 
Forstwirtschaft:
 
Im tropischen Regenwald Cabindas besitzt Angola erhebliche Nutzholzreserven. Hinzu kommen die seit dem 19. Jahrhundert angepflanzten Eukalyptus-, Kiefern- und Zypressenplantagen auf einer Gesamtfläche von 140 000 ha.
 
Fischerei:
 
Für den Fischfang gibt es durch den kalten Benguelastrom mit seinem Planktonreichtum günstige Voraussetzungen. 1990 betrug die gesamte Fangmenge 107 000 t, davon waren 92 % Seefische, v. a. Makrelen. Kriegsbedingt gingen die Fänge jedoch stark zurück und betrugen 1996 nur noch 72 841 t. Da ausländische Fischereiflotten (z. B. Spanien und Russland) Fangrechte von Angola erworben haben, sind die Gewässer teilweise stark überfischt.
 
Bodenschätze:
 
Die wichtigsten Vorkommen sind Erdöl und Diamanten. Angola nahm 1998 bei Diamanten mit einer Fördermenge von 3,0 Mio. Karat (davon 94 % Schmuckdiamanten) weltweit den 6. Rang ein. Die größten Minen liegen in der Provinz Lunda Norte im Nordwesten des Landes. Der Abbau weiterer Rohstoffe (Eisenerz, Mangan, Kupfer, Uran) wurde wegen des Krieges weitgehend eingestellt.
 
Energiewirtschaft:
 
Erdölförderung und -verarbeitung sind die wichtigsten Wirtschaftszweige. 1955 wurde das erste Ölfeld in der Nähe von Luanda entdeckt. Heute kommt das meiste Erdöl aus dem Off-shore-Bereich vor der Enklave Cabinda. Angola, das nicht Mitglied der OPEC ist, belegte 1998 mit einer Fördermenge von 37,5 Mio. t weltweit den 24. Rang. Die Förderung von Erdgas ist bislang unbedeutend. Die Flüsse stellen ein großes Energiepotenzial dar, das überwiegend zur Elektrizitätserzeugung genutzt wird.
 
Industrie:
 
Das produzierende Gewerbe ist infolge der Kriegshandlungen weitgehend zusammengebrochen. Wichtige Branchen sind die Verarbeitung von Erdöl sowie das Nahrungsmittel- und Textilgewerbe. Sie konzentrieren sich auf die Hauptstadt Luanda u. a. größere Hafenstädte.
 
Außenwirtschaft:
 
Die Handelsbilanz ist dank der Erdöleinnahmen seit Jahrzehnten stets positiv (1997: Einfuhr 2,4 Mrd. US-$, Ausfuhr 4,8 Mrd. US-$). 1997 entfielen 94 % der Exporteinkünfte auf Rohöl und 2 % auf Diamanten. Wichtigste Außenhandelspartner sind die USA, die frühere Kolonialmacht Portugal, ferner Frankreich, Spanien und Deutschland.
 
Verkehr:
 
Die Struktur des Verkehrsnetzes ist bis heute durch die Erfordernisse der exportorientierten Wirtschaft während der Kolonialzeit geprägt, wo Rohstoffe aus ihren Fördergebieten zu den Exporthäfen transportiert wurden. Fast alle Verkehrsverbindungen sind durch den Bürgerkrieg zerstört; der Wiederaufbau wird durch Verminungen behindert. Das Eisenbahnnetz besteht aus drei Hauptlinien, die in den Hafenstädten Luanda, Lobito und Namibe enden. Wichtigste Linie ist die 1932 erbaute Benguelabahn, die Lobito mit dem Kupfergürtel der Demokratischen Republik Kongo und mit Sambia verbindet. Das Straßennetz hatte 1996 eine Länge von 73 000 km, davon sind etwa 8 000 km asphaltiert. Im Zeitraum von 1975 bis 1991 wurden 3 000 Brücken zerstört oder beschädigt. Die wichtigsten Seehäfen sind die von Luanda, Lobito, Namibe und Cabinda (Erdölhafen). Der internationale Flughafen liegt nahe der Hauptstadt Luanda. Nationale Fluggesellschaft ist die Transportadora Aéra Angolana (TAAG).
 
 
Im 15. Jahrhundert suchten portugiesische Seefahrer (D. Cão) die Küste des heutigen Angolas auf und entdeckten in ihrem Hinterland den Staat der Kimbundu, deren König den Titel »Ngola« trug. Von dieser Bezeichnung leitet sich der Name »Angola« ab. Portugal errichtete Handelsniederlassungen und Missionsstationen. Das 1575 als Fort gegründete Luanda ging vorübergehend in den Besitz der Holländer über. Zahlreiche Bewohner des Hinterlandes wurden bis etwa 1850 als Sklaven in die portugiesische Kolonie Brasilien verschleppt. Noch lange hielten die Portugiesen in Angola ein System der Zwangsarbeit aufrecht.
 
Erst nach 1890 eroberte Portugal weiter landeinwärts liegende Gebiete; 1891 und 1894 schloss es Grenzverträge mit dem belgischen Kongostaat, 1905 mit Großbritannien. 1898 und 1914 einigten sich Deutschland und Großbritannien auf eine (infolge des Ersten Weltkrieges nicht verwirklichte) Aufteilung Angolas. Portugal errichtete v. a. Plantagen (z. B. für Kaffee und Baumwolle), baute die Bodenschätze ab und schuf sich durch Preis- und Importkontrolle einen geschützten Absatzmarkt. 1951 erklärte es Angola zur Überseeprovinz und verstärkte die Ansiedlung von Menschen europäischer Herkunft, deren Zahl auf etwa 400 000 stieg. Nur Mischlingen und wenigen assimilierten Schwarzafrikanern wurden gleiche Rechte wie den aus Europa stammenden Bevölkerungsgruppen eingeräumt.
 
Mit dem Sturm auf das Gefängnis von Luanda am 4. und 10. 2. 1961 begann der bewaffnete Kampf gegen die portugiesische Kolonialherrschaft. Er wurde in der Folge getragen von drei untereinander politisch zerstrittenen Befreiungsbewegungen: der 1956 gegründeten MPLA (Movimento Popular de Libertação de Angola, Volksbewegung für die Befreiung Angolas), der 1962 gegründeten FNLA (Frente Nacional de Libertação de Angola, Nationale Befreiungsfront Angolas) und der von dieser 1966 abgespaltenen UNITA (União Nacional para a Independência Total de Angola, Nationalunion für die vollständige Unabhängigkeit Angolas). Die MPLA unter A.Neto rekrutierte sich vorwiegend aus den um Luanda lebenden Mbundu und fand besondere Unterstützung durch die UdSSR und Kuba, die FNLA unter Führung von Holden Roberto stützte sich besonders auf die im Norden ansässigen Kongo (Bakongo) und erhielt Hilfe von Zaire und den USA, die UNITA unter J. Savimbi hatte ihren Rückhalt v. a. in der Volksgruppe der Ovimbundu in Zentralangola und wurde unterstützt durch die Republik Südafrika und die USA.
 
Nach der Revolution in Portugal (25. 4. 1974) und der Anerkennung der Rechte der Kolonien auf staatliche Unabhängigkeit (11. 6. 1974) wurde am 31. 1. 1975 eine angolanisch-portugiesische Übergangsregierung eingesetzt, in der neben der MPLA auch Kräfte der FNLA und der UNITA vertreten waren. Anhaltende Kämpfe der drei Befreiungsbewegungen erschwerten jedoch die Bildung einer gemeinsamen angolanischen Regierung Schließlich übertrug Portugal am 11. 11. 1975 die Rechte zur Bildung eines unabhängigen Staates einseitig der MPLA; Angola wurde Volksrepublik unter Staatspräsidenten Neto. In den nun zwischen den verfeindeten Befreiungsbewegungen ausbrechenden militärischen Auseinandersetzungen, in die auch ausländische Mächte eingriffen, konnte sich mit sowjetischer und kubanischer Unterstützung die marxistisch orientierte MPLA gegen die prowestlich orientierten, kooperierenden FNLA und UNITA durchsetzen.
 
Die MPLA, seit 1977 MPLA - Partido de Trabalho, baute einen Einparteienstaat nach marxistisch-leninistischem Vorbild auf, verbot politisch konkurrierende Parteien (v. a. FNLA und UNITA) und führte ein Verstaatlichungs- sowie Kollektivierungsprogramm durch. Nach dem Tod von Neto (1979) bemühte sich Angola unter Staatspräsidenten J. E. Dos Santos um bessere Beziehungen zu den nichtkommunistischen Staaten und trat so u. a. 1985 dem Lomé-Abkommen bei. Die fortgesetzte Unterstützung Angolas für die von seinem Territorium aus operierende namibische Befreiungsbewegung SWAPO führte ab 1980 wiederholt zu militärischen Vorstößen der in Namibia stationierten südafrikanischen Truppen nach Südangola. Unter Vermittlung der USA schlossen Angola, Kuba und die Republik Südafrika am 22. 12. 1988 ein Abkommen zur politischen Lösung des Konflikts, das u. a. den Rückzug der südafrikanischen und kubanischen Streitkräfte aus Angola sowie die Entlassung Namibias in die Unabhängigkeit regelte.
 
Das angolanische Parlament beschloss im März 1991 die Einführung eines Mehrparteiensystems; die MPLA gab sich nun eine sozialdemokratische Orientierung. Am 31. 5. 1991 unterzeichneten MPLA und UNITA in Lissabon einen Friedensvertrag zur Beendigung des Bürgerkrieges, der u. a. Parlamentswahlen unter UNO-Aufsicht vorsah. Die Wahlen, die im November 1992 stattfanden und einen Erfolg für die MPLA brachten, wurden jedoch von der UNITA wegen angeblichen Wahlbetrugs nicht anerkannt. Daraufhin entbrannten schwere Kämpfe, in deren Folge die UNITA weite Teile des Landes unter ihre Kontrolle bringen konnte. Trotz internationaler Anerkennung der MPLA-Regierung, Sanktionen gegen die UNITA und internationaler Vermittlungsversuchen eskalierte der mit äußerster Brutalität geführte Bürgerkrieg erneut. Am 20. 11. 1994 unterzeichneten die Bürgerkriegsparteien schließlich in der sambischen Hauptstadt Lusaka ein Friedensabkommen, das einen Waffenstillstand, die Entwaffnung der UNITA-Verbände, die Aufstellung einer gemeinsamen Armee, die Beteiligung der UNITA an der Regierung sowie eine Wiederholung der Wahlen von 1992 beinhaltete. Der Friedensprozess schritt 1997 mit der Bildung einer »Regierung der nationalen Einheit und Versöhnung«, der auch die UNITA beitrat, zunächst voran. Nachdem Angola bereits 1997 im Bürgerkrieg in der Republik Kongo interveniert hatte, unterstützten seit 1998 angolanische Truppen (neben Truppen aus Namibia und Simbabwe) in der Demokratischen Republik Kongo den kongolesischen Präsidenten Kabila im Kampf gegen Rebelleneinheiten. Seit Ende 1998 kam es in Angola erneut zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der Armee und Einheiten der UNITA, die im Januar 2000 auch auf die Nachbarländer Namibia und Sambia übergriffen. Das Friedensabkommen von Lusaka (1994) wurde 1998 von der Regierung endgültig aufgekündigt. Die militärischen Erfolge der UNITA (u. a. Eroberung eines Gebietes im Norden mit reichen Diamanten- und Erdölvorkommen) veranlassten Präsidenten Dos Santos am 31. 1. 1999 zur Bildung einer Notstandsregierung, in der er auch die Ämter des Premier-Min. und Verteidigungsministers übernahm. Im Verlauf der Kämpfe zwischen Regierungstruppen und UNITA-Einheiten wurde im Februar 2002 UNITA-Führer Savimbi erschossen. Am 4. 4. 2002 konnte schließlich zwischen Regierung und UNITA erneut ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet werden, das den seit fast 30 Jahre währenden Bürgerkrieg beenden soll, der rd. 1 Mio. Tote und etwa 4 Mio. Flüchtlinge forderte. Das Abkommen sieht u. a. die Entwaffnung und Demobilisierung der schätzungsweise 50 000 UNITA-Kämpfer vor, die dafür mit ihren Familien in speziellen Konzentrationszonen im Innern des Landes zusammengezogen werden. Außerdem sollen die auf angolanischem Territorium stationierten und bislang von der UNITA unterstützten Rebellen aus der Demokratischen Republik Kongo sowie die Hutu-Milizen aus Ruanda entwaffnet werden. Damit wäre die militärische Unterstützung Angolas für die kongolesischen Regierungstruppen in ihrem Kampf gegen Rebellen hinfällig.
 
 
 
J. u. T. Matznetter: Port. Afrika - Einheit u. Differenzierung, in: Mitt. der Österr. Geograph. Ges. Wien, Jg. 112 (Wien 1970);
 M. Kuder: A. Eine geograph., soziale u. wirtschaftl. Landeskunde (1971);
 J. F. Kahl: Pro u. contra Portugal. Der Konflikt um A. u. Mosambik (1972);
 D. Nohlen u. R. Sturm: A., in: Hb. der Dritten Welt, Bd. 5 (21982).
 
 
D. Birmingham: The Portuguese conquest of A. (London 1965);
 
J. A. Marcum: The Angolan revolution, 2 Bde. (Cambridge, Mass., 1969-78);
 
G. J. Bender: A. under the Portuguese (Berkeley, Calif., 1978);
 
R. Pélissier: La colonie du Minotaure. Nationalisme et révoltes en A., 1926-1961 (Paris 1978);
 
F.-W. Heimer: Der Entkolonialisierungskonflikt in A. (1979);
 
A. J. Klinghoffer: The Angolan war (Boulder, Colo., 1980);
 
S. H. Broadhead: Historical dictionary of A. (Metuchen, N. J., 21992);
 
Angola. Naturraum, Wirtschaft, Bevölkerung, Kultur, Zeitgeschichte u. Entwicklungsperspektiven hg. v. M. Kuder u. W. J. G. Möhling (1994);
 
F. Roque: Building the future in Angola (Oeiras 1997);
 
S. Stampa: Angola, Spielball im Machtkampf (2002).

* * *

An|go|la; -s: Staat in Afrika.

Universal-Lexikon. 2012.