Richtung in der Kunst des späten 19. Jahrhunderts, die sich zwar der Umwelt zuwendet, sie aber nicht objektiv darstellen will, sondern ihre Wirkung auf das Innere des einzelnen Menschen beobachtet und diese Eindrücke möglichst differenziert wiederzugeben versucht:
Monet ist ein berühmter Vertreter des Impressionismus.
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Im|pres|si|o|nịs|mus 〈m.; -; unz.〉
1. Ende des 19. Jh. in Frankreich entstandene Richtung der Malerei, die die Wirklichkeit so wiedergeben will, wie sie dem Künstler im Augenblick erscheint, gekennzeichnet durch feine Farbabstufungen, verwischte Konturen
2. 〈Lit.〉 die Wiedergabe von subjektiven Eindrücken, Seelenregungen u. Stimmungen durch feinste Abstufungen des Ausdrucks u. verfeinerte Ausdrucksmittel (Lautmalerei, Bilder, Vergleiche usw.)
3. 〈Mus.〉 Wiedergabe subjektiver Eindrücke u. Stimmungen durch differenzierte, von der ostasiat. Musik beeinflusste Harmonik
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Im|pres|si|o|nịs|mus, der; - [frz. impressionisme; nach einem »Impression, soleil levant« genannten Bild von Monet]:
(Ende des 19. Jh.s entstandene) Stilrichtung der bildenden Kunst, der Literatur u. der Musik, deren Vertreter persönliche Umwelteindrücke u. Stimmungen besonders in kleineren künstlerischen Formen (Skizzen, Einaktern, Tonmalereien) wiedergeben.
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Impressionịsmus
der, -,
1) bildende Kunst: eine in der französischen Malerei zwischen 1860 und 1870 entstandene Kunstrichtung, die in fast allen europäischen Ländern und auch in Nordamerika auf die Entwicklung der Malerei Einfluss nahm und darüber hinaus für die Kunst des 20. Jahrhunderts durch ihre grundlegend neue Konzeption von Malerei als »l'art pour l'art« von größter Bedeutung wurde. Die französischen Impressionisten versuchten, den unmittelbaren optischen Eindruck einzufangen und zu gestalten, d. h., einen Gegenstand in seiner Augenblickswirkung und in einem zufälligen Ausschnitt wiederzugeben, wobei auf die tradierte Kompositionslehre (geschlossener Bildaufbau, einheitliche Perspektive) unter dem Einfluss der japanischen Holzschnittkunst verzichtet wurde. Diese wesentlich von Licht und Farbe bestimmte Wiedergabe des momentanen Eindrucks schließt auch ein individuelles Moment ein (»subjektiver Realismus«). Das vorrangige Ausdrucksfeld der Impressionisten war die Landschaft, sie stellten jedoch auch Stadtszenen und Motive des täglichen Lebens dar. Die Wirklichkeit wurde in ihrer Farbenvielfalt in heller Palette und einer die Form auflösenden Malweise erfasst, vielfach in unvermischt nebeneinander gesetzten Farbflecken. Entwicklungsgeschichtlich ging der Impressionismus aus der Freilichtmalerei der Schule von Barbizon hervor. Impressionistische Tendenzen waren bereits vorher z. B. in Werken von D. Velázquez, F. Hals, F. de Goya, W. Turner und J. Constable zu beobachten. Jedoch erst mit den Leistungen É. Manets und C. Monets und der sich ihnen anschließenden Maler wie C. Pissarro, A. Sisley, Berthe Morisot sowie dem Werk von A. Renoir und E. Degas entstand ein eigener Stil. Als Hinweis auf die Entstehung einer neuen Kunstrichtung wurde bereits Manets Bild »Frühstück im Freien« (1863; Paris, Musée d'Orsay) verstanden, das, wie die meisten Werke der Impressionisten, zunächst auf heftige Kritik stieß. Die Bezeichnung Impressionismus geht auf das 1874 auf der ersten gemeinsamen Ausstellung gezeigte Bild Monets »Impression, soleil levant« (1872; Paris, Musée Marmottan) zurück. A. Rodin und E. Degas übertrugen die Prinzipien des Impressionismus auf die Plastik, indem sie die Oberfläche auflockerten und damit ein reiches Spiel von Licht und Schatten erzeugten, ohne die Form aufzulösen.
Begleitet von Protesten setzte sich der Impressionismus mehr oder weniger in allen europäischen Ländern durch. In Deutschland, wo ihn K. Blechen, J. C. Dahl und A. Menzel vorbereitet hatten, löste er sich nie vollständig vom Realismus (W. Leibl, C. Schuch, M. Liebermann, F. von Uhde, W. Trübner, L. von Kalckreuth, L. Corinth, M. Slevogt). Zu den führenden Impressionisten gehörten in England W. Sickert und der Amerikaner J. Whistler, in Dänemark P. S. Krøyer und V. Hammershøi, in Italien G. De Nittis und der Bildhauer M. Rosso. Bedeutende amerikanische Vertreter des Impressionismus sind C. Hassam, J. S. Sargent, J. F. Sloan und v. a. Mary Cassatt, die sich 1872 in Paris niederließ und durch Degas in den Kreis der französischen Impressionisten eingeführt wurde.
P. Courthion: Malerei des I. (a. d. Frz., 1976);
Die Kunst der frz. Impressionisten, hg. v. H. Keller (Neuausg. 1986);
Porträtmalerei der frz. Impressionisten, bearb. v. M. MacQuillan (a. d. Engl., 1986);
T. Garb: Frauen des I. (a. d. Engl., 1987);
Musée d'Orsay - Meisterwerke der Impressionisten u. Post-Impressionisten, bearb. v. G. Lacambre u. a. (Neuausg. 1988);
Die frz. Impressionisten u. ihre Vorläufer, bearb. v. F. Deuchler (Baden 1990);
Paul Otto Schulz: Frz. Impressionisten (Neuausg. 1994);
F. Novotny: Die großen Impressionisten (1995);
J. Rewald: Die Gesch. des I. (a. d. Amerikan., 61995).
2) Literatur: Der Begriff Impressionismus bezeichnet für die Literatur zwischen 1890 und 1910 eine Stilrichtung, die teilweise deckungsgleich mit dem Symbolismus ist. Ausgangspunkt war eine Modifizierung des Naturalismus; der subjektive Blickwinkel, der einmalige, unverwechselbare Augenblick ersetzten die naturwissenschaftliche Objektivität, wobei die detaillierte Genauigkeit der Wiedergabe an den Naturalismus anknüpfte. Typisch für die impressionistische Literatur war das Zurücktreten der äußeren Handlung zugunsten einer betont lautmalerischen Sprache. Bevorzugt wurden kurze und konzentrierte Dichtungstypen: Skizze und Novelle, Einakter, besonders aber Lyrik. Als Vorläufer des Impressionismus in Frankreich gelten u. a. C. Baudelaire, P. Verlaine, E. und J. de Goncourt. Der französische Einfluss wirkte in der Folgezeit auf die gesamte europäische Literatur. Bedeutende Vertreter in Frankreich waren u. a. J.-K. Huysmans, A. France, in Belgien M. Maeterlinck, in Italien G. D'Annunzio, in England J. Conrad, Virginia Woolf, in Dänemark J. P. Jacobsen, H. J. Bang, in Norwegen K. Hamsun, in Russland A. P. Tschechow, in der deutschsprachigen Literatur die Lyriker D. von Liliencron, M. Dauthendey, R. Dehmel, mit Einschränkung A. Holz, der frühe R. M. Rilke, der frühe H. von Hofmannsthal (auch als Dramatiker), ebenso wie A. Schnitzler, O. E. Hartleben, die Romanschriftsteller E. von Keyserling, R. Beer-Hofmann, teilweise H. und T. Mann; impressionistische Skizzen schufen P. Altenberg und P. Hille.
R. M. Werner: I. als literarhistor. Begriff (1981);
H. Marhold: I. in der dt. Dichtung (1985).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Impressionismus: Modern sehen, spontan malen
3) Musik: In Übernahme des Begriffs Impressionismus aus der Malerei kann von einem musikalischen Impressionismus der französischen Musik um 1900 gesprochen werden, v. a. im Blick auf C. Debussy (»Prélude à l'après-midi d'un faune«, 1894; »Trois nocturnes«, 1899; »Pelléas et Mélisande«, 1902), wie auch M. Ravel und P. Dukas. Ziel impressionistischer Musik ist das Erfassen und Erzeugen einer von einem Gegenstand, v. a. einem Naturbild, ausgehenden Beeindruckung der Sinne und der Seele. Stilmittel sind das Flimmernde und Reizvolle der Klangfarben, das Offene der formalen Gestaltung, das Schwebende des Rhythmus, das Assoziative der Melodik und Motivik, und insbesondere die Auflösung der Zielstrebigkeit der funktionalen Tonalität durch frei schwebende Akkorde, Klangverschiebungen und -verrückungen, leittonlose (z. B. pentatonische oder aus Ganztonleitern gebildete) Harmonik, wodurch der Impressionismus an der Wende zur freitonalen Musik wesentlich beteiligt war. Spuren des musikalischen Impressionismus, der nicht zuletzt als eine Reaktion gegen die Musik R. Wagners entstand, finden sich auch bei anderen Komponisten, z. B. G. Puccini (»La Bohème«, 1896; »Madame Butterfly«, 1904), I. Strawinsky (»Der Feuervogel«, 1910), A. Skrjabin und F. Schreker. Als eine Antithese auf den musikalischen Impressionismus verstand sich besonders im Blick auf die frühatonale Musik A. Schönbergs (ab etwa 1910) der musikalische Expressionismus.
Wolfgang-Andreas Schultz: Die freien Formen in der Musik des Expressionismus u. I. (1974).
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Im|pres|si|o|nịs|mus, der; - [frz. impressionisme; nach einem „Impression, soleil levant“ genannten Bild von Monet]: (Ende des 19. Jh.s entstandene) Stilrichtung der bildenden Kunst, der Literatur u. der Musik, deren Vertreter persönliche Umwelteindrücke u. Stimmungen besonders in kleineren künstlerischen Formen (Skizzen, Einaktern, Tonmalereien) wiedergeben.
Universal-Lexikon. 2012.