Kụnst|hand|werk 〈n. 11; unz.〉
1. 〈i. w. S.〉 = Kunstgewerbe
2. 〈i. e. S.〉 Handwerk zur künstler. Gestaltung von Gebrauchsgegenständen
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Kụnst|hand|werk, das:
1. Handwerk, bei dem Gebrauchsgegenstände, Schmuckwaren u. dgl. künstlerisch gestaltet werden.
2. im Kunsthandwerk hergestellte Gesamtheit von Gebrauchs- u. Ziergegenständen.
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Kunsthandwerk,
unter ästhetischen Gesichtspunkten gestaltete Gebrauchsgegenstände und Ziergeräte aller Epochen aus den verschiedensten Materialien. Die im gleichen Sinne verwendete Bezeichnung Kunstgewerbe entstand im 19. Jahrhundert, als die handwerkliche Herstellung solcher Objekte keine Selbstverständlichkeit mehr war und die maschinelle Produktion zunehmend an Bedeutung gewann. Kunsthandwerk und Kunstgewerbe verwandt sind die Begriffe angewandte Kunst und dekorative Kunst. Geschichtlich betrachtet steht hinter der Bezeichnung Kunstgewerbe eine Bewegung zur Förderung des seit dem frühen 19. Jahrhundert niedergegangenen Handwerks. Die künstlerischen Gegenstände, die bis Ende des 18. Jahrhunderts der Werkstatt oder dem Manufakturbetrieb des Handwerkers entstammten, waren nun in beliebiger Zahl vom Industriearbeiter herstellbar, der aber zum Gegenstand selbst keine künstlerische Beziehung mehr besaß. Der damit verbundenen Abwertung kunstgewerblicher Gegenstände versuchten als Erste K. F. Schinkel und P. C. W. Beuth in Berlin entgegenzutreten. Sie gaben 1821-37 ihre »Vorbilder für Fabrikanten und Handwerker. ..« heraus, die den neuen Fertigungsweisen ästhetisch anspruchsvolle Gegenstände abverlangten. Ebenfalls 1821 eröffneten sie die Berliner Gewerbeschule. Im Sinne des Historismus lehnte sich auch das Kunsthandwerk stilistisch an vergangene Epochen der Kunstgeschichte an. Die Londoner Weltausstellung von 1851 zeigte kunstgewerbliche Arbeiten auf internationaler Ebene und erweiterte den Geschmack um exotische und orientalische Stilelemente, die besonders in Großbritannien und Frankreich Verbreitung fanden. Sie gab auch den Anstoß zur Gründung des ersten Kunstgewerbemuseums. Impulse, die von den Reformbestrebungen W. Morris' und des Arts and Crafts Movement ausgingen, fanden über England hinaus folgenreichen Anklang. Die Weltausstellung von 1900 in Paris zeigte neben Meisterleistungen des Historismus bereits auch solche des Jugendstils, mit dem eine wirkliche Erneuerung des Kunsthandwerks einsetzte. Die Wiener Werkstätte und der Deutsche Werkbund, v. a. aber das 1919 von W. Gropius in Weimar gegründete Bauhaus leiteten über zum Industriedesign. Die selbstständige Gestaltung im Bereich des Kunsthandwerks liegt heute vielfach wieder bei den unabhängigen Kunsthandwerkern, deren Entwürfe zum Teil der Serienproduktion zugute kommen.
H. Kohlhaussen: Europ. K., 3 Bde. (1969-72);
B. Mundt: Historismus. Kunstgewerbe zw. Biedermeier u. Jugendstil (1981);
S. Wilhelm: »Kunstgewerbebewegung«. Ästhetische Welt oder Macht durch Kunst ? (1991).
Zeitschrift: K. in Europa (1975 ff.).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Kunsthandwerk: Die Reform - Aus der Masse befreit
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Kụnst|hand|werk, das: 1. Handwerk, bei dem man Gebrauchsgegenstände, Schmuckwaren u. dgl. künstlerisch gestaltet. 2. im Kunsthandwerk hergestellte Gebrauchs- u. Ziergegenstände.
Universal-Lexikon. 2012.