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Synthesizer
Sỵn|the|si|zer 〈[-saızə(r)] m. 3; Mus.〉 Gerät zur Erzeugung verschiedenartiger, künstlicher Töne mittels elektronischer Schaltungen, das in fast allen neuen Musikstilen der 1980er- u. 1990er-Jahre Anwendung findet [zu engl. synthesize „verbinden, verschmelzen“]

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Syn|the|si|zer ['zʏntəsa̮izɐ , engl.: 'sɪnθɪsaɪzə], der; -s, - [engl. synthesizer, zu: to synthesize = synthetisch zusammensetzen]:
elektronisches Musikinstrument, das aus einer Kombination aufeinander abgestimmter elektronischer Bauelemente (zur Erzeugung von Klängen u. Geräuschen) besteht.

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I
Synthesizer
 
[-sɪntesaɪzər, englisch 'sɪnθɪsaɪzə; englisch, zu to synthesize »synthetisch zusammensetzen«] der, -s/-, vollelektronisches Musikinstrument (Elektrophon) mit Möglichkeiten der Klang- und Geräuschbildung in nahezu beliebiger Vielfalt. Der Synthesizer besitzt als wesentliche Bauteile (Module) spannungsgesteuerte Oszillatoren, Filter und Verstärker, in denen elektrische Schwingungen spannungsabhängig erzeugt, gefiltert und verstärkt werden. Die jeweiligen Steuerspannungen können in digitaler Form in einer als Sequencer bezeichneten Funktionseinheit gespeichert und z. B. über eine Klaviatur (Keyboard) abgerufen werden. Zur Erzeugung der gewünschten Geräusche (Noise) dient ein Rauschgenerator mit entsprechender Filterung des Rauschspektrums. Zum Anheben oder Abschwächen bestimmter charakteristischer Frequenzbereiche (Formantenbildung) sowie zur Ausbildung des gewünschten Einschwing- und Ausklingverhaltens (Attack, Decay, ferner Sustain und Release) dienen außerdem Hüllkurvengeneratoren. Schließlich sind die genannten Module noch mit Modulationsblöcken in Form von Tieftonoszillatoren (etwa 1 bis 20 Hz) beschaltet. Die Schallabstrahlung des Synthesizers erfolgt über eine Lautsprecheranlage. - Synthesizer können über geeignete Schnittstellen auch in Verbindung mit Computern (z. B. PC) verwendet werden. (Klang)
 
Geschichtliches:
 
Die Vorläufer des Synthesizers entstanden in den 1950er-Jahren. 1961 wurde die erste mit einem Synthesizer produzierte Komposition realisiert (M. B. Babbitt). Das Prinzip der Spannungssteuerung wurde Mitte der 60er-Jahre eingeführt. In der Folge fand der Synthesizer zunehmenden Eingang in die elektronische Musik (u. a. K. Stockhausen). In der Rock- und Popmusik wurde er v. a. von Emerson Lake & Palmer populär gemacht; er findet heute vielfältige Verwendung.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Synthesizer und Gesang: Entfesselte Geräusche und raue Stimmen
 
II
Synthesizer
 
[griechisch/englisch, 'sɪnθɪsaɪzə(r); wörtlich »durch Synthese verbinden, aufbauen«]. Der Synthesizer stellt den Höhepunkt eines langen Entwicklungsprozesses von Instrumenten mit elektronischer Tonerzeugung dar, dessen ausschlaggebender Grundgedanke das Streben nach maximaler Klangvielfalt und Kontrolle aller Klangentstehungs- und Verlaufsprozesse ist. So vereinen die in der Mitte der Sechzigerjahre aufgekommenen Formen des Analogsynthesizers sämtliche Apparaturen, die zuvor in elektronischen Studios als separate Einheiten im Gebrauch waren: Generatoren bzw. Oszillatoren zur Klangerzeugung, Filter, Hüllkurvengeneratoren und Verstärker zur Klangformung sowie verschiedene manuelle und programmierbare Klangsteuereinrichtungen. Die rasche Entwicklung der Mikroelektronik, insbesondere die Fortschritte in der Computertechnik, eröffneten in den Siebzigerjahren neue Möglichkeiten der digitalen Klangsynthese, die dann in den Achtzigerjahren in das traditionelle Konzept des Synthesizers einbezogen wurden. Die Bezeichnung Synthesizer fand erstmals für ein 1951/52 von Harry F. Olson (1902-1982) und Herbert F. Belar für die RCA Laboratories, Princeton/USA entwickeltes Instrument Verwendung, den RCA Electronic Music Synthesizer Mark I. Dabei handelte es sich um eine lochstreifengesteuerte Apparatur, ausgerüstet mit Stimmgabeloszillatoren, deren Schwingungen elektromagnetisch abgenommen, elektronisch verarbeitet und dann direkt in eine Schallplatte geschnitten wurden. Zu den zahlreichen auf diese Weise arrangierten und produzierten populären Musikstücken gehört auch ein Medley von Liedern des amerikanischen Komponisten Stephen Collins Foster (1826-1864). Mit der 1957 fertig gestellten verbesserten Version des RCA Synthesizers, Mark II, experimentierten ab 1959 verschiedene Komponisten artifizieller Musik am Columbia Princeton Electronic Music Center der Columbia University, New York. Dieses Gerät besaß zusätzliche Oszillatoren und Filter sowie Bauteile zur halbautomatischen Steuerung des Tonverlaufs (Hüllkurve, Vibrato, Tremolo); zur Klangspeicherung diente das Magnettonband. Die Bezeichnung Synthesizer fand auch für die 1957/59 installierte Ausrüstung des Studios für elektronische Musik in München Verwendung (Siemens Synthesizer). Wesentliche technische Eigenarten des Synthesizers wurden bereits in dem zwischen 1945 und 1948 von Hugh Le Cain in Zusammenarbeit mit Peter Jermyn entwickelten Electronic Sackbut (Ottawa/Kanada) vorausgenommen. Zu den direkten Vorläufern des Synthesizers gehören auch die verschiedenen Versionen des Melochords von Harald Bode, insbesondere eine 1953 für das elektronische Studio des WDR in Köln angefertigte Variante, sowie ein 1959/60 von Bode in den USA konstruiertes modulares System, das bereits teilweise mit spannungsgesteuerten Baugruppen ausgestattet war. Das Prinzip der Spannungssteuerung (englisch voltage control) griff der amerikanische Elektroingenieur Robert A. Moog (* 1934) Anfang der Sechzigerjahre auf. Er legte dieses Verfahren allen klangerzeugenden, -formenden und -steuernden Funktionseinheiten zugrunde und konnte 1964 den ersten ausgereiften Modulsynthesizer vorstellen. Ähnliche Entwicklungen vollzogen im gleichen Zeitraum Donald F. Buchla (* 1937), der 1962/63 ein komplettes System für das San Francisco Tape Music Center konstruierte, und Paolo Ketoff (* 1921), der 1962 in Rom das Studiosystem Fonosynth und zwei Jahre später den Synket entwarf. Die Instrumente von Moog (R. A. Moog Co., später Moog Music, Trumansburg/USA) und Buchla (Buchla Associates, Berkeley/USA) fanden im Laufe der Sechzigerjahre in Tonstudios Verbreitung. Mit dem Erfolg der LP »Switched-on Bach« (1968) von Wendy (Walter) Carlos (* 1939), die ausschließlich Transkriptionen Bachscher Werke — eingespielt mit einem Moog-Synthesizer — enthielt, wurde der neue elektronische Klangerzeuger weltweit bekannt, und zahlreiche Musiker der Rock- und Popszene begannen, mit diesem Gerät zu experimentieren.
 
Ende der Sechzigerjahre setzte eine Differenzierung im Synthesizerbau ein; gleichzeitig konnten sich weitere Herstellerfirmen etablieren: 1968 Korg (Keio Electronic Laboratory Corp., Tokio); 1969 Electronic Music Studios (EMS, Putney/London); 1970 ARP Instruments (Abteilung von Tonus Inc., Newton Highlands bei Boston); 1972 Roland (Osaka) und Emu-Systems (Santa Clara, später Santa Cruz/USA); 1974 Oberheim Electronics (Santa Monica) und Sequential Circuits (San José/USA); 1975 ging auch Yamaha (Tokio) zur Produktion von Synthesizern über. Das traditionelle Konzept des Analogsynthesizers, beruhend auf der subtraktiven Klangsynthese, bildete bis Anfang der Achtzigerjahre die Grundlage für alle Geräte dieser Art, auch wenn die einzelnen Fabrikate in technischer und klanglicher Hinsicht teilweise deutliche Unterschiede aufwiesen. Vor allem spielpraktische Erwägungen führten zu immer neuen Varianten. Der ursprüngliche, frei programmierbare Modulsynthesizer, vorgesehen für den Studio-Einsatz, konnte unter Livebedingungen in seinen Klangmöglichkeiten kaum ausgeschöpft werden, weil die zeitaufwendigen Einstellvorgänge einen variablen Einsatz nicht zuließen. In elektronischen Studios ging man um 1970 dazu über, die einzelnen Module zentral über einen Computer zu steuern, der auch dazu diente, die gefundenen Klangeinstellungen zu speichern (Hybridsynthesizer). Gleichzeitig kamen die ersten, für den Livegebrauch vorgesehenen Synthesizer auf den Markt, darunter Minimoog (produziert von 1970 bis 1981 von R. A. Moog Co., später Moog Music), Odyssey (produziert 1971 bis 1981 von ARP Instruments) und Putney (auch VCS-3; in verschiedenen Versionen, darunter Synthi A und Synthi AKS, produziert seit 1969 von EMS). Diese Geräte zeichneten sich durch eine kompakte, robuste Bauweise, bessere Transportierbarkeit und übersichtliche Bedienungselemente aus. Anstelle der üblichen steckbaren Verbindungen zwischen den Baugruppen trat die interne Verkabelung mit Schaltern auf der Frontplatte (EMS führte Kreuzschienensteckfelder ein). Der Nachteil bestand in der lediglich monophonen, d. h. einstimmigen Spielbarkeit. Der technische Aufwand für einen polyphon spielbaren Synthesizer (vier, sechs, acht oder mehr Töne können gleichzeitig erklingen) liegt um ein Vielfaches höher, da für jede einzelne Stimme eine komplette Klangformungseinheit (Voltage-controlled Oszillator [VCO], Voltage-controlled Filter [VCF], Voltage-controlled Amplifier [VCA], Envelope Generator [EG]) zur Verfügung stehen muss. Ein vollpolyphones Instrument müsste demnach für jede Taste der Klaviatur einen monophonen Synthesizer enthalten. Um dieses Problem zu umgehen, legte man einigen Geräten das Prinzip der Muttergeneratoren zugrunde, das u. a. auch in verschiedenen E-Orgeln Verwendung findet. D. h. sämtliche Tonstufen werden durch Frequenzteilung aus den von einer hochfrequenten Schwingung abgeleiteten oder von Tonfrequenzgeneratoren erzeugten zwölf Halbtönen der obersten Oktave gewonnen. Damit sind aber klangliche Einschränkungen verbunden, die dem eigentlichen Konzept des Synthesizers entgegenstehen. Zumeist sind derartige Geräte auf die Nachahmung bestimmter Instrumentalklangfarben optimiert (z. B. Stringsynthesizer). Jedoch auch der erste vollpolyphone Synthesizer, der Polymoog (entwickelt von Dave Luce, produziert von 1976 bis 1980), enthielt lediglich zwei Oszillatoren und erzeugte sämtliche Töne durch Frequenzteilung. Die Nutzung digitaler Schaltkreise bzw. Mikroprozessoren (Prozessor) führte Mitte der Siebzigerjahre einerseits zu Digitalsynthesizern und Musikcomputern (Computer), bewirkte andererseits aber deutliche Fortschritte beim Bau analoger Synthesizer. Tom Oberheim entwickelte 1974 gemeinsam mit Jim Cooper Synthesizer Expander Module, die, mit einer polyphonen Tastatur (Patent von Dave Rossum und Scott Wedge, Emu-Systems) betrieben, Grundlage der ersten polyphonen Synthesizer mit separat programmierbaren Einzelstimmen wurden (Oberheim 2-, 4-, 6- und 8-Voice-Synthesizer, produziert seit 1974/75). Auch der erste monophone Synthesizer mit einer Speichermöglichkeit für die gefundenen Klangeinstellungen stammt von Oberheim Electronics (OB-1, produziert seit 1976). Diese für den Bühneneinsatz wesentliche Erleichterung setzte sich in den Folgejahren durch (Preset-Synthesizer). Klangprogramme (Presets), die in einem langwierigen Entwicklungsprozess entstanden waren, konnten nun im internen Speicher des Instruments oder auf einem externen Speichermedium (zunächst Kassette, später Cartridge, Diskette oder Harddisk) abgelegt und schnell wieder abgerufen werden. Als erster polyphoner Synthesizer verfügte der Prophet 5 (entwickelt von Dave Smith und Barb Fairhurst, produziert seit 1978 von Sequential Circuits) über diese Möglichkeit, später die Modelle Yamaha CS-80 (1978), Emu 4060 (1978) und Audity (1980), Roland JP-4 (1978), Oberheim OB-X (1979) und OB-Xa (1980), EMS Polysynthi (1979), Prophet 10 (1980), besondere Bedeutung erlangte der Korg Polysix (1981). Mikroprozessoren gestatteten nicht nur die qualitative Verbesserung und Miniaturisierung, sondern auch eine zunehmende Verbilligung von Synthesizern. In dieser Beziehung setzte der Wasp (entwickelt von Chris Huggett und Adrian Wagner, produziert 1978 bis 1981 von Electronic Dream Plant, Combe bei Oxford, Gewicht 18 kg, Plastikgehäuse, Batteriebetrieb) neue Maßstäbe, die jedoch bald von japanischen Herstellern, darunter Casio Computer Co. (Tokio) und Yamaha, überboten wurden. Synthesizer für Ausbildungszwecke, u. a. in Schulen, für den privaten häuslichen Gebrauch oder als zusätzliche Baueinheit in E-Orgeln fanden schnell Verbreitung. Einen anderen Weg verfolgten verschiedene neue Hersteller, die konsequent spannungsgesteuerte Baugruppen durch digitale Funktionseinheiten ersetzten. Mit den Oszillatoren (nun digital gesteuerte Oszillatoren bzw. Digital Controlled Oscillators, DCO) konnten auf diese Weise weitaus kompliziertere Schwingungsformen realisiert werden, was eine Annäherung an natürliche Klangprozesse ermöglichte. Genügten die ersten Instrumente dieser Generation auch kaum kommerziellen Ansprüchen, so bereiteten sie doch den Weg für nachfolgende Musikcomputer und neue Formen der Klangsynthese. Bekannt wurden u. a. der in lediglich drei Modellen gebaute Dartmouth Digital Synthesizer (entwickelt 1972-74 von Sydney Alonso [Hardware], Cameron Jones [Software] und Jon Appleton [Musical Design], Hanover/USA) als Vorläufer des Synclaviers, der Dimi (entwickelt von Erkki Kurenniemi und Jukka Ruohomäki, produziert von 1971 bis Ende der Siebzigerjahre von Digelius Electronics, Helsinki) und der Quasar (entwickelt von Anthony Furse, Creative Strategies, Sydney, für die Canberra School of Music, produziert in zwei Versionen: Quasar I und Quasar M8), 1979 weiterentwickelt zum Fairlight CMI. Die Grenzen zwischen einem für musikalische Zwecke genutzten Computer und einem Synthesizer lassen sich nicht exakt ziehen.
 
Das Funktionsprinzip eines Analogsynthesizers beruht auf der beliebigen Kombination spannungsgesteuerter Baugruppen. Grundlegende signalerzeugende Elemente des Synthesizers sind Oszillatoren. Innerhalb dieser Funktionseinheit, auch als Voltage-controlled Oscillator (VCO, spannungsgesteuerter Oszillator) bezeichnet, wird die Fußtonzahl (Oktavlage) und Wellenform des Signals (Dreieck-, Sägezahn-, Rechteck- oder Impulsschwingung, selten reine Sinuswellen) sowie die Gesamtstimmung des Instruments (Pitch) festgelegt. Diese Merkmale, die sich durch Regler manuell einstellen lassen, prägen den Charakter des entstehenden Tones. Ein Synthesizer besitzt in der Regel zwei separat steuerbare VCO pro Stimme, um einen volleren Klang (Überlagerung verschiedener Wellenformen, detune) zu ermöglichen. Eine weitere, in manchen Instrumenten ebenfalls mehrfach vorhandene Baugruppe ist das Voltage-controlled Filter (VCF, spannungsgesteuertes Filter). In der Regel verwendet man Tiefpassfilter, um — dem Prinzip der subtraktiven Klangsynthese folgend — die vom Oszillator erzeugten obertonreichen Schwingungsformen zu beschneiden. Einige Synthesizer sind mit kombinierbaren Hoch- und Tiefpassfiltern ausgerüstet. Die Einsatzfrequenz der Filter (Cutoff Frequency) kann durch Regler stufenlos eingestellt werden. Ist die Klangfarbe (Obertonspektrum) durch das VCF festgelegt, gelangt das Tonsignal in den Voltage-controlled Amplifier (VCA, spannungsgesteuerter Verstärker). Hier erhält es seine Lautstärkekontur; der am Ausgang anliegende Amplitudenverlauf wird bestimmt. Außer einem Volumenregler (auch in Form eines Lautstärkeschwellpedals) besitzt der VCA kaum weitere Einstellmöglichkeiten. Seine wichtigste Aufgabe besteht darin, die Steuerspannungen einer anderen Synthesizer-Baugruppe, des Hüllkurvengenerators (Envelope Generator, EG, ADSR-Generator), zu verarbeiten, d. h. den dynamischen Verlauf des Klanges (Ein- und Ausschwingvorgänge) proportional zu der anliegenden Spannungskontur zu verwirklichen. Die Steuerspannungen des Hüllkurvengenerators können jedoch auch dem VCO oder VCF zugeführt werden und auf diese Weise Tonhöhen oder Klangfarbenveränderungen hervorrufen. Eine weitere Baugruppe des Synthesizers, die vor allem zur Effektgestaltung dient, ist der Lowfrequency-Oscillator (LFO, Niederfrequenzoszillator) oder auch Modulations-Generator (MG). Es handelt sich dabei um einen Generator, der niederfrequente Wechselspannungen (bis zu 30 Hz) produziert, die als Steuerspannungen den verschiedenen Funktionseinheiten zugeführt werden können. Wirkt der LFO auf den VCO ein, so schwankt die Tonhöhe entsprechend der Frequenz, Amplitude und Wellenform des LFO (verschiedene Einstellungen sind möglich). Es entsteht ein Vibrato- oder Tremoloeffekt. In entsprechender Weise lassen sich Klang- oder Lautstärkeänderungen hervorrufen, indem man die Steuerspannung des LFO dem VCF oder VCA zuführt. Alle Baugruppen eines Synthesizers können sich durch das zugrunde liegende Prinzip der Spannungssteuerung uneingeschränkt gegenseitig beeinflussen, und erst in ihrem unmittelbaren Zusammenwirken entsteht der vom Musiker gewünschte Klang. Spannungssteuerung heißt, dass die einzelnen Sektionen in sich geschlossene elektronische Schaltungen sind, die nur durch angelegte Spannungsquellen geregelt werden und selbst Steuerspannungen produzieren. Alle manuellen Einstellmöglichkeiten gehen auf dieses Prinzip zurück. Die Zusammenschaltung der jeweiligen Baugruppen geschieht über Festverkabelung innerhalb und über Steckverbindungen oder Kreuzschienenfelder außerhalb des Geräts. Zur manuellen Steuerung einzelner Sektionen dienen meist zwei Handräder (Wheel), die links neben der Klaviatur angebracht sind (erstmals realisiert am Minimoog). Sie erzeugen stufenlos Regelspannungen, sodass Effekte wie Glide (Portamento) oder Vibrato auch manuell hervorgerufen werden können. Aus spielpraktischen Gründen sind Synthesizer meist mit einer Tastatur (Keyboard) ausgestattet. Jede Taste entspricht einem bestimmten Gleichspannungswert, der als Steuerspannung an die entsprechende Baueinheit (meist den VCO) weitergeleitet wird. Dabei kamen verschiedene Normen zum Einsatz: 1 Volt/Oktave (pro Oktave erhöht sich die erzeugte Steuerspannung um 1 Volt, was 1/12 Volt pro Halbton entspricht) und Hertz/Volt-Charakteristik (die Steuerspannung verdoppelt sich wie die Frequenz pro Oktave). Der Anschlag einer Taste löst gleichzeitig ein Trigger-Signal (Trigger) oder eine Gate-Spannung aus, was den im Hüllkurvengenerator programmierten Ablauf startet. Da Synthesizer in der Regel nur über eine begrenzte Anzahl von Stimmen verfügen, müssen Tastenanschläge, die über dieses Limit hinausgehen, ignoriert werden. Man unterscheidet Lowkey-Priority (die jeweils höhere Taste wird vernachlässigt), Highkey-Priority (die jeweils höhere Taste wird bevorzugt) und Lastkey-Priority (der jeweils neue Tastenanschlag wird berücksichtigt, der am weitesten zurückliegende aufgehoben). Moderne Systeme verfügen über eine prozessorgesteuerte Tastaturelektronik, die nicht nur das Spiel mit einer begrenzten Stimmenanzahl gewährleistet, sondern darüber hinaus Informationen der Anschlagsdynamik auswertet. Die einzelnen Bausteine eines Synthesizers (VCOs, VCF, VCA, Hüllkurvengenerator, LFO und weitere) können bei Studiosystemen nach dem Modulprinzip beliebig zusammengeschaltet werden, sodass trotz bevorzugter Kombinationen eine große Variabilität gewährleistet ist (vergleiche die Abbildung).
 
 
Je nach Ausstattungsgrad enthalten Analogsynthesizer weitere Baugruppen: Rauschgeneratoren (Noise Generator) zur Erzeugung unregelmäßiger Schwingungsverläufe, Zufallsgeneratoren, um zufällige Steuerspannungen zu produzieren, Sequenzer zur Programmierung und Speicherung aufeinander folgender Steuerspannungen, sowie periphere Geräte, darunter Misch- und Klangregelungseinrichtungen, aber auch Effektgeräte (z. B. Ringmodulator). Die spieltechnischen Probleme eines Synthesizers lassen sich am besten über eine Klaviatur meistern (Steuerspannungen, Trigger-Signale, zusätzliche manuelle Regelvorrichtungen). Trotzdem können auch andere Instrumente einen Synthesizer ansteuern. Mithilfe von Envelope Follower und Pitch-to-Voltage-Converter gelingt es, Tonsignale herkömmlicher Instrumente in Steuerspannungen umzuwandeln, sodass sowohl eine E-Gitarre, ein E-Bass oder Electronic Drums als auch ein Blasinstrument (Blassynthesizer) als Steuergerät fungieren können. Der erste ausgereifte Gitarren-Synthesizer wurde 1977 von Roland vorgestellt (GR-500); ihm folgten 1979 der GR-300 für Gitarre und GR-33B für Bassgitarre. Beide Geräte waren polyphon spielbar (sechs- bzw. vierstimmig) und mit einem speziellen Instrument (Charakteristik der Tonabnehmer, Multicore-Übertragungskabel) verbunden. Der Instrumentalist muss sich auf einen Synthesizer besonders einstellen, weil geringe Tonhöhenschwankungen (unsauberes Greifen) und leicht nachschwingende Saiten den Klang zusätzlich beeinflussen. Einen eigenständigen Drum-Synthesizer, die Electronic Drums, entwickelte 1980 Dave Simmons.
 
Die Funktionsweise von Digitalsynthesizern lässt sich nicht in gleicher Weise vereinheitlichen wie die analoger Systeme. Anstelle von spannungsgesteuerten Oszillatoren zur Erzeugung feststehender periodischer Wellenformen treten digital gesteuerte Oszillatoren, deren Schwingungsverläufe nach einem bestimmten Programm (Software) berechnet werden. Diesem Programm können verschiedene Verfahren der Klangsynthese zugrunde liegen, so also die subtraktive Synthese nach dem Prinzip des Analogsynthesizers (z. B. JX-8P von Roland), die Frequenzmodulation (z. B. DX7 von Yamaha), Phase-Distortion (z. B. CZ5000 von Casio), PCM-Sounds (z. B. M1-Workstation von Korg), Soundsampling (z. B. S1000 von Akai, Tokio), additive Synthese oder verschiedene Mischformen. Mit größeren Musikcomputern lassen sich bei entsprechendem Software-Angebot unterschiedliche Synthese-Prinzipien realisieren. Das Verfahren, Schwingungsverläufe zunächst im Computer nach einem vorgegebenen Algorithmus auszurechnen und anschließend über D-A-Wandler in analoge Tonsignale zu überführen, bezeichnet man auch als Direktsynthese. In den Achtzigerjahren erlangte vor allem das Soundsampling (Sampling) Bedeutung, das mithilfe kleiner, preisgünstiger Geräte (darunter Mirage, produziert seit 1985 von Ensoniq/USA) für den breiten Markt erschlossen wurde. Meist enthalten Digitalsynthesizer die von analogen Geräten bekannten Klangbearbeitungseinheiten (Filter, Hüllkurvengenerator, Verstärker, Modulationsgenerator) und manuellen Steuermöglichkeiten, darüber hinaus jedoch eine Einrichtung zur externen Speicherung und teilweise typische Computer-Baugruppen (z. B. alphanumerische Eingabetastatur, Bildschirm). Aufgrund der gleichen Funktionsbasis digitaler Systeme (binäre Datenstruktur) konnte 1983 eine genormte Schnittstelle (MIDI, Musical Instrument Digital Interface) für elektronische Musikinstrumente, Computer und Zusatzgeräte eingeführt werden.
 
Die Einsatzmöglichkeiten von Synthesizern in der populären Musik waren in entscheidendem Maße von der technischen Entwicklung bestimmt. Standen am Anfang aufwendige, im Mehrspurverfahren erarbeitete Studioproduktionen (z. B. Wendy [Walter] Carlos, aber auch George Harrison [geboren 1943] mit der LP »Electronic Sound«, 1969), so begann sich der Synthesizer Anfang der Siebzigerjahre auch im Livegebrauch durchzusetzen. Er fand zunächst aufgrund seiner monophonen Spielbarkeit als Effekt- und Melodieinstrument (Lead Synthesizer) Verwendung. Die technischen Verbesserungen und damit variablere Einsatzmöglichkeiten sowie die beginnende Verbilligung begünstigten seine rasche Verbreitung. Zahlreiche Musiker und Bands, die, von neuen avantgardistischen Tendenzen beeinflusst, den Synthesizer zu ihrem Grundinstrumentarium machten, prägten mit Beginn der Siebzigerjahre eine neue Spielart von Rockmusik, den Electronic Rock. Zu den wichtigsten Vertretern in Geschichte und Gegenwart gehören u. a. Tangerine Dream, Kraftwerk, Peter Baumann (* 1953), Larry Fast (* 1950), Michael Hoenig (* 1952), Jean Michel Jarre (* 1948), Kitaro (* 1953), Eberhard Schoener (* 1938), Klaus Schulze (* 1947), Isao Tomita (* 1932) und Vangelis (* 1943). Auch verschiedene Jazzmusiker bezogen einen Synthesizer in ihr Soundkonzept ein, darunter Sun Ra (Herman Blount, 1914-1993), später Jan Hammer (* 1948) und seit Mitte der Achtzigerjahre vordergründig Herbie Hancock (* 1940). Der Einsatz des Synthesizers in der Rock- und Popmusik, wo er seit Ende der Siebzigerjahre neben der Gitarre als wichtigstes Instrument in Erscheinung tritt, ist im Spannungsfeld von Vereinfachung und Automation musikalischer Abläufe (z. B. Sequenzer in Electronic Rock und Discomusik), klanglicher Reizwirkung und Experiment zu sehen. Laurie Anderson (* 1947), Anne Clark (* 1951), Depeche Mode, John Foxx (* 1951), Human League, Howard Jones (* 1954), The Art of Noise, Ultravox und Yello gehörten zu den stilprägenden Interpreten bzw. Gruppen.
III
Synthesizer
 
[dt. »Zusammensetzer«], ein vollelektronisches Musikinstrument, dessen Klang- und Geräuschverhalten in vielfältiger Weise geändert werden kann. Die grundsätzliche Funktionsweise besteht darin, dass durch das Drücken von Tasten der Klaviatur (engl. keyboard) die entsprechenden Töne in spannungsgesteuerten Oszillatoren erzeugt werden, die Töne dann verschiedene Filter und Verstärker durchlaufen und schließlich über Lautsprecher ausgegeben werden. Die zu den einzelnen Keyboard-Tasten gehörigen Ansteuerungssignale für die Oszillatoren werden berechnet, was auf mehrere Arten geschehen kann: Entweder mit dem Wavetable-Verfahren, durch Physical Modeling (PM) oder durch FM-Synthese.
 
Mit verschiedenen Verfahren ist eine individuelle Klanggestaltung möglich, deren charakteristische Muster sich abspeichern lassen: Zum Anheben oder Abschwächen bestimmter Frequenzbereiche sowie zur Ausbildung des gewünschten Einschwing- und Ausklingverhaltens dienen Hüllkurvengeneratoren (Hüllkurve). Mithilfe eines Rauschgenerators lassen sich weitere Geräusche erzeugen und einfügen.
 
In modernen Synthesizern gehören MIDI-Schnittstellen, Anschlagdynamik, Schlagzeugklänge und Effektprozessoren zur Grundausstattung. Seit einigen Jahren gibt es auch reine Software-Synthesizer, also Programme, mit denen der mit Audioausgang, Lautsprechern oder CD-Brenner ausgestattete PC als Musikgenerator und -instrument benutzt werden kann. Die Einstellungen und Noteneingaben erfolgen per Maus und Tastatur oder über eine separat erhältliche Klaviatur.

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Syn|the|si|zer ['zʏntəsaizɐ, engl. 'sɪnθɪsaɪzə], der; -s, - [engl. synthesizer, zu: to synthesize = synthetisch zusammensetzen]: elektronisches Musikinstrument, das aus einer Kombination aufeinander abgestimmter elektronischer Bauelemente (zur Erzeugung von Klängen u. Geräuschen) besteht.

Universal-Lexikon. 2012.