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Damaskus
Da|mạs|kus:
Hauptstadt von Syrien:
sein D./seinen Tag von D. erleben (bekehrt werden, sich von Grund auf wandeln; seine Einstellung gegenüber etw. grundlegend ändern; nach dem 9. Kap. der Apostelgeschichte, wo berichtet wird, wie Saulus zum Paulus wurde).

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Damạskus,
 
arabisch Dimạschk ẹsch-Schạm, französisch Damas [da'ma], Hauptstadt Syriens und der Provinz Damaskus, 690 m über dem Meeresspiegel, am Osthang des Antilibanon, in einer vom Fluss Barada bewässerten Oase, (1995) 1,9 Mio. Einwohner. Damaskus ist eines der bedeutendsten nationalen und religiösen Zentren des Orients mit Universitäten (gegründet 1923) und arabische Akademie (1919), Nationalmuseum und -bibliothek; Sitz des griechisch-orthodoxen, des syrisch-orthodoxen (»jakobitischen«) und des melchitischen Patriarchen von Antiochia, eines syrisch-katholischen Erzbischofs, eines armenischen Bischofs (Katholikat Etschmiadsin), eines lateinischen Titularerzbischofs, eines Vikariats des maronitischen Patriarchen und eines Vikariats des armenisch-kathlischen Patriarchats von Kilikien. Die Industrie beschränkt sich auf Textil-, Nahrungsmittel- und Zementindustrie. Das Kunsthandwerk knüpft an die Tradition des Mittelalters an (Seidenbrokat, Holzintarsien, Kupfergerät, Damast, Damaszener Klingen); internationale Messe; Knotenpunkt wichtiger Verkehrswege u. a. nach Aleppo, Amman, Mekka, Beirut; internationaler Flughafen.
 
Stadtbild:
 
Die malerische historische Altstadt soll auch künftig erhalten bleiben, während sich die seit der französischen Mandatszeit schnell ausdehnende Neustadt modernisiert. Mit neuen Wohnquartieren und Industrievierteln breitet sich die Stadt rasch in die Oase (Ghuta), das Baradatal und entlang des Djebel Kassioun aus. - Aus der Blütezeit der Stadt als Sitz des Kalifats unter den Omaijaden stammt die von Kalif Walid I. (705-715) seit 706 erbaute Große Moschee (Omaijadenmoschee). Die innerhalb der neuen Gesamtanlage stehende, Ende des 4. Jahrhunderts über einem römischen Jupitertempel errichtete Johanneskirche wurde abgetragen (nach der Legende war das Gotteshaus zeitweilig zwischen beiden Bekenntnissen aufgeteilt). Erhalten sind u. a. Reste der Goldgrundmosaiken aus omaijad. Zeit mit Landschafts- und Architekturdarstellungen. Aus der Zeit von Nur ad-Din und den Aijubiden (1154-1250) stammen Stadtmauer und Zitadelle, ebenso eine Gruppe von Moscheen und Medresen. In der Zeit der Mamelucken nach dem Mongoleneinfall von 1260 erfolgte der Ausbau der nördlichen Vorstadt Salihije mit ihrem farbigen Erscheinungsbild der Wandinkrustation. Beispielhaft für die syrische Architektur in der osmanischen Zeit sind Palast und Han von Asad el-Asem (Mitte 18. Jahrhundert). - Das Nationalmuseum in Damaskus enthält eine Sammlung altorientalischer, antiker, byzantinischer und islamischer Kunst. Die Altstadt von Damaskus mit ihren »Suks« (Basaren) wurde durch die UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Die Hauptladenstraße Suk al-Hamidija, etwa 500 m lang und 10 m breit, wird von einer zweigeschossigen, klassizistisch gefärbten Bebauung flankiert und von einer Stahlkonstruktion überdacht, die aus dem Ende des 19. Jahrhunderts stammen.
 
Geschichte:
 
Bodenfunde zeigen, dass die Oase von Damaskus bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. besiedelt war. Der Name der Stadt ist in der Form Dimạschka zuerst in Inschriften des Pharao Thutmosis III. (1490-1436 v. Chr.), wenig später in Keilschriftbriefen der Amarnazeit (um 1350) bezeugt. Größere Bedeutung erlangte Damaskus nach 1000 v. Chr. als Hauptstadt des Aramäerstaates Aram, der anfangs mit Israel konkurrierte, später Koalitionen mit zahlreichen Kleinstaaten Syriens und Palästinas zur Abwehr der Assyrer schloss, die schließlich 732 v. Chr. die Stadt eroberten. Danach war Damaskus Teil des assyrischen, des neubabylonischen (nach 605) und des achaimenidischen (nach 530) Reiches, nach 333 des Alexander- und des Seleukidenreiches. Nach kurzer Herrschaftsperiode der Nabatäer wurde Damaskus 64 v. Chr. von den Römern erobert und blieb mit kurzer Unterbrechung Teil des Römischen, ab 395 des Byzantinischen Reiches. Aus römischer Zeit stammen die frühesten bekannten Baudenkmäler der Stadt.
 
Nach der Eroberung durch die muslimischen Araber (634/636) war Damaskus, damals mit einer überwiegend aramäischen und jakobitischen Bevölkerung (Jakobiten), ab 639 Residenz des Statthalters Moawija I., der hier auch als Kalif (seit 661) blieb und den Ort dadurch zur Hauptstadt des Reiches der Omaijaden und zum Mittelpunkt arabisch-islamischer Politik und Kultur machte. Schon damals begannen größere Teile der Bevölkerung, sich dem Islam zuzuwenden, während Johannes von Damaskus, Sohn eines hohen Beamten der Omaijaden, eben in Damaskus eine systematische Darstellung der Theologie der Ostkirche verfasste. Nach dem Sturz der Omaijaden 749/750 verlegten die Abbasiden in bewusstem Gegensatz zur Politik ihrer Vorgänger die Hauptstadt nach Bagdad. Seither lediglich Provinzhauptstadt Syriens, sank die Bedeutung der Stadt stark ab. Verschiedentlich zwischen muslimischen Machthabern umkämpft, geriet Damaskus 878 unter die Herrschaft der ägyptischen Tuluniden, 945 der Ichschididen, 970-1076 der Fatimiden und blieb während des Mittelalters meist politisch mit Ägypten verbunden, war aber vielfach Herd innerer Unruhen. Nach 1104 wurde Damaskus Sitz einer Dynastie der Seldschuken (Buriden); danach gewann Damaskus als Residenz des Sengiden Nur ad-Din (seit 1154) sowie des Aijubiden Saladin (1174-93) Bedeutung als muslimischer Stützpunkt im Kampf gegen die Kreuzfahrer. Bevölkerungszahl und Wirtschaftsleben stiegen erneut. Es entstanden verschiedene bedeutsame Bauten: Moscheen, Medresen, große Basare und Warenlager, Karawansereien u. a., die - ebenso wie die Gliederung in geschlossene Stadtviertel (Hara) der einzelnen Bekenntnisse - der Stadt noch heute ihr Gepräge verleihen.
 
Die seit 1250 herrschenden Mamelucken konnten Damaskus gegen die Ilchane (1260) und Timur (1401) behaupten. Erst mit dem Zusammenbruch ihrer Herrschaft fiel Damaskus 1516 an die osmanischen Türken (unter Sultan Selim I.). Unter ihnen war es v. a. als Ausgangspunkt der Wallfahrt nach Mekka wirtschaftlich begünstigt, sodass die Einwohner den Ausbau der Stadt weiterführen konnten. Seit dem 19. Jahrhundert (1831-40 kurzzeitig von Ägypten besetzt) war Damaskus ein wichtiger Mittelpunkt der (ost-)arabischen Nationalbewegung (v. a. ab 1878). Am 30. 9. 1918 besetzten arabisch-britische Truppen die Stadt und beendeten die osmanische Herrschaft. Bis 1920 blieb Damaskus unter Kontrolle Feisals I.; 1920 wurde Damaskus Hauptstadt des französischen Völkerbundmandats Syrien (1925/26 Zentrum anti-französicher Unruhen), 1946 des unabhängigen Staates Syrien.
 
Literatur:
 
C. Watzinger u. K. Wulzinger: D., die antike Stadt (1921);
 K. Wulzinger: D., die islam. Stadt (1924);
 S. Munajjed: Bibliographie damasquaine, in: Oriens, Jg. 5 (Leiden 1952);
 E. Wirth: D.-Aleppo-Beirut. Ein geograph. Vergleich, in: Die Erde, Jg. 97 (1966);
 K. Dettmann: D. Eine oriental. Stadt zw. Tradition u. Moderne (1969);
 K. K. Barbir: Ottoman rule in Damascus, 1708-1758 (Princeton, N. J., 1980);
 M. A. Bakhit: The Otoman province of Damascus in the 16th century (Beirut 1982).
 

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Da|mạs|kus: Hauptstadt von Syrien: *sein D./seinen Tag von D. erleben (bekehrt werden, sich von Grund auf wandeln; seine Einstellung gegenüber etw. grundlegend ändern; nach dem 9. Kap. der Apostelgeschichte, wo berichtet wird, wie Saulus zum Paulus wurde): Jo Müller ... erlebte bei einer Attacke in der U-Bahn sein D. ...: „Ich bin seitdem für Polizei in der U-Bahn ...“ (Spiegel 18, 1991, 108).

Universal-Lexikon. 2012.