Eberhard
[althochdeutsch etwa »hart wie ein Eber«], Herrscher:
1) Eberhard II., Bischof (seit 1146), * um 1100, ✝ 17. 7. 1172; aus dem edelfreien bayerischen Geschlecht von Ettling; war maßgeblich an der Wahl Friedrichs I. Barbarossa zum Römischen König beteiligt und wurde einer seiner bedeutendsten Ratgeber und diplomatischen Helfer, v. a. bei den Verhandlungen mit der Kurie; suchte 1159 erfolglos Friedrich I. Barbarossa mit Papst Alexander III. zu versöhnen.
2) Eberhard, Herzog, ✝ (gefallen) bei Andernach 939; jüngerer Bruder von König Konrad I. Nach Konrads Tod lenkte er die Königswahl 919 in dessen Sinne auf Herzog Heinrich (I.) von Sachsen. Als Beauftragter des Königs mit richterlicher Gewalt sicherte er nach 925 Lothringen für das (Heilige Römische) Reich. 936 beteiligte sich Eberhard in führender Position an der Erhebung Ottos I. auf den Thron, entzweite sich aber bald darauf mit ihm. Mit Ottos Bruder Heinrich und Herzog Giselbert von Lothringen empörte er sich 938 offen gegen den König. Bei einem Überraschungsangriff königlicher Truppen am Rheinufer gegenüber Andernach fielen Eberhard und Giselbert. Der Aufstand brach zusammen. Eberhards fränkisches Herzogtum wurde als selbstständige Einheit für immer aufgehoben.
3) Eberhard I., Graf, * nach 1240, ✝ 23. 8. 1311; wurde nach der Hausteilung der Grafschaft (1260) zum Begründer der jüngeren Katzenelnbogener Linie (1403 im Mannesstamm erloschen). Als enger militärischer und politischer Berater der Könige Rudolf I. von Habsburg, Adolf von Nassau und Albrecht I. trat er energisch für die königlichen Rechte am Mittelrhein ein, wobei er seine eigenen Interessen mit denen des (Heiligen Römischen) Reiches verband.
4) Eberhard I., Erzbischof (seit 1147), * um 1085, ✝ Kloster Rein (Steiermark) 21. 12. 1164; aus dem bayerischen Geschlecht der Edelfreien von Hilpoltstein und Biburg; wurde 1125 Mönch zu Prüfening (heute zu Regensburg) und 1133 der erste Abt des von ihm gegründeten Klosters Biburg. Als Erzbischof förderte er die kirchlichen Reformbestrebungen im Sinne Gerhohs von Reichersberg und Gottfrieds von Admont; 1159 stellte sich Eberhard auf die Seite Alexanders III., doch suchte er zwischen Kaiser Friedrich I. Barbarossa und Papst Alexander III. zu vermitteln. Einen Bruch mit dem Kaiser vermied er.
5) Eberhard II., Erzbischof (seit 1200), * um 1170, ✝ Friesach (Kärnten) 1. 12. 1246; aus dem schwäbischen Geschlecht der Freiherren von Regensberg; wurde 1196 Bischof von Brixen. Als Erzbischof von Salzburg war er einer der bedeutendsten Reichsfürsten seiner Zeit und einer der tatkräftigsten Anhänger der Staufer im Kampf gegen das Papsttum. 1240 ließ Gregor IX. ihn deswegen bannen. Eberhard beendete die Selbstständigkeitsbestrebungen des Bistums Gurk, indem er dieses sowie die drei neu gegründeten Suffraganbistümer Chiemsee (1215), Seckau (1219) und Lavant (1221) als Eigenbistümer in sein Territorium eingliederte. Er gilt als »Gründer des Landes Salzburg«, da er durch Einziehung und Erwerb von Grafschaften, Vogteien und Gütern das Territorium des Erzbistums erweiterte und neue Grundlagen der Landeshoheit legte.
6) Eberhard I., der Erlauchte, Graf, * 13. 3. 1265, ✝ 5. 6. 1325; Sohn Graf Ulrichs I., des Stifters, regierte seit 1279, widersetzte sich erfolgreich dem Versuch der Habsburger, das Herzogtum Schwaben wieder herzustellen und das im Interregnum (1254-73) usurpierte Reichsgut und den ehemals staufischen Besitz zurückzugewinnen. Zugleich verstand es Eberhard, sein Gebiet zu vergrößern. Seine aggressive Expansionspolitik sowie sein politischer Ehrgeiz gefährdeten fast den Bestand der Grafschaft, doch gelang es ihm, 1323 von König Ludwig IV., dem Bayern, eine Bestätigung seines Besitzes in vollem Umfang zu erhalten. Unter Eberhard begann Württemberg, ein einheitliches Territorium zu werden.
7) Eberhard II., der Greiner [»Zänker«], auch der Rauschebart, Graf, * 1315, ✝ 15. 3. 1392, Enkel von 6); regierte seit 1344, anfangs mit seinem Bruder Ulrich IV. (✝ 1366). Ähnlich seinem Großvater suchte er, sein Territorium gegen die Städte zu sichern, und war unermüdlich bestrebt, sein Gebiet zu konsolidieren und abzurunden. Nach 1360 erreichte er die Befreiung von fremden Gerichten und verhinderte die Pläne seines Bruders, das Land zu teilen. Seine Territorialpolitik verwickelte ihn in viele Fehden. Am 23. 8. 1388 besiegte er den Schwäbischen Städtebund bei Döffingen. Eberhard wurde besonders durch L. Uhlands Ballade »Graf Eberhard der Rauschebart« volkstümlich.
8) Eberhard III., der Mịlde, Graf, * 1364, ✝ Göppingen 16. 5. 1417; Sohn des in der Schlacht bei Döffingen (1388) gefallenen Grafen Ulrich; folgte 1392 seinem Großvater Eberhard II., dem Greiner, in der Regierung, zog 1393 zur Unterstützung des Deutschen Ordens nach Preußen (Preußenreise). Eberhard besiegte 1395 bei Heimsheim den Schleglerbund, eine Adelsvereinigung, die sich der Herrschaft der Fürsten widersetzte. Er schloss 1405 mit Fürsten und Städten den Marbacher Bund gegen König Ruprecht von der Pfalz. Eberhard war geschätzt als Bündnispartner und Schiedsrichter.
9) Eberhard I., im Bart, als Herzog (seit 1495) Eberhard I., als Graf Eberhard V., * Urach 11. 12. 1445, ✝ Tübingen 24. 2. 1496, Sohn von Graf Ludwig; stand zunächst bis 1459 unter der Vormundschaft seines Onkels, Graf Ulrich V. Im Vertrag von Münzingen vereinigte er 1482 die seit 1442 geteilte Grafschaft. Durch weitere Hausverträge setzte er die Unteilbarkeit des Landes fest und stärkte unter freiwilliger Einbeziehung der Landstände die Landeshoheit. Dem politischen Einigungsprozess folgte ein energischer Ausbau der Landesverwaltung (u. a. Schaffung des württembergischen Hofgerichts, Reorganisation des Militärwesens, Stadtrechtsverleihungen, 1477 Gründung der [Eberhard-Karls-]Univ. Tübingen). Seit 1488 gehörte Eberhard dem Schwäbischen Bund an, dessen oberster Feldhauptmann er wurde. Als Verfechter einer Reichsreform erwarb sich Eberhard hohes Ansehen im Reich, v. a. wegen seiner steten Bereitschaft zur Vermittlung; 1495 erhob König Maximilian I. ihn in den Herzogsstand.
V. Himmelein: E. der mit dem Barte (1977).
10) Eberhard III., Herzog (seit 1628), * Stuttgart 16. 12. 1614, ✝ ebenda 3. 7. 1674; trat 1633 dem Heilbronner Bund bei, musste 1634 nach dessen Niederlage bei Nördlingen sein Land verlassen, das er 1638 zum größten Teil, 1648 durch französische und schwedische Hilfe ganz zurückerhielt. Den Wiederaufbau des verwüsteten Territoriums überließ er weitgehend seinen fähigen Räten. 1660 trat Eberhard dem 1. Rheinbund bei.
11) Eberhard Ludwig, Herzog (seit 1677), * Stuttgart 18. 9. 1676, ✝ Ludwigsburg 31. 10. 1733; stand bis 1693 unter Vormundschaft. Er befehligte im Spanischen Erbfolgekrieg das Oberrheinische Reichsheer. Seine Leidenschaft für Prachtbauten (Anlage von Stadt und Schloss Ludwigsburg), Militärwesen (Unterhalt eines stehenden Heeres) sowie mehr oder weniger erfolgreiche Verwaltungs-, Wirtschafts- und Schulreformen erschöpften die finanziellen Mittel des Landes. Er stand seit 1708 unter Einfluss seiner Geliebten Christiane Wilhelmine von Grävenitz.
Eberhard,
1) Fritz, eigentlich Hellmut von Rauschenplat, Publizist, * Dresden 2. 10. 1896, ✝ Berlin 29. 3. 1982; war seit 1920 politischer Publizist in Göttingen und Berlin, lebte 1937-45 im Exil in Großbritannien, 1946-49 Abgeordneter (SPD) im württembergisch-badischen Landtag, Mitglied des Parlamentarischen Rates; 1949-58 Intendant des Süddeutschen Rundfunks, 1961-68 Professor für Publizistik an der Freien Universität Berlin.
Werke: Der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit (1932); How to conquer Hitler (1939, mit Hilda Monte); Help Germany to revolt (1942, mit Hilda Monte); The next Germany (1943); Der Rundfunkhörer und sein Programm (1962).
2) Wolfram, Sinologe, * Potsdam 17. 3. 1909, ✝ Berkeley (Kalifornien) 15. 8. 1989; wurde 1937 Professor in Ankara und 1949 in Berkeley (Kalifornien), beschäftigte sich in zahlreichen methodisch bahnbrechenden Studien mit der ethnologischen und soziologischen Erforschung der chinesischen Kultur.
Werke: Typen chinesischer Volksmärchen (1937); Lokalkulturen im alten China, 2 Bände (1942); History of China (1948; deutsch Chinas Geschichte); Conquerors and rulers (1952); Social mobility in traditional China (1963); Guilt and sin in traditional China (1967); Moral and social values of the Chinese (1971); Südchinesische Märchen (1976); China und seine westlichen Nachbarn (1978); Life and thought of the ordinary Chinese (1982); Lexikon chinesischer Symbole (1983).
Universal-Lexikon. 2012.