Akademik

Sinowjew
Sinọwjew,
 
Zinov'ev [zi'nɔvjef],
 
 1) Aleksandr Aleksandrowitsch, russischer Philosoph und Schriftsteller, * Pachtino (bei Kostroma) 29. 10. 1922; war 1970-78 Professor für Logik und Wissenschaftsmethodik in Moskau. Nach dem Erscheinen seiner Romansatire auf die russische Gesellschaft »Zijajuščie vysoty« (Lausanne 1976; deutsch »Gähnende Höhen«) musste er die Sowjetunion verlassen; lebte in München, seit 1994 wieder in Moskau. Auch seine weiteren Werke beschäftigen sich v. a. mit der sowjetischen Wirklichkeit in Staat und Gesellschaft.
 
Weitere Werke: Satiren, Schriften, Essays: Svetloe buduščee (1978; deutsch Lichte Zukunft); Bez illjuzii (1979; deutsch Ohne Illusionen); Kommunizm kak real'nost' (1981; deutsch Der Kommunismus als Realität); Die Diktatur der Logik (1985); »Ich bin für mich selbst ein Staat«. Betrachtungen eines russischen Kosmopoliten (1987).
 
Romane: Gomo sovetikus (1982; deutsch Homo Sovieticus); Gosudarstvennyj ženich (1986; deutsch Der Staatsfreier oder Wie wird man Spion?); Katastrojka. Gorbatschows Potemkinsche Dörfer (1988, russisch 1989 unter dem Titel Katastrojka).
 
Komödie: Ruka Kremlja (1986; deutsch Der Arm des Kremls).
 
 2) Grigorij Jewsejewitsch, früher G. J. Radomỵlskij (nach neueren Angaben Owsej-Gerschen Aronowitsch Radomỵschelski-Ạpfelbaum), sowjetischer Politiker, * Jelisawetgrad 11. 9. 1883, ✝ (hingerichtet) 25. 8. 1936; wurde 1901 Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands (SDAPR) und war ein enger Mitarbeiter Lenins, trat 1917 gegen dessen Kurs eines bewaffneten bolschewistischen Aufstandes auf; ab 1917 Vorsitzender des Petrograder Sowjets, 1919-26 Vorsitzender des Exekutivkomitees der Komintern und 1921-26 Mitglied des Politbüros der KPR(B) beziehungsweise KPdSU(B); gehörte ab 1923/24 der »Troika« Stalin-Sinowjew-Kamenew an, die eine kollektive Führung über die Partei ausübte; geriet als Kopf der »Neuen Opposition« 1925 in Konflikt mit Stalin, verlor 1926/27 alle Parteiämter und war 1927-28, 1932-33 und seit Dezember 1934 aus der Partei ausgeschlossen. 1935 zu 10 Jahren Gefängnis, im ersten Moskauer Schauprozess 1936 zum Tode verurteilt. 1988 wurde er postum rehabilitiert.

Universal-Lexikon. 2012.