Pạ|na|ma 〈m. 6〉
1. 〈Textilw.〉 poröses Gewebe
2. 〈kurz für〉 Panamahut
[nach der gleichnamigen mittelamerikan. Stadt]
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1Pạ|na|ma; -s:
Staat in Mittelamerika.
2Pạ|na|ma:
Hauptstadt von ↑ 1Panama.
3Pạ|na|ma, der; -s, -s:
Kurzf. von ↑ Panamahut.
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I Pạnama,
Fläche: 75 517 km2
Einwohner: (2000) 2,8 Mio.
Hauptstadt: Panama
Amtssprache: Spanisch
Nationalfeiertag: 3. 11.
Zeitzone: 500 Panama = 1200 MEZ
amtlich spanisch Repụ́blica de Panamạ́, Staat in Zentralamerika, zwischen Pazifik und Karibischem Meer, grenzt im Westen an Costa Rica, im Osten an Kolumbien, 75 517 km2, (2000) 2,8 Mio. Einwohner; Hauptstadt ist Panama, Amtssprache Spanisch. Währungseinheit: 1 Balboa (B/.) = 100 Centésimos (c, cts). Zeitzone: Central Standard Time (500 Panama = 1200 MEZ).
Staat und Recht:
Gemäß der Verfassung vom 11. 10. 1972, die im Oktober 1978, im April 1983 und am 4. 10. 1994 zum Teil grundlegend revidiert wurde, ist Panama eine präsidiale Republik. Staatsoberhaupt und Regierungschef ist der mit weit reichenden exekutiven Befugnissen ausgestattete Präsident. Er wird ebenso wie die zwei Vizepräsidenten auf fünf Jahre direkt gewählt und ernennt die Mitglieder seines Kabinetts. Für die Präsidentschaftswahl ist nur eine Wahlrunde vorgesehen, d. h. es reicht eine einfache Stimmenmehrheit. Die Legislative liegt bei der Gesetzgebenden Versammlung (Asamblea Legislativa), deren 72 Abgeordnete für fünf Jahre gewählt werden. Durch die Verfassungsänderung von 1994 wurden die Streitkräfte offiziell abgeschafft.
Parteien:
Die Parteienstruktur ist instabil und durch zahlreiche Bündnisse geprägt. Die in der Tradition des »Torrijismus« stehende Alianza Pueblo Unido wird v. a. durch den Partido Revolucionario Democrático (PRD, gegründet 1979) geprägt. Die wichtigsten Parteien der konservativ-nationalistischen Alianza Democrática sind der Partido Arnulfista (PA, gegründet 1990) und der Partido Liberal Auténtico (PLA, gegründet 1988). Zum liberalen Cambio '94 gehören v. a. der Movimiento Liberal Republicano Nacionalista (MOLIRENA, gegründet 1982) und der Partido Renovación Civilista (PRC, gegründet 1992).
Das Wappen (seit 1904) zeigt im ungewöhnlich gestalteten und von je zwei Staatsflaggen flankierten Schild (zweifach geteilt; Schildhaupt und Schildfuß jeweils gespalten) in der Mitte - stilisiert dargestellt - die Landenge von Panama, wobei untergehende Sonne und aufgehender Mond deren Ost-West-Verlauf zeigen, sowie in den vier Feldern Gewehr und Säbel, Weinhacke und Schaufel, ein Füllhorn (Symbol für Reichtum und Wohlstand) und ein goldenes Flügelrad, das für Fortschritt steht. Auf dem Schild sitzt ein zum Flug bereiter Adler, Zeichen der Stärke und der Souveränität. Er hält im Schnabel ein Spruchband mit dem Motto »Pro Mundi Beneficio« (»für das Wohlergehen der Welt«), das auf den Nutzen des Panamakanals verweist. Die Zahl der Sterne über dem Adler (9) entspricht der Anzahl der Provinzen des Landes.
Nationalfeiertage:
3. 11., zur Erinnerung an die Erlangung der Unabhängigkeit 1903.
Panama ist in neun Provinzen, die in Gemeinden unterteilt sind, und drei Territorien gegliedert. Jeder Provinz steht ein vom Präsidenten ernannter Gouverneure vor. Alle Amtsträger auf Kommunalebene werden gewählt.
Oberstes Gericht ist der Oberste Gerichtshof der Justiz, dessen neun Richter für zehn Jahre berufen werden. Nachgeordnete Gerichte sind fünf Hochgerichte sowie zahlreiche Gerichte in den Provinzen.
Panama besitzt nach der offiziellen Abschaffung der Armee 1994 keine regulären Streitkräfte mehr; faktisch waren diese bereits nach dem Sturz von M. A. Noriega Morena zu Beginn der 90er-Jahre aufgelöst worden. Für die Aufrechterhaltung der Sicherheit ist eine etwa 11 000 Mann starke Polizeitruppe zuständig. Unterstützt wird sie von Marine- und Fliegerkräften (jeweils 400 Mann »National Maritime Service« und »National Air Service«), die mit sieben Patrouillenbooten sowie einigen Transport- und Verbindungsflugzeugen ausgerüstet sind. - Die USA waren bis 2000 mit einer rd. 10 000 Mann starken Truppe in Panama präsent.
Landesnatur und Bevölkerung:
Panama umfasst den südöstlichsten Teil der zentralamerikanischen Landbrücke einschließlich des Archipiélago de las Perlas u. a. vorgelagerter Inseln. Ein durchschnittlich 2 000-3 000 m hoher zentraler Gebirgszug, in dem der erloschene Vulkan Chiriquí mit 3 475 m über dem Meeresspiegel der höchste Berg des Landes ist, teilt das westliche Panama bis zur Península de Azuero in einen pazifisch und in einen atlantisch-karibisch geprägten Raum. Jenseits der vom Panamakanal durchzogenen Senke setzt er sich in der 400-700 m hohen Cordillera de San Blas fort, die nahe der karibischen Küste verläuft, während an der pazifischen Seite, v. a. im Osten (Landschaft Darién), ein breiteres Tiefland ausgebildet ist.
Panama hat tropisches Klima. Während der karibische Bereich unter dem Einfluss der Passatwinde immerfeucht ist (2 500-4 000 mm im Jahr), fallen auf der pazifischen Seite in den Sommermonaten Mai bis November die meisten Niederschläge (Zenitalregen der nach Norden verlagerten innertropischen Konvergenz). Im Tiefland betragen sie 1 000-2 000, oberhalb 700 m über dem Meeresspiegel etwa 2 500 mm im Jahr; immerfeucht ist hier nur der Südosten (Darién) durch monsunartige Westwinde. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt zwischen 25 und 28 ºC.
Das Tiefland (Tierra caliente) der karibischen Seite einschließlich des gesamten Darién (mit Nationalpark als UNESCO-Weltnaturerbe) ist von immerfeuchtem tropischem Regenwald, teilweise auch von Mangroven und Sumpfgebieten bedeckt; im wechselfeuchten pazifischen Raum finden sich dagegen regengrüne Feucht- und Trockenwälder sowie Feuchtsavannen. In der Tierra templada, oberhalb 600-700 m über dem Meeresspiegel, stellt sich ein regen- oder immergrüner Bergwald ein, der ab 2 500 m über dem Meeresspiegel in Nebelwald übergeht. Die höchsten Gipfelregionen werden von Sträuchern und Grasfluren eingenommen.
Während die karibische Abdachung des Darién nahezu unbesiedelt ist, konzentriert sich die Bevölkerung um den Panamakanal und den Golf von Parita (Teil des Golfs von Panama vor der Península de Azuero). Mestizen machen in den westlichen Provinzen Chiriquí, Veraguas, Herrera und Coclé 90 % der Gesamtbevölkerung aus (in Panama insgesamt über 65 %); der Anteil der Weißen (insgesamt rd. 10 %) erreicht nur in den Provinzen Panama, Colón, Los Santos und Chiriquí Werte um 15 %. Weiße und Mestizen haben die führenden Stellungen inne; sie verwenden auch Spanisch als Umgangssprache. Die dunkelhäutige Bevölkerung (insgesamt rd. 13 %) konzentriert sich auf die Provinz Bocas del Toro, Colón und Darién (jeweils um 50 % der Einwohner) und besteht aus zwei Gruppen: Die englischsprachigen protestantischen Schwarzen (überwiegend in den Städten Panama und Colón lebend) kamen seit Mitte des 19. Jahrhunderts als Eisenbahn- und Kanalbauarbeiter von den Westindischen Inseln und fanden später auch in den Plantagen Beschäftigung, die spanischsprachigen katholischen Schwarzen sind Nachkommen afrikanischer Sklaven, die in kolonialspanischer Zeit als Lastenträger für den transisthmischen Verkehr ins Land verschleppt worden sind. Unter den rd. 180 000 Indianern (1990; 1960: 62 200) bilden die Guaymí (5,3 % der Gesamtbev.) der Höhengebiete von Chiriquí, Bocas del Toro und Veraguas, die in der Comarca de San Blas (seit 1938 bestehendes autonomes Indianerterritorium in der Provinz Colón) und die im inneren Darién lebenden Cuna (2 %) die bedeutendsten Gruppen; daneben sind die Chocó, die Teribe und die Bogotá zu erwähnen. In den Jahren 1952 und 1957 wurden für einen Teil der Indianer gesetzlich garantierte Reservate geschaffen.
Es besteht Religionsfreiheit. Das römisch-katholische Bekenntnis ist als Mehrheitsbekenntnis der Bevölkerung in der Verfassung anerkannt. Über 90 % der Bevölkerung sind Christen: Rd. 80 % gehören der katholischen Kirche an, über 10 % protestantischen Kirchen (v. a. Pfingstler, Adventisten, Church of God, Baptisten) und der anglikanischen Kirche. Rd. 4 % sind sunnitische Muslime (überwiegend Inder). Weitere nichtchristliche Minderheiten sind die Bahais und Juden (rd. 3 000), weitere Religionsgemeinschaften die Mormonen und die Zeugen Jehovas. Traditionelle Religionen haben sich unter der indianischen Bevölkerung erhalten. - Die katholische Kirche umfasst ein Erzbistum (Panama) mit vier Suffraganbistümern, einem Apostolischen Vikariat und einer Prälatur. Das anglikanische Bistum für Panama gehört zur protestantischen Episkopalkirche in den USA (Protestant Episcopal Church).
Es besteht allgemeine Schulpflicht vom 6. bis 15. Lebensjahr; der Unterricht ist unentgeltlich (einschließlich der Hochschulstudien), trotzdem sind nicht alle Kinder eingeschult. An die Primarschule (Schulzeit: sechs Jahre) schließt die Sekundarschule an, die in zwei Abschnitte von jeweils drei Unterrichtsjahren gegliedert ist. Der erfolgreiche Abschluss des ersten Abschnitts berechtigt zum Besuch von Berufsschul-, Wirtschafts- und Wissenschaftskursen, der des zweiten Abschnitts zur Studiumzulassung an einer Lehrerbildungsanstalt. Neben den staatlichen bestehen auf allen Ebenen (katholische) Privatschulen. Panama hat eine der niedrigsten Analphabetenquoten in Zentralamerika (9,9 %). In der Hauptstadt gibt eine staatliche (gegründet 1935) und eine katholische Universität (gegründet 1965).
Nach dem Ende der Militärdiktatur entwickelte sich wieder eine freie, weitgehend unzensierte Presse. Wichtigste Tageszeitungen sind die früheren Oppositionsblätter »La Prensa« (gegründet 1980, Auflage 45 000) und »El Siglo« (1985, 42 000). 1990 wurde die dem Präsidialamt direkt unterstehende Rundfunkbehörde »Dirección Nacional de Medios de Communicación Social« gegründet. Die meisten Hörfunk- und Fernsehsender (darunter »Corporación Panameña de Radiodiffusión«, gegründet 1960, und »Telemetro«, gegründet 1961) werden kommerziell betrieben.
Wirtschaft und Verkehr:
Im Vergleich zu anderen lateinamerikanischen Ländern hat Panama eine stärker diversifizierte Wirtschaft und einen höheren Lebensstandard. Das Bruttosozialprodukt (BSP) je Einwohner liegt bei (1995) 2 750 US-$. Die Unruhen der Jahre 1987-89 und die Wirtschaftssanktionen der USA haben zu einer schweren Wirtschaftskrise geführt, von der sich das Land jedoch seit 1991 langsam wieder erholt. 1994 hat die Regierung ein Fünfjahresprogramm zur wirtschaftlichen Modernisierung aufgelegt, das die Arbeitsgesetze verbesserte, Handelsschranken abbaute und den Zugang für ausländisches Kapital erleichtern soll.
Der Agrarsektor trägt (1996) zu rd. 8 % zur Entstehung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) bei, beschäftigt aber noch 21 % der Erwerbstätigen und stellt rd. die Hälfte der Exporterlöse. Da die Kleinbauern überwiegend Selbstversorgungswirtschaft betreiben, müssen Grundnahrungsmittel eingeführt werden. Wichtigste Marktprodukte sind Bananen (rd. ein Drittel aller Exporte), Zuckerrohr und Kaffee. Daneben gibt es Viehwirtschaft. Die Hauptanbaugebiete liegen westlich der Kanalzone am Pazifik. Als landwirtschaftliche Fläche werden (1994) 2,6 Mio. ha ausgewiesen, darunter 660 000 ha Ackerland. Die Besitzverteilung ist extrem ungleich; exportorientierte Großplantagen (zum Teil in ausländischer Hand) umfassen bei 0,3 % der Betriebe 23 % der Fläche, während 92 % aller Betriebe (unter 50 ha) nur 36 % bewirtschaften.
Ohne geregelte Forstwirtschaft werden die artenreichen tropischen Wälder (1994: 3,3 Mio. ha, etwa die Hälfte der Staatsfläche) selektiv genutzt (Mahagoni, Zedernarten). Vom Holzeinschlag werden rd. 90 % für Brennholz verwendet. Wiederaufforstungen waren selten erfolgreich.
Hauptfanggebiet ist der Pazifik (Golf von Panama, Golf von Chiriquí, Golf von Montijo), hauptsächlich für Anchovis, Makrelen, Meerbarben und Thunfisch. Garnelen sind eines der Hauptexportprodukte.
Der Abbau von Bodenschätzen ist bisher bedeutungslos. Noch unerschlossen sind die Kupfererzvorkommen von Cerro Colorado in der Provinz Chiriquí (geschätzte Reserven 4 Mrd. t), deren 1979 aufgenommener Abbau wieder eingestellt wurde.
Der Industrie kommt nur untergeordnete Bedeutung zu (Anteil am BIP 1996: 19 %), 18 % aller Beschäftigten sind darin tätig. Sie ist v. a. auf die Produktion von Konsumgütern für den Inlandsverbrauch ausgerichtet. Wichtig ist v. a. die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie. Die seit 1962 bestehende Erdölraffinerie östlich von Colón ist der wichtigste exportorientierte Industriebetrieb. Außerdem sind Textil- und Bekleidungsindustrie, Möbel-, Papier-, Metall-, Glas- und Lederwarenindustrie sowie Fischverarbeitung zu nennen. Nahezu die Hälfte der industriellen Betriebe konzentriert sich auf die Provinz Panama, daneben besitzt nur noch die Provinz Chiriquí eine größere Bedeutung. Die 1948 gegründete freie Produktionszone Colón ist eines der wichtigsten Freihandelsgebiete der Erde; 1990 wurde die gesetzliche Grundlage für die Errichtung neuer dezentraler Freizonen (»Zonas procesadoras«) geschaffen.
Die Wirtschaft Panamas ist in hohem Maß auf Dienstleistungen, v. a. gegenüber dem Ausland ausgerichtet (BIP-Anteil 1996: 73 %). Der Staat muss seit der Übernahme des Panamakanals wachsende Mittel für das Betreiben des Kanals bereitstellen, da Panama nur noch Zahlungen erhält für die im Kanalbereich liegenden militärischen Einrichtungen der USA. Die Einnahmen des Kanals trugen aber allein 1995 6,5 % zum BIP bei. Daneben ist Panama ein wichtiges Offshore-Finanzzentrum (BIP-Anteil 25 %) und einer der weltgrößten Standorte für Schiffsregistrierungen.
Besondere Anziehungspunkte des Fremdenverkehrs sind neben dem Panamakanal das Indianerterritorium Comarca de San Blas sowie die kolonialzeitlichen Bauwerke von Panama, Natá und Portobelo. Die (1993) 298 000 Touristen (ohne die Durchreisenden mit einer Aufenthaltsdauer bis zu 48 Stunden) erbrachten Deviseneinnahmen von 228 Mio. US-$. Die Freihandelszone Colón zieht die meisten Kurzzeitbesucher an.
Die Handelsbilanz ist seit 1970 defizitär. Hauptausfuhrprodukte sind Bananen, Garnelen, Zucker, Kaffee und Bekleidung. Nach den USA (1995: 39 % des Importvolumens, 41 % des Exportvolumens) sind Japan, Ecuador, Deutschland, Costa Rica und Venezuela die wichtigsten Handelspartner. Panama hat 1997 3,7 Mrd. US-$ öffentliche Auslandsschulden (1970: 194 Mio. US-$). Mit einer Schuldenquote am BIP von 110 % ist Panama eines der relativ am höchsten verschuldeten Länder der Welt.
Verkehr:
Seit der Fertigstellung des Panamakanals (1914) genießt Panama eine überragende verkehrspolitische Bedeutung. 1994 verzeichnete der Kanal 12 478 Durchfahrten. Ein zusammenhängendes Eisenbahnnetz existiert nicht (Streckenlänge insgesamt: 578 km). Wichtigste Straßen (Gesamtlänge des Straßennetzes rd. 10 146 km) sind die Schnellstraße Panama-Colón und die Carretera Interamericana (Panamerican Highway), die von der Grenze zu Costa Rica über den Kanal (Brücke seit 1962) bisher bis nach Chepó führt (545 km). Da Panama zu den Ländern der billigen Flagge gehört, fahren (1994) 5 799 Schiffe (ab 100 BRT) mit zusammen 64,2 Mio. BRT unter seiner Flagge. Für den Außenhandel, besonders die Einfuhr Panamas, sind die in der ehemaligen Panamakanalzone gelegenen Häfen Cristóbal (bei Colón) und Balboa (bei Panama) am wichtigsten. Almirante am Karibischen Meer ist Bananenexporthafen. Der 1978 eröffnete internationale Flughafen Tocumen (27 km nordöstlich von Panama) ist Drehscheibe im Verkehr zwischen Nord- und Südamerika. Die nationale Luftverkehrsgesellschaft Panama Air International ist seit 1991 privatisiert.
Die karibische Küste Panamas wurde 1502 von Spaniern (u. a. J. de la Cosa) entdeckt; vermutlich berührte sie auch C. Kolumbus auf seiner vierten Reise. 1510 wurde bei Veraguas die erste spanische Siedlung gegründet. 1513 überquerte V. Núñez de Balboa den Isthmus und sah als erster Europäer am 29. 9. den Pazifischen Ozean. 1531 brach F. Pizarro von hier aus zur Eroberung Perus auf. Die Stadt Panama wurde Sitz eines eigenen Gerichtshofes (Audiencia), der dem Vizekönigreich von Peru angegliedert war. Panamas Bedeutung lag in seiner Funktion als Zwischenstation und Warenumschlagplatz zwischen Europa und Peru, denn die zweimal jährlich in Spanien zusammengestellten Flotten kamen hier an. Bedeutend waren die Messen in Puerto Bello (heute Portobelo) an der karibischen Küste, Ausgangspunkt der Überlandtransporte zum Pazifischen Ozean, die vom 16. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts von und zu den südamerikanischen Silberminen führten. Immer wieder suchten europäische Seeräuber und Flibustier die Küsten Panamas wegen der Edelmetalltransporte heim. 1739 wurde Panama dem neu gegründeten Vizekönigreich Neugranada angegliedert. Als 1748 der regelmäßige Flottenverkehr abgeschafft wurde, erlebten die Messen von Puerto Bello ihren Niedergang. Der Rückgang der peruanischen Silberproduktion und die Eröffnung neuer Handelswege um Kap Hoorn und über den Río de la Plata ließen Panamas Bedeutung zurückgehen.
Am 28. 11. 1821 erklärte Panama seine Unabhängigkeit vom spanischen Generalkapitanat, um sich dem selbstständigen Großkolumbien anzuschließen. Versuche, ein eigenes Staatswesen zu bilden, wurden wiederholt unternommen (so 1830 bei der Auflösung Großkolumbiens), hatten aber keinen dauernden Erfolg. Erst am 3. 11. 1903 wurde Panama eine unabhängige Republik, mit der die USA am 18. 11. 1903 den Hay-Bunau-Varilla-Vertrag abschlossen, der den USA alle gewünschten Rechte zum Bau, Betrieb und Schutz des Kanals gab. Kolumbien erkannte die Unabhängigkeit Panamas erst 1921 in einem Vertrag mit den USA an.
Die Verfassung von 1904 berechtigte die USA zu Interventionen und sah einen von der Legislative gewählten Präsidenten vor, der die Gouverneure ernannte; diese Bestimmung wurde bis 1919 insoweit geändert, als Präsident, Vizepräsident und Gouverneur vom Volk direkt gewählt wurden. Mehrere Aufstände hatten 1908, 1912 und 1918 militärische Interventionen der USA zur Folge. Die Pacht für den 1914 eröffneten Kanal und die Dienstleistungen für die durchfahrenden Schiffe sowie die Bananenexporte der United Fruit Company finanzierten praktisch die Republik Panama.
Präsident Harmodio Arias (1931, 1932-36) erreichte 1936 eine Revision des Vertrages von 1903, nach der die USA ihre jährlichen Zahlungen erhöhten und die Unabhängigkeit Panamas garantierten; ihnen wurde jedoch das Recht eingeräumt, im Kriegsfall in der Kanalzone Stützpunkte zu errichten. Im Zweiten Weltkrieg schufen die USA unter den Präsidenten Arnulfo Arias (1940-41) und Ricardo Adolfo de la Guardia (1941-45) 134 Militärstützpunkte. 1945 beteiligte sich Panama an der Gründung der UNO, 1948 trat das Land unter Präsidenten Enrique Adolfo Jiménez (1945-48) der OAS bei. Die Weigerung, den Unterhalt der Basen der USA weiter zu erlauben, erleichterte es A. Arias, 1949 das Amt des Präsidenten wiederzugewinnen (1951 gestürzt). Präsident José Antonio Remón (1952-55) erwirkte 1954 in einem Vertrag (von den USA 1955 ratifiziert) v. a. eine Erhöhung des Pachtzinses für die Kanalzone. Seit Ende der 50er-Jahre erhob Panama verstärkt die Forderung nach voller Souveränität über den Kanal. Mit dem 1960 von den USA verfügten gemeinsamen Hissen der Flaggen Panamas und der USA wurde Panamas nominelle Souveränität anerkannt, dennoch kam es in den 1960er-Jahren immer wieder zu antiamerikanischen Unruhen.
1968 führte die dritte Wahl von A. Arias zum Präsidenten erneut zu seinem Sturz durch die Nationalgarde; schon kurz nach seinem Amtsantritt übernahm eine Junta unter Führung von O. Torrijos Herrera (1968-78) die Macht und bemühte sich in den folgenden Jahren nach dem Vorbild Perus um Wirtschafts- und Sozialreformen. 1972 wurde Demetrio Basilio Lakas Bahas Präsident, während Torrijos als »Oberster Führer der panamaischen Revolution« die eigentliche politische Macht innehatte. 1974 einigten sich die USA und Panama in einem Grundsatzabkommen über einen neuen Kanalvertrag, der erst am 7. 9. 1977 durch J. Carter und Torrijos unterzeichnet und am 17. 6. 1978 leicht eingeschränkt ratifiziert wurde: Er schrieb für das Jahr 2000 die volle Souveränität Panamas über Panamakanal und die Kanalzone fest. Bereits 1982 übernahm Panama die Hoheitsrechte in der Kanalzone. Die Verträge von 1903, 1936 und 1954 wurden aufgehoben.
Nach mehreren zivilen Präsidenten seit 1978 ging im Mai 1984 N. Ardito Barletta als Sieger aus den Präsidentschaftswahlen hervor. Trotz demokratischer Fassade konzentrierte sich die politische Macht aber weiter bei den Militärs. Nachdem General M. A. Noriega Morena ihm seine Unterstützung entzogen hatte, wurde E. A. Delvalle im September 1985 Barlettas Nachfolger. 1986 beschuldigten die USA Noriega der Verbindung zum Drogenhandel und des Geheimnisverrats an Kuba. Auf politischen Unruhen antwortete Delvalle 1987 mit dem Ausnahmezustand. In der Folge stellten die USA ihre Finanzhilfe ein und versuchten, Noriega zum Rücktritt zu zwingen (u. a. durch ein Gerichtsverfahren wegen Drogenhandels, Auslieferungsanträge, Wirtschaftssanktionen). Delvalles Versuch, Noriega zu entmachten, scheiterte an dessen Unterstützung durch die Mehrheit der Militärs; deshalb wurde Delvalle selbst vom Parlament abgesetzt. Die Wahlen im Mai 1989, die die Opposition unter G. Endara gewonnen hätte, annullierte Noriega und ernannte eine provisorische Regierung. Nachdem im Oktober ein Putschversuch von panamaischen Militärs gegen Noriega gescheitert war, kam es am 20. 12. 1989 zu einer Militärintervention der USA und der offiziellen Amtsübergabe an Endara. Am 3. 1. 1990 wurde Noriega gefangen genommen, nachdem die Intervention viele Todesopfer gefordert hatte. Innenpolitische Krisen, die Folgen der Zerstörungen durch die Invasion und eine schwierige Wirtschaftslage ließen Endara weitgehend scheitern. Die Wahlen 1994 gewann E. Pérez Balladares, Kandidat des den Militärs nahe stehenden PRD, dessen Programm an die Reformen der 1970er-Jahre unter Präsidenten Torrijos anknüpfte. Mit der »Autoridad del Canal de Panama« wurde die Aufsicht über den Kanal in der Verfassung verankert. Auch ökonomisch bereitete sich das Land auf den Abzug der Amerikaner und den damit verbundenen Verlust von Arbeitsplätzen vor. Die Präsidentschaftswahl 1999 gewann Mireya Moscoso (PA), Witwe des 1968 gestürzten Präsidenten Arias. Planmäßig übernahm Panama zum Jahreswechsel 1999/2000 die volle Souveränität über die gesamte Kanalzone.
Documentos fundamentales para la historia de la Nación Panameña (Panama 1953);
G. A. Mellander: The United States in Panamanian politics (Danville, Ill., 1971);
A. Schubert: P. Gesch. eines Landes u. eines Kanals (1978);
G. Sandner: Zentralamerika u. der Ferne Karib. Westen. Konjunkturen, Krisen u. Konflikte, 1503-1984 (1985);
E. J. Castillero Reyes: Historia de Panamá (Panama 91986);
P. Probleme des Kanals u. der polit. Entwicklung, bearb. v. M. Minkner (1988);
P., hg. v. S. W. Meditz u. a. (Washington, D. C., 41989);
Pạnama,
Name von geographischen Objekten:
1) Pạnama, spanisch Panamạ́, Ciudad de Panamá [si̯u'ȓaȓ ȓe pana'ma], Hauptstadt der Republik Panama, am Golf von Panama, nahe der pazifischen Einfahrt in den Panamakanal, (1992) 625 000 Einwohner; Erzbischofssitz; zwei Universitäten (gegründet 1935 und 1965), Seefahrtschule, nationales Kulturinstitut, drei wissenschaftliche Akademien, Tropenforschungsinstitut der Smithsonian Institution, Nationalarchiv und -bibliothek, Museen; Nahrungsmittel-, Textil-, Holz-, Metallindustrie, Schuhfabrik, Herstellung von Kosmetika, Arzneimitteln und Tabakwaren, Zementfabrik. Von Balboa, dem pazifischen Hafen am Panamakanal, ist Panama nur durch einen kleinen Höhenzug getrennt. Panama liegt an der Carretera Interamericana (Panamerican Highway) und hat einen internationalen Flughafen; Eisenbahnverbindung mit Colón.
In der Altstadt u. a. die 1796 geweihte Kathedrale, mit breiter Fassade zwischen zwei quadratischen Glockentürmen, die Kirche San José mit reich vergoldetem Barockaltar und der im maurischen Stil errichtete Präsidentenpalast (1673, renoviert 1921).
Panama (der Name bedeutet »viel Fisch«), 1519 an der Stelle eines indianischen Fischerdorfes von Spaniern gegründet, wurde Bischofssitz und Verwaltungsmittelpunkt. 1671 wurde Panama von dem britischen Freibeuter H. Morgan völlig zerstört, ab 1674 wurde die Stadt 8 km westlich des zerstörten alten Panama (Panamá Viejo) neu aufgebaut. Mit der Gründung der Republik Panama wurde Panama deren Hauptstadt. Nach der Fertigstellung des Panamakanals setzte eine rasche Entwicklung zur modernen Großstadt ein.
2) Gọlf von Panama, etwa kreisförmige Bucht des Pazifischen Ozeans an der Küste Panamas, an der Einfahrt 200 km breit; den Nordteil mit der Einfahrt zum Panamakanal bildet die Bahía de Panamá.
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1Pạ|na|ma, -s: Staat in Mittelamerika.
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2Pạ|na|ma: Hauptstadt von 1↑Panama.
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Universal-Lexikon. 2012.