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Bu|da|pest:
Hauptstadt von Ungarn.
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Budapest
[ungarisch 'budɔpɛʃt], Hauptstadt Ungarns, beiderseits der Donau, die hier das Ungarische Mittelgebirge verlässt und in das Große Ungarische Tiefland fließt, (2000) 1,81 Mio. Einwohner. Am rechten, bergigen Donauufer, am Hang des Budaer Gebirges, liegen die Stadtteile Buda (deutsch Ofen) und Óbuda (deutsch Alt-Ofen), am linken, flachen Ufer (110 m über dem Meeresspiegel) der Stadtteil Pest. Im Norden des Stadtgebiets umfließt die Donau die Margareteninsel (mit Park- und Sportanlagen, Freilichttheater) u. a. Inseln. - Budapest bildet verwaltungsmäßig einen eigenen Bezirk (525 km2; 4,49 Mio. Einwohner) und ist außerdem Verwaltungssitz des Bezirks Pest.
Budapest ist das Kultur- und Wirtschaftszentrum des Landes. Neben sechs Universitäten bestehen eine medizinische Hochschule, die Franz-Liszt-Akademie für Musik und fünf weitere Hochschulen, zahlreiche Fachhochschulen; Sitz der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (gegründet 1825) und von Forschungsinstituten; Bibliotheken, Nationalarchiv; über 30 Museen; mehr als 20 Theater (darunter Nationaltheater, Staatsoper, Operettentheater); zoologischer und botanischer Garten.
In Budapest konzentriert sich rd. ein Drittel der ungarischen Industrie. Führend sind Maschinen- und Fahrzeugbau sowie elektrotechnische Industrie, ferner hat Budapest chemisch-pharmazeutische, Textil- und Bekleidungs- (Budapest ist ein Modezentrum) sowie Papier- und Nahrungsmittelindustrie. In Budapest sind fast alle Buchverlage des Landes ansässig, und es erscheinen in Budapest alle überregionalen Tageszeitungen Ungarns.
Eine wichtige wirtschaftliche Rolle spielt der Fremdenverkehr. Das zu den schönsten Städten Europas zählende Budapest besitzt ein Kongresszentrum, eine Spielbank (1981 eröffnet) und wird mit seinen 123 erschlossenen Thermalquellen, die zum Teil für Heilkuren genutzt werden, auch als »Bäderstadt« bezeichnet. Etwa 20 km vom Stadtzentrum entfernt befindet sich der Hungaroring (Autorennstrecke).
Budapest ist größter Verkehrsknotenpunkt des Landes. Der Hafen Csepel (mit Freihafen) im Süden der Stadt ist der wichtigste ungarische Binnenhafen. Der Budapester Flughafen Ferihegy ist einer der modernsten und größten Mitteleuropas. Die U-Bahn (seit 1896) ist die zweitälteste (nach London) in Europa.
Auf den Resten der seit dem 13. Jahrhundert errichteten, mehrfach erweiterten, zerstörten und wieder aufgebauten Königsburg in Buda entstand 1714-70 ein Barockpalast, der 1875 und 1892-1904 erweitert wurde. Bei Grabungen anlässlich der Restaurierung nach 1945 wurden gotische Skulpturen von hoher künstlerischer Qualität gefunden, die direkten französischen Einfluss zeigen. Auf dem lang gestreckten Burgberg liegen auch die dreischiffige Matthiaskirche (Krönungskirche der ungarischen Könige, 1255-69 erbaut, bis ins 15. Jahrhundert erweitert, diente im 16. und 17. Jahrhundert als Moschee, wurde im 19. und 20. Jahrhundert neugotisch wiederhergestellt), das alte Rathaus (1692-1774) und am Steilhang zur Donau die Fischerbastei (neuromanische Anlage von 1901-05). In Buda ferner: Kirche Sankt Anna (1740-70), Franziskanerkirche (1753-70), vier türkische Bäder des 16. Jahrhunderts - In Pest: Innerstädtische Pfarrkirche (ursprünglich romanisch, im 15. Jahrhundert gotisch erneuert, diente in türkischer Zeit ebenfalls als Moschee, wurde 1725-40 barock umgestaltet); Ungarisches Nationalmuseum (1837-47, bedeutendster klassizistischer Bau des Landes; hier wird seit 1978 wieder die Stephanskrone aufbewahrt); Staatsoper (1875-84); Museum für Kunstgewerbe (1893-96); Theologische Fakultät der Loránd-Eötvös-Universität (1715-72, als Paulinerkloster erbaut) mit durch zwei Geschosse reichendem barockem Bibliothekssaal (reiche Holzschnitzerei); Ungarische Nationalbank (1900-05, Jugendstil). Am Donauufer das charakteristische neugotische Parlamentsgebäude (1884-1904). Beispiele der zeitgenössischen Architektur sind die Bauten von György Kévés (* 1935), v. a. die Terrassenhäuser (1966, 1970, 1975). - Im Gelände der römischen Militärkolonie Aquincum und in deren Umgebung wurden Reste von zwei Amphitheatern, des unter Hadrian 107 n. Chr. erbauten Statthalterpalastes, von Mithrasheiligtümern, frühchristlichen Kirchen, Thermenanlagen, Wohnhäusern mit Mosaikböden und Grabdenkmälern ausgegraben. - Die UNESCO erklärte das Burgviertel von Buda und die Uferzone an der Donau zum Weltkulturerbe.
Das 1873 entstandene Budapest geht auf Siedlungen der illyrisch-keltischen Aravisker und das römische Legionslager Aquincum im Norden der heutigen Stadt zurück, das 124 n. Chr. Stadtrecht erhielt und nach 184 Residenz der Statthalter der Provinz Pannonia inferior war. Die Magyaren errichteten hier ihr erstes Herrschaftszentrum (Burg von Fürst Kurszán [✝ 904], einem Gefährten Árpáds). 1241 wurden Buda und Pest von den Mongolen zerstört. König Béla IV. (1235-70) ließ 1247 auf dem Burgberg in Buda die erste königliche Burg errichten, die seit der Mitte des 14. Jahrhunderts als ständige Residenz fungierte, endgültig erhoben durch König Matthias I. Corvinus (1458-90). Mit der Verleihung des Stapelrechts 1347 und einer 1395 gegründeten Universität (bis um 1450) entwickelte sich Buda zur bedeutendsten Stadt Ungarns (Ende des 15. Jahrhunderts Zentrum des ungarischen Humanismus). Das linksufrige Pest stieg zu einer bedeutenden Handelsstadt auf; hier war bereits 1387 eine Universität gegründet worden. Óbuda galt in der Árpádenzeit als Stadt der Königinnen (Blütezeit mit der Hofhaltung im 14./15. Jahrhundert).
Nach der Eroberung durch die Türken (Pest 1526, Buda 1541) war Buda Sitz eines Paschas. Die Abwanderung der deutschen und ungarischen Stadtbewohner führte zu Verfall und Verödung; Serben und Juden wanderten ein. Auch nach der Befreiung von der Türkenherrschaft 1686 blieb Preßburg Hauptstadt; nur wenige Behörden wurden in die Stadt verlegt, und die 1635 in Tyrnau gegründete Universität nahm erst 1777 in Buda, 1783 in Pest die Arbeit auf. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begann ein wirtschaftlicher und kultureller Aufschwung, wobei Buda rasch von Pest überholt wurde, das 1848 im Vormärz zum geistigen und politischen Mittelpunkt des Landes wurde. Während der ungarischen Revolution von 1848/49 wurde Budapest zweimal von den Österreichern besetzt. In den seit 1849 durch die Kettenbrücke erstmals fest verbundenen Stadtteilen (damals etwa 156 000 Einwohner) kam es nach dem Österreichisch-Ungarischen Ausgleich von 1867 und der offiziellen Vereinigung von Buda, Óbuda und Pest 1872 zu Budapest ab 1. 1. 1873 zu einem starken Wachstum (1910: 880 000 Einwohner; Ausbau neuer Stadtteile); die Zahl der Einwohner stieg bis 1920 auf 1,2 Mio. Seit 1918 Hauptstadt des selbstständigen Ungarns, erlebte die Stadt im Zweiten Weltkrieg (1944/45 von deutschen Truppen besetzt) und während des ungarischen Volksaufstandes im Oktober/November 1956 schwere Zerstörungen; 1950 wurden die Industrievororte im Norden und Süden von Budapest angegliedert. (Stadtplan S. 90 f.)
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Bu|da|pest: Hauptstadt von Ungarn.
Universal-Lexikon. 2012.