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Schongauer
Schongauer,
 
Martin, genannt M. Schön, Bel Martino, Beau Martin [bomar'tɛ̃], Maler und Kupferstecher, * Colmar um 1450, ✝ Breisach 2. 2. 1491; Sohn des aus einer Augsburger Familie stammenden Goldschmieds Caspar Schongauer (in Colmar nachweisbar ab 1445). Der große Anteil an Entwürfen für Goldschmiedearbeiten in seinem grafischen Werk spricht für eine Ausbildung in der Werkstatt seines Vaters. Er bereiste Flandern und Burgund (vielleicht auch Spanien) und gründete nach seiner Rückkehr eine Malerwerkstatt in Colmar. Von zentraler Bedeutung für Schongauer war der Einfluss R. van der Weydens, der bis ins Spätwerk zu verfolgen ist. Zu seinen Lebzeiten genoss Schongauer höchsten Ruhm als Maler, jedoch sind nur wenige Werke erhalten, wie die (beschnittene) »Madonna im Rosenhag« (1473; Colmar, Dominikanerkirche), die schwer beschädigten Wandfresken des Jüngsten Gerichts im Breisacher Münster (1488-91), die zugeschriebenen kleinformatigen Tafelbilder (u. a. »Heilige Familie«, um 1480; Wien, Kunsthistorisches Museum) sowie zwei doppelseitig bemalte Altarflügel des »Orlier-Altars« (kurz nach 1473; Colmar, Musée d'Unterlinden). Seine Wertschätzung als Maler wird später durch die seines grafischen Werks noch übertroffen. Als gesichert gelten etwa 50 Zeichnungen sowie 116 Kupferstiche mit seinem Monogramm, die wohl zwischen 1470 und 1485 entstanden (dazu gehören u. a. »Peinigung des heiligen Antonius«, um 1470; »Große Kreuztragung«, um 1475) und ihn als den größten deutschen Grafiker vor A. Dürer ausweisen. In ihnen lässt sich eine Entwicklung von vielteiligem erzählerischem Reichtum in einer zentralisierten Komposition zu einer auf wenige statuarische Figuren konzentrierten, in sich gefestigten Bildordnung verfolgen. Von Schongauers Blättern ging eine starke stilbildende Wirkung aus, da sie in den spätmittelalterlichen Malerwerkstätten als Muster auslagen. Seine Blätter wurden - selbst als Kopien noch kopiert - bis nach Italien gehandelt und bildeten eine wesentliche Grundlage für Dürers grafisches Schaffen. - Schongauer starb an der Pest.
 
Literatur:
 
C. I. Minott: M. S. (New York 1971);
 
Der hübsche Martin. Kupferstiche u. Zeichnungen von M. S.. .., bearb. v. F. Anzelewsky u. a., Ausst.-Kat. (Straßburg 1991);
 
M. S., Druckgraphik im Berliner Kupferstichkabinett, hg. v. H. Krohm u. J. Nicolaisen, Ausst.-Kat. Staatl. Museen Preuß. Kulturbesitz, Berlin (1991);
 
M. S., das Kupferstichwerk, bearb. v. T. Falk u. T. Hirthe, Ausst.-Kat. Staatl. Graph. Sammlung, München (1991);
 
M. S. u. seine Zeit. Kupferstiche, Holzschnitte u. Zeichnungen der Spätgotik aus dem Kupferstichkabinett der Staatl. Kunsthalle Karlsruhe, bearb. v. K. Groll, Ausst.-Kat. Staatl. Kunsthalle, Karlsruhe (1991).
 

Universal-Lexikon. 2012.