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Publikum
Zuschauer; Spektator; Beobachter; Betrachter; Zuseher; Hörer; Zuhörerschaft; Zuhörer

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Pu|bli|kum ['pu:blikʊm], das; -s:
Gesamtheit der als Zuhörer, Besucher an einer Veranstaltung teilnehmenden, der an Kunst, Wissenschaft o. Ä. interessierten Menschen:
das literarisch interessierte Publikum; das Publikum applaudierte lange; man hörte Pfiffe aus dem Publikum; das Lokal hat ein sehr gemischtes Publikum (in dem Lokal verkehren sehr unterschiedliche Leute).
Syn.: Besucher <Plural>, Besucherinnen <Plural>, Teilnehmer <Plural>, Teilnehmerinnen <Plural>, Zuhörer <Plural>, Zuhörerinnen <Plural>, Zuschauer <Plural>, Zuschauerinnen <Plural>.
Zus.: Fernsehpublikum, Kinopublikum, Millionenpublikum, Opernpublikum, Theaterpublikum.

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Pu|bli|kum 〈n.; -s; unz.〉
1. Allgemeinheit, Öffentlichkeit, (bes.) Gesamtheit der an Kunst u. Wissenschaft interessierten Menschen
2. Gesamtheit der Zuhörer, Besucher (in Vorführungen, Vorträgen, Lokalen usw.)
3. 〈veraltet〉 öffentliche, gebührenfreie Vorlesung an der Universität
● er braucht immer ein \Publikum 〈umg.〉 er tut sich gern vor anderen hervor; das \Publikum lachte, pfiff, schrie, tobte; er hat in den Kindern ein dankbares \Publikum für seine Späße; in diesem Lokal verkehrt gutes, schlechtes \Publikum; er wendet sich mit seinen Büchern an ein großes, breites \Publikum; vor einem großen \Publikum sprechen [<spätlat. publicum (vulgus) „das gemeine Volk, die Öffentlichkeit“]
Die Buchstabenfolge pu|bl... kann in Fremdwörtern auch pub|l... getrennt werden.

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Pu|b|li|kum , das; -s [wohl unter Einfluss von frz. public, engl. public = Öffentlichkeit; (Theater)publikum < mlat. publicum (vulgus) = das gemeine Volk; Öffentlichkeit]:
a) Gesamtheit der Zuschauer, Zuhörer einer Veranstaltung:
ein verwöhntes P.;
Pfiffe aus dem P.;
der Autor saß im P.;
b) Gesamtheit von Menschen, die an etw. Bestimmtem, bes. an Kunst, Wissenschaft o. Ä., interessiert sind:
das konsumierende P.;
der Schriftsteller eroberte sich sein P. (seine Leserschaft);
solche Bücher finden immer ihr P. (ihre Leser);
eine Theaterstadt mit internationalem P.;
c) Gesamtheit der Gäste, Besucher in einem Lokal, Kur-, Ferienort o. Ä.:
hier verkehrt ein gutes P.;
das P. ist dort sehr gemischt;
d) (ugs.) Gesamtheit von Personen, die jmdm. bei etw. zusehen, zuhören:
sie hätte sich kein dankbareres P. wünschen können als uns.

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Publikum
 
[wohl unter Einfluss von englisch und französisch public »Öffentlichkeit«, »(Theater)publikum«, von mittellateinisch publicum (vulgus) »das gemeine Volk«, »Öffentlichkeit«, zu lateinisch publicus »öffentlich«, »staatlich«] das, -s, im weiteren Sinn Bezeichnung für alle Anwesenden bei einem Geschehen beziehungsweise alle Empfänger einer bestimmten Information, insoweit sich Geschehen und Information auf diese Gruppe beziehen und sie dadurch als Publikum im eigentlichen Sinne erst konstituieren. Im engeren Sinn bezeichnet Publikum die Gruppe von Adressaten, auf die sich eine bestimmte Darbietung bezieht (z. B. die Zuhörer einer Predigt oder im modernen Sinn Theater-, Kino- und Lesepublikum). Seit der Aufklärung kommt dem Publikum eine spezielle kritische, wertende und auch kontrollierende Funktion im öffentlichen, v. a. im politischen Leben (Öffentlichkeit 1) zu. Bereits Altertum und Mittelalter kennen die Erscheinung des Publikums. Das Publikum nahm (gegebenenfalls nach Ständen getrennt) sowohl an sakralem wie an politischem und kulturellem Geschehen teil. Vom Publikum des antiken griechischen Theaters waren nur die Sklaven ausgeschlossen. Die römische Komödie wendete sich an die ganze Gesellschaft, während die römische Tragödie der gesellschaftlichen Elite vorbehalten blieb. Demgegenüber waren die Spiele des Mittelalters für jedermann gedacht. Die Darbietungen der ersten Berufsschauspieler (Wandertruppen) fanden an Höfen, aber auch vor einem bunt zusammengesetzten, zahlenden Publikum in verschiedenen Räumlichkeiten und auf öffentlichen Plätzen statt. Charakteristisch für Deutschland im 18. Jahrhundert ist, dass die Wandertruppen einen festen Standort suchten, Hof- und Stadttheater gegründet wurden und v. a. auch für ein bürgerliches Publikum gespielt wurde. Das Publikum der Aufklärung und der bürgerlichen Epoche stand zunächst noch unter dem Anspruch einer gemeinsamen Wertordnung und teilte die Vorstellung gemeinsamer sozialer Erfahrungen (was in der Realität u. a. Frauen aus dem Publikum ausschloss). Erst im 19. Jahrhundert traten dann schichten-, klassen- und kulturspezifische Differenzierungen im Publikum auffällig in Erscheinung. Ab 1890 (Gründung der Besucherorganisation »Freie Volksbühne« in Berlin) wurden Arbeiter als Theaterpublikum angesprochen. Damit verbunden zeigten sich nun unterschiedliche literarische und künstlerische Geschmacksrichtungen. Dennoch blieb bis hinein in die Arbeiterbildung und die Ausbildung einer eigenen sozialistischen Ästhetik, z. B. bei G. Lukács, die Orientierung am »bürgerlichen Kulturerbe« auch für diese neuen Publikumsschichten bindend. Das moderne Publikum, das nicht mehr durch die Anwesenheit (direktes Präsenzpublikum), sondern durch den gemeinsamen, aber häufig isolierten Gebrauch des gleichen Mediums (indirektes disperses Publikum) konstituiert wird, ist in kritischer Perspektive eine Ansammlung von »Masseneremiten« (G. Anders), das so v. a. zum Objekt der (Massen-)Kommunikationsforschung geworden ist.
 
Literatur:
 
L. L. Schücking: Soziologie der literar. Geschmacksbildung (31961);
 G. Maletzke: Psychologie der Massenkommunikation (1963, Nachdr. 1978);
 R. Escarpit: Das Buch u. der Leser. Entwurf einer Lit.-Soziologie (a. d. Frz., 21966);
 H. Reimann: Kommunikations-Systeme. Umrisse einer Soziologie der Vermittlungs- u. Mitteilungsprozesse (1968);
 V. Klotz: Dramaturgie des P. (1976);
 H. Kindermann: Das Theater-P. der Antike (Salzburg 1979);
 H. Kindermann: Das Theater-P. des MA. (ebd. 1980);
 H. Kindermann: Das Theater-P. der Renaissance, 2 Tle. (ebd. 1984-86);
 P. Bourdieu: Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftl. Urteilskraft (a. d. Frz., Neuausg. 21988);
 P. Hunziker: Medien, Kommunikation u. Gesellschaft (1988);
 J. Habermas: Strukturwandel der Öffentlichkeit (Neuausg. 1990).
 

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Pu|bli|kum, das; -s [wohl unter Einfluss von frz. public, engl. public = Öffentlichkeit; (Theater)publikum < mlat. publicum (vulgus) = das gemeine Volk; Öffentlichkeit]: a) Gesamtheit der Zuschauer, Zuhörer einer Veranstaltung: ein verwöhntes, prominentes, fachkundiges, kritisches P.; das P. applaudierte, wurde mitgerissen, fühlte sich von dem Stück gelangweilt, drängte zum Ausgang; Nicht immer sind an einem Misserfolg die Künstler schuld. Manchmal ist es auch das P., das durchfällt (Hörzu 53, 1992, 3); die Inszenierung bezog das P. mit ein; Pfiffe aus dem P.; der Autor saß im P., wurde vom P. gefeiert, las vor einem sachverständigen P. b) Gesamtheit von Menschen, die an etw. Bestimmtem, bes. an Kunst, Wissenschaft o. Ä., interessiert sind: das deutsche, englische, konsumierende, an klassischer Musik interessierte P.; für diese Musik gibt es hierzulande kaum ein, praktisch kein P.; der Schriftsteller eroberte sich, verlor sein P. (seine Leserschaft), hat ein festes, treues P.; solche Bücher finden immer ihr P. (ihre Leser); seine Bücher haben ein breites P. (einen großen Leserkreis); Er vermochte die Ausdruckskraft der eigenen Texte erheblich zu steigern und ein literarisches P. tief zu beeindrucken (Reich-Ranicki, Th. Mann 250); Uraufführung der 7. Sinfonie, die für Pettersson ... seinen eigentlichen Durchbruch bei einem breiten P. bedeutete (Melos 3, 1984, 124); eine Theaterstadt mit internationalem P.; c) Gesamtheit der Gäste, Besucher in einem Lokal, Kur-, Ferienort o. Ä.: hier verkehrt ein gutes, gehobenes P.; das P. ist dort sehr gemischt; d) (ugs.) Gesamtheit von Personen, die jmdm. bei etw. zusehen, zuhören: sie hätte sich kein dankbareres P. wünschen können als uns, ihn; Die Witwe hat ein gutes P. Fast alle Fenster sind jetzt offen (Remarque, Obelisk 274); Aber Terreblanches Rappen geriet auf Pretorias Asphalt ins Rutschen, er selbst ins Fallen und schließlich landete der AWB-Führer vor versammeltem P. auf dem Hintern (taz 11. 3. 92, 10).

Universal-Lexikon. 2012.