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Mär|chen ['mɛ:ɐ̯çən], das; -s, -:1. im Volk überlieferte Erzählung, in der übernatürliche Kräfte und Gestalten in das Leben der Menschen eingreifen [und meist am Ende die Guten belohnt und die Bösen bestraft werden]:
die Märchen der Brüder Grimm; die Märchen aus 1001 Nacht; das klingt wie ein Märchen; die Großmutter erzählt den Kindern ein Märchen.
Zus.: Kindermärchen, Kunstmärchen, Volksmärchen.
2. (ugs.) unglaubwürdige, [als Ausrede] erfundene Geschichte:
erzähl mir nur keine Märchen!; das Märchen soll ich dir glauben?
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Mär|chen 〈n. 14〉
1. fantasievolle Erzählung ohne räumliche u. zeitliche Bindung, in der die Naturgesetze aufgehoben sind u. das Wunder vorherrscht
2. 〈fig.; umg.〉 unwahre, erfundene Geschichte
● den Kindern \Märchen erzählen, vorlesen; erzähl mir doch keine \Märchen! 〈fig.; umg.〉; ich lass mir doch von dir keine \Märchen erzählen! 〈fig.; umg.〉 mich kannst du nicht belügen; ein \Märchen aus alten Zeiten, aus 1001 Nacht; Drachen, Feen, Hexen gibt es nur im \Märchen; es ist wie ein \Märchen! (so wunderbar, so überraschend für mich) [Verkleinerungsbildung zu Mär]
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mạr|chen <sw. V.; hat (schweiz.):
eine Grenze festsetzen.
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Märchen
[zu Märe], eine fantastische Erzählung, die an Ort und Zeit nicht gebunden ist; entweder ein von Mund zu Mund (Oral Poetry) oder (auch zeitweilig schriftlich niedergelegtes) von Volk zu Volk wanderndes, gelegentlich an (ältere) Mythen anknüpfendes Erzählgut der Volkspoesie (Volksmärchen), oder die Dichtung eines einzelnen Verfassers (Kunstmärchen). Das Kunstmärchen ist dabei im Unterschied zum Volksmärchen nicht an traditionelle Erzähltypen und -motive gebunden; es unterliegt in der Wahl der Requisiten und Handlungselemente dem schöpferischen Gestaltungswillen des Autors, orientiert sich aber häufig an den Strukturen des Volksmärchens. Das Märchen zielt, im Gegensatz zum auch formal und inhaltlich unterscheidbaren Naturvölkermärchen, gemeinhin auf die glückliche Lösung von Konflikten, wie sie dem Wunschdenken von Erzählern und Zuhörern entspricht. Bezeichnend für das Märchen ist die scharfe Konturierung der Protagonisten, die nicht als Individuen, sondern als Typen »flächenhaft« (M. Lüthi) gestaltet sind. Die Bezeichnung Märchen hat sich seit den Arbeiten der Brüder Grimm, die die Sage begrifflich vom Märchen abgrenzten, sowie deren »Kinder- und Hausmärchen« als Sammelbegriff für im Rahmen verschiedenartiger Gattungen (Tier- und Lügengeschichte, Fabel, Schwank, Legende u. a.) dargebotene traditionelle fantastische Erzählstoffe eingebürgert. Das Märchen ist wichtiger Bestandteil der Kinder- und Jugendliteratur.
Die Verbreitung mündlich vorgetragener Märchenstoffe ist bei vielen Völkern belegt. Märchenartige Erzählungen, Märchenfragmente und Märchenmotive sind bereits in den Schriftzeugnissen der frühen Hochkulturen überliefert, im Gilgameschepos ebenso wie auf ägyptisches Papyri, dort am ausgeprägtesten wohl in der Erzählung von Anubis und Beta (13. Jahrhundert v. Chr.), einer frühen Form des Brüdermärchens. Auch das Alte Testament enthält eine Reihe märchenhafter Motive. Die wesentlichen Züge eines verbreiteten Diebesmärchens zeigen sich in der bei Herodot überlieferten Episode um das »Schatzhaus des Rhampsinit«. Die Literaturen Griechenlands und Roms enthalten Märchenmotive und märchenhafte Handlungen z. B. in den homerischen Epen und den Erzählungen um Herakles, Perseus, Theseus und die Argonauten sowie in den Werken einzelner Dichter (Apuleius, Ovid, Petronius). Eine vermittelnde Rolle zwischen den älteren Erzähltraditionen des Fernen Ostens und des Vorderen Orients wird Indien zugeschrieben. Als wichtige Quellen gelten das »Pancatantra« (vor 500 n. Chr.) und das im 11. Jahrhundert n. Chr. von Somadeva aus älteren Überlieferungen geschaffene »Kathasaritsagara«. Reich an Märchenelementen sind auch die jüdische und die arabisch-islamische Literatur. Über Byzanz und Nordafrika sowie das maurische Spanien beeinflusste die orientalische Märchentradition, u. a. durch Kreuzfahrer, Pilger, Händler und Wissenschaftskontakte vermittelt, die Entwicklung des europäischen Märchens im Mittelalter. Literarische Spuren des Märchens finden sich in den französischen Lais, dem höfischen Roman (v. a. in der Artusepik), in der Spielmannsdichtung sowie in Sammelwerken wie den Gesta Romanorum. Am Beginn der neuzeitlichen Entwicklung des Märchens stehen im 16. und 17. Jahrhundert Werke der italienischen Literatur: die Märchenzyklen »Le piacevoli notti« (1550-53) von G. Straparola, »Pentamerone«(1634-36) von G. Basile und »Posillecheata« (1674) von P. Sarnelli bezogen vielleicht auch mündliche Quellen ein. In den »Histoires ou Contes du temps passé«(1697) gab C. Perrault vielen europäischen Märchenmotiven, die bereits bei Basile auftauchen, ihre geläufige Gestalt (Aschenputtel, Dornröschen u. a.). Auf Perrault geht auch die Gattung des Feenmärchens zurück, die im 18. Jahrhundert beeinflusst wurde durch A. Gallands französische Übersetzung der orientalischen Sammlung Tausendundeine Nacht. Wichtige Autoren dieser allegorisch-erzieherischer Variante des Kunstmärchens waren Marie-Catherine d'Aulnoy, Gabrielle Suzanne de Villeneuve (* 1696, ✝ 1755) und Jeanne Marie Leprince de Beaumont (* 1711, ✝ 1780), parodistische Varianten stammen von A. Hamilton, J. Cazotte sowie C. M. Wieland. Als Gegenmodell zu den Feengeschichten entwickelte J. K. A. Musäus seine frei nach Überlieferungen gestalteten »Volksmärchen der Deutschen« (1782-89, 6 Bände). - Im Sturm und Drang (J. G. Herder), v. a. aber in der Romantik wurde dem Märchen, das als authentische Zeugnis der Volkspoesie galt, größte Aufmerksamkeit gewidmet. Viele der Romantiker sammelten Märchen (u. a. A. von Arnim, C. Brentano, Annette von Droste-Hülshoff, A. von Haxthausen); wegweisend, auch in methodischer Hinsicht (»Circularbrief«, 1815), waren die Arbeiten der Brüder J. und W. Grimm (»Kinder- und Hausmärchen«, 1812-15, die Anmerkungen als Band 3, 1822). In Stil und Editionsprinzipien den Brüdern Grimm folgend, erschloss eine große Zahl landschaftlich oder national orientierter Sammlungen im Verlauf des 19. Jahrhunderts die europäische Volksmärchenüberlieferung (u. a. P. C. Asbjørnsen und J. Moe, »Norske Folkeeventyr«, 2 Bände, 1842-44; I. von Zingerle, »Kinder- und Hausmärchen aus Tirol«, 1852; A. N. Afanasjew, »Narodnye russkie skazki«, 3 Bände, 1855-63; Johann Georg von Hahn [* 1811, ✝ 1869], »Griechisches und albanesisches Volksmärchen«, 1864; Paul Sébillot [* 1843, ✝ 1918], »Contes des provinces de France«, 1884; Joseph Jacobs [* 1854, ✝ 1916], »English fairy tales«, 1890).
Das romantische Kunstmärchen kultivierte anstelle der lehrhaften oder geistvoll-unterhaltenden Züge seiner Vorläufer die Poesie des Naiven und sah im Wunderbaren oft den Abstand der zeitgenössischen gesellschaftlichen Realität zu vorgestellten ursprünglichen Verhältnissen markiert. Wichtige Vertreter in Deutschland sind A. von Chamisso, C. Brentano, F. de la Motte Fouqué, E. T. A. Hoffmann und L. Tieck. Hatte bereits Goethe in »Das Märchen« (1795) der Gattung die Aufgabe des allegorisch-symbolischen Diskurses über die Veränderung der Weltumstände zugewiesen, so erlangte sie bei Novalis visionären Charakter mit Blick auf ein die Geschichte erfüllendes »Goldenes Zeitalter« (»Märchen von Atlantis«, 1802). Die fantastische Welt E. T. A. Hoffmanns wirkte in Frankreich auf die Kunstmärchen von C. Nodier und G. de Nerval, die Märchen von W. Hauff nehmen orientalische Motive auf, die von E. Mörike und T. Storm verbinden romantische Tradition mit realistischer Erzählkunst (ähnlich C. Dickens, W. M. Thackeray, G. Keller und C. Collodi). Weltliterarischen Rang erreichten die Märchen des Dänen H. C. Andersen (»Eventyr, fortalte for børn«, 2 Bände, 1835-48), in denen vielfach leblose Dinge (»Der standhafte Zinnsoldat«) oder Tiere (»Das häßliche Entlein«) Sprache gewinnen und Einsichten in ihre Umwelt offenbaren. Ihr Einfluss ist u. a. bei O. Wilde (»The happy prince«, 1888) sichtbar. Kennzeichnend für die weitere Entwicklung war auch eine Ausweitung beziehungsweise Überschreitung der traditionellen Gattungskonventionen und inhaltliche Muster (H. von Hofmannsthal, F. Kafka, H. Hesse, E. Wiechert, L. F. Baum, J. M. Barrie, K. Čapek).
Die Literatur der Gegenwart ist in vielfältiger Weise mit dem Märchen verbunden. Seine Motive und Erzählweisen tauchen in modernen Romanen auf (so bei I. Calvino, G. García Márquez, G. Grass, Irmtraud Morgner); die gesamte Richtung der Fantasy ist ohne die Märchentraditionen undenkbar. Ihre wichtigsten Vertreter, J. R. R. Tolkien und M. Ende, sind zugleich auch Schöpfer moderner Kunstmärchen.
Forschungsgeschichte
Mit der systematischen Sammeltätigkeit begann in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts auch die Theoriebildung, v. a. zunächst von den Arbeiten der Brüder Grimm getragen. Deren Auffassung vom Ursprung und kollektiven Charakter des Volksmärchens widersprachen Friedrich M. Müller (»Beiträge zu einer wissenschaftlichen Mythologie«, 2 Bände, 1898-99), Adalbert Kuhn (»Die Herabkunft des Feuers und des Göttertranks«, 1859, Nachdruck 1968), Angelo de Gubernatis (»Zoological mythology«, 2 Bände, 1872) und George William Cox (»Introduction to the science of comparative mythology and folklore«, 1881, Nachdruck 1968) insoweit, als sie im Märchen weniger die Reste archaischer Heldenerzählungen als naturmythische Allegorien zu erkennen glaubten. Mit T. Benfeys Studien zur altindischen Literatur wurden die Grundlagen zur vergleichenden Märchenforschung gelegt. Seine Annahme, Indien sei der Ort der Entstehung aller Märchen, wie die ihm nachfolgenden Versuche, eine konkrete Region als Geburtsstätte des Märchens zu bestimmen, riefen Einwände hervor. Besonders Andrew Lang (»Customs and myth«, 1885) und J. Bédier vertraten die Auffassung von einer polygenetischen Herkunft.
Im 20. Jahrhundert richtete sich das Interesse vermehrt auf internationale Märchenstoffe sowohl in der Forschung als auch in umfangreichen Editionen (»Die Märchen der Weltliteratur«, 1912-40; Neue Folge 1956 ff.). Mit historisch-geographischer Methodik suchten Vertreter der »Finnischen Schule«, v. a. Kaarle Leopold Krohn (»Die folkloristische Arbeitsmethode«, 1926), A. Aarne und Walter Anderson (»Novelline popolari sammarinesi«, 3 Bände, 1927-33), die »Urgestalt« eines jeweiligen Märchens, die Wege seiner Verbreitung und Märchenmotive und Typenbildungen (z. B. Ketten-, Lügen-, Schwank-, Tier-, Wunder-, Zaubermärchen) zu rekonstruieren. Entscheidend und die gesamte weitere Märchen- und Erzählforschung nachhaltig prägend war dabei die Erstellung umfangreicher Typen- und Motivindizes durch Aarne und S. Thompson. Ein fünfbändiges Kommentarwerk »Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm« gaben J. Bolte und G. Polivka 1913-32 heraus (Nachdruck 1982). Auf literarische Gattungseigenschaften (»Schriftlichkeit« gegen »Mündlichkeit«) waren die Arbeiten von A. Jolles und A. Wesselski gerichtet. Die in Anlehnung an S. Freud und C. G. Jung in den 20er-Jahren beginnenden und bis heute fortgesetzten psychologischen und psychoanalytischen Forschungen zum Märchen, besonders auch zu dessen Bedeutung und Aufgabe innerhalb der Kinder- und Jugendliteratur (u. a. Erwin Müller, »Psychologie des deutschen Volksmärchens«, 1928; Hedwig von Beit, »Symbolik des Märchens«, 3 Bände, 1952-57; B. Bettelheim, »The use of enchantment«, 1976), haben v. a. auch über die möglichen therapeutischen Funktionen Auskunft zu geben versucht. - Konzentrierte sich die Forschung lange Zeit auf das schriftlich fixierte Märchen, so sind seit Mark Konstantinowitsch Asadowskijs (* 1888, ✝ 1954) Studie »Eine sibirische Märchenerzählerin« (1926) die mündliche Überlieferung, der Erzähler und die Erzählgemeinschaft stärker ins Blickfeld gerückt. Mit dem Interesse an den Veränderungen eines Märchens im Überlieferungsprozess (»Biologie des Märchens«) wie auch an dessen gesellschaftlich-kommunikativem Umfeld sind zum Teil durch intensive Feldforschungen gekennzeichnete Teildisziplinen der Märchenforschung entstanden, deren herausragende Vertreter in Europa Gyula Ortutay, Ovidiu Bîrlea, Linda Dégh, Felix Karlinger, K. Ranke, L. Röhrich und Hans-Jörg Uther, in Amerika Richard M. Dorson und Alan Dundes sind. Wesentliche Anregungen zu Aspekten des Erzählens hat H. Bausinger gegeben. Während die Frage nach der narrativen Struktur des Märchens von den Vertretern der »Finnischen Schule« eher pragmatisch behandelt wurde, stellte der russische Formalismus der 20er-Jahre die Frage nach Strukturmodellen (bedeutend die morphologische Methode W. J. Propps). Lüthi erarbeitete Grundkategorien einer phänomenologischen Gattungsanalyse des europäischen Volksmärchens, die Figuren und Erzählstil in den Vordergrund stellt, Röhrich untersuchte den Realitätsbezug.
Mit den Untersuchungen von Jens Tismar, Friedmar Apel und Volker Klotz wurden die wissenschaftlichen Bemühungen um Theorie und Geschichte des europäischen Kunstmärchens intensiviert. Als Grundlagenwerk der internationalen Märchenforschung versteht sich die seit 1977 von Ranke (seit Band 5, 1987, von Rolf W. Brednich) herausgegebene »Enzyklopädie des Märchens«.
Aus pädagogischer Sicht werden trotz der zum Teil grausamen Elemente der Märchen dem Vorlesen und Lesen von Märchen wegen ihrer Nähe zur kindlichen, durch animistisches Denken bestimmten Weltauffassung positive Wirkungen zugeschrieben, nicht nur im »Märchenalter« (4.-8. Lebensjahr), sondern auch im Jugendalter. Sie liegen v. a. in der Anregung der Fantasie und Sprache, der Entwicklung des sittlichen Empfindens, in der Vermittlung grundlegender Einsichten über den Menschen und eines ursprünglichen Vertrauens in einen sinnvollen Weltzusammenhang. Die magische Welt der Märchen hilft dem Kind, seine Erlebniswelt mit ihren Ängsten zu bewältigen, indem es Ängste und Wünsche auf die Märchenfiguren und -geschehnisse projiziert.
A. Wesselski: Versuch einer Theorie des M. (1931, Nachdr. 1974);
F. von der Leyen: Das M. (41958);
L. Dégh: M., Erzähler u. Erzählgemeinschaft (a. d. Ungar., Berlin-Ost 1962);
M. Thalmann: Das M. u. die Moderne (21966);
S. Thompson: Motif-index of folk-literature, 6 Bde. (Neuausg. Bloomington, Ind., 1975-76);
F. Apel: Die Zaubergärten der Phantasie. Zur Theorie u. Gesch. des Kunst-M. (1978);
K. Ranke: Die Welt der einfachen Formen (1978);
L. Röhrich: M. u. Wirklichkeit (41979);
F. Hetmann: Traumgesicht u. Zauberspur. M.-Forschung, M.-Kunde, M.-Diskussion (1982);
A. Jolles: Einfache Formen (61982);
V. Propp: Morphologie des M. (a. d. Russ., 21982);
V. Propp: Die histor. Wurzeln des Zauber-M. (1987);
»Und wenn sie nicht gestorben sind. ..«, Perspektiven auf das M., hg. v. H. Brackert (21982);
J. Tismar: Kunst-M. (21983);
C.-H. Mallet: Kopf ab! Gewalt im M. (1985);
H. Rölleke: Wo das Wünschen noch geholfen hat (1985);
Wege der M.-Forschung, hg. v. F. Karlinger (21985);
M.-Forschung u. Tiefenpsychologie, hg. v. W. Laiblin (31986);
V. Klotz: Das europ. Kunst-M. (Neuausg. 1987);
W. Scherf: Die Herausforderung des Dämons. Form u. Funktion grausiger Kinder-M. (1987);
M. Grätz: Das M. in der dt. Aufklärung (1988);
F. Karlinger: Gesch. des M. im dt. Sprachraum (21988);
M. in unserer Zeit, hg. v. H.-J. Uther (1990);
M. u. M.-Forschung in Europa. Ein Hb., hg. v. D. Röth u. a. (1993);
Die Volks-M. in unserer Kultur, hg. v. W. Kahn (1993);
B. Bettelheim: Kinder brauchen M. (a. d. Engl., Neuausg. 1995);
W. Scherf: Das Märchenlex., 2 Bde. (1995);
M. Lüthi: M. (91996).
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Mär|chen, das; -s, - [spätmhd. (md.) merechyn, Vkl. von mhd. mære, ↑Mär]: 1. im Volk überlieferte Erzählung, in der übernatürliche Kräfte u. Gestalten in das Leben der Menschen eingreifen u. meist am Ende die Guten belohnt u. die Bösen bestraft werden: die M. der Brüder Grimm; das klingt wie ein M.; M. erzählen, aufzeichnen; so etwas gibt es bloß im M.; Ü ein so reines M. an Schönheit und Grazie, eine so echte kleine Dame (Dürrenmatt, Grieche 18). 2. (ugs.) unglaubwürdige, [als Ausrede] erfundene Geschichte: erzähle mir nur keine M.!; das M. soll ich dir auch noch glauben?; Man wird wieder einmal dem deutschen Volke das M. vom Überfall auftischen (Hasenclever, Die Rechtlosen 403).
Universal-Lexikon. 2012.