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Museum
Mu|se|um [mu'ze:ʊm], das; -s, Museen [mu'ze:ən]:
Einrichtung, in der eine Sammlung von [künstlerisch, historisch] wertvollen Gegenständen, besichtigt werden kann:
wir gehen ins Museum; in unserem Museum sind Bilder von van Gogh ausgestellt.
Syn.: Galerie.
Zus.: Altertumsmuseum, Kunstgewerbemuseum, Naturkundemuseum, Verkehrsmuseum.

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Mu|se|um 〈n.; -s, -se|en〉
1. öffentl. Sammlung von Gegenständen der Kunst od. Wissenschaft
2. Gebäude dafür (Heimat\Museum, Musikinstrumenten\Museum)
● naturkundliches \Museum [<lat. museum „Ort für gelehrte Betätigung, Akademie; Bibliothek“ <grch. mouseion „Sitz der Musen“]

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Mu|se|um , das; -s, Museen [lat. museum = Ort für gelehrte Beschäftigung < griech. mouseĩon = Musensitz, -tempel, zu: moũsa, Muse]:
Institut, in dem Kunstwerke sowie kunstgewerbliche, wissenschaftliche, technische Sammlungen aufbewahrt u. ausgestellt werden.

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Museum
 
[lateinisch »Ort für gelehrte Beschäftigung«, von griechisch mouseĩon »Musensitz«, zu moũsa »Muse«] das, -s/...'se |en, seit dem 18. Jahrhundert öffentliche Sammlung von künstlerischen und wissenschaftlichen Gegenständen und deren Gebäude.
 
Die Kunstmuseen beschränkten sich im frühen 19. Jahrhundert auf die damals zur »hohen« Kunst gezählten Gebiete: Skulpturen des klassischen Altertums, Tafelbilder der Spätgotik und Gemälde der Renaissance. Als Kunstmuseum gelten heute Sammlungen alter Gemälde (meist in Verbindung mit Kupferstichkabinetten), hervorragender Werke der Skulptur und Kleinkunst, moderner Kunst sowie zum Teil auch außereuropäischer Kunst. Die Kunstgewerbemuseen, mit Unterricht und Vorbildersammlungen ursprünglich zur Förderung der Handwerker und Gewerbetreibenden eingerichtet, entwickelten sich nach 1900 meist zu reinen Kunstmuseen.
 
Aufgaben
 
und Organisation: Aufgabe des Museums im 19. Jahrhundert war es, die aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang gerissenen Bestände in eine neue Ordnung zu bringen und in einem repräsentativen Bauwerk zu erschließen. Die Museen wurden jedoch in immer stärkerem Maße auch Institutionen der Wissenschaft, geleitet von Historikern, Ethnologen, Kunsthistorikern u. a.; die Sammlung, Erhaltung und Ausstellung der Bestände sowie die Vermittlung durch Kataloge und Führer folgten wissenschaftlichen Grundsätzen. Die Museen verstehen sich heute als Kulturinstitute, die auf wissenschaftlicher Grundlage an der Erfüllung des öffentlichen Bildungsauftrags mitwirken. Ihre wichtigsten Aufgaben waren und sind das Sammeln, Bewahren, Forschen, Ausstellen, Informieren und Bilden. In den späten 1960er-Jahren geriet das traditionelle Museum in eine Krise seines Selbstverständnisses; u. a. durch die Einrichtung kunstpädagogischer Zentren, Ausarbeitung didaktischer Programme, Öffentlichkeitsarbeit durch pädagogisch geschulte Mitarbeiter sowie Präsentation der Bestände und Information mittels neuer Medien wird seither versucht, die Vermittlung zum Publikum zu verbessern und den sterilen Charakter der Präsentation aufzuheben. Zunehmend problematisch wirkt sich in der Gegenwart die gespannte finanzielle Situation im Kulturbereich aus. Viele Museen sind auf die Unterstützung werbewirksamer Sponsoren und das Betreiben kommerzieller Einrichtungen angewiesen und verlieren damit an Autonomie.
 
Geschichte:
 
Die Idee des öffentlichen, systematisch geordneten Museums als einer demokratischen Bildungsanstalt hat schon antike Traditionen. Die Ptolemäer und die Könige von Pergamon unterhielten große Kunstsammlungen aus »profanen« historisch-humanistischen Interessen. In dem im 3. Jahrhundert v. Chr. in Alexandria gegründeten »Musentempel« (Museion) dienten neben Büchern und wissenschaftlichen Instrumenten auch Kunstwerke wissenschaftlich-systematischer Erkenntnis.
 
Das moderne Kunstsammeln hat seine Anfänge im Italien der Frührenaissance, wo das aufstrebende Bürgertum begann, Sammlungen von Antiken, Münzen, Medaillen, geschnittenen Steinen und Werken zeitgenössischer Kunst anzulegen. Lorenzo de' Medici legte sich in Florenz einen Statuengarten an, Papst Julius II. gründete die vatikanischen Skulpturensammlungen. Im 16. Jahrhundert entstanden an den deutschen Fürstenhöfen die Kunst- und Wunderkammern: Dem Beispiel Erzherzog Ferdinands II. von Tirol, des Schöpfers der Ambraser Sammlung, folgten Kaiser Rudolf II. in Prag, die sächsischen Kurfürsten in Dresden, die bayerischen Herzöge in München, auch reiche Patrizier (P. Praun und die Imhoffs in Nürnberg). Durch Auslese entwickelten sich Spezialsammlungen (z. B. das Antiquarium in München, das Grüne Gewölbe in Dresden).
 
Im 17. und 18. Jahrhundert bildete sich ein Sammlungssystem heraus, das Bestandteil im Raumprogramm jedes größeren Residenzschlosses war; die höfischen Barocksammlungen umfassten antike Skulpturensammlungen, Bildergalerien, Bibliotheken, Kupferstich- und Wunderkammern. Sie waren aber nur einem bestimmten Besucherkreis zugänglich. - Im späten 18. Jahrhundert wurden v. a. die Antikensammlungen ausgebaut. In Rom entstand die Villa des Kardinals Albani als reine Antikengalerie; unter Klemens XIV. und Pius VI. wurden die Museen des Vatikans erweitert; in Neapel bekam die Farnesische Sammlung durch Funde aus Herculaneum und Pompeji neue Bestände. Auch deutsche Fürsten bemühten sich um Statuengalerien. Die Vorliebe für griechische Originale im frühen 19. Jahrhundert führte u. a. zum Abtransport der Parthenonskulpturen (Elgin Marbles).
 
Seit dem 18. Jahrhundert entwickelte sich das Museum zur Institution. In Großbritannien wurde 1753 das Britische Museum als erstes öffentliches Museum gegründet, als durch Parlamentsbeschluss die Nation das Erbe des Sir H. Sloane antrat. Die Sammlungen der Medici waren schon 1739 in toskanischem Staatsbesitz übergegangen, die Vatikanischen Kunstsammlungen erklärte Papst Klemens XIV. im Jahre 1769 zum Eigentum des Kirchenstaates und machte sie der Öffentlichkeit zugänglich. Auch in den folgenden Jahrhunderten bildeten oft große private Sammlungen als Stiftung oder Leihgabe den Grundstock von Museen. In Kassel wurde 1769-79 der erste fürstliche Museumsbau, das Museum Fridericianum, errichtet. Große, programmatisch der Öffentlichkeit zugänglich gemachte Museen waren eine Folge der Französischen Revolution. Das Musée Français im Louvre und das Musée des Monuments Français in Klostergebäuden an der Rue des Petits-Augustins, 1793 eingerichtet, gewannen Modellcharakter. Die Eingliederung des Museums in die staatliche Organisation, Erörterung seiner Funktion im Staat, Entwicklung eines Verwaltungsapparates, Festlegung von Auswahl- und Restaurationsprinzipien, Aufstellungs- und Hängungsprinzipien und damit Lösungen kunstgeschichtlicher, aber auch didaktischer Fragen waren die Ergebnisse.
 
Die Eroberungen der Revolutionskriege, die Enteignung des Kunstbesitzes von Kirchen, Klöstern und Schlössern nach der Revolution in Frankreich und nach der Säkularisation in Deutschland machten riesige Kunstbestände beweglich; überall wurden öffentliche Museen eingerichtet, woraus neue Bauaufgaben erwuchsen. Der erste autonome Museumsbau war die für antike Kunst bestimmte Glyptothek in München, die Ludwig I. 1816-30 durch L. von Klenze erbauen ließ. Ihr folgten die großen Museumsbauten des 19. Jahrhunderts: das Alte Museum, Berlin, von K. F. Schinkel (1824-28), die Neue Eremitage in Sankt Petersburg von Klenze (1839-52), das Neue Museum, Berlin, von F. A. Stüler (1843-55), das Kunsthistorische Museum, Wien, von G. Semper und K. Hasenauer (1871-91) und das Kaiser-Friedrich-Museum, Berlin, von E. von Ihne (1897-1903, heute Bode-Museum). Für die Alte Pinakothek (1826-36) in München schuf Klenze einen eigenen lang gestreckten, zweigeschossigen Bautyp mit Oberlichtsälen und Seitenkabinetten, der bis ins 20. Jahrhundert für Gemäldegalerien vorbildlich blieb (Neue Pinakothek, München, 1846-53, 1944/45 zerstört; Gemäldegalerie, Dresden, von G. Semper, 1847-55). Im 19. Jahrhundert entstanden neue Museumstypen für bisher von der Wissenschaft vernachlässigte Gebiete und Epochen: das Völkerkundemuseum (1849 Ethnographisches Museum in Kopenhagen), das kulturhistorische Museum (1852 Germanisches Nationalmuseum in Nürnberg), das provinzialarchäologische Museum (1852 Römisch-Germanisches Zentralmuseum in Mainz), das Kunstgewerbemuseum (1851 Museum of Ornamental Art in London, heute Victoria and Albert Museum). Eine Erweiterung des Aufgabengebiets waren die Volkskundemuseen, deren Entwicklung von Skandinavien ausging. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahmen v. a. auch die naturwissenschaftlichen und technischen Museen einen beachtlichen Aufschwung.
 
Im 20. Jahrhundert wurde das Museumswesen stark vom politischen Geschehen beeinflusst. In Deutschland beraubte die von Hitler befohlene Aktion gegen die »entartete Kunst« die Museen wichtiger Bestände, die eingelagert, verkauft oder vernichtet wurden. Der Zweite Weltkrieg führte in ganz Europa zur Auslagerung der als wertvoll erachteten Museumsbestände und zur Zerstörung vieler Museumsbauten. In den von Deutschland besetzten Ländern wurden erhebliche Mengen an Kunstgut konfisziert und meist nach Deutschland transportiert. Auch durch die Alliierten, insbesondere durch die UdSSR, wurden Kunstschätze beschlagnahmt und abtransportiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte die Rückführung vieler ausgelagerter oder entfernter Bestände. Zahlreiche Schätze kamen jedoch nicht an ihren alten Standort zurück. In der jüngsten Vergangenheit haben im Zusammenhang mit dem Wiederauftauchen solcher Kulturgüter in internationalen Sammlungen und der Forderung nach Rückgabe an die rechtmäßigen Eigentümer die Diskussionen über den internationalen Schutz von Kulturgut neuen Anstoß erhalten und neue Dimensionen des Problems sichtbar werden lassen (Kulturgut).
 
Zu den bedeutendsten der nach 1945 errichteten Bauten gehören u. a. das Museo del Tesoro di San Lorenzo in Genua von F. Albini (1954-56), das Guggenheim-Museum in New York von F. L. Wright (1956-59), das Whitney Museum of American Art in New York von M. L. Breuer (1963-66, mit H. Smith), das Oakland Museum (Calif.) von K. Roche (1964-69, mit J. Dinkeloo), das Gunma Museum für Moderne Kunst in Takasaki von Isozaki Arata (1971-74), der Ostflügel der National Gallery of Art in Washington (D. C.) von I. M. Pei (1971-78), der Erweiterungsbau der Tate Gallery in London von J. Stirling (»Clore Gallery«, 1982-87), der Sainsbury-Flügel der National Gallery in London von R. Venturi und seiner Frau Denise Scott Brown (1991), das Kirchner-Museum in Davos von Mike Guyer und Annette Gigon (1989-92), das Kunstmuseum im niederländischen Groningen von Coop Himmelblau (1992-94), das Museum für moderne Kunst (»Arken«) in Ishøj bei Kopenhagen von Søren Robert Lund (1996 eröffnet), die Erweiterung des Louvre zum »Grand Louvre« in Paris von Pei (1984-97), das Guggenheim-Museum in Bilbao von F. O. Gehry (1997), das Getty-Center in Los Angeles von R. A. Meier (1997), Modernes Museum und Architekturmuseum in Stockholm von J. R. Moneo (1994-98), der Umbau der Bankside Power Station in London zur »Tate Modern« von Herzog & de Meuron (2000 eröffnet), das neue Museumsquartier in Wien (eröffnet 2001; Architekten: Laurids und Manfred Ortner) mit drei neuen Museumsbauten (Kunsthalle, Leopold Museum, Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig); in Deutschland die Neue Nationalgalerie in Berlin von L. Mies van der Rohe (1962-67), das Städtische Museum auf dem Abteiberg in Mönchengladbach von H. Hollein (1972-82), die Neue Staatsgalerie in Stuttgart von Stirling (1977-84), das Museum für Kunsthandwerk in Frankfurt am Main von R. A. Meier (1982-85), der Neubau des Wallraf-Richartz-Museum/Museum Ludwig in Köln von P. Busmann und G. Haberer (1980-86), das Museum für Vor- und Frühgeschichte - Archäologisches Museum in Frankfurt am Main von J. P. Kleihues (1980-89), das Vitra-Designmuseum in Weil am Rhein nach Plänen von F. O. Gehry (1988-89), das Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim von Ingeborg Kuhler (1982-90), das Museum für Moderne Kunst in Frankfurt am Main von Hollein (1983-91), die Bundeskunsthalle in Bonn von G. Peichl (1989-92), der Erweiterungsbau der Kunsthalle in Hamburg von O. M. Ungers (1992-97), das Jüdische Museum in Berlin von D. Libeskind (1992-99, 2001 offiziell als Museum eröffnet). Mit den umfangreichen Sanierungs-, Restaurierungs- und Umbaumaßnahmen auf der Berliner Museumsinsel startete im Rahmen eines auf zehn Jahre angelegten Masterplans (genehmigt 1999) eines der größten Kulturprojekte Europas.
 
Literatur:
 
Das M. der Zukunft, hg. v. G. Bott (1970);
 
Das kunst- u. kulturgeschichtl. M. im 19. Jh., hg. v. B. Deneke u. a. (1977);
 W. Grasskamp: M.-Gründer u. M.-Stürmer. Zur Sozialgesch. des Kunst-M. (1981);
 
M.-Architektur, hg. v. J. Flagge (1985);
 
M.-Verklärung oder Aufklärung, hg. v. O. Schwencke (1986);
 H. Schubert: Moderner M.-Bau (1986);
 
Der Zugang zum Kunstwerk: Schatzkammer, Salon, Ausst., »M.«, hg. v. E. Liskar (Wien 1986);
 S. Barthelmeß: Das postmoderne M. als Erscheinungsform von Architektur (1988);
 
Gesch., Bild, M. Zur Darst. von Gesch. im M., hg. v. M. Fehr u. a. (1989);
 
Neue Museen. Räume für Kunst u. Kultur, hg. v. J. M. Montaner (a. d. Span., 1990);
 E. Sturm: Konservierte Welt. M. u. Musealisierung (1991);
 
Denkraum M. Über die Rezeption von Architektur u. Kunst, Beitrr. v. B. Bürgi u. a. (1992, tlw. dt., tlw. engl.);
 
Göttinnen, Gräber u. Geschäfte. Von der Plünderung fremder Kulturen, hg. v. E. Fuchs (Zürich 1992);
 A. Preiss: Das M. u. seine Architektur. Wilhelm Kreis u. der Museumsbau in der ersten Hälfte des 20. Jh. (1993);
 K. Pomian: Der Ursprung des M. Vom Sammeln (a. d. Frz., Neuausg. 1993);
 
Kunst im Bau, bearb. v. U. Brandes (a. d. Engl., 1994);
 
M.-Kompaß Europa, hg. v. H. Vieregg u. a., 5 Bde. (1994-96);
 
Museologie als Wiss. u. Beruf in der modernen Welt, hg. v. K. Flügel u. A. Vogt (1995);
 
Museen in den neuen Bundesländern, hg. v. B. Grosz (21995);
 
Museen u. ihre Besucher. Herausforderungen in der Zukunft, hg. v. A. Noschka-Roos u. P. Rösgen (1996);
 
Die Erfindung des M. Anfänge der bürgerl. M.-Idee in der Frz. Revolution, hg. v. G. Fliedl u. a. (Wien 1996).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Museum: Die Öffnung der Sammlungen
 

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Mu|se|um, das; -s, Museen [lat. museum = Ort für gelehrte Beschäftigung < griech. mouseĩon = Musensitz, -tempel, zu: moũsa, ↑Muse]: Institut, in dem Kunstwerke sowie kunstgewerbliche, wissenschaftliche, technische Sammlungen aufbewahrt u. ausgestellt werden: ein [natur]historisches, vorgeschichtliches M.; ein M., eine Ausstellung im M. besuchen.

Universal-Lexikon. 2012.