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Tiepolo
Tiepolo,
 
1) Giovanni Battista (Giambattista), italienischer Maler, * Venedig 5. 3. 1696, ✝ Madrid 27. 3. 1770, Vater von 2); bedeutender Vertreter der venezianischen Schule. Seine an P. Veronese orientierte und unter dem Einfluss von G. B. Piazzetta und S. Ricci ausgebildete festliche und erfindungsreiche Malweise war für die großen Dekorationsprogramme kirchlicher und aristokratischer Auftraggeber in ganz Europa gefragt. Er schuf eine Fülle von Altarbildern und Fresken für Kirchen, Paläste und Villen in Venedig (u. a. Chiesa degli Scalzi, Ca' Rezzonico, Palazzo Labia) und an anderen Orten Oberitaliens, u. a. in Udine (1726 folgende; im Dom und im erzbischöflichen Palast), Mailand (1731, 1737 und 1740; u. a. im Palazzo Dugnani), Bergamo (1733; u. a. in der Colleoni-Kapelle), Vicenza (1734 und 1757; u. a. Villa Valmarana). Den Höhepunkt seines Schaffens bilden die Fresken im Kaisersaal und im Treppenhaus der Würzburger Residenz (1751-53). 1762 siedelte er nach Madrid über, wo er mit seinen Söhnen Giovanni Domenico und Lorenzo (* 1736, ✝ 1776) die Fresken im Königsschloss ausführte. Seit Mitte der 1720er-Jahre wichen in Tiepolos Werken die erdigen, stumpfen Töne der Frühzeit einer leuchtenden Farbenpalette, die sich zunehmend aufhellte, bis um 1750 das Licht die Farben transparent und durchsichtig machte. Kühne Verkürzungen und kraftvolle Lichteffekte dienen der illusionistischen Öffnung der Deckenmalerei, zunehmend prägt sich sein Streben nach repräsentativer Großartigkeit und klassisch geklärter Komposition aus. Tiepolo schuf auch 35 Radierungen in zwei Folgen (»Vari Capricci«, »Scherzi di Fantasia«) sowie Rötelzeichnungen und lavierte Federzeichnungen.
 
Weitere Werke: Neptun bietet Venedig die Reichtümer des Meeres an (um 1748/50; Venedig, Dogenpalast); Bildnis eines Prokurators (um 1749; ebenda, Pinacoteca Querini Stampalia); Das Gastmahl von Antonius und Kleopatra (Fresko, um 1750; ebenda, Palazzo Labia); Anbetung der Könige (1753; München, Alte Pinakothek); Der heilige Jakobus von Compostela (1757/58; Budapest, Magyar Szépművészeti Múzeum).
 
Literatur:
 
A. Morassi: A complete catalogue of the paintings of G. B. T. (London 1962);
 G. Knox: Giambattista and Domenico T. A study and catalogue raisonné of the chalk drawings, 2 Bde. (Oxford 1980);
 C. Deininger: Die Fresken im Frühwerk Giambattista T.s. Über die ingeniösen Anfänge des venezian. Freskanten (1995);
 
G. B. T. (1696-1770) u. sein Atelier. Zeichnungen u. Radierungen im Berliner Kupferstichkabinett, bearb. v. H.-T. Schulze Altcappenberg, Ausst.-Kat. Kupferstichkabinett, Berlin (1996);
 
T. in Würzburg. Der Himmel auf Erden, hg. v. P. O. Krückmann, Ausst.-Kat. Residenz Würzburg, 2 Bde. (Neuausg. 1997).
 
 2) Giovanni Domenico (Giandomenico), italienischer Maler, * Venedig 30. 8. 1727, ✝ ebenda 3. 3. 1804, Sohn von 1); Schüler und Mitarbeiter seines Vaters, radierte auch nach Gemälden seines Vaters und eigenen Entwürfen (u. a. die Flucht nach Ägypten) und fertigte Zeichnungen (u. a. Pulcinellaserie). Sein eigener satirisch-realistischer Stil kommt in Genreszenen zum Ausdruck, besonders in den Fresken mit bäuerlichen Szenen im Gästehaus der Villa Valmarana in Vicenza (1757) und in den Fresken mit Harlekinaden, Schaulustigen und Flaneuren im Familienwohnsitz in Zianigo (um 1791, heute in Venedig, Ca' Rezzonico).
 
Literatur:
 
G. D. T. Die Flucht nach Ägypten, hg. v. H. Keller (1986);
 
G. D. T. The Punchinello drawings, bearb. v. A. Gealt (London 1986).
 

Universal-Lexikon. 2012.