Rhein|land-Pfạlz:
deutsches Bundesland.
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Rheinland-Pfạlz,
Land im Westen Deutschlands, 19 853 km2, (1999) 4 Mio. Einwohner, die durchschnittliche Bevölkerungsdichte beträgt 203 Einwohner je km2; Hauptstadt ist Mainz. Rheinland-Pfalz grenzt im Westen an Belgien und Luxemburg, im Süden an das Saarland und Frankreich, im Osten an Baden-Württemberg und Hessen, im Norden an Nordrhein-Westfalen.
Staat und Recht:
Es gilt die Verfassung vom 18. 5. 1947 (mehrfach, zuletzt 2000, geändert). Die Gesetzgebung liegt beim Landtag (101 Abgeordnete, auf fünf Jahre gewählt). An der Spitze der Landesregierung steht der vom Landtag gewählte Ministerpräsident, der die Richtlinien der Politik bestimmt und das Land nach außen vertritt. Er ernennt und entlässt die übrigen Mitglieder des Kabinetts. Im Gegensatz zum GG lässt die Verfassung auch ein Misstrauensvotum des Landtages gegen einzelne Minister zu. Sie fixiert eine Reihe von Staatszielen (z.B Schutz des ungeborenen Lebens, Achtung von Minderheiten Erhaltung von angemessenem Wohnraum, Förderung des Sports) und räumt die Möglichkeit von Volksinitiativen, -begehren und -entscheiden sowie der Verfassungsbeschwerde ein.
Das Landeswappen (gesetzlich am 10. 5. 1948 festgelegt) ist aus den historischen Wappenbildern der drei ehemaligen Kurfürstentümer Mainz, Trier und Kurpfalz zusammengesetzt. Es ist durch eine eingebogene, schwarze Spitze mit einem rot gekrönten und bewehrten, goldenen Löwen (Kurpfalz) gespalten; im heraldisch rechten Feld ein rotes Kreuz auf silbernem Grund (Trier); heraldisch links ein silbernes sechsspeichiges Rad auf rotem Feld (Mainz). Den Schild deckt eine goldene Volkskrone, deren Blätter dem Weinlaub nachempfunden sind.
Es bestehen drei Regierungsbezirke (Koblenz, Trier, Rheinhessen-Pfalz) mit 36 kreisfreien Städten und Landkreisen und zusammen 2 303 Gemeinden nebst 163 Gemeindeverbänden (Verbandsgemeinden).
Organe der Rechtsprechung sind der Verfassungsgerichtshof und das Oberverwaltungsgericht in Koblenz, vier Verwaltungsgerichte, die OLG in Koblenz und Zweibrücken, acht Land- und 47 Amtsgerichte, das Landesarbeitsgericht in Mainz, fünf Arbeitsgerichte, das Landessozialgericht in Mainz, vier Sozialgerichte und das Finanzgericht in Neustadt an der Weinstraße. Der Rechnungshof hat seinen Sitz in Speyer.
Landesnatur und Bevölkerung:
Mittelgebirge und Rhein prägen den vielgestaltigen landschaftlichen Aufbau von Rheinland-Pfalz Im Norden liegt das Rheinische Schiefergebirge; weite Hochflächen herrschen vor, die von Quarzitrücken (Hunsrück), Basaltdecken (Oberer Westerwald) oder Basaltkuppen (Vorderer Westerwald, Eifel) überragt werden. Durch die Flüsse (Rhein, Mosel, Lahn, mittlere Sieg) wird dieser Gebirgsblock in einzelne Landschaftsräume gegliedert: linksrheinisch die Eifel, die zu mehr als der Hälfte zu Rheinland-Pfalz gehört, das Tal der Mosel, der Hunsrück (fast ganz zu Rheinland-Pfalz), das örtlich von Rebhängen begleitete Mittelrheintal (von unterhalb Kaub bis unterhalb Remagen beide Uferstrecken zu Rheinland-Pfalz) sowie rechtsrheinisch das Bergland der mittleren Sieg (größerer Teil zu Rheinland-Pfalz), der Westerwald, das Lahntal (Unterlauf zu Rheinland-Pfalz) und der Taunus (westlicher Hintertaunus zu Rheinland-Pfalz).
Der Süden umfasst das Nordpfälzer Bergland und südlich des Pfälzer Gebrüchs (Kaiserslauterner Senke) einen großen Teil der weitgehend unbewaldeten Hochfläche des Westrich sowie den waldreichen Pfälzer Wald, dessen östlicher Gebirgsrand, die Haardt, zum Oberrheinischen Tiefland abfällt. Im Bereich der den östlichen Haardtrand begleitenden Vorhügelzone mit Lössbedeckung verläuft die Deutsche Weinstraße. Das linksrheinische Oberrheinische Tiefland wird im Süden von der Stromebene des Oberrheingrabens eingenommen, im Norden vom fruchtbaren Rheinhessischen Hügelland.
Das Klima ist von den Oberflächenformen abhängig. Den vor rauen Winden geschützten und der Sonneneinstrahlung stärker ausgesetzten tiefer gelegenen Landesteilen (Oberrheinisches Tiefland, unteres Nahetal, Mittelrheintal sowie Talbereiche von Mosel, Ahr und Lahn) mit sonnigen und warmen Sommern (Julimittel 18-19 ºC) und milden Wintern (Januarmittel bis über 1 ºC sowie Niederschlägen im Jahresmittel zwischen 450 und 600 mm) stehen die Berg- und Hügelländer gegenüber (Juli: in höheren Lagen 14,5 ºC, Januar: bis —2 ºC; Niederschläge im Jahresmittel über 600 mm, höher über 1 000 mm).
Rheinland-Pfalz liegt im Bereich der mittel- und rheinfränkischen Mundarten (deutsche Mundarten). Im Land leben (1990) 4,7 % der Bevölkerung Deutschlands. Den relativ dünn besiedelten Landschaften (Eifel, Hunsrück, Pfälzer Wald, Taunus, Westerwald) stehen dicht besiedelte Gebiete wie die Vorderpfalz, Rheinhessen mit dem unteren Nahetal, das Mittelrheinische Becken mit dem unteren Lahntal, das untere Mittelrhein- und Ahrtal, der nördliche Teil des Landkreises Altenkirchen (Westerwald), das Pfälzer Gebrüch (Kaiserslauterner Senke), der Raum Pirmasens-Zweibrücken sowie die Trierer Talweitung mit dem unteren Saartal und das Mittelmoseltal gegenüber. 1991 lebten 59 % der Bevölkerung in Gemeinden bis 10 000 Einwohner, 12 % in Städten mit über 100 000 Einwohner (Mainz, Ludwigshafen am Rhein, Koblenz).
Von dem ehemaligen ländlichen Siedlungsbild ist nicht viel erhalten. Die Haufendörfer und Weiler der bereits im 8. Jahrhundert besiedelten Gebiete, wie die Talschaften des Rheins und seiner Nebenflüsse, die Wittlicher Senke, das Bitburger Gutland, die Kalkmulden der Eifel und des Westrich, sind meist verbaut und haben durch Aussiedlungen weitere Veränderungen erfahren. Gut lassen sich im Luftbild noch die auf die fränkische Staatskolonisation zurückgehenden, planmäßig angelegten Straßendörfer im Umkreis der Pfalzen und entlang den Heerstraßen erkennen (an der östlichen Front Rheinhessens, untere Nahe, Strecke südlich von Ingelheim am Rhein bis Mainz). Hochmittelalterlichen Ursprungs sind die Reihendörfer, Weiler sowie Einzelhöfe, die bei der Erschließung der Waldgebiete entstanden.
Auch die Hausformen haben ihr ursprüngliches Aussehen verloren. Das am meisten verbreitete mitteldeutsche Gehöft ist im 20. Jahrhundert stark überformt worden. In der Eifel, im Hunsrück und am Mittelrhein treten quer geteilte Einheitshäuser auf, die im mittelrheinischen Weinbaugebiet verschiedentlich gestelzt sind (der Steinsockel nimmt den Weinkeller auf).
Die Städte sind meist alte Gründungen; ihre Geschichte lässt sich oft bis in die Römerzeit zurückverfolgen. Sie entwickelten sich später zu bischöflichen Residenzen (z. B. Trier, Koblenz, Speyer, Mainz, Worms) oder Reichsstädten. Diese Tradition fehlt den jüngeren Städten Neuwied, Pirmasens, Landau in der Pfalz, Ludwigshafen am Rhein und den Militärstandorten Baumholder und Ramstein-Miesenbach.
49 % der Bevölkerung gehören der katholischen Kirche an, 33,3 % einer evangelischen Landeskirche, über 2 % evangelisch-freikirchliche Gemeinschaften. Die katholischen Christen gehören zu den Bistümern Limburg, Mainz, Speyer, Trier und (mit einem kleinen Anteil) zum Erzbistum Köln. Seitens der evangelischen Landeskirchen umfasst das Land Rheinland-Pfalz das Territorium der »Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche)« und Teilterritorien der »Evangelischen Kirche im Rheinland« und der »Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau«. Der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Rheinland-Pfalz vereint fünf Gemeinden und zählt rd. 1 600 Mitglieder.
Das allgemeine Schulwesen unterscheidet Grundschule, Hauptschule, Realschule, Gymnasium und Gesamtschule, ferner Sonderschulen. Der Grundschule ist ein Schulkindergarten zugeordnet (Sonderschulen ein Sonderschulkindergarten). Die beiden ersten Klassen der Sekundarstufe I bilden die Orientierungsstufe, die meist schulartabhängig eingerichtet ist. Ein wesentlicher Schwerpunkt der Hauptschule liegt auf der Arbeitslehre. Ein freiwilliges zehntes Hauptschuljahr wird angeboten, sodass eine dem Realschulabschluss gleichwertige Qualifikation erworben werden kann. An der Realschule ist eine Schwerpunktbildung durch Wahlpflichtfächer möglich. Ein Übergang in die gymnasiale Oberstufe kann sowohl nach der Realschule als auch nach dem zehnten freiwilligen Hauptschuljahr erfolgen. Die Form der reformierten gymnasialen Oberstufe ist seit 1972 die »Mainzer Studienstufe«; sie hat an drei Leistungsfächern und durchgehenden Kursen in anderen Fächern festgehalten. Seit 1989 müssen (entsprechend der Vereinbarung der Kultusministerkonferenz) zwei der drei »Kernfächer« (Deutsch, eine Fremdsprache und Mathematik) durchgängig bis zum Abitur belegt werden; nur die Fremdsprache kann als Kernfach gewählt werden, die bereits Teil des Mittelstufenunterrichts war. Die berufsbildenden Schulen kennen neben der Berufsschule die Berufsaufbau- und die Berufsfachschule, Fachoberschule, Fachschule und berufliches Gymnasium. Im Hochschulbereich bestehen Universitäten in Mainz, Kaiserslautern, Trier und Landau in der Pfalz sowie die Fachhochschule Rheinland-Pfalz (Abteilungen in Bingen, Kaiserslautern, Koblenz, Mainz, Trier, Ludwigshafen am Rhein, Worms). Ferner bestehen eine katholische und eine evangelische Fachhochschule, eine katholische theologische Fakultät sowie die Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer. Die Erwachsenenbildung ist seit 1974 um die wissenschaftliche Weiterbildung an der Universität Mainz erweitert. An Volkshochschulen können einige schulische Abschlüsse erworben werden, zum Teil in Verbindung mit Telekollegs. Über den zweiten Bildungsweg kann das Abitur an einem Kolleg (Speyer, Koblenz, Mainz) und am Abendgymnasium abgelegt werden.
Wirtschaft und Verkehr:
Bestimmender Lagefaktor für die größten wirtschaftlichen Schwerpunkte in Rheinland-Pfalz - Rhein-Main-Gebiet und Rhein-Neckar-Raum (jeweils linksrheinischer Teil) sowie Mittelrheinisches Becken - ist der Rhein. Die zentrale Lage in Mitteleuropa (einziges Bundesland mit drei angrenzenden EU-Mitgliedsstaaten) bedingt die hohe Exportabhängigkeit: zweithöchste industrielle Exportquote unter den 16 Bundesländern mit (1999) 41,1 % (Bundesdurchschnitt 34,2 %), intensive Einbindung in den EU-Wirtschaftsraum (1999 entfallen über zwei Drittel des Außenhandels auf die EU-Länder).
Die Zahl der Erwerbstätigen ist von (1970) 1,52 Mio. auf (1999) 1,77 Mio. angestiegen; zugleich ergab sich eine erhebliche Umverteilung der Erwerbstätigkeit nach Wirtschaftsbereichen: So ging die Zahl der Erwerbstätigen in der Land- und Forstwirtschaft von (1970) 163 700 (10,8 % der Erwerbstätigen) auf (1999) 53 400 (3 %; alte Bundesländer: 2,6 %) zurück. Auch die Zahl der Erwerbstätigen im produzierenden Gewerbe sank von 682 300 (44,8 %) auf 627 600 (35,4 %; alte Bundesländer: 33,8 %); dagegen stieg die Zahl der Erwerbstätigen im Bereich Handel, Gastgewerbe, Verkehr und Nachrichtenübermittlung von 319 800 (21,0 %) auf 395 500 (22,3 %; alte Bundesländer: 23,1 %). Die Erwerbstätigenzahl im Bereich sonstige Dienstleistungen stieg kräftig von 357 100 (23,4 %) auf 698 000 (39,3 %; alte Bundesländer: 40,5 %) an. Bis 1977 war die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt höher als im Bundesdurchschnitt (Rheinland-Pfalz: 1975: 5,1 %; Bundesdurchschnitt: 4,7 %). Von 1978 bis 1980 entsprach sie in etwa der in den alten Bundesländern; seit 1981 liegt sie deutlich darunter (Jahresdurchschnitt 1999: 9,1 %; alte Bundesländer: 9,9 %). Abgesehen von saisonalen Schwankungen lag der regionale Schwerpunkt der Arbeitslosigkeit (Jahresdurchschnitt 1999) in den Arbeitsamtsbezirken der Westpfalz (Kaiserslautern: 11,8 %, Pirmasens: 12,5 %) und des Naheraumes (Bad Kreuznach: 10,8 %).
In den letzten 10 Jahren hat Rheinland-Pfalz seinen Anteil am Bruttoinlandsprodukt Deutschlands (BIP; real - in Preisen von 1995) nach dem neuen Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG 95) nahezu konstant gehalten (1991: 4,7 %; 1999: 4,4 %). Mit einem BIP (real) je Erwerbstätigem von (1999) 103 678 DM liegt Rheinland-Pfalz leicht über dem Wert von 103 371 DM für Deutschland.
Die Landwirtschaftsfläche beträgt (1997) 861 714 ha; das entspricht 43,4 % der Gesamtfläche. Die tatsächlich genutzte Fläche (1999) von 715 831 ha dient zu 55,7 % als Ackerland (398 938 ha), 33,9 % als Dauergrünland (242 7621 ha), 9,2 % als Rebfläche (65 910 ha) sowie als Obstanlagen (6 335 ha) und Baumschulen (rd. 700 ha). Diese Flächen werden (1999) von 35 475 landwirtschaftlichen Betrieben bewirtschaftet, wobei kleinere und mittlere Familienbetriebe die Größenstruktur prägen. Vorherrschend sind in Rheinland-Pfalz als typisches Weinbauland die Dauerkulturbetriebe, die auch die Betriebe mit Obstkulturen einschließen. Dieser Betriebstyp umfasst (1995) 46 % der landwirtschaftlichen Betriebe mit 17 % der Fläche, weitere 24 % sind Futterbaubetriebe (Flächenanteil 43 %).
Annähernd 70 % der deutschen Weinmosternte (1996: 5,9 Mio. hl) werden in Rheinland-Pfalz von (1996) 20 687 Betrieben in den Weinbaugebieten Ahr (510 ha bestockte Rebfläche), Mittelrhein (600 ha), Mosel-Saar-Ruwer (12 130 ha), Nahe (4 590 ha), Rheinhessen (26 436 ha) und Pfalz (23 764 ha) erzeugt. Knapp die Hälfte der Betriebe hat eine bestockte Rebfläche von weniger als 1 ha; rd. 15 % verfügen über 5 ha und mehr.
Etwa zwei Drittel der Ackerfläche (1996: rd. 258 500 ha) waren mit Getreide bestellt (Erntemenge: 1,6 Mio. t; 4,0 % der Erntemenge an Getreide in Deutschland). An erster Stelle steht Winterweizen (84 500 ha), gefolgt von Sommergerste (81 900 ha). Neben Getreide spielen Zuckerrüben, der gelb blühende Winterraps, verschiedene Futterpflanzen (z. B. Silomais) und Kartoffeln eine Rolle. Mit (1996) 282 254 t ist Rheinland-Pfalz größter Gemüseproduzent unter den Bundesländern.
Viehhaltung ist für einzelne landwirtschaftliche Betriebe zwar regional sehr wichtig (42 % der Betriebe halten Vieh), unter den alten Bundesländern kommt Rheinland-Pfalz jedoch hinsichtlich der Viehbestände (1999: Rinder 457 228 und 379 274 Schweine) eine nachgeordnete Stelle zu.
Rheinland-Pfalz gehört mit (1999) 831 578 ha Waldanteil (41,9 % der Landesfläche) zu den waldreichsten Bundesländern. Der Holzeinschlag beträgt (1999) 2,8 Mio. m3, darunter zwei Drittel Nadelholz.
Von Bedeutung ist lediglich die Gewinnung von Natursteinen, Erden, Ton, Sand und Kies. Der »klassische Bergbau«, die Gewinnung von Erzen oder Kohle, ist völlig erloschen.
Die wichtigsten Energieträger, gemessen am Primärenergieverbrauch von (1996) 21,43 Mio. t SKE, sind Mineralöl (Anteil am Gesamtverbrauch 42,9 %) und Erdgas (33,6 %).
Die (1999) rd. 4 700 Betriebe des verarbeitenden Gewerbes (industrielle Kleinbetriebe sowie alle Industriebetriebe und Betriebe des produzierenden Handwerks mit 20 und mehr Beschäftigten) sind zu rd. 98 % mittelständische Betriebe mit weniger als 500 Beschäftigten. Die rd. 324 000 Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe arbeiten zu rd. 44 % in Groß- und zu rd. 56 % in mittelständischen Betrieben. Industrieagglomerationen mittlerer Größenordnung haben sich in neuerer Zeit insbesondere in verkehrsgünstigen Lagen verdichtet, so etwa im Raum Kaiserslautern, am Rhein bei Wörth am Rhein, Speyer, Frankenthal (Pfalz) und Worms, zwischen Mainz und Bingen am Rhein und im Rheintal zwischen Neuwied und Remagen. Hinzu kommt der traditionelle Industriestandort Ludwigshafen am Rhein. Der Industrialisierungsgrad, gemessen an der Zahl der Industriebeschäftigten je 1 000 Einwohner (1999), liegt mit 77 unter dem Bundesdurchschnitt (78).
Der umsatzstärkste Industriezweig ist die chemische Industrie (Schwerpunkt Ludwigshafen und zwischen Mainz und Bingen) mit einem Anteil von (1999) 27 % am Umsatz des verarbeitenden Gewerbes von mehr als 114 Mrd. DM. Ihr folgen der Fahrzeugbau (rd. 17 %), das Nahrungs- und Genussmittelgewerbe (rd. 10 %), die Metallerzeugung und -bearbeitung, Herstellung von Metallerzeugnissen (rd. 9 %), der Maschinenbau (rd. 8 %), die Kunststoff- und Gummiwarenherstellung (rd. 6 %) sowie Glasgewerbe, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden (5 %). Die Wirtschaftszweige mit regionalen Schwerpunkten innerhalb des Landes sind die Schuhindustrie (Raum Pirmasens), die Feinkeramik (Westerwald) und das Edelsteingewerbe (Raum Idar-Oberstein).
Zwischen 1970 und 1999 hat sich die Zahl der Erwerbstätigen im privaten Dienstleistungsgewerbe (ohne Handel, Gastgewerbe und Verkehr) zusammen mit dem öffentlichen Sektor um 340 900 (+ rd. 95 %) auf 698 000 erhöht. Kongress- und Messestädte sind die fünf Oberzentren Koblenz, Trier, Mainz, Ludwigshafen am Rhein und Kaiserslautern sowie Pirmasens (Schuh- und Ledermesse) und Idar-Oberstein (Fachmesse für Edelsteine und Edelsteinschmuck).
Der Fremdenverkehr ist in Rheinland-Pfalz ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, insbesondere in den industriearmen ländlichen Räumen, mit (1996) rd. 6,1 Mio. Gästen und 20,7 Mio. Übernachtungen, davon 1,2 Mio. ausländische Touristen mit 3,8 Mio. Übernachtungen. In den letzten Jahren musste der Fremdenverkehr starke Einbußen durch die Auswirkungen des Teilabzugs alliierter Streitkräfte und im Bereich der Heilbäder und Kurorte aufgrund der Gesundheitsreform hinnehmen. Rheinland-Pfalz bietet mit 22 Heilbädern und 42 Luftkurorten seinen Gästen ein breites Spektrum an Kureinrichtungen. Insgesamt stehen (1997) rd. 186 300 Gästebetten zur Verfügung.
Verkehr:
Das Schienennetz der Deutschen Bahn AG in Rheinland-Pfalz beträgt 1 970 km. Dies teilt sich auf in 1 293 km Haupt- und 677 km Nebenbahnen. 690 km sind elektrifiziert. Die wichtigsten Strecken des Fernverkehrs sind die Rhein-, Mosel- und Saarroute sowie die Verbindung Ludwigshafen am Rhein-Saarbrücken-Paris.
Das überörtliche Straßennetz (2000) von insgesamt 18 429 km setzt sich zusammen aus 839 km Autobahnen sowie (jeweils außerorts) 3 015 km Bundes-, 7 182 km Landes- und 7 393 km Kreisstraßen. Ein Autobahnring verbindet alle fünf Oberzentren des Landes (Mainz, Koblenz, Trier, Kaiserslautern und Ludwigshafen am Rhein). Außenstrecken binden den Ring an Autobahnen in den benachbarten Bundesländern sowie in Frankreich, Luxemburg und Belgien an. Rheinland-Pfalz nimmt im Jahr 2000 mit 664 Kfz/1 000 Einwohner einen Spitzenplatz in der Kfz-Dichte unter den Ländern ein.
Besonders Bedeutung für den Verkehr haben die Binnenwasserstraßen Rhein und Mosel mit den Häfen Ludwigshafen am Rhein (Umschlag 1999: 7,3 Mio. t), Mainz (3,4 Mio. t), Andernach (2,2 Mio. t), Koblenz (1,2 Mio. t) und Trier (0,97 Mio. t). Im Zivilflugverkehr war Rheinland-Pfalz bisher nur auf benachbarte Flughäfen angewiesen (Frankfurt am Main, Köln/Bonn, Saarbrücken und Luxemburg). Inzwischen wurde die ehemalige US-Airbase Hahn in den Zivilflughafen Hahn im Hunsrück (Konversionsgroßprojekt) umgewandelt, der zunehmend an wirtschaftlicher Bedeutung gewinnt. Zum Teil im räumlichen Zusammenhang mit ausgedehnten Truppenübungsplätzen liegen noch einige Militärflugplätze in Rheinland-Pfalz (u. a. Ramstein, Spangdahlem).
Nachdem Frankreich zwischen dem 15. 6. und 15. 7. 1945 die ihm zugewiesene Besatzungszone in Deutschland eingenommen hatte, gliederte es am 31. 7. 1945 das Saargebiet aus ihr aus (Saarland, Geschichte). Auf Initiative der französischen Besatzungsmacht wurde am 22. 5. 1946 die Universität Mainz wieder gegründet. Mit der VO vom 30. 8. 1946 bildete die französische Militärregierung das Land »Rheinland-Pfalz«. Historisch gesehen umfasst es die bayerische Pfalz, den linksrheinischen Teil von Hessen-Darmstadt sowie Teile der preußischen Provinz Hessen-Nassau und der preußischen Rheinprovinz.
Am 17. 11. 1946 fanden Wahlen zu einer »Beratenden Landesversammlung« nach Wahlvorschlägen der bis dahin zugelassenen Parteien (CDU, SPD, KPD, liberale Gruppen [die spätere FDP]) statt. Am 4. 12. 1946 setzte die französische Militärregierung eine »vorläufige« Landesregierung unter Ministerpräsident Wilhelm Boden (* 1890, ✝ 1961; CDU) ein. Am 18. 5. 1947 nahm die Bevölkerung die von der Beratenden Versammlung ausgearbeitete Verfassung an. Bei den gleichzeitig abgehaltenen Landtagswahlen wurde die CDU stärkste Partei (bis 1991; 1971-87 absolute Mehrheit). Seit 1949 ist Rheinland-Pfalz Bundesland der Bundesrepublik Deutschland; 1969 trat eine Verwaltungsreform in Kraft. - Die CDU, 1947-91 stärkste Partei im Landtag, regierte 1947-48 in Koalition mit SPD, FDP und KPD, 1948-51 mit der SPD, 1951-71 und 1987-91 mit der FDP sowie 1971-87 allein, und stellte mit P. Altmeier (1947-69), H. Kohl (1969-76), B. Vogel (1976-88) und Carl-Ludwig Wagner (* 1930; 1988-91) den Ministerpräsidenten. Seit 1987 sind die Grünen im Landtag vertreten. 1991 übernahm die SPD (in Koalition mit der FDP) unter Ministerpräsident R. Scharping (SPD; ab 1995 K. Beck) die Regierung; die sozialiberale Koalition wurde auch nach den Wahlen 2001 fortgesetzt.
Die Mittelrheinlande. Festschr. zum 36. Dt. Geographentag, hg. vom Inst. für Landeskunde (1967);
W. Sperling u. E. Strunk: Luftbildatlas R.-P. Eine Länderkunde. .., Bd. 2: Neuer Luftbildatlas R.-P. (1972);
R.-P. u. Saar, bearb. v. E. Johann (1979);
H. Fischer: R.-P. u. Saarland. Eine geograph. Landeskunde (1989);
Eifel, hg. v. A. Hanle (1990);
Hunsrück, hg. v. A. Hanle: (1990);
Pfälzerwald u. Weinstraße, hg. v. A. Hanle: (1990);
Beitrr. zu 50 Jahren Gesch. des Landes R.-P., hg. v. H.-G. Borck (1997);
R.-P. Beitrr. zur Gesch. eines neuen Landes, hg. v. H.-J. Wünschel (1997).
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Rhein|land-Pfạlz: Bundesland der Bundesrepublik Deutschland.
Universal-Lexikon. 2012.