Pal|my|ra:
Stadt in der Syrischen Wüste.
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Palmyra,
arabisch Tụdmur, Tạdmor, Tạdmur, Oasenstadt in Syrien, im Norden der Syrischen Wüste, 18 000 Einwohner; Handwerk (Teppiche, Lederwaren), Fremdenverkehr, Handel mit den Nomaden; Asphaltstraße nach Homs. In der ausgedehnten Oase Dattelpalmen, Granatapfel- und Ölbäume. In der Umgebung Phosphatlagerstätten.
Die gewaltigen Ruinen von Palmyra wurden seit dem Ende des 17. Jahrhunderts von europäischen Reisenden besucht, seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts ausgegraben (v. a. von deutschen, französischen, syrischen, polnischen und schweizerischen Archäologen) und von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Die bisher freigelegten Bauten zeugen von der Blüte der weitgehend selbstständigen, mächtigen Handelsstadt im 1.-3. Jahrhundert n. Chr. Im Osten liegt der Bezirk des Baal mit Tempel (geweiht 32 n. Chr.) in einem von Säulenhallen und Propyläen (um 100) umgebenen Platz (200 × 200 m). Ferner gab es einen Baalschamin-Tempel (130/131) - Baalschamin, der Herr des Himmels, wurde gemeinsam mit Aglibol, dem Mondgott, und Malakbel, dem Sonnengott, verehrt (»Triade« von Palmyra) -, einen Tempel des Nabu (gleichgesetzt mit Apoll) und weitere Tempel (für Arsu und Asizu). Palmyra wurde von einer über 1 km langen Prachtstraße (Große Kolonnade, 220 n. Chr.) von 11 m Breite durchquert, an den 9,5 m hohen Säulen standen auf Konsolen Statuen der Persönlichkeiten der Stadt. An der Säulenstraße liegen das Theater (1. Hälfte 2. Jahrhundert), das Nabuheiligtum, gegenüber Thermen (Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr.), den östlichen Straßenknick fängt ein dreitoriger Ehrenbogen (»Hadriansbogen«) auf, am westlichen steht ein Tetrapylon. Am Westende liegt das »Castrum«, vermutlich die Residenz der führenden Adelsfamilie (2. Jahrhundert n. Chr.). Nahe dem Theater befindet sich die Agora (1. Jahrhundert) mit städtischem Ratsgebäude und Karawanserei. Die in der Nähe gefundene Inschrift (138 n. Chr.) mit einem Preistarif (Zolltarif) ist ein Erlass der städtischen Behörden. In der Umgebung zahlreiche turm- und tempelartige Grabbauten sowie unterirdische Grabanlagen (Hypogäen), gelegentlich mit Malereien (»Dreibrüdergrab«, Mitte 2. Jahrhundert n. Chr.); unter den reichen Funden an Grabplastik herrschen frontal wiedergegebene Büstenreliefs vor; sie zeigen soziale Stellung und Namen an und geben Details (Schmuck, Stoffe, Waffen) minutiös wieder, sie stehen in der Nachfolge der parthischen Bildhauerkunst. Museum v. a. mit lokalen Ausgrabungsfunden.
Palmyra, schon im 2. Jahrtausend v. Chr. erwähnt (aramäisch Tạdmor), verdankte seinen zeitweiligen Reichtum und politischen Einfluss seiner verkehrsgünstigen Lage am Karawanenweg zwischen dem mittleren Euphrat und Damaskus (Südroute der Seidenstraße). Die in Palmyra gefundenen, in Palmyrenisch (aramäische Sprache, semitische Sprachen) abgefassten Inschriften bezeugen die Handelsbeziehungen der Stadt seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. Bedeutung gewann Palmyra in nachchristlicher Zeit als Pufferstaat zwischen den Parthern und dem Römischen Reich, mit dem es wohl schon seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. eng verbunden war. Nach dem Besuch Kaiser Hadrians (129 n. Chr.) war Palmyra als »Civitas libera« militärisch und finanziell unabhängig; im frühen 3. Jahrhundert wurde es römische Kolonie. Um dem Vordringen der Sassaniden zu begegnen, ernannte Kaiser Gallienus den Stadtfürsten Odaenathus zum »Corrector totius orientis«. Odaenathus begründete das Palmyrenische Reich, das die Gebiete vom Roten Meer bis Kilikien im Taurus umfasste und das nach seiner Ermordung um 267 von seiner Witwe Zenobia und seinem Sohn Vaballathus regiert wurde. 272 wurden Palmyra und das Palmyren. Reich von Aurelian zerstört. - Im 12. Jahrhundert wurde im alten palmyren. Hauptheiligtum eine arabische Festung eingerichtet, die Moschee und das kleine Dorf wurden erst 1929-31 auf archäologische Initiative hin verlegt.
Inventaire des inscriptions de Palmyre, bearb. v. J. Cantineau u. a., 10 Bde. (Beirut 1930-49);
M. I. Rostovtzeff: Caravan cities (Oxford 1932, Nachdr. New York1971);
F. Rosenthal: Die Sprache der palmyren. Inschriften (1936);
I. Browning: P. (London 1979);
Land des Baal, bearb. v. K. Kohlmeyer, Ausst.-Kat. (1982);
P. Gesch., Kunst u. Kultur der syr. Oasenstadt, hg. v. E. M. Ruprechtsberger, Ausst.-Kat. (Linz 1987);
H. Stierlin: Städte in der Wüste. Petra, P. u. Hatra - Handelszentrum am Karawanenweg (a. d. Frz., 1996);
P. Kulturbewegung im Grenzbereich, hg. v. A. Schmidt-Colinet (21997).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Palmyra und seine bildliche Hinterlassenschaft
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Pal|my|ra: Stadt in der Syrischen Wüste.
Universal-Lexikon. 2012.