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Zeichnung
Konzeption; Planung; Schema; Layout; Entwurf; Plan; Vorlage; Skizze; Grundriss; Grafik; Bild

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Zeich|nung ['ts̮ai̮çnʊŋ], die; -, -en:
etwas in Linien, Strichen Gezeichnetes:
eine naturgetreue, saubere, künstlerische, technische, maßstabgetreue Zeichnung; Zeichnungen berühmter Künstler; die Zeichnung für einen Neubau anfertigen; etwas nach einer Zeichnung anfertigen.
Syn.: Abbildung, Bild, Bildnis (geh.), Darstellung, Grafik, Skizze.
Zus.: Bleistiftzeichnung, Federzeichnung, Kohlezeichnung, Kreidezeichnung, Tuschzeichnung.

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Zeich|nung 〈f. 20
1. bildliche Darstellung in Linien (Bleistift\Zeichnung, Feder\Zeichnung, Kohle\Zeichnung, Rötel\Zeichnung, Tusch\Zeichnung)
2. unterschriftl. Verpflichtung zur Abnahme od. Beisteuerung (Anleihe\Zeichnung, Beitrags\Zeichnung)
3. natürliche Musterung (z. B. eines Tierfells)
4. 〈fig.〉 Darstellung, Schilderung, Charakterisierung
● die Flügel des Schmetterlings haben eine schöne, feine \Zeichnung; eine gute, lebendige, lebensechte, übertriebene \Zeichnung der Charaktere (im Roman, Drama usw.) 〈fig.〉; einen Sachverhalt durch eine \Zeichnung veranschaulichen; ein Klischee nach einer \Zeichnung herstellen (Drucktechnik)

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Zeich|nung , die; -, -en [mhd. zeichenunge, ahd. zeichenunga = Be-, Kennzeichnung]:
1.
a) <o. Pl.> das Zeichnen (1 a) als Verfahren der Darstellung, des künstlerischen Ausdrucks, als Kunstform o. Ä.;
b) mit den Mitteln des ↑ Zeichnens (1 a) verfertigte bildliche Darstellung; etw. Gezeichnetes:
eine saubere, flüchtige, naturgetreue, pornografische, maßstabgetreue Z.;
eine Z. anfertigen;
eine Mappe mit -en;
Ü die lebendige, realistische Z. (Darstellung) der Romanfiguren.
2. natürliche, in einem bestimmten Muster verteilte Färbung bei Tieren u. Pflanzen:
die farbenfrohe, kräftige Z. einer Blüte;
die Schlange hat eine auffallende Z.
3. (bes. Börsenw.) (bes. in Bezug auf neu auszugebende Wertpapiere) das Zeichnen (3 b):
die Z. von Aktien;
eine Anleihe zur Z. auflegen.

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I
Zeichnung
 
[althochdeutsch zeichenunga »Bezeichnung«, »Kennzeichnung«],
 
 1) Bank- und Börsenwesen: Zeichnen, die unterschriftliche Verpflichtung zur Übernahme (Kauf) eines bestimmten Betrages der aus einer Neuemission angebotenen Effekten (z. B. Aktien, Anleihen). Der Zeichnungsschein ist das über die Zeichnung ausgestellte Schriftstück, das im Fall von Kapitalerhöhungen einer AG gegen Einlage bestimmte Angaben enthalten muss (§ 185 Aktien-Gesetz). Nach Schluss der Zeichnung (Ablauf der Zeichnungsfrist) werden die Wertpapiere von der Zeichnungsstelle (meist eine Bank) zugeteilt. Die Aufforderung zur Zeichnung (Zeichnungseinladung) ist Teil des Zeichnungsprospekts, in dem alle Zeichnungsbedingungen aufgeführt sind (Prospekt). Emission.
 
 2) Biologie: bei Organismen eine bestimmte Verteilung der Farbelemente (Färbung) auf dem Körper beziehungsweise bei Pflanzen an Blüten und Früchten, auch an Blättern, sodass Linien, Streifen, Bänder, Punkte und/oder Flecke entstehen, die einzeln in eine mehr oder weniger einheitliche Grundfärbung eingestreut sind oder unter Bildung oft sehr komplexer Muster ganze Körperteile (z. B. den Kopf, die Flügel) oder den ganzen Körper überziehen (z. B. bei Schlangen, Fischen).
 
 3) Kunst: Gestaltung auf der Fläche, v. a. durch Linien. Man unterscheidet zwischen Zeichnung als Anschauungsmittel im Bereich von Technik, Naturwissenschaft, visueller Kommunikation (technisches Zeichnen, CAD) und Zeichnung als Kunstgattung von formalem Eigenwert. Dazu zählt v. a. die Handzeichnung und in zunehmendem Maße auch die am Computer erstellte Zeichnung. Der Computer erlaubt auch den spontanen gestischen Ausdruck mittels spezieller Grafiktabletts, Lichtstift, Lupe oder Maus. Damit wird die Computergrafik um die künstlerische Zeichnung erweitert.
 
Die künstlerische Zeichnung kann als vorbereitende Arbeit (Studie, Skizze, Entwurf, Vorzeichnung) im Dienst der anderen Kunstgattungen stehen (Malerei, Bildhauerei, Architektur) oder ein um seiner selbst willen geschaffenes Kunstwerk sein. Die Zeichnung versteht sich in vielen Perioden der Kunstgeschichte als unmittelbare Formulierung dessen, was der Künstler wahrnimmt oder sich vorstellt; ihr spezifisches Kriterium ist dann die Spontaneität. Als knappe Verkürzung auf das Wesentliche kann sich ihre Aussage zur Chiffre verdichten. Durch Reduktion der Form mitunter bis zum Andeuten einiger weniger Striche ist der Zeichnung das Fragmentarische eigen. Wie bei der Handschrift spielt die Individualität des Duktus eine große Rolle.
 
Träger
 
der Zeichnungen sind Pergament (Buchmalerei; 14. und 17. Jahrhundert) und v. a. Papier (auch farbig oder farbig grundiert), das in toskanischen Werkstätten bereits um 1300 verwendet wurde und seitdem durch Mitwirken seiner Qualität und Eigenarten als Träger schlechthin untrennbar mit der Geschichte der Zeichnung verbunden ist. Seltener sind Pappe, Leinwand, Holz (Antike), Papyrus (ägyptischer Kulturkreis). Auch Ton (Keramik), Knochen, Elfenbein u. a. Materialien können Träger sein. Als Vorzeichnung (bei Wandmalerei u. a.) wird die Zeichnung direkt auf die Wand oder den trockenen Malgrund (Gipsputz) aufgetragen.
 
Als Zeichenmittel unterscheidet man unter den dünn zeichnenden Stiften den bräunlich oxidierenden Silberstift, das grauschwarze »Reißblei«, den schwarz-fettigen reinen Graphitstift sowie die sich um 1800 als die Zeichenmittel schlechthin durchsetzenden Bleistifte, die aufgrund unterschiedlicher Materialmischung einen äußerst großen Nuancenreichtum ermöglichen; unter den breit zeichnenden Stiften sind zu nennen die aus Holzkohle hergestellten, mattschwarz bis grau färbenden Kohlestifte, die aufgrund der Gefahr der Abstaubung und Abreibung erst mit der Entwicklung von Fixiermöglichkeiten im 15. Jahrhundert als selbstständige Mittel auftreten, und die sattschwarze, ohne Fixierung haltbare Ölkohle, die um 1560 in Venedig entwickelt wurde, sowie die verschiedenen Arten der Kreide. Dazu zählen die schwarze Kreide (Stein- oder Naturkreide, braungrau bis tiefschwarz, erlaubt toniges Wischen, ab 1500 allgemein im Gebrauch), die Kunstkreide, auch Pariser Kreide (feiner Ruß mit Bindemitteln, tiefschwarz, Abstufung in Härtegraden möglich, wischbar, seit dem 16. Jahrhundert in Italien bekannt, bis heute häufig gebraucht), die weiße Kreide (Naturkreide zur Höhung v. a. auf getöntem Papier) sowie Rötel und Pastellfarben; unter den flüssigen Zeichenmitteln unterscheidet man die dunkel- bis hellbraun oxidierende Eisengallustinte, die besonders im 15. und 16. Jahrhundert in Deutschland und den Niederlanden beliebte schwarze Tusche und den rötlich oder gelblich braunen Bister, der gegen 1800 von der Sepia verdrängt wurde.
 
Als übertragende Mittel dienen für die Federzeichnung Rohrfeder (seit dem 15. Jahrhundert für Zeichnungen in Gebrauch), Kielfeder (Gänsekiel, seit dem 12. Jahrhundert für Zeichnungen bekannt und bis ins 19. Jahrhundert das gebräuchlichste Zeichenmittel) und Metallfeder (seit dem 19. Jahrhundert). Bei der Pinselzeichnung wurde in der Gotik in Deutschland bis ins 16. Jahrhundert die Spitzpinseltechnik mit linearer Feinheit bevorzugt. Die Breitpinseltechnik mit stark malerischer Wirkung, dem Aquarell nahe, kam in Italien im 16. Jahrhundert auf, im 17. Jahrhundert wurde sie v. a. zum Lavieren von Rohrfederzeichnungen benutzt (lavierte Federzeichnung). In der ostasiatischen Kunst spricht man von Tuschmalerei. Im späten 20. Jahrhundert sind Kugelschreiber, Filzstift und andere moderne Zeichenmittel neben die traditionellen getreten.
 
Geschichte:
 
Die Zeichnung trat in frühester Zeit als Vorstufe zur Malerei auf: In den altsteinzeitlichen Felsbildern gingen einfache Umrisszeichnungen den flächendeckenden Tiermalereien voraus. Daneben diente die Zeichnung von Anfang an dem Schmücken von Gegenständen (Ritzzeichnungen auf Stein, Knochen und Elfenbein, dazu kamen dann Pinsel- und Ritzzeichnungen auf Ton beziehungsweise Keramik). Hauptwerke antiker Zeichenkunst finden sich in der griechischen Vasenmalerei als Pinsel- und Ritzzeichnungen (Vasen). In Ägypten diente die Zeichnung v. a. als Binnenzeichnung auf den Flachreliefs; auch viele Vorzeichnungen auf Tonscherben (Ostraka) haben sich erhalten. In Spätantike und frühem Mittelalter erhielt die Zeichnung als Buchillustration besondere Bedeutung (z. B. Utrechtpsalter); darüber hinaus diente sie im Mittelalter v. a. als Hilfsmittel im handwerklichen Herstellungsvorgang eines Kunstwerks (Musterbuch). Die Baumeister verwendeten Architekturzeichnungen. In der Malerei wurde die Zeichnung als Vorzeichnung direkt auf den Malgrund aufgetragen. Bei Wandmalerei, Glasmalerei, Mosaik oder Bildteppich benutzte man als Hilfsmittel den Karton in gleich großem Maßstab; erst seit dem 14. Jahrhundert gibt es in Italien die Entwurfszeichnung in verkleinertem Maßstab auf Papier oder Pergament. In der italienischen Renaissance wurde die Bedeutung der Zeichnung als Ausdrucksmittel der künstlerischen Idee (»disegno«) in Form der Studie (nach der Natur, besonders Pisanello) und als Entwurf (Skizze oder ausführliche Zeichnung für ein Werk) erkannt. In Deutschland, wo sich in spätgotischer Zeit die Kunst der Zeichnung in enger Verbindung mit der Druckgrafik entwickelte (Meister E. S., M. Schongauer, Hausbuchmeister), erreichte sie ihre höchste Vollendung mit A. Dürer und H. Holbein dem Jüngeren, in der italienischen Hochrenaissance mit Leonardo da Vinci, Michelangelo und Raffael. Die Künstler des Barock verliehen der Zeichnung (mit weichen Stiften und größerem Pinsel, häufig auch als lavierte Federzeichnung) malerisch-plastische Wirkungen; sie erhöhten damit den Eigenwert der Zeichnung, die nun auch als selbstständiges Kunstwerk geschätzt wurde (Rembrandt, P. P. Rubens). Zu den bedeutenden Zeichnern des 18. Jahrhunderts gehören G. B. Tiepolo, A. Watteau, F. Boucher und J. H. Fragonard. Ende des 18. Jahrhunderts gingen wichtige Impulse für die weitere Entwicklung von F. de Goya, J. H. Füssli, W. Blake und J. Flaxman aus. Den Klassizismus repräsentieren J.-L. David und J. A. D. Ingres, die deutsche Romantik P. O. Runge und C. D. Friedrich. Höhepunkte französischer Zeichenkunst im 19. Jahrhundert bilden ferner Werke von T. Géricault, E. Delacroix, H. Daumier, E. Degas und H. de Toulouse-Lautrec. Die größte Begabung unter den deutschen Zeichnern um die Mitte des 19. Jahrhunderts war A. von Menzel. Über Realismus und Impressionismus vollzog sich eine letzte entscheidende Wende unter dem Einfluss von P. Cézanne. Mit dessen Absolutsetzen des künstlerischen Einfühlungsvermögens setzte die Subjektivierung der Kunst überhaupt und damit auch der Zeichnung ein, die für das 20. Jahrhundert richtungweisend wurde (H. Matisse, P. Klee, P. Picasso, G. Bracque, E. L. Kirchner, M. Beckmann, M. Ernst, J. Miró). Mit gegenständlicher Prägnanz diente die Zeichnung auch als Medium der Zeitkritik (Käthe Kollwitz, O. Dix, G. Grosz). Die höchst unterschiedlichen Auffassungen der Zeichnung nach 1945 repräsentieren die Arbeiten von J. Beuys, H. Janssen, A. Thomkins, D. Hockney, Isabel Quintanilla (* 1938) oder Alfred Hofkunst (* 1942). Die Zeichnung steht heute gleichwertig neben den anderen Kunstgattungen.
 
 
Literatur:
 
H. Hutter: Die Hand-Z. (Wien 1966);
 
Disegno. Studien zur Gesch. der europ. Hand-Z., hg. v. M. Winner, 2 Bde. (1969-74);
 
Die Z. Entwicklungen, Stilformen, Funktion, bearb. v. J. Leymarie u. a. (a. d. Frz. u. Engl., 1980);
 
Studien zur Künstler-Z., hg. v. S. Kummer u. a. (1990);
 W. Koschatzky: Die Kunst der Z. (71991);
 U. Westfehling: Zeichnen in der Renaissance. Entwicklung - Techniken - Formen - Themen (1993);
 
Grenzgänge der Z., bearb. v. H. Neidel u. a. (1996).
 
 4) Technik: technisches Zeichnen.
II
Zeichnung,
 
Synonym für Vektorgrafik.

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Zeich|nung, die; -, -en [mhd. zeichenunge, ahd. zeichenunga = Be-, Kennzeichnung]: 1. a) <o. Pl.> das Zeichnen (1 a) als Verfahren der Darstellung, des künstlerischen Ausdrucks, als Kunstform o. Ä.: Z. und Malerei ... gehen nun getrennte Wege (Bild. Kunst I, 157); b) mit den Mitteln des Zeichnens (1 a) verfertigte bildliche Darstellung; etw. Gezeichnetes: eine saubere, flüchtige, naturgetreue, pornographische, künstlerische, technische, geometrische, maßstabgetreue Z.; eine Z. entwerfen, anfertigen, ausführen; eine Mappe mit -en; etw. nach einer Z. anfertigen; ... wird bei der Radierung die Z. auf chemischem Wege, durch Ätzung, in die Platte gebracht (Bild. Kunst III, 81); Ü die lebendige, realistische Z. (Darstellung) der Figuren des Romans. 2. natürliche, in einem bestimmten Muster verteilte Färbung bei Tieren u. Pflanzen: die farbenfrohe, kräftige Z. einer Blüte, eines Schmetterlings; die Schlange, der Fisch hat eine auffallende Z.; ein Fell, Pelz mit einer besonders hübschen Z. 3. (Kaufmannsspr.) (bes. in Bezug auf neu auszugebende Wertpapiere) das Zeichnen (3 b): die Z. von Aktien; eine Anleihe zur Z. auflegen.

Universal-Lexikon. 2012.