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Sri Lanka
Ceylon (veraltet)

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Sri Lạn|ka; - -s:
Inselstaat im Indischen Ozean.

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Sri Lạnka
 
 
Kurzinformation:
 
Fläche: 65 610 km2
 
Einwohner: (2000) 19,2 Mio.
 
Hauptstadt: Colombo
 
Amtssprachen: Singhalesisch und Tamil
 
Nationalfeiertag: 4. 2.
 
Währung: 1 Sri-Lanka-Rupie (Sri Lanka Re.) = 100 Sri Lanka Cents (Sri Lanka Cts.)
 
Zeitzone: 1630 Colombo = 1200 MEZ
 
[»glückliches Lanka«], amtliche Namen: singhalesisch Sri Lạnka Prajatantrika Samajavadi Janarajaya [-pradʒa-, samadʒa-, dʒanaradʒa], Tamil Ilangai Jananayaka Socialisa Kudiarasu, deutsch Demokratische Sozialịstische Republik Sri Lanka, bis 1972 Ceylon, Inselstaat in Südasien, umfasst die Insel Ceylon und 23 kleine Inseln im Indischen Ozean, der Halbinsel Vorderindien vorgelagert. Sri Lanka hat eine Fläche von 65 610 km2 und (2000) 19,2 Mio. Einwohner. Hauptstadt ist Colombo, Sitz des Parlaments (seit 1982) ist Sri Jayawardanapura. Amtssprachen sind Singhalesisch und (seit 1988) Tamil. Währung: 1 Sri-Lanka-Rupie (Sri Lanka Re.) = 100 Sri Lanka Cents (Sri Lanka Cts.). Uhrzeit: 1630 Colombo = 1200 MEZ.
 
 Staat und Recht:
 
Verfassung:
 
Nach der am 7. 9. 1978 in Kraft getretenen Verfassung (mit Änderungen) ist Sri Lanka eine präsidiale Republik im Commonwealth. Staatsoberhaupt, Oberbefehlshaber der Streitkräfte und Inhaber der höchsten Exekutivgewalt ist der auf sechs Jahre direkt gewählte Präs. Er ernennt den Premierminister sowie die übrigen Mitglieder des Kabinetts und hat das Recht, das Parlament aufzulösen. Die Legislative liegt bei der Nationalversammlung; von den 225 Abgeordneten werden 196 gewählt und 29 über eine »Nationale Liste« (nach Parteienproporz) nominiert. Die Legislaturperiode beträgt sechs Jahre; aktives Wahlrecht gilt ab 18 Jahren.
 
Parteien:
 
Einflussreichste politische Gruppen innerhalb des Mehrparteiensystems sind die konservative United National Party (UNP, deutsch Vereinigte Nationalpartei, gegründet 1946) und die People's Alliance (PA, deutsch Volksallianz, gegründet 1993), ein u. a. aus der sozialistischen Sri Lanka Freedom Party (SLFP, deutsch Freiheitspartei Sri Lankas, gegründet 1951) und der trotzkistischen Lanka Sama Samaja Party (LSSP, deutsche Partei Lankas für eine egalitäre Gesellschaft, gegründet 1935) bestehendes Linksbündnis. Daneben spielen v. a. der Sri Lanka Muslim Congress (SLMC, deutsch Muslimischer Kongress Sri Lankas, gegründet 1980), die Tamil United Liberation Front (TULF, deutsche Tamil. Vereinigte Befreiungsfront, gegründet 1949) und die tamilische Independent Group eine Rolle.
 
Wappen:
 
Das Wappen (1972 angenommem) zeigt im Zentrum einen schwerttragenden Löwen, Symbol des alten Königreiches von Kandy, umgeben von einem Rand aus Lotosblütenblättern und einem aus einer Schüssel hervorquellenden Kranz aus Reisähren; neben der Schüssel Sonne und Mond, buddhistische Sinnbilder der Langlebigkeit; am oberen Ende der Gesamtdarstellung das Dharmacakra.
 
Nationalfeiertage:
 
4. 2., zur Erinnerung an die Erlangung der Unabhängigkeit 1948.
 
Verwaltung:
 
Sri Lanka ist gegliedert in 9 Provinzen und 25 Distrikte.
 
Recht:
 
Das Rechtssystem ist v. a. beeinflusst von römisch-holländischem Recht (Roman-Dutch Law), englischem Kolonialrecht, islamischem Recht und Gewohnheitsrecht. Der mehrstufige Gerichtsaufbau besteht aus dem Obersten Gerichtshof, dem Appellationsgericht, dem Hochgericht, Distrikt-, Amts- und sonstigen erstinstanzlichen Gerichten. Die Richter der unteren Gerichte sowie das Justizpersonal werden von der Justizdienstkommission (drei vom Präs. ernannte hohe Beamte und Richter) ernannt und kontrolliert.
 
Streitkräfte:
 
Die Gesamtstärke der Freiwilligenarmee beträgt (einschließlich wieder im aktiven Dienst befindlicher Reservisten) etwa 110 000 Mann. An paramilitär. Kräften stehen rd. 80 000 Polizeiangehörige, 15 000 Nationalgardisten sowie 15 000 Mann der Bürgerwehr (Home Guard) bereit. Das Heer (90 000 Mann) verfügt u. a. über 23 Infanteriebrigaden und drei Aufklärungsregimenter. Marine und Luftwaffe haben je etwa 10 000 Mann. Die Ausrüstung besteht im Wesentlichen aus etwa 25 Kampfpanzern, 50 Spähpanzern, 20 leichten Kampfflugzeugen sowie 10 Patrouillenbooten über 100 ts.
 
 Landesnatur und Bevölkerung:
 
Landschaft:
 
Die Insel Ceylon ist vom indischen Festland durch die seichte Palkstraße und den Golf von Mannar getrennt. Dazwischen ist eine Inselkette (Adamsbrücke) dem flachen Schelfsockel aufgesetzt. Der Großteil der Insel, außer dem Südwesten, wird von Lagunen gesäumt. Es überwiegen weit gespannte Tief- und Küstenebenen. Im südlichen Teil des Inneren erhebt sich ein Gebirge, das im Pidurutalagala 2 524 m über M., im Adam's Peak 2 243 m über M. erreicht. Dem Gebirge sind an den Rändern mehrere Inselberge vorgelagert (u. a. Sigiriya). Das Tiefland ist im Norden, Nordosten und Nordwesten ausgedehnt, im Südosten und Osten sowie besonders im Westen und Süden auf einen schmalen Streifen beschränkt. Fast die ganze Insel ist aus präkambrischen Gesteinen des Grundgebirges aufgebaut. Nur der äußerste Nordwesten mit Einschluss der Halbinsel Jaffna besteht vorwiegend aus tertiären Kalken und ist teilweise verkarstet. Längster Fluss ist der Mahaweli. Im Südosten hat der Gal Oya besondere wirtschaftliche Bedeutung.
 
Klima:
 
Die Lage in der Tropenzone und die Beeinflussung durch die südostasiatischen Monsune prägen das Klima der Insel. Dabei ist das Gebirge für die Differenzierung des Klimas von Bedeutung, u. a. als Barriere für die Luftmassen der Monsune. Sri Lanka lässt sich in einen kleineren Feuchtbereich und in eine ausgedehntere Trockenzone untergliedern. Die meisten Niederschläge im Südwesten bringt der feuchte Südwestmonsun, der von Mai bis September weht (Niederschlagsmaximum im Mai, ein zweites Maximum im Oktober; Niederschläge in den Küstenorten im Jahresmittel 2 300 bis 2 500 mm, im Gebirge bis über 5 000 mm). Der im Regenschatten des Gebirges gelegene Nordosten erhält den größten Teil der Niederschläge durch den weniger ausgeprägten, trockeneren Nordostmonsun, v. a. in den Wintermonaten (Jaffna 1 300 mm, Trincomalee 1 600 mm). Die Temperaturen, im Jahresmittel in Colombo 26,9 ºC, Trincomalee 28 ºC, Puttalam 27,2 ºC, nehmen mit steigender Höhe ab: Kandy (477 m über M.) 24,4 ºC, Nuwara Eliya (1 882 m über M.) 15,4 ºC. Die Jahres- und Tagesschwankungen der Temperaturen sind gering, sie sind im trockenen Nordosten höher als im feuchten Südwesten.
 
Vegetation:
 
Von der natürlichen Vegetation der Feuchtzone, dem tropischen Regen-, Berg- und Nebelwald, sind in der Stufe des Teeanbaus (1 000-2 300 m über M.) wie im darunter liegenden Bereich bäuerlicher Wirtschaft nur noch Reste erhalten. Im Südwesten der Insel ist im Bergland von Sabaragamuwa das Waldgebiet von Sinharaja (UNESCO-Weltnaturerbe) als der letzte ursprüngliche Regenwald (endemische Baumarten) von S. L. erhalten. Im Norden und Osten herrschen als Sekundärvegetation Savannen und Trockenwälder vor.
 
Bevölkerung:
 
Der Hauptteil der Bevölkerung sind Singhalesen (74 %), die etwa im 5. Jahrhundert v. Chr. einwanderten. Im Gefolge zum Teil kriegerischer Auseinandersetzungen drangen dravidische Tamilen ein (erstmals um 200 v. Chr.), deren Nachkommen an der Ostküste und im Norden (»Jaffna-Tamilen«, rd. 13 % der Bevölkerung) leben. In der Zeit der britischen Kolonialherrschaft wurden Plantagenarbeiter aus Südindien (Madras [heute Tamil Nadu]) im singhalesischen Gebirgsland angesiedelt, die »indischen Tamilen« (heute rd. 5,5 % der Bevölkerung). Sie verloren nach der Unabhängigkeit Indiens und Ceylons ihre Staatsbürgerrechte und blieben staatenlos. Im Rahmen zweier Pakte mit Indien (1964, 1974) wurden sie zur Hälfte in dieses Land repatriiert; der Rest erhielt sukzessive sri-lankische Staatsbürgerschaft. Die Einführung von Singhalesisch als einziger Amtssprache (1956), die Erhebung des Buddhismus zur Staatsreligion und die Diskriminierung der Tamilen beim Hochschulzugang verstärkten die ethnischen Spannungen und eskalierten ab Anfang der 80er-Jahre zu bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen, auf die die Regierung spät mit der Wiedereinführung des Tamil als zweiter Amtssprache (seit 1988) und einem Plan provinzieller Autonomie reagierte.
 
Die vorsinghalesische Urbevölkerung der Wedda ist praktisch nicht mehr existent. Weitere Gesellschaftsgruppen (»Communities«) bilden die Moors (rd. 7 % der Bevölkerung, Nachkommen und Mischlinge von Arabern), die stark dezimierten Burghers und eine geringe Zahl von Malaien. Die Bevölkerung ist von (1946) 6,66 Mio. über 12,69 Mio. (1971) auf 18,6 Mio. Einwohner (1996) angewachsen. Die natürliche Wachstumsrate betrug 1990-95 nur noch rd. 1,4 % pro Jahr (1965-70: 2,3 %), bedingt durch weitgehende Alphabetisierung (sowie Berufstätigkeit) der Frauen und den starken Ausbau des staatlichen Gesundheitswesens. Die Bevölkerungsverteilung ist sehr ungleichmäßig; am dichtesten besiedelt ist der regenreiche Südwesten, wo sich 60 % der Bevölkerung auf 20 % der Landesfläche konzentrieren, am dünnsten der Osten. In den Städten leben (1995) 22 % der Bevölkerung.
 
Kunst:
 
Die Kunst in Sri Lanka, auch als ceylonesische Kunst bezeichnet, gehört in ihren wesentlichen Zeugnissen zur buddhistischen Kunst, hebt sich aber durch gewisse insulare Eigenheiten von der buddhistischen Kunst Indiens ab. Von den ältesten Gebäuden in der alten Hauptstadt Anuradhapura sind Reste von Tempeln, Stupas (Dagobas), Klöstern und Palästen vorhanden; zu den bedeutenden architektonischen Zeugnissen ehemaliger Kultstätten gehört dort v. a. die Thuparama-Dagoba (3. Jahrhundert v. Chr.), eine der ältesten noch erhaltenen Dagobas. In Polonnaruwa, der späteren Hauptstadt, sind mehrere Ziegelbauten, bis zu sieben Stockwerke hoch (Satmahal Prassada), relativ gut erhalten. In Kandy, der Hauptstadt von 1592 bis 1815, findet man Tempel- und Palastbauten mit prächtigen Holzschnitzereien (Tempel der Zahnreliquie und der nahe gelegene Lankatilaka Vihare) und Malereien. - Die ältesten Zeugnisse der Malerei sind die Fresken von Sigiriya (Ende 5. Jahrhundert n. Chr.), in Wolken schwebende Frauengestalten (Apsaras), und in Polonnaruwa (aus dem 11. Jahrhundert). Später werden Decken- und Wandverzierungen mit kräftigen Farben an Tempel- und Palastbauten (17. Jahrhundert) und Darstellungen aus dem Leben Buddhas und der ceylonesischen Könige typisch. - Die ältesten Plastiken sind die Buddhastatuen aus Anuradhapura (Colombo, Nationalmuseen) sowie die Kolossalfigur des beim See Kala Wala befindlichen Aukana-Buddha (5./6. Jahrhundert) und Reliefs auf Mondsteinen mit Tierdarstellungen um die Lotosblume. Im 12. Jahrhundert entstanden in Polonnaruwa der Gal Vihare mit drei Buddhadarstellungen im Fels und die Kolossalstatue des Königs Parakramabahu I.
 
Religion:
 
Die Verfassung garantiert die Religionsfreiheit, wobei dem Buddhismus ein Sonderstatus eingeräumt wird. - Dominierende Religion ist der Hinayana-Buddhismus der Theravada-Schule (über 50 000 ordinierte Mönche), zu dem sich etwa 69 % der Bevölkerung, der überwiegende Teil der Singhalesen, bekennen. In Sri Lanka befindet sich mit Kandy eine der bedeutendsten heiligen Stätten des Buddhismus. Die größte religiöse Minderheit sind mit rd. 16 % (etwa 90 % der Tamilen) die Hindus. Muslime und Christen bilden mit jeweils etwa 7,5 % Minderheiten. Die Muslime (Moors und Malaien) sind Sunniten, überwiegend der schafiitischen Rechtsschule. Die katholische Kirche, der rd. 6,6 % der Bevölkerung angehören, umfasst das Erzbistum Colombo mit zehn Suffraganbistümern. Die übrigen Christen gehören protestantischen Kirchen (Methodisten, Reformierte, Pfingstler, Baptisten) und der anglikanischen »Church of Ceylon (Sri Lanka)« an. Eine weitere Minderheit bilden die Bahais.
 
Bildungswesen:
 
Das - im Vergleich zu anderen Ländern mit ähnlichem Entwicklungsstand - ausgezeichnete Schulsystem ist nach britischem Vorbild ausgerichtet, der Unterricht an staatlichen Schulen kostenlos. An die schulpflichtigen »primary schools« (fünf Jahre) schließen sich die »junior secondary schools« (Klassen sechs bis neun) und daran die »senior secondary schools« an. Unterrichtssprachen sind Singhalesisch und Tamil; Englisch ist Pflichtfach. Die Analphabetenquote beträgt nur 9,3 %. Der Aufnahme an einer Universität geht eine Prüfung voran. Es gibt 10 Universitäten, darunter zwei in der Hauptstadt (gegründet 1921 beziehungsweise 1982).
 
Publizistik:
 
Es besteht eine Zensurbehörde. Führende Zeitungsgruppe ist die regierungseigene »Associated Newspapers of Ceylon Ltd.« (Lake-House-Gruppe), die die Tageszeitungen »Daily News« (Englisch, gegründet 1918; Auflage 65 000), »Dinamina« (Singhalesisch, gegründet 1909; 140 000), »Thinakaran« (Tamil, gegründet 1932) und »Janatha« (Singhalesisch) sowie drei Sonntagszeitungen und verschiedene Zeitschriften herausgibt. Nachrichtenagenturen sind die staatlichen »Lankapuvath« (gegründet 1978), »Press Trust of Ceylon«, »Cesmos Economic News Agency« und »Sandesa News Agency«. Der 1967 gegründeten staatlichen Rundfunkbehörde »Sri Lanka Broadcasting Corporation« unterstehen alle Hörfunkstationen. Fernsehprogramme werden seit 1979 vom (seit 1996 privaten) »Independent Television Network« (ITN) sowie von der 1982 verstaatlichten »Sri Lanka Rupavahini Corp.« (SLRC) übertragen.
 
 Wirtschaft und Verkehr:
 
Wirtschaft:
 
Die ökonomischen Grundlagen des Landes bilden der Reisanbau, die Plantagenwirtschaft, neuerdings auch die Textilausfuhren und der Tourismus. Gemessen am Bruttosozialprodukt (BSP) je Einwohner von (1995) 700 US-$ gehört Sri Lanka zu den ärmeren Staaten der Welt, seit den wirtschaftlichen Reformen Ende der 70er- und besonders seit Ende der 80er-Jahre aber zu den ökonomisch rasch wachsenden Ländern.
 
Landwirtschaft:
 
Etwa 33 % der Erwerbstätigen arbeiten im Agrarsektor; sie erwirtschafteten (1995) 19,6 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Traditionelle Agrarexportprodukte sind Tee, Kautschuk und Kokosnüsse. Die 1972/75 verstaatlichten und ab 1992/95 wieder privatisierten Tee-, Kokos- und Kautschukplantagen stammen aus der britischen Kolonialzeit. Der Teeanbau im Tiefland und in den Höhenlagen (1 500-2 000 m über M.) umfasst 9,6 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche von (1994) 2,0 Mio. ha. Die Kautschukplantagen nehmen 8,1 % der Fläche ein, Kokospalmenpflanzungen 22 %, der Reisanbau 46,4 %. Mit einer Teeernte von (1994) 242 000 t ist Sri Lanka drittgrößter Teeproduzent der Welt. Bei der Kautschukerzeugung (1994: 105 000 t) lag S. L. an siebter Stelle. Die ausgedehnten Kokospalmenpflanzungen in den Küstenräumen befinden sich überwiegend in kleinbäuerlichem Besitz (Ernte 1994: 2,6 Mio. Kokosnüsse). Im Feuchtgebiet der Insel werden von kleinbäuerlichen Betrieben neben Reis und Tabak v. a. Gewürze (Zimt, Pfeffer, Kardamom, Muskatnüsse, Ingwer, Gewürznelken) angebaut, häufig in Mischkultur mit Kakao, Kaffee, Bananen und Gemüse. In den Trockengebieten herrscht der auf der historischen Stauteichbewässerung basierende Reisanbau vor. Bei Reis (Anbaufläche 930 000 ha) hat Sri Lanka seit wenigen Jahren praktisch die Selbstversorgung erreicht (Erntemenge 1994: 2,68 Mio. t). Die kultivierte Fläche in den Trockengebieten hat sich im Rahmen des groß angelegten Mahaweliprojekts stark ausgedehnt. Die Viehwirtschaft ist nur von untergeordneter Bedeutung; Rinder und Wasserbüffel dienen v. a. als Zugtiere.
 
Forstwirtschaft:
 
Als Wald wurden (1994) 1,7 Mio. ha ausgewiesen. Der Holzeinschlag von (1994) 9,5 Mio. m3 dient zu über 90 % als Brennholz.
 
Fischerei:
 
Für einen Inselstaat ist die Fischwirtschaft nur wenig entwickelt (Fangmenge 1994: 224 000 t).
 
Bodenschätze:
 
Wichtigste Bodenschätze im wirtschaftlich weniger bedeutsamen Bergbau sind neben Edel- und Schmucksteinen die schwermineralhaltigen Sande der Nordostküste (Gewinnung u. a. von Ilmenit, Rutil und Zirkon) sowie Graphit; ferner Meersalz.
 
Industrie:
 
Im industriellen Sektor (einschließlich Bergbau, Energie und Bauwirtschaft) erwirtschafteten 20,5 % der Erwerbstätigen (1995) 29,4 % des BIP. Die industrielle Produktion ist stark im Raum Colombo konzentriert. Führende Produktionszweige, wie die Erdöl-, Metall- und chemische Industrie, standen bis Ende der 80er-Jahre ganz oder überwiegend unter staatlicher Regie. Seit 1990 wird ein Privatisierungsprogramm umgesetzt, in dessen Rahmen bis Ende 1994 19 Staatsbetriebe entstaatlicht wurden. Wichtigste Produktionszweige sind die Textil-, die Agroindustrie, die Herstellung chemischer und petrochemischer Produkte und die Verarbeitung mineralischer Produkte. Um v. a. ausländische Direktinvestitionen anzuziehen, wurden 1978 die »Greater Colombo Economic Commission« eingerichtet und mittlerweile vier freie Produktionszonen geschaffen (um Colombo und bei Kandy), in denen bislang rd. 500 Betriebsstätten errichtet wurden. Starke Verbreitung hat das traditionelle Handwerk (Edelsteinschleifereien, Elfenbein- und Holzschnitzereien, Töpfereien und Batikware).
 
Tourismus:
 
Trotz innenpolitischer Instabilitäten ist Sri Lanka eines der wichtigsten Touristenzentren in Asien mit den historischen Stätten von Anuradhapura, Mihintale, Polonnaruwa und Kandy, verschiedenen Nationalparks und Vogelreservaten sowie ausgedehnten Sandstränden. Die (1994: 407 500) ausländischen Gäste kamen v. a. aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und asiatischen Ländern.
 
Außenwirtschaft:
 
Trotz stark steigender Exporte in den 90er-Jahren weist Sri Lanka immer noch hohe Handelsbilanzdefizite auf, die durch Einnahmen aus dem Tourismus, wieder ansteigende Überweisungen der überwiegend in der Golfregion arbeitenden Arbeitsmigranten, Zuflüsse von privaten Direkt- und Portfolioinvestitionen und hohe, aber abnehmende staatliche Entwicklungszuschüsse ausgeglichen werden. Der Anteil der traditionellen Agrarexporte an den Ausfuhren (Tee [1994]: 13,2 %, Kautschuk: 2,3 %, Kokosprodukte: 2,4 %) ist seit Jahren rückläufig; bis Ende der 80er-Jahre stieg v. a. der Anteil von Textilien und Bekleidung (48,3 %), von Leder-, Holz- und Gummiwaren (10,8 %), Diamanten und Schmuck (5,3 %) sowie von Elektroartikeln (2,8 %), bedingt v. a. durch die Exportproduktion ausländischer Investoren. Die Verschuldung des Landes (1994: 7,8 Mrd. US-$) ist undramatisch (Schuldendienstquote: 9,9 %), die Devisenreserven sind zurzeit ausreichend. Haupthandelspartner für den Import ist Japan, für den Export die USA, weitere Handelspartner sind Deutschland, Großbritannien und Indien.
 
Verkehr:
 
Sri Lanka liegt am Schnittpunkt wichtiger Schifffahrts- und Luftverkehrslinien und besitzt mit Ausnahme der südöstlichen Inselteile ein gut ausgebautes Verkehrsnetz. Sowohl die ersten Straßenverbindungen als auch die erste Eisenbahnstrecke Colombo-Kandy entstanden unter britischer Kolonialherrschaft. Das heutige Streckennetz der Eisenbahnen (Länge 1994: 1 501 km) verbindet die Zentren im Südwesten mit den landwirtschaftlichen Produktionsgebieten im Hochland, ferner mit der Ostküste und dem äußersten Norden, der Halbinsel Jaffna. Eine Fährverbindung über die Adamsbrücke stellt den Anschluss an die südindische Eisenbahn her. Das öffentliche Straßennetz (1993: 26 004 km) ist sehr dicht, jedoch stark überlastet. Der Ausbau vierspuriger Straßen steht erst am Anfang.
 
Haupthafen, in dem rd. 95 % aller Import- und Exportgüter umgeschlagen werden, ist Colombo. Die Häfen Trincomalee (Tee-Export), Galle und Jaffna spielen eine untergeordnete Rolle. Der internationale Flughafen Katunayake liegt 40 km nördlich von Colombo. Die nationale Luftverkehrsgesellschaft ist die Air Lanka.
 
 
Die frühe Besiedlung:
 
Die älteste Bevölkerungs-Schicht der Insel (alter Name in Sanskrit und Pali: Lạnka, antike griechische Bezeichnung: Taprobạne) wird durch die Wedda repräsentiert. Über die Adamsbrücke wanderten in vorgeschichtlicher Zeit Angehörige einer vermutlich vordravidischen Ackerbaubevölkerung aus Südindien ein. Um die Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. gelangten die Vorfahren der Singhalesen aus Nordindien nach Sri Lanka; sie sprachen einen mittelindoarabischen Dialekt. Wenig später wurde im Norden Sri Lankas auch die von dravidischen Völkern getragene südindische Megalithkultur heimisch.
 
Die Anuradhapura-Periode:
 
Der erste mit Sicherheit als geschichtliche Persönlichkeit anzusehende König der Insel war Devanampiya Tissa; er herrschte von etwa 250 bis etwa 210 v. Chr. in Anuradhapura. König und Volk der Singhalesen wurden von Mahinda, einem Sohn (?) des indischen Königs Ashoka, zum Buddhismus bekehrt. Um 200 v. Chr. eroberten südindischen Tamilen den größten Teil der Insel, wurden aber von dem späteren König Dutthagamani (161-137 v. Chr.) vertrieben. Ein erneuter Einfall dravidischer Eroberer wurde von König Vattagamani Abhaya (103 und 89-77 v. Chr.) zurückgeschlagen, in dessen Regierungszeit die erste Niederschrift der heiligen Schriften des Theravada-Buddhismus in Pali (»Pali-Kanon«) fällt. 67 n. Chr. kam die Dynastie Lambakanna auf den Thron. Unter König Manama (406-428) wirkte der Mönchsgelehrte Buddhaghosa auf der Insel. Die nächsten Jahrhunderte waren durch häufige Herrscherwechsel bestimmt. Fortgesetzte Auseinandersetzungen um den Thron zwischen den Familien Lambakanna und Moriya sowie die damit verbundene Anwerbung tamilischer Söldner verwickelten das Land zunehmend in die Auseinandersetzungen zwischen den südindischen (tamilischen) Hindureichen der Pandya, Cera und Pallava, später auch der Cola. Gleichwohl war Sri Lanka in dieser Periode durch den hohen Stand seiner Bewässerungskultur und durch die Lage an einem wichtigen Kreuzungspunkt des Welthandels sehr wohlhabend.
 
Die Zeit zwischen der Anuradhapura-Periode und dem Beginn des Kolonialzeitalters:
 
993 eroberte Rajaraja I. aus der südindischen Coladynastie die Insel und machte sie zu einer Provinz des Colareiches; Verwaltungshauptstadt wurde Polonnaruwa. Erst König Vijayabahu I. (1055-1114) beendete 1070 die tamilische Herrschaft. Er nahm Verbindungen zum ebenfalls buddhistischen Birma auf; seitdem entwickelten sich Beziehungen nach Südostasien. Nach seinem Tod wurde das Reich geteilt und erst von Parakramabahu I. (1153-86) nach blutigen Kämpfen wieder vereinigt. Das singhalesische Reich erlebte damals einen politisch-kulturellen Höhepunkt, verlor jedoch später infolge von Thronkämpfen und des Verfalls der Bewässerungskultur an Bedeutung. Es wurde zeitweise Beute südindischer Abenteurer. Der Sitz der Regierung wurde ab dem 13. Jahrhundert nach Dambadeniya (bei Kurunegala), Kurunegala, Gampola (bei Kandy) und Kotte in die regenreichen westlichen Gebiete verlegt. Unter Parakramabahu II. von Dambadeniya (1236-70) und Parakramabahu IV. von Kurunegala (1302-26) erlebte das Reich noch einmal materielle und kulturelle Blütezeiten. Im 13./14. Jahrhundert gründete eine südindische Dynastie einen von den singhalesischen Königen unabhängigen Tamilenstaat. Versuche von Muslimen, im 15. Jahrhundert die Vorherrschaft auf der Insel zu übernehmen, scheiterten. Im Anschluss an eine chinesische Expedition (1410) kam es zu kurzem chinesischem Einfluss. Parakramabahu VI. (1412-67) einigte noch einmal die ganze Insel unter seiner Herrschaft und förderte Religion, Kunst und Wissenschaft. Das Reich zerfiel danach erneut, und ab 1505 konnten sich Portugiesen an der Westküste festsetzen.
 
Das Kolonialzeitalter:
 
Die Portugiesen nahmen im Lauf des 16. Jahrhunderts die westlichen Küstengebiete und den Norden in Besitz. 1656/58 wurde Portugal als Kolonialmacht von den Niederlanden und 1796 diese von Großbritannien abgelöst. Im Frieden von Amiens (1802) erhielt Großbritannien die Insel zugesprochen, die im selben Jahr Kronkolonie wurde. Das Innere der Insel und Teile der Küste blieben unabhängig und wurden um 1600 als singhalesisches Reich mit der Hauptstadt Shrivardhanapura (Kandy) konsolidiert. 1815 setzten die singhalesischen Adligen König Shrivikramarashasimha (seit 1798) ab und unterstellten sein Reich in der »Konvention von Kandy« der britischen Krone. Dabei wurden den Singhalesen die Beibehaltung des bisherigen Verwaltungs-Systems und der Schutz der buddhistischen Religion zugesichert. Unpopuläre Verwaltungs-Maßnahmen führten 1818 zu einem Aufstand, nach dessen Niederschlagung die Kolonialverwaltung einen großen Teil der Bestimmungen der Konvention für ungültig erklärte. Durch Reformen (1833) wurde eine Vereinheitlichung und Modernisierung des Verwaltungs- und Rechtswesens (u. a. Schaffung eines Gesetzgebenden Rates) sowie die Ablösung des alten Systems der feudalen Verpflichtungen eingeleitet; es erfolgte auch ein Ausbau der Infrastruktur und des Bildungswesens. Für die Plantagenwirtschaft (v. a. Kaffee) wurden ab 1840 Arbeiter aus Südindien angeworben. Nach der Depression von 1845 brachen 1848 im Hochland von Kandy Unruhen aus, die hart unterdrückt wurden. Die Umstellung der Pflanzungen auf Teeanbau begann um 1880.
 
Eine politische Unabhängigkeitsbewegung entfaltete sich erst nach den Unruhen von 1915; 1919 entstand der »Ceylon National Congress«, in dem Tamilen und Singhalesen anfänglich zusammenarbeiteten (später Aufspaltung in eine tamilische und eine singhalesische Organisation). Obwohl die Gegensätze zwischen der singhalesischen (zumeist buddhistischen) Bevölkerungsmehrheit und der tamilischen (überwiegend hinduistischen) Minderheit, die während der britischen Kolonialherrschaft v. a. die Verwaltungs- und Bildungselite stellte, dem Unabhängigkeitsstreben im Wege standen, musste Großbritannien nach und nach Zugeständnisse machen.
 
Mit der Verfassungsreform von 1931 wurden die ersten Schritte im Hinblick auf die Selbstregierung der Insel unternommen. Die Einführung des Wahlrechts für alle stärkte politisch das Nationalbewusstsein v. a. der singhalesischen Mehrheitsbevölkerung Unter Don Stephen Senanayake (* 1884, ✝ 1952), seit 1931 Landwirtschaftsminister, wurde das Bewässerungssystem in der Trockenzone erneuert und dieses Gebiet wieder besiedelt. Nach dem Wahlsieg der United National Party (UNP) 1947 wählte die Nationalversammlung deren Vorsitzender Senanayake zum Premierminister.
 
Die Unabhängigkeit:
 
Am 4. 2. 1948 trat der (1947 erlassene) »Ceylon Independence Act« in Kraft; er gab der Insel den Status eines Dominions, d. h. innerhalb des Commonwealth of Nations. Die Regierung der UNP unter Senanayake (1947-52), seinem Sohn Dudley Shelton Senanayake (1952-53; * 1911, ✝ 1973) und Sir John Lionel Kotelawala (1953-56; * 1897, ✝ 1980) versuchten die verschiedenen Ethnien sowie die verschiedenen Religionen unter Wahrung ihrer kulturellen Identität und der gesellschaftlichen Pluralität zu einer politischen Einheit zu verbinden. Außenpolitisch neigten sie mehr dem Westen zu, eine Haltung, die Kotelawala besonders auf der Bandungkonferenz (1955) zum Ausdruck brachte.
 
Wirtschaftliche Schwierigkeiten (u. a. fallende Kautschuk- und Tee-, steigende Lebensmittelpreise) und ihre sozialen Folgen lösten Unzufriedenheit aus, die sich besonders bei der singhalesischen Mehrheitsbevölkerung mit einem steigenden Nationalismus verband. Diese Grundstimmung politisch aufnehmend, konnte der Vorsitzende der sozialistischen Sri Lanka Freedom Party (SLFP) Solomon Bandaranaike 1956 die von seiner Partei geführte »Vereinigte Volksfront« zu einem hohen Wahlsieg führen. An der Spitze einer Volksfrontregierung (SLFP, KP und LSSP) übernahm er das Amt des Premierministers; außenpolitisch leitete er eine Politik der Blockfreiheit (»Non-Alignment«) ein. Im Innern verfolgte er einen Kurs, der sozialistische Konzeptionen mit buddhistischen Vorstellungen verband und den singhalesischen Nationalismus begünstigte (u. a. 1956 Erhebung des Singhalesischen zur einzigen offiziellen Landessprache anstelle des Englischen). Daraufhin kam es 1958 zu blutigen Kämpfen zwischen Singhalesen und Tamilen. Im September 1959 wurde Solomon Bandaranaike ermordet.
 
Nach einer Periode politischer Instabilität (1959-60) und einem Wahlsieg der SLFP (1960) wurde Sirimawo Bandaranaike, die Witwe Bandaranaikes und seine Nachfolgerin an der Spitze der SLFP, Premierminister; sie erneuerte die Volksfrontregierung und setzte die Innen- und Außenpolitik ihres Mannes fort, darüber hinaus verschärfte sie die Politik der Verstaatlichung ausländischer und inländischer Unternehmen (u. a. Tee- und Kautschukplantagen) sowie von Erdölgesellschaften und Banken. Die Wahlen 1965 brachten die UNP wieder an die Macht. Gestützt auf eine Regierungskoalition von UNP und der als Sprachrohr der tamilischen Minderheit auftretenden Federal Party (FP) förderte Premierminister Senanayake (1965-70) privatwirtschaftliche Unternehmen und betrieb die Modernisierung der Landwirtschaft, konnte aber die steigende Arbeitslosigkeit und die Inflation nicht eindämmen.
 
Mit dem erneuten Wahlsieg der Volksfront (1970) trat Sirimawo Bandaranaike wieder an die Spitze der Regierung, wurde jedoch bald mit starken sozialen Spannungen konfrontiert. Von März bis Juni 1971 kam es zu schweren Unruhen linksradikaler singhalesischer, meist jugendlicher Kräfte; der Aufstand ihrer »Volksbefreiungsfront» (Janatha Vimukthi Peramuna, Abkürzung JVP) wurde mit ausländischer Waffenhilfe niedergeschlagen. Im Zuge einer Verfassungsreform wurde die Insel am 22. 5. 1972 unter dem Namen Sri Lanka Republik. Außenpolitisch weiterhin in der Bewegung der blockfreien Staaten aktiv, setzte die Regierung Bandaranaike (1970-77) ihre innenpolitische Linie fort: Durchführung einer weit reichenden Landreform (1972), Nationalisierung der Plantagenwirtschaft (1975) sowie Ausdehnung der Staatskontrolle über Unternehmen des Handels und der Industrie, zugleich eine die Tamilen benachteiligende Bildungs- und Sozialpolitik. Die Vorwürfe des Nepotismus und der Korruption in der ausgedehnten Staatswirtschaft sowie der allmähliche Zerfall der Volksfront führten 1977 zur Wahlniederlage der Regierungsparteien. Die neue Regierung unter Premierminister J. R. Jayawardene (UNP) führte 1978 das Präsidialsystem ein; Jayawardene wurde Staatspräs. (1982 wieder gewählt), Ranasinghe Premadasa (* 1924, ✝ 1993) Premierminister. Mit Inkraftsetzung der neuen Verfassung (7. 9. 1978) nahm der Staat den offiziellen Namen »Demokratische Sozialistische Republik Sri Lanka« an. Obwohl Jayawardene zahlreiche, die Tamilen diskriminierende Gesetze aufhob (u. a. Rücknahme des Staatsbürgerschaftsgesetzes von 1972, das die Tamilen zu »registrierten Bürgern« im Unterschied zu den singhalesischen »Staatsbürgern von Geburt« erklärte), trat keine innenpolitische Entspannung ein. Nachdem es 1977, 1978, 1981 und 1982 zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Singhalesen und Tamilen gekommen war, spitzte sich der Gegensatz zwischen diesen beiden Ethnien nach einem Pogrom an den Tamilen (Juli 1983) zu einem Bürgerkrieg zu; in immer größerer Zahl traten die Tamilen, politisch vertreten besonders durch die Tamil United Liberation Front (TULF), für einen unabhängigen Tamilenstaat (unter dem Namen »Eelam«) auf der Insel ein; dieser war am 14. 1. 1982 von Exiltamilen in London ausgerufen worden (Bildung einer Exilregierung). Als bedeutendste der radikalen tamilischen Guerillaorganisationen formierten sich unter Führung von Vellupillai Prabhakaran die »Liberation Tigers of Tamil Eelam« (LTTE; deutsch »Befreiungstiger von Tamil Eelam«, seit 1976 Name der 1972 aus einer tamilischen Studentenvereinigung entstandenen »Tamil New Tigers«); der tamilische Widerstand erhielt besonders durch die Bevölkerung im südindischen Tamil Nadu Unterstützung, wo er zum Teil seine Ausgangsbasis fand. Im Rahmen eines Vertrages mit Sri Lanka (1987) entsandte Indien Truppen (Indian Peace Keeping Forces) auf die Insel. Am 12. 11. 1987 beschloss die Regierung ein Autonomiestatut für den von Tamilen bewohnten Norden und Osten. Aus den Präsidentschaftswahlen vom Dezember 1988 ging Premadasa als Sieger hervor (Amtsantritt 1989). Die Parlamentswahlen im Februar 1989 gewann die UNP; Premierminister wurde Dingiri Wijetunga (UNP; * 1922). Die indischen Truppen (zeitweise bis zu 100 000 Soldaten), die den Tamilenkonflikt auch durch massives militär. Eingreifen (Oktober 1987 Großoffensive gegen Jaffna) nicht einzudämmen vermochten, wurden auf Verlangen der Regierung Sri Lankas 1989-90 abgezogen (als Racheakt der LTTE für das indische Militärengagement 1991 Ermordung des indischen Premierministers R. Gandhi durch ein Bombenattentat in Tamil Nadu). Der Bürgerkrieg, in dem die Regierung sich seit 1987 auch zunehmend mit singhalesischen Guerillaeinheiten (u. a. der JVP) konfrontiert sah, ging weiter. Nach der Ermordung von Staatspräs. Ranasinghe Premadasa in Colombo am 1. 5. 1993 wählte das Parlament den bisherigen Premierminister Wijetunga am 7. 5. 1993 zum neuen Staatsoberhaupt. Regierungschef wurde Ranil Wickramasinghe (* 1949). 1994 errang Chandrika Kumaratunga (* 1945), Tochter von Solomon und Sirimawo Bandaranaike, das Amt des Premierministers, nachdem ihre linksgerichtete »People's Alliance« (PA) bei der Parlamentswahl am 16. 8. 1994 die UNP besiegt hatte. Während des Präsidentschaftswahlkampfes kamen am 24. 10. 1994 der Kandidat der UNP, Gamini Dissanayake, und mehr als 50 Menschen bei einem Bombenanschlag in Colombo ums Leben. Die Witwe Sirima Dissanayake wurde daraufhin von der UNP zur Präsidentschaftskandidatin ernannt, unterlag jedoch bei den (von vielen Tamilen boykottierten) Wahlen am 9. 11. 1994 Kumaratunga. Die neue Präsidentin ernannte ihre Mutter Sirimavo Bandaranaike wieder zur Regierungschefin. Nachdem 1995 Friedensbemühungen gegenüber den tamilischen Rebellen gescheitert waren (Bruch des am 8. 1. in Kraft getretenen Waffenstillstandes durch die LTTE am 19. 4.), legte Kumaratunga am 27. 7. 1995 einen Plan vor, nach dem Sri Lanka zu einem föderalen Staat (»Union of regions«) umgestaltet werden sollte (Bildung von acht weitgehend autonomen Regionen, Zusammenlegung der tamilischen Nord- und Ostprovinz), den die LTTE aber ablehnte. Der Bürgerkrieg eskalierte erneut (1995-97 mehrere blutige Bombenanschläge in Colombo, wiederholte Massaker der zunehmend terroristischen LTTE in singhalesischen Dörfern, Angriffe auf Stützpunkte der sri-lankischen Armee, zahlreiche Selbstmordattentate tamilischer Untergrundkämpfer); am 8. 4. 1996 wurde der Ausnahmezustand verhängt. Im Rahmen einer im Oktober 1995 eingeleiteten militär. Offensive eroberten Regierungstruppen am 5. 12. 1995 die Tamilenhochburg Jaffna und brachten bis Mai 1996 fast die gesamte Halbinsel Jaffna unter ihre Kontrolle (Flucht der Bevölkerung vor den Kämpfen). Ein von Kumaratunga im Januar 1996 dem Parlament vorgelegter (gegenüber dem vom Juli 1995 modifizierter) Autonomieplan stieß im Juli 1996 auf Ablehnung. Im Mai 1997 startete die Armee eine neue Großoffensive gegen die tamilischen Rebellen, im Januar 1998 wurde die LTTE formell verboten. Nach einem von blutigen Zwischenfällen begleiteten Wahlkampf um die Präsidentschaft konnte sich Kumaratunga, die bei einem der LTTE zugeschriebenen Attentat am 18. 12. 1999 selbst verletzt wurde, am 21. 12. 1999 mit 51 % der Stimmen eine weitere Amtszeit als Staatspräsidentin sichern. Nachdem es der LTTE 1999/2000 gelungen war, Teile des zuvor von Regierungstruppen kontrollierten Gebietes im Norden zurückzuerobern (im April 2000 Niederlage der sri-lankischen Armee am strategisch wichtigen Elefantenpass), erließ die Regierung im Mai 2000 drakonische Gesetze (de facto Verhängung des Kriegsrechts) und nahm das Angebot der norwegischen Regierung zur Vermittlung bei Friedensverhandlungen an. Der Bürgerkrieg hatte bis zu diesem Zeitpunkt schon etwa 65 000 Menschenleben gefordert. Nach dem Rücktritt S. Bandaranaikes im August 2000 wurde der bisherige Innenminister Ratnasiri Wickremanayake Premierminister. Die wiederum von Gewalttaten überschatteten Parlamentswahlen am 10. 10. 2000 gewann die von Kumaratunga geführte PA vor der UNP, sie verfehlte aber die absolute Mehrheit und bildete deshalb mit kleinen Moslem- und Tamilenparteien eine Koalition; als Regierungschef wurde Wickremanayake bestätigt. Ende November 2000 bot die LTTE überraschend Friedensverhandlungen ohne Vorbedingungen an; die am 21. 12. 2000 von ihr verkündete Waffenruhe (in Kraft ab 24. 12.) fand nach vier Monaten mit neuen Gefechten ihr Ende. Bei den von blutigen Gewalttaten überschatteten Parlamentswahlen am 5. 12. 2001 errang das von der UNP geführte Oppositionsbündnis einen Sieg; neuer Premierminister wurde der UNP-Politiker Ranil Wickremesinghe. Ende Dezember 2001 riefen LTTE und die sich weiterhin auf norwegischer Vermittlung stützende Regierung wieder einen Waffenstillstand aus; für Mitte Januar 2002 wurde als weitere Voraussetzung für die Aufnahme von Friedensverhandlungen eine Lockerung der Wirtschaftsblockade tamilischer Gebiete vorgesehen.
 
 
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Sri Lạn|ka; - -s: Inselstaat im Indischen Ozean.

Universal-Lexikon. 2012.