Ẹrzurum
[-zu-], Provinzhauptstadt in Ostanatolien, Türkei, 1 950 m über dem Meeresspiegel, am Karasu (rechter Quellfluss des Euphrat) unweit der Quelle, 298 700 Einwohner; Atatürk-Universität (gegründet 1957); Nahrungsmittelindustrie, Maschinenbau; Garnison; Verkehrsknotenpunkt.
Auf einer Anhöhe liegt die Zitadelle von Erzurum (ursprünglich von Kaiser Theodosios II. im 5. Jahrhundert angelegt, zuletzt von den Osmanen umgestaltet; der Glockenturm ist ein später umgebautes Minarett des 12. Jahrhunderts). Die frühseldschukische Ulu Camii (Große Moschee) hat eine siebenschiffige Säulenhalle mit Mihrabkuppeln (1179 vollendet); die Lala Pascha Camii (Kleine Moschee), 1563, wird dem Baumeister Sinan zugeschrieben. Aus seldschukischer Zeit stammen die Çifte-Minare-Medrese (heute Museum), die nach 1291 als Hofmedrese (schmaler zweigeschossiger Arkadenhof) erbaut wurde, mit zwei kannellierten Minaren (Minaretten) und einer Türbe (Grabmedrese), sowie die Yakutiye-Medrese von 1310/11, eine Kuppelmedrese mit einem Minarettstumpf und reichem Schmuck (Mukarnas), außerdem verschiedenen Türben (Emir-Saltuk-Türbe, wohl Mitte 12. Jahrhundert).
Erzurum, wohl von Kaiser Theodosius II. an der Stelle einer älteren Stadt als byzantinische Festung im 5. Jahrhundert gegründet, war wegen seiner verkehrsgünstigen Lage zwischen Kleinasien und Iran für Handel und Militär bedeutsam. Seit dem 7. Jahrhundert wechselweise unter der Herrschaft der Araber, Byzantiner und Armenier, die die Stadt Karin (Garịn) nannten, wurde Erzurum 1071 von den Seldschuken eingenommen und erhielt den arabisch-türkischen Namen Ars-e Rum (»Land der Rhomäer«), auf den der heutige Name zurückgeht; seit 1517 ist Erzurum türkisch. Die Stadt wurde 1829, 1878 und 1916 von den Russen besetzt. 1919 trat hier der erste Kongress der national-republikaischen Bewegung unter Kemal Atatürk zusammen.
Universal-Lexikon. 2012.