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Strindberg
Strindberg
 
['ʃtrɪntbɛrk, schwedisch 'strindbærj], August, schwedischer Schriftsteller, * Stockholm 22. 1. 1849, ✝ ebenda 14. 5. 1912. Strindberg studierte nach dem Abitur (1867) ein Semester Medizin, war dann Lehrer, Hauslehrer und Schauspielschüler. In dieser Zeit entstanden seine ersten Dramen. 1870-72 erneutes Studium in Uppsala (Philosophie, Literatur- und Kunstgeschichte); 1872 schuf er sein erstes bedeutendes Drama, »Mäster Olof« (Versfassung und gedruckt 1878; deutsch »Meister Olaf«), ein historisches Schauspiel über den schwedischen Reformator O. Petri; dann war er Mitarbeiter von Zeitungen in Stockholm, 1874-82 an der Königlichen Bibliothek; 1877-91 erste Ehe mit Siri von Essen (* 1850, ✝ 1912); erster großer Erfolg mit dem Gesellschaftsroman »Röda rummet« (1879; deutsch »Das rote Zimmer«), in dessen Mittelpunkt der junge Journalist Arvid Falk steht. 1880-82 erschien, zunächst heftweise, Strindbergs erstes kulturhistorisches Werk »Svenska folket«, eine Geschichte Schwedens aus sozialhistorischer Sicht, die bei Kritikern und Publikum höchst umstritten war. In den satirischen Erzählungen »Det nya riket« (1882) setzte Strindberg seine Angriffe gegen die schwedische Gesellschaft fort. 1883-89 Aufenthalt in Paris (skandinavische Künstlerkolonie), der Schweiz, Deutschland und Dänemark; hier schrieb er die Ehenovellen »Giftas« (2 Bände, 1884-86; deutsch »Die Verheiratheten«), die autobiographischen Romane »Tjänstekvinnans son« (4 Teile, entstanden 1886, gedruckt 1886-1909; deutsch »Der Sohn einer Magd«) und »Le plaidoyer d'un fou« (entstanden 1887-88; schwedisch gedruckt 1895; deutsch »Die Beichte eines Toren«), die naturalistischen Dramen »Fadren« (1887; deutsch »Der Vater«) und »Fröken Julie« (1888; deutsch »Fräulein Julie«); 1892-99 Aufenthalt in Berlin, Paris und Österreich. Zweite Ehe (1893-95) mit Frieda Uhl (* 1872, ✝ 1943). Beschäftigung mit Alchimie und Okkultismus, 1894-96 schwere persönliche Krise (»Infernokrise«), geschildert in dem autobiographischen Werk »Inferno« (1897; deutsch). Die neue synkretistische Weltanschauung, Resultat der Krise, ist Voraussetzung der späteren Dramen, in denen Strindberg nach dem endgültigen Bruch mit der aristotelischen Tradition mit neuen Formen des Dramas experimentierte. Es entstanden u. a. die Trilogie »Till Damaskus« (3 Teile, 1898-1904; deutsch »Nach Damaskus«), »Dödsdansen« (1901; deutsch »Totentanz«), »Ett Drömspel« (entstanden 1901, gedruckt 1903; deutsch »Ein Traumspiel«). Strindberg lebte ab 1899 endgültig in Stockholm; 1901-04 dritte Ehe mit Harriet Sofie Bosse (* 1878, ✝ 1961); 1907 gründete er mit dem schwedischen Theaterleiter August Falck (* 1882, ✝ 1932) in Stockholm das »Intime Theater«, für das Strindberg seine ausdrucksstarken Kammerspiele schrieb, u. a. »Spöksonaten« (1907; deutsch »Gespenstersonate«) und »Pelikanen« (1907; deutsch u. a. als »Scheiterhaufen«). Zu den Arbeiten der Nachinfernozeit gehört auch eine Reihe historischer Schauspiele über die großen schwedischen Könige, die satirischen Romane »Götiska rummen. Släktöden från sekelslutet« (1904; deutsch »Die gotischen Zimmer. Familienschicksale vom Jahrhundertende«) und »En blå bok« (4 Teile, 1907-12; deutsch »Ein Blaubuch. Die Synthese meines Lebens«), eine Sammlung von Artikeln und Aufsätzen. 1910 löste Strindberg mit einer Reihe von Zeitungsartikeln, in denen er die literarischen und politischen Auffassungen der konservativ orientierten Öffentlichkeit polemisch angriff, die bislang größte und am härtesten geführte literarische Pressedebatte Schwedens aus, die »Strindbergfehde«.
 
Weitere Werke: Lyrik: Dikter på vers och prosa (1883; deutsch Sieben Cyklen Gedichte); Sömngångarnätter på vakna dagar (1884; deutsch Schlafwandlernächte an wachen Tagen); Ordalek och småkonst (1905).
 
Romane: Hemsöborna (1887; deutsch Die Inselbauern); I hafsbandet (1890; deutsch u. a. als Am offenen Meer).
 
Dramen: Advent (1899; deutsch bereits 1898); Gustav Vasa (1899; deutsch Die Wasa-Sage); Påsk (1901; deutsch Ostern); Oväder (1907; deutsch Wetterleuchten); Stora landsvägen (1909; deutsch Die große Landstraße).
 
Geschichte: Historiska miniatyrer, 2 Bände (1905; deutsch Historische Miniaturen).
 
Autobiographisches: Ockulta dagboken (herausgegeben 1977).
 
Ausgaben: Samlade skrifter, herausgegeben von J. Landquist, 55 Bände (21921-25); Skrifter, herausgegeben von G. Brandell, 14 Bände (1945-46); Samlade verk. Nationalupplaga, auf 75 Bände berechnet (1981 ff.).
 
Werke, übersetzt von E. Schering, 47 Bände in 8 Abteilungen(1-261902-30); Ausgewählte Erzählungen, herausgegeben von K. Möllmann, 3 Bände (1989); Wenn nein, nein! A. Strindberg und Frida Uhl, Briefwechsel 1893-1902, herausgegeben von F. Buchmayr (1993).
 
Literatur:
 
M. Lamm: S.s dramer, 2 Bde. (Stockholm 1924-26);
 M. Lamm: A. S. (ebd. 1961);
 C. E. Dahlström: S.s dramatic expressionism (Ann Arbor, Mich., 1930);
 A. Jolivet: Le théâtre de S. (Paris 1931);
 T. Eklund: Tjänstekvinnans son. En psykologisk Strindbergstudie (Stockholm 1948);
 H. Lunin: S.s Dramen (1962);
 B. M. E. Mortensen u. B. W. Downs: S. An introduction to his life and work (Neuausg. New York 1965);
 G. Vogelweith: Le psychothéâtre de S. (Paris 1972);
 W. A. Berendsohn: A. S. Der Mensch u. seine Umwelt, das Werk, der schöpfer. Künstler (a. d. Schwed., Amsterdam 1974);
 G. Brandell: S. in inferno (Cambridge, Mass., 1974);
 G. Ollén: A. S. (a. d. Schwed., Neuausg. 1977);
 F. Paul: A. S. (1979);
 
Der andere S. Materialien zu Malerei, Photographie u. Theaterpraxis, hg. v. A. Gundlach u. a. (1981);
 B. Meidal: Från profet till folktribun. S. och Strindbergsfejden 1910-12 (Stockholm 1982);
 O. Lagercrantz: S. (a. d. Schwed., Neuausg. 1984);
 P. O. Enquist: S. Ein Leben (a. d. Schwed., 1985);
 W. Hammacher: Wiedergeboren. Lebenswege von A. S. u. Carl Ludwig Schleich (Dornach 1994);
 J. F. Evelein: A. S. u. das expressionist. Stationendrama (New York 1996);
 P. Schütze: A. S. (9.-10. Tsd. 1997).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Ibsen und Strindberg: Der »moderne Durchbruch«
 

Universal-Lexikon. 2012.