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islamische Kunst
islamische Kunst,
 
die Kunst derjenigen Völker, deren Mehrheit oder herrschende Minderheit dem ihre Kultur bestimmenden und ihre Einheit stiftenden Islam anhängen. Durch das Vordringen des Islam seit dem 7. Jahrhundert erstreckte sich das Gebiet der islamischen Kunst über Syrien in westlicher Ausdehnung bis nach Nordafrika und Spanien und in östlicher über Irak und Iran einerseits bis nach Nordindien und andererseits nach Anatolien. Die beherrschenden Gattungen sind Architektur und Kunsthandwerk, die gegen Ende des 7. Jahrhunderts in der Begegnung mit der byzantinisch-spätantiken Kunst des alten Syrien ihren Anfang nahmen. Vielfach wurden dabei Techniken und Handwerker übernommen, aber einem neuen Konzept von der Rolle der Kunst unterworfen. Als sakrale Bauaufgaben entwickelten sich Moschee, Klosterfestung (Ribat), Mausoleum, Medrese (Koranhochschule), als profane Palast (mit Moschee), Bad (Hammam), Sternwarte, Festung (Stadtburg), Stadtmauern, Stadttor, Brücke, Staudamm, Aquädukt, Zisterne, Markt (Basar), Hospital, Wohnhaus, Handelshaus, Karawanserei (Chan). Großbauten wurden fast immer von den Herrschern aus Staatsmitteln errichtet; ihre Moscheen und Mausoleen oder mit Klöstern, Hospitälern und Schulen verbundenen Grabmoscheen ließen sie dagegen häufig aus ihrem Privatvermögen erbauen und durch Stiftungen unterhalten. Im Mittelalter wurden bürgerliche Stiftungen häufiger. Ein Charakteristikum der islamischen Architektur ist der flächendeckende Dekor, der die Struktur der Bauwerke meist völlig überspielt. Ihre Funktion wird in der Entmaterialisierung der Wand und/oder der Entgrenzung des Raumes gesehen, nicht im Sinne einer Dynamisierung, sondern als stehender, richtungsloser Raum. Diese Flächenornamentik überzieht auch die Gegenstände des Kunsthandwerks. Zur Ausstattung der Moscheen entstanden holzgeschnitzte Predigtstühle (Mimbar) und Koranständer, später in Einlegearbeit, Glasampeln mit Email- und Goldmalerei, geknüpfte Teppiche, die man auch im Wohnhaus ausbreitete. Kissen und kleine bewegliche Möbelstücke ergänzten den Wohnkomfort, Bronze-, Silber- und Goldgefäße, seit dem 12. Jahrhundert abgelöst durch tauschierte Metallgefäße, Bergkristalle, geblasene Gläser, Keramikteller und -gefäße dienten als Gebrauchs- und Ziergerät. Holz- und Elfenbeinschnitzerei, Buchkunst und Miniaturmalerei blühten. Mit Seide applizierte Stoffe, Seidenstoffe und Brokate waren auch in Europa begehrt. Das in den Aussprüchen des Propheten (Hadith) begründete Verbot, lebende Wesen darzustellen, ist zwar nur in der religiösen Kunst strikt befolgt worden (und selbst hier gibt es einige Ausnahmen), führte aber doch zu einer breiten Entfaltung nichtfiguraler Darstellungsformen wie Schriftkunst (Kalligraphie), Ornamentik (Stern- und Flechtmuster, Arabeske) sowohl in der sakralen wie in der profanen Kunst. Im höfischen und bürgerlichen Bereich wurde das Bilderverbot jedoch mit wechselnder Intensität durchbrochen, im Osten mehr als im Westen (ausgenommen die Hofkunst der Omaijaden). Gleichsam als nichtfigurale Beurkundung der Offenbarung im Koran stehen Bilderverbot und Zierschrift in einem kausalen Verhältnis. Verwendet wurde die eckige Form der arabischen Schrift (Kufi), im Osten auch Schriftformen mit rundem Duktus (Tulut u. a.), um Korantexte an Bauten und Gegenständen anzubringen. Die Flächen füllende Ornamentik, im Westen meist geometrische Motive, im Osten stilisiertes Rankenwerk, wurden in Rahmen (Bordüren) nach dem Prinzip des unendlichen Rapports, zum Teil um ein oder mehrere Medaillons, Kartuschen, Nischenmotive (Mihrab) u. a., aufgebaut.
 
 Omaijaden (661-749/750)
 
Während noch Mitte des 7. Jahrhunderts einfache Umbauten vorhandener byzantinischer Kirchen in muslimischen Betstätten vorgenommen wurden (Jerusalem, nach 637) oder nach dem Vorbild des Hauses Mohammeds (Wohnhof mit Halle) entstanden (Fustat), wendeten sich die Omaijaden seit 684 repräsentativen Bauvorhaben zu. Die Kaaba in Mekka wurde umgestaltet, wenn auch immer noch in bescheidenen Maßen, und der Felsendom errichtet. Sein nichtfiguraler Mosaikenschmuck bildet einen ersten Höhepunkt der omaijad. Kunst. Goldmosaiken füllten auch die gewaltigen Innenräume der Großen Moschee in Damaskus (errichtet unter dem Kalifen Walid I. 705-715); die obere Bogenstellung des Arkadenhofs ist im Süden und Norden mit ornamentalen Stuckgitterfenstern versehen. Die Umfassungsmauern eines an dieser Stelle gelegenen römischen Tempels und die Ecktürme wurden (als Minarette) wieder verwendet. Die Grundidee, Umfassungsmauern um einen quer liegenden breiten Betsaal (die Breitseite mit Mihrab in Richtung Mekka), der Hof von gleicher Größe mit Arkaden und vier Eckminaretten, gewann Modellcharakter. Schon der Kalif Abd al-Malik (685-705) hatte Schlösser erbauen lassen; Walid I. erbaute die Residenzen Anjar, Minja, vielleicht die Feste Kharanak und 20 km davon entfernt Kusair Amra; das kleine Badeschlösschen war ganz mit Fresken ausgemalt. Auch der Kalif Hischam (724-743) hat sich als Bauherr hervorgetan. Er ließ südwestlich von Palmyra Kasr al-Heir al-Gharbi mit ummauertem Jagdgehege errichten. Das stuckverzierte Eingangstor mit Türmen und der Säulenhof mit fast vollplastischen Stuckreliefs befinden sich im Nationalmuseum von Damaskus; im Dekor fließen sassanidische und byzantinisch-spätantike Motive zusammen. Hischam hat auch Khirbat al-Mafdjar am Toten Meer gebaut, die aufwendigste der bisher bekannten Residenzen. Sie ragt hervor durch Bodenmosaiken und Stuckdekor (Jerusalem, Palästinamuseum). Dagegen wurde der Dekor der Torfassade von Mschatta südlich von Amman wohl aus der Zeit Walids II. (743/744), heute im Berliner Pergamon-Museum, aus Stein gemeißelt. Er zeigt einerseits ebenfalls die sassanidischen Einflüsse (Tiere), andererseits wird aber auch erstmals die stilisierte richtungslose Pflanzenornamentik fassbar, die in zahlreichen Varianten im Osten weithin bestimmend werden sollte (Arabeske). Die islamische Kunst der Omaijadenzeit erweist sich in mehrfacher Hinsicht als traditionsbildend. Im Westen lebte sie im maurischen Stil in Nord- und Nordwestafrika sowie Spanien unter den Almoraviden, Almohaden und Nasriden weiter (11. bis 15. Jahrhundert).
 
 Abbasiden (749/750-1258)
 
Bagdad, die aus Lehmziegeln in sassanidischer Tradition errichtete »Runde Stadt« mit Palast und Großer Moschee, ist in ihrer ursprünglichen Gestalt nur aus Beschreibungen arabischer Quellen bekannt. Anschaulicher ist die hufeisenförmige Stadt Rakka, von der die Mauern, das Bagdad-Tor, die Große Moschee und eine Reihe von Palästen ausgegraben worden sind. Ins 8. Jahrhundert fällt auch die Erbauung des Wüstenschlosses Uhaidir (mit Portaliwan in sassanidischer Tradition), die Hauptbauzeit der Amr-Moschee in Fustat und der El-Aksa-Moschee in Jerusalem (780; 1035 wurde die Anzahl der Schiffe von 15 auf 7 reduziert), die erstmals die für Syrien und Nordafrika typische T-Form des Grundrisses erhielt (mit Arkadenreihen parallel zur Kiblawand mit dem Mihrab und einem breiteren Mittelschiff). Die 17-schiffige Große Moschee von Kairouan (836) mit Marmormihrab und dem kostbaren Holzmimbar ist tiefer als breit (»arabisch Typ«) und zeigt den T-förmigen Grundriss. Vor 796 wurde das Ribat in Sousse gegründet, eine typische Klosterfestung. Der Kalif al-Mutawakkil erbaute im 9. Jahrhundert in der neuen Residenz Samarra die Große Moschee mit dem nach seiner spiralig aufwärts steigenden Außenrampe benannten noch stehenden Minarett Al-Malwija. Die Wände der ausgegrabenen Moscheen und Paläste waren mit Stuckdekorationen bedeckt, die entweder gemodelt oder geschnitten (Schrägschnitt) wurden. Es gab auch figürliche Wandmalerei.
 
Der abbasidische Stil wurde im 9. Jahrhundert auch in Ägypten übernommen (durch Ahmed Ibn Tulun und seinen Sohn). Die Ibn-Tulun-Moschee gehörte zur 3. islamischen Gründung im Gebiet des heutigen Kairo mit einem Palast und einem Paradeplatz. Das Minarett der Moschee (876-879) knüpft an die Al-Malwija von Samarra an. Die Stuckdekorationen an Arkadenbögen, Stützpfeilern und um die Spitzbogenfenster des Moscheenhofs zeigen Arabeskenornamentik im Samarrastil. Im 8.-11. Jahrhundert wurden in Ägypten Lüsterfayencen und Gläser mit Lüstermalerei hergestellt.
 
Über die Baukunst dieser Zeit in Iran unter den Samaniden und Bujiden ist man durch die Reste der Moscheen in Damgan (zwischen 750 und 786), Siraf (815-825), Nayin (Ostiran, Mitte 10. Jahrhundert) und Balkh (erste Hälfte 9. Jahrhundert) unterrichtet. Iwan als Portal oder vor der Kiblawand, Rundpfeiler, Tonnengewölbe u. a. wurden aus der sassanidischen Baukunst übernommen, auch der Stuckdekor leitet sich wohl daher ab (und beeinflusste den Samarrastuck). Beim Mausoleum des Samaniden Ismail (9.-10. Jahrhundert) trat die Ziegelfügung (mit keramischen Elementen) auf; sie löst die Festigkeit der Wand optisch auf. Nischapur und Samarkand waren seit dem 9./10. Jahrhundert Zentren der Keramikproduktion. Lüsterfayence war bekannt. Blauweiße Stücke zeigen nordchinesischen Einfluss (Zeit der Liaodynastie, 916-1125). Außerdem wurden getriebene Silbergefäße und in Khusistan Seidenstoffe hergestellt. Die Kunst der prachtliebenden Ghasnawiden (987-1187) und der nachfolgenden Ghoriden in Afghanistan (afghanische Kunst) zeigt mit hohen Türmen und konischen Minaretten zentralasiatische Elemente. Nach neueren Forschungen ist den Ghasnawiden ein prägender Einfluss auf die Kunst der Seldschuken zuzuschreiben. Die islamische Kunst gelangte damals bis nach Nordindien.
 
 Fatimiden (909-1171)
 
In ihrer Hauptstadt Kairo ließen die Fatimiden 970-972 die (später erneuerte) Azhar-Moschee erbauen. Mehrere Beispiele typisch fatimidischen Stuckdekorationen sind erhalten. 990 setzte die Bauzeit der Al-Hakim-Moschee ein, die aber weniger stilbildend für Ägypten wurde als die kleine Al-Akmar-Moschee (1125) mit ihrer Fassade zur Straße hin. Von den Palästen (Kalat Beni Hammad in Algerien, Palermo) kennen wir nur Reste. Palermo besitzt in der normannischen Palastkapelle (12. Jahrhundert) eine bemalte hölzerne Kassettendecke fatimidischer Künstler mit zum Teil figürlicher Malerei. Fatimidische Bergkristalle, Holz- und Elfenbeinschnitzerei, luxuriöse Leinenstoffe (zum Teil mit Seidenapplikationen), später auch Seidenstoffe, die Lüsterkeramik von Fustat waren begehrt und machten die Hauptstadt Kairo und Alexandria zu zentralen Handelsplätzen. In Sizilien entstanden bemalte Elfenbeinkästen und Pyxiden und in Unteritalien reliefierte Hörner (Olifanten) und Kästen, die als sarazen. Arbeiten den fatimidischen Stil nach Europa vermittelten.
 
 Seldschuken (1040-1194) und Rum-Seldschuken (1077-1307)
 
Mit den Seldschuken drangen seit der Jahrtausendwende zentralasiatische Elemente in die islamische Kunst des Iran (1037), des Irak (1055), Anatoliens (1071) und Syriens (1094) ein: die Grundideen von Zelt, Zeltstütze und geometrisch gemusterten Textilien. Zugleich übernahmen sie die Formen des samanidischen Iran und gaben ihnen vielfach eine neue Richtung. Als Grabbau brachten sie die aus der runden Jurte vermutlich durch Aufnahme armenischer Steinbaukunst entwickelte Türbe (Kümbed, Gumbad) mit Kegeldach mit, im Sockelgeschoss die Grabkammer, darüber ein Kuppelraum als Betsaal. In Merw entstand, wohl nach dem Vorbild buddhistischer Bauten Zentralasiens, die erste doppelschalige Kuppel der islamischen Kunst (Mausoleum für Sandjar, ✝ 1157). Das Minarett erhielt durch die Seldschuken die konisch aufsteigende, schmale hohe Form. In Nischapur wurde für die Medrese, die nicht mehr in die Moschee integrierte Lehrstätte, die in Khorasan übliche Wohnhausform (Hofhaus mit Iwanen an den vier Hofseiten) gewählt; das Vier-Iwan-Schema verbreitete sich über Bagdad allgemein, der Iwan wurde auch für Klöster, Hospitäler, Karawansereien sowie für die Moschee übernommen. Die seldschukische Vier-Iwan-Moschee Irans wurde außerdem mit einer Kuppel vor der Mihrab ausgestattet (Freitagsmoschee von Isfahan). Betont wird auch das Eingangsportal. Syrien übernahm das Vier-Iwan-Schema u. a. Neuerungen, die Sengiden griffen aber im 12. Jahrhundert in Aleppo und Damaskus auch auf omaijad. Traditionen zurück. Im 12./13. Jahrhundert wurde die Zitadelle von Aleppo errichtet. Im östlichen Anatolien entstanden feste Städte der rivalisierenden Reiche, Konya (1134 Hauptstadt der Rum-Seldschuken), Kayseri und Sivas, Divriği und Erzincan, Erzurum u. a. Die Rum-Seldschuken begannen im 13. Jahrhundert unter Kaikobad I. (1219-36) ein Netz von Karawansereien aufzubauen, die die Handelswege sicherten, z. B. Karatay-Han (1229-48) und Sultan-Han (1278) von Aksaray. Auch die Küstenstadt Alanya wurde zwischen 1219 und 1236 befestigt. Im 13. Jahrhundert entstanden in Anatolien zahlreiche Türben aus Stein (Erzurum, Konya, Kayseri) sowie Medresen (Erzurum, Sivas). Bei den Moscheen fiel der Hof fort. Ein Beispiel ist die Ala-ed-Din-Moschee in Konya, in der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts unter Masud I. errichtet; sie besitzt einen quadratischen Zentralraum mit großer Kuppel auf vier Pfeilern, ebenso z. B. die Ulu-Moschee in Kayseri (1135-36). Charakteristisch für die Baukunst Anatoliens sind auch die überreich mit Relief ausgeschmückten Portale (Divriği, Konya, Niğde, Sivas usw.), darunter auch Tiere und Fabelwesen zentralasiatischer Herkunft (ursprünglich schamanistische Symbole). Neben Stuck oder Ziegelfügungen mit Keramik trat seit dem 12. Jahrhundert der glasierte Fliesenschmuck. Ein Beispiel dafür ist der zentrale Kuppelraum und der Hauptiwan der Büyük-Karatay-Medrese (1251) von Konya.
 
Wichtige Keramikzentren waren im 12. Jahrhundert Rakka in Syrien, Kaschan und Raj in Iran. Zu den bevorzugten Techniken zählten Lüster und Minaï (Schmelzfarben auf weißem, auch türkisfarbenem Grund). In der Buchkunst gehören zu den bedeutenden Zeugnissen im 13. Jahrhundert besonders die Miniaturen der sich in Nordirak und Syrien, später auch in Ägypten ausbreitenden Bagdader Schule und (als Nachblüte) im 14. und 15. Jahrhundert Miniaturen zu Ausgaben hoher Literatur (Kalila und Dimna, »Makamen« des al-Hariri). Hervorzuheben ist auch die Teppichkunst (einige anatolische Teppiche aus dem 13. Jahrhundert haben sich in Konya erhalten) sowie die hohe Qualität tauschierter Bronzen im 12. Jahrhundert aus Khorasan (Nischapur) und Herat, im 13. Jahrhundert aus Mosul und in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts aus Damaskus und Kairo.
 
 Ilchane und Timuriden (13. Jahrhundert bis Anfang 16. Jahrhundert)
 
Das frühe 14. Jahrhundert ist durch eine starke Bautätigkeit unter den islamisierten mongolischen Herrschern in Iran geprägt. In der Residenz Täbris entstand ein neues Stadtviertel, von der Residenz Sultanije steht noch die mächtige Ruine des Mausoleums des Herrschers, erbaut 1305-15 (mit Zweischalenkuppel, Kuppelhöhe 55 m, Durchmesser 31 m). In ebenfalls oft groß dimensioniertem Maßstab entstanden Moscheen (Täbris, Jazel, Veramin), Medresen (Anbau der Freitagsmoschee in Isfahan) und Minarette (Isfahan), reich mit Stuck und Fayencemosaik geschmückt, ebenso die Türben (Veramin, Radkan, Maragheh, Hamadan). Samarkand wurde zur glänzenden Residenz ausgebaut; u. a. ließ Timur für sich und seine Familienmitglieder Grabbauten errichten, die außen wie innen mit blauen und grünen Fayencemosaiken bedeckt wurden. In Kesch stehen noch Reste von einem einst riesigen Palast Timurs (um 1400). Im 15. Jahrhundert blühte auch Herat als Residenz, in Meschhed entstand die Moschee des Gauhar Schad, vollendet war die Farbigkeit z. B. der Blauen Moschee in Täbris, in Isfahan des Mausoleums des Darb-e Imam (1453). In Afghanistan wurde Mazar-e Sharif zum Zentrum, timuridisch ist auch die Baukunst Bucharas im 15. und 16. Jahrhundert.
 
Die Lüsterfliesen verwendete man v. a. für Mihrabs, hergestellt wurden sie im 14.-16. Jahrhundert in Kaschan sowie in Veramin. Andere Erzeugnisse Kaschans waren Keramiken mit Überglasurmalerei in Gold und Rot sowie weiß oder blau glasierte Gefäße (Einfluss chinesischer Songkeramik), als Material wurde die echte Fritte entwickelt. Auch Täbris wurde ein bedeutendes Keramikzentrum, es belieferte die Ilchane auch mit tauschierten Waren. Die persische Buchkunst und Miniaturmalerei erreichte ihre Höhepunkte im 15. Jahrhundert (Schiras, Herat) und frühen 16. Jahrhundert (Täbris).
 
 Aijubiden (1171-1250) und Mamelucken (1250-1517)
 
Fast alle Bauten dieser Epoche entstanden in Kairo; Saladin errichtete die Zitadelle und stiftete eine Grabmedrese, anstelle des Mausoleums wurde 1211 das Mausoleum für den Imam asch-Scheifi als weiter Kuppelraum erbaut; er zeigt bereits die für Kairo typische Zusammenfassung der Fenster zu Gruppen. Weitere Charakteristiken sind in Kairo die Verwendung verschiedenfarbigen Steins (an Fassade, Mihrab usw.), die hoch strebenden Kuppeln und die Minarette in dreistufigem Aufbau mit Bekrönung, die Höhe der Bauten und damit die Erzeugung eines eher engen Raumgefühls (trotz Übernahme des Vier-Iwan-Schemas), die abwechslungsreiche Grundrissgestaltung. Die Grabmedrese des Sultans Malik Salih von 1242-44 entwickelte die Nischenfassade weiter, verwendete den Iwan und die farbige Steininkrustation. Die Verbindung von Grabbau mit anderen Bautypen findet eine besondere Ausprägung in der Stiftung des Sultans Kalaun: ein Mausoleum in Anknüpfung an den Felsendom in Jerusalem, eine Medrese und ein Hospital (1284-93). Die kreuzförmige Grabmoschee des Sultans Hasan (1356-62) besitzt zwischen den Kreuzarmen sechsgeschossige Medresen und das Mausoleum in einem verlängerten Kreuzarm; besonders eindrucksvoll ist die Eingangsfassade mit Nischen und das seitliche Eingangstor mit einer halben Stalaktitkuppel. In der angewandten Kunst sind v. a. die mameluck. Teppiche zu nennen.
 
 Safawiden (1501-1722)
 
Täbris, Ghaswin und Isfahan lösten sich als Hauptstädte ab, Letztere wurde von Schah Abbas I., dem Großen, zu einem prunkvollen Zentrum ausgebaut. Die Grabmoschee des Scheichs Safi (in Ardebil) wurde das bedeutendste Mausoleum der Zeit, die Schahmoschee (Isfahan) ihre hervorragende Moschee. Häufig wurden die sakralen Bauten mit Fayencemosaik überzogen (Kuppel, Innenhöfe); Schrift und Arabeske bestimmten den Dekor. Abbas I. gestaltete auch die Paläste in Isfahan in engem Zusammenhang mit der ganzen Stadt; vom Tschehel-Sutun-Palast haben sich auf quadratischen Fliesen gemalte großflächige Bildkompositionen erhalten. Sowohl in dieser Malerei als auch in Buchkunst und Miniaturmalerei fanden bekannte Meister wie Kemal ad-Din Behsad (Täbris) und Resa Abbasi (Isfahan) neue Themen und einen eigenen Stil, der sich auch im Kunstgewerbe ausbreitete. Stoffe und Teppiche wurden in Wolle und Seide gefertigt, zuweilen mit Gold- und Silberfäden broschiert. Das 16. Jahrhundert brachte für den klassischen persischen Teppich die Blütezeit.
 
 Osmanen (1326-1922)
 
Die Baukunst ging zuerst von seldschukischen Vorbildern aus (immer von Kuppelelementen und -reihen). Typisch für das 14. Jahrhundert ist die Ulu Camii (Hauptmoschee) in Bursa (1396-1402), eine Pfeilerhalle mit Kuppeln über jedem Abschnitt. Iran. Herkunft sind dagegen die Fliesenausstattung in Blau, Grün, Weiß und Gelb der Yeşil Camii (1423 vollendet) von Bursa und der Arkadenhof der Üç Şerefeli Camii (1437 ff.) von Edirne. Die nach chinesischem Vorbild blau und weiß bemalten Fliesen der Muradiye (1436/37) in Edirne stammen ebenfalls aus Täbris. Spätestens um 1495 wurde die Keramikproduktion in İznik aufgenommen; die Herkunft älterer türkischer Gefäßkeramik ist ungeklärt: die elegante Gattung des 15. Jahrhunderts mit kobaltblauem Dekor (vielleicht aus Kütahya) und die mit reichem osmanischem Pflanzendekor bemalte mehrfarbige Ware (traditionell »Damaskusfayence« genannt, weil ihre Farbenskala später in Damaskus angewandt wurde). Vielleicht entwickelte sich diese Gattung in İznik, wo dann mit Sicherheit die »Rhodosfayence« entstand.
 
Im 16. Jahrhundert gipfelte die osmanische Baukunst in Schöpfungen des Architekten Sinan. Seine Entwicklung wurde von ihm selbst in den drei Moscheen Şehzade, Süleymaniye, beide in Istanbul, und in der Selimiye in Edirne festgemacht. Seine über 300 Bauten machten Schule, auch im Bau von Schulen, Mausoleen, Karawansereien und Brunnen setzte sich sein Stil durch. Im Baudekor herrschten ab 1525 farbige Fliesen vor, die bevorzugt mit Blüten bemalt wurden, um 1560 kam in İznik das Bolusrot (auch »Rhodosrot« genannt) auf, zuerst verwendet in Sinans Rüstem Paşa Camii (1561) in Istanbul. Stoffe und Teppiche kamen aus den Hofmanufakturen in Bursa und in Uşak. Der Einfluss europäischer Formen seit dem 18. Jahrhundert bedeutete in fast allen künstlerischen Bereichen einer Abnahme eigenständiger Leistungen, v. a. in der Architektur kam es zu direkten Übernahmen westlicher Techniken und Bauformen.
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Kalligraphie · Moschee · Orientteppich
 
Literatur:
 
The encyclopaedia of Islam, hg. v. H. A. Gibb u. a. (Leiden 1960 ff.);
 E. Kühnel: Die Kunst des Islam (1962);
 E. Kühnel: Islam. Kleinkunst (21963);
 E. J. Grube: Welt des Islam (a. d. Engl., 1968);
 
Propyläen-Kunstgesch., hg. v. K. Bittel u. a., Bd. 4: Die Kunst des Islam, bearb. v. J. Sourdel-Thomine u. a. (1973);
 
Lex. der Islam. Welt, hg. v. K. Kreiser u. a., 3 Bde. (1974);
 A. Renz: Gesch. u. Stätten des Islam von Spanien bis Indien (1977);
 U. Vogt-Göknil: Die Moschee (Zürich 1978);
 K. Otto-Dorn: Kunst des Islam (21979);
 H. Stierlin: Architektur des Islam vom Atlantik zum Ganges (a. d. Frz., Zürich 1979);
 
Meisterwerke i. K. Gemälde u. Miniaturen im Topkapi-Museum in Istanbul, bearb. v. M. Ş. Ipşiroglu (1980);
 
I. K., bearb. v. R. Ettinghausen, Ausst.-Kat. (1981);
 A. Papadopoulo: I. K. (a. d. Frz., 21982);
 
Kunst u. Kunsthandwerk unter den Osmanen, hg. v. Y. Petsopoulos (a. d. Engl., 1982);
 
Weltatlas der alten Kulturen. Der Islam, bearb. v. F. Robinson (a. d. Engl., 1982);
 
Architektur u. Städtebau des Islam, bearb. v. S. Jakubowski-Zalonis (21985);
 V. Enderlein: I. K. (Dresden 1990);
 
Islamic art & patronage. Treasures from Kuwait, Ausst.-Kat. The Walters Art Gallery, Baltimore, Md., u. a. (New York 1990);
 S. Bianca: Hofhaus u. Paradiesgarten. Architektur u. Lebensformen in der islam. Welt (1991);
 
Architecture for Islamic societies today, hg. v. J. Steele (London 1994);
 
Der islam. Garten. Architektur, Natur, Landschaft, hg. v. A. Petruccioli (1995);
 
Architecture of the contemporary mosque, hg. v. I. Serageldin u. a. (London 1996).

Universal-Lexikon. 2012.