Patriotismus; Vaterlandsliebe; völkische Gesinnung; Nationalstolz; Jingoismus; Staatsgesinnung; Volkstümelei; Nationalismus; Nationalgefühl
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Na|ti|o|nal|be|wusst|sein 〈n.; -s; unz.〉 das Bewusstsein, zu einer Nation zu gehören, bewusstes nationales Zusammengehörigkeitsgefühl; Sy Nationalgefühl
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Na|ti|o|nal|be|wusst|sein, das:
Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Nation.
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Nationalbewusstsein,
das Bewusstsein eines Einzelnen oder einer Gruppe, einer bestimmten Nation anzugehören; dabei können objektiv gegebene Faktoren (z. B. gemeinsame Abstammung, Sprache, Religion, Kultur und Geschichte) oder subjektiv-gedankliche Orientierungen (z. B. übereinstimmende Weltbilder, Rechts-, Staats- und Gesellschaftsauffassungen) bestimmend sein. Die eigene Nation gilt im Allgemeinen jenen, die sich als ihr zugehörig betrachten, als hoher Wert, als etwas Einmaliges und Besonderes. Das Nationalbewusstsein eines Menschen ist mit einem starken Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl verbunden; es äußert sich einerseits als gedankliche Verbundenheit mit dem als sichtbarer Ausdruck der Nation gegebenen Staat (Nationalstaat), andererseits als politischer Wille, einen solchen Staat zu schaffen (Nationalbewegungen). Äußert sich das Nationalbewusstsein mehr emotional als rational, so tritt es stärker als Nationalgefühl in Erscheinung. Im tatsächlichen Handeln des einzelnen Menschen sind jedoch Nationalbewusstsein und Nationalgefühl nur schwer voneinander zu trennen. Ist das Nationalbewusstsein mit einer aggressiven Haltung gegenüber anderen Nationen und Völkern verbunden, so wird dies heute als Nationalismus bezeichnet.
Ist die Herausbildung von Nationalbewusstsein v. a. eine politische Erscheinung seit dem europäischen Spätmittelalter, so ist sie doch bereits in Ansätzen in der Antike erkennbar, z. B. bei den griechischen Geschichtsschreibern in der Unterscheidung von Griechen und »Barbaren«. Im Zeitalter der Renaissance und des Humanismus (14.-16. Jahrhundert) befassten sich die Humanisten, z. B. J. Wimpfeling und U. von Hutten, mit der Vergangenheit des eigenen Volkes unter Anwendung nationaler Denkkategorien. In der Wissenschaft löste die jeweilige Nationalsprache das Lateinische als Wissenschaftssprache ab. Im kirchlichen Raum entwickelten sich seit dem Spätmittelalter, verstärkt seit der Reformation, Landes- und Nationalkirchen, durch die der universale Anspruch der abendländischen Kirche grundsätzlich infrage gestellt wurde. Während die Stärkung des Königtums gegenüber Kirche und Adel in England und Frankreich schon früh die Entwicklung eines Nationalbewusstseins besonders in den führenden Schichten des Landes förderte, stand in Deutschland die Auffassung von der Universalität des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation sowie das Bewusstsein ständischer Bindungen der Entwicklung eines Nationalbewusstseins entgegen.
In der Zeit der Romantik erfuhr die Herausbildung eines Nationalbewusstseins in ganz Europa durch die sich entwickelnde Sprach-, Literatur- und Geschichtswissenschaft eine entscheidende Förderung. Die Französische Revolution von 1789 gab im politischen Raum der Entwicklung des Nationalbewusstseins zu einem maßgeblichen Faktor in Politik, Wirtschaft und Kultur den entscheidenden Anstoß, der über das 19. Jahrhundert hinweg (lange Zeit verbunden mit dem Liberalismus) bis in das 20. Jahrhundert hinein politisches Denken und Handeln beherrschte. Seit dem 19. Jahrhundert spielt auch der gewachsene Bedarf an sozialen Integrationsideen bei der Ausformung von Nationalbewusstsein eine wichtige Rolle. Existenz, Erscheinungsformen und Geschichte des Nationalbewusstseins werden von nun an immer stärker an die Geschichte der nationalen Ideen und Ideologien zurückgebunden und erhalten von hier aus ihre Bedeutung als Ergebnis langfristiger Prozesse politischer Bewusstseinsbildung.
Unter dem Aspekt der besonderen geistesgeschichtlichen und politisch-historischen Entwicklung in Deutschland hat das Nationalbewusstsein im 19. Jahrhundert zwei Dimensionen: eine auf die Herstellung egalitärer, demokratischer Strukturen zielende verfassungspatriotische und eine im Hinblick auf die Abwehr fremdstaatlicher Kontrolle oder auf die Herstellung nationaler Souveränität gerichtete. Während sich das deutsche Nationalbewusstsein in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts zunächst im Kampf gegen Napoleon I. für die »freie Republik« formierte und hier von der gesellschaftlichen Bildungselite (J. G. Fichte, H. von Kleist, E. M. Arndt u. a.) repräsentiert wird, gewannen v. a. seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts die auf nationaler Vormacht, schließlich auf nationaler Dominanz gerichteten Kräfte die Oberhand (H. von Treitschke u. a.).
In Weiterentwicklung der gesellschaftlichen Analysen von K. Marx und F. Engels verband der Marxismus-Leninismus (Lenin, Stalin, Mao Zedong) im 20. Jahrhundert Nationalbewusstsein mit sozialrevolutionären Inhalten. Die Erschütterung nationalen Identitätsbewusstseins durch den Zweiten Weltkrieg, mit besonderer Intensität in Deutschland infolge der Inanspruchnahme der nationalen deutschen Identität für Krieg und Völkermord, die zunehmende Einbindung der einzelnen Staaten v. a. im westlichen Europa in überstaatliche Integrationsprozesse sowie die grenzüberschreitenden Folgen ökologischer Gefahren führten in den Demokratien Westeuropas, besonders jedoch in der Bundesrepublik Deutschland, zu einer kritischen Haltung gegenüber dem überkommenen Nationalbewusstsein. Dieses wich häufiger einem wachsenden Heimat- oder Regionalbewusstsein. Dort, wo Nationalbewusstsein erhalten blieb, zeigte es sich als Ausdruck der bewussten Zurechnung zu einer rechtsstaatlichen Verfassung und zu einer auf die Menschenrechte gegründeten Wertordnung. Der Zusammenbruch der kommunistischen Herrschaftssysteme im östlichen Europa (seit 1989) und ihrer Ideologie ließ in diesem Bereich Europas das Nationalbewusstsein wieder stärker hervortreten und aktivierte zum Teil die alten Nationalitätenkonflikte. Im Zeichen der Entkolonialisierung wurde die Entwicklung eines Nationalbewusstseins zu einer notwendigen Voraussetzung für die politische, sozioökonomische und kulturelle Entwicklung von Staaten der Dritten Welt; v. a. in Afrika stand jedoch der Schaffung eines Nationalbewusstseins oft die Existenz alter Stammesbindungen (Tribalismus) entgegen, was zu blutigen Auseinandersetzungen führte (z. B. Nigeria, Burundi, Ruanda, Simbabwe).
W. Sulzbach: Imperialismus u. N. (1959);
C. Graf von Krockow: N. u. Gesellschaftsbewußtsein, in: Polit. Vjschr., Jg. 1. H. 2 (1960); M. Hättich: N. u. Staatsbewußtsein in der pluralist. Gesellschaft (1966);
Die Identität der Deutschen, hg. v. W. Weidenfeld (1983);
R. Dahrendorf: Die Sache mit der Nation, in: Merkur, Jg. 44, H. 10/11(1990);
W. J. Mommsen: Nation u. Gesch. Über die Deutschen u. die dt. Frage (1990).
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Na|ti|o|nal|be|wusst|sein, das: Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Nation.
Universal-Lexikon. 2012.