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Plautus
Plautus,
 
Titus Mạccius, lateinischer Komödiendichter, * Sarsina (bei Cesena) um 250 v. Chr., ✝ Rom um 184 v. Chr. Nach der (anekdotenhaften) Überlieferung soll er u. a. Bühnenarbeiter, Kaufmann und Müllersknecht gewesen sein. Plautus ist der erste römische Schriftsteller, von dem vollständige Werke erhalten sind: 21 Komödien, die von den Philologen des 1. Jahrhunderts v. Chr. für echt bezeugt wurden. Plautus bearbeitete Stücke der »neuen Komödie«, das heißt des zeitgenössischen griechischen Theaterrepertoires, für die römische Bühne und bemühte sich dabei um thematische Vielseitigkeit: Die Skala reicht von der Mythentravestie (»Amphitruo«) bis zur derben Farce, von der turbulenten Verwechslungskomödie (»Menaechmi«) bis zum Charakterstück (»Aulularia«, »Miles gloriosus«) und zum ruhigen oder sentimentalen Lustspiel. Als Übersetzer hat Plautus durch seine Sprache und Verskunst zur Entwicklung der römischen Literatur beigetragen. Da seine Vorlagen nicht erhalten sind, kann die selbstständige Leistung nur schwer beurteilt werden. Offenbar hat er reine Sprechdramen bearbeitet, die er wegen der Bühnenwirksamkeit erweiterte oder kürzte, die komischen Effekte betonte und Gesangsnummern einfügte. Das griechische Milieu wurde beibehalten, jedoch wurden Hinweise auf römische Verhältnisse eingeflochten. Häufig wiederkehrende Typen sind der gerissene Sklave, der verliebte Alte, der Kuppler und der Parasit. Die vielfältigen Ausdrucksmittel reichen von Zoten und Schimpfkanonaden bis zu tragischem Pathos.
 
Im Mittelalter galt Terenz als der bedeutendere römische Komödiendichter. Das Interesse an Plautus erwachte, als 1429 Nikolaus von Kues 12 verschollene Stücke entdeckte; seit dem 16. Jahrhundert beeinflussten Stoffe und Aufbau der Komödien des Plautus wesentlich die Entwicklung des europäischen Lustspiels. Neubearbeitungen stammen u. a. von L. Ariosto, P. Aretino, L. F. de Vega Carpio, P. Calderón de la Barca, Tirso de Molina, Shakespeare, Molière, L. Holberg, H. Sachs, H. von Kleist.
 
Ausgaben: Comoediae, herausgegeben von F. Leo, 2 Bände (1895-96, Nachdruck 1958); Comoediae, herausgegeben von W. M. Lindsay, 2 Bände (Neuausgabe 1968-84).
 
Antike Komödien, Band 2 und 3: Plautus (Neuausgabe 1982).
 
Literatur:
 
F. Leo: Die plautin. Cantica u. die hellenist. Lyrik (1897, Nachdr. Nendeln 1970);
 F. Leo: Plautin. Forsch. (21912, Nachdr. 1966);
 H. Marti: Unterss. zur dramat. Technik bei P. u. Terenz (Winterthur 1959);
 E. Paratore: Plauto (Florenz 1961);
 
Die röm. Komödie: P. u. Terenz, hg. v. E. Lefèvre (1973);
 N. W. Slater: P. in performance (Princeton, N. J., 1985);
 O. Zwierlein: Zur Kritik u. Exegese des P., 4 Bde. (1990-92);
 
Bibliogr. zu P. 1976-1989, hg. v. F. Bubel (1992).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Plautus, Terenz, Seneca: Formen des römischen Dramas
 

Universal-Lexikon. 2012.