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Sachsen-Anhalt
Sạch|sen-Ạn|halt; -s:
deutsches Bundesland.

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Sạchsen-Ạnhalt,
 
Land im Osten Deutschlands, 20 446 km2, (1999) 2,65 Mio. Einwohner; grenzt im Süden an Thüringen, im Westen an Niedersachsen, im Osten an Brandenburg und im Südosten an Sachsen; Hauptstadt ist Magdeburg.
 
 Staat und Recht:
 
Verfassung:
 
Nach der Verfassung vom 16. 7. 1992 wird die gesetzgebende Gewalt vom Landtag (99 Abgeordneter, für vier Jahre gewählt) ausgeübt. Gesetzentwürfe können von der Landesregierung, aus der Mitte des Landtags und durch Volksbegehren (mindestens 250 000 Unterzeichner) eingebracht werden. Wird der durch Volksbegehren eingebrachte Antrag vom Landtag nicht innerhalb von vier Monaten unverändert angenommen, findet nach drei bis sechs Monaten über den Entwurf ein Volksentscheid statt. Die vollziehende Gewalt liegt bei der Landesregierung unter Vorsitz des vom Landtag gewählten Ministerpräsidenten. Der Ministerpräsident verfügt über Richtlinienkompetenz, ernennt und entlässt die Minister und kann durch konstruktives Misstrauensvotum gestürzt werden. In Verfassungs-Streitigkeiten entscheidet das Landesverfassungsgericht (sieben vom Landtag gewählte Richter). - In der Verfassung sind neben einem Grundrechtskatalog eine Reihe von Staatszielen fixiert: u. a. Umweltschutz, Gleichstellung der Geschlechter, Schutz von Älteren und Behinderten, Recht auf Arbeit und angemessenen Wohnraum.
 
Wappen:
 
Vereinigt die Wappen der früheren preußischen Provinz Sachsen und des Landes Anhalt. Ersteres zeigt auf einem neunmal schwarzgolden geteilten Schild einen schrägrechts gelegten grünen Rautenkranz sowie heraldisch oben links den preußischen Adler. Das anhaltinische Wappen (unten) zeigt auf silbernem Grund einen schwarzen Bären, der über eine rote, mit einem Tor versehene Zinnenmauer schreitet.
 
Verwaltung:
 
Sachsen-Anhalt gliedert sich in drei Regierungsbezirken mit drei kreisfreien Städten sowie 21 Landkreisen; von den am 31. 12. 1996 1 299 Gemeinden haben 128 Stadtrecht.
 
Recht:
 
Der Gerichtsaufbau besteht aus einem OLG in Naumburg (Saale), vier Land- und 35 Amtsgerichten, einem Landesarbeitsgericht in Halle (Saale) und sechs Arbeitsgerichten, einem Oberverwaltungsgericht in Magdeburg und drei Verwaltungsgerichten, einem Landessozialgericht in Halle (Saale) und vier Sozialgerichten sowie aus dem Finanzgericht und dem Landesverfassungsgericht (beide in Dessau).
 
 Landesnatur und Bevölkerung:
 
Landschaft:
 
Sachsen-Anhalt liegt im Übergangsbereich vom Norddeutschen Tiefland zur deutschen Mittelgebirgsschwelle und umfasst folgende naturräumliche Großlandschaften (von Norden nach Süden): 1) den glazial bestimmten Osten mit dem Fläming, der Dübener Heide und dem Elbtal, von dem 430 km2 mit ausgedehnten Auwaldgebieten dem Biosphärenreservat Mittlere Elbe angehören, das auch die Unterläufe der hier mündenden Nebenflüsse Mulde und Saale umfasst; 2) die Altmark mit der Colbing-Letzlinger Heide und der Drömling; 3) die lössbedeckte Magdeburger Börde mit dem Flechtinger Höhenzug und dem Allertalgraben; 4) das weithin lössbedeckte nördliche Harzvorland; 5) den Harz mit dem Brocken (1 141 m über dem Meeresspiegel, nach anderen Angaben 1 142 m über dem Meeresspiegel höchster Punkt von Sachsen-Anhalt) und dem Nationalpark Hochharz (58,9 km2); 6) das lössbedeckte östliche und südöstliche Harzvorland; 7) das südliche Harzvorland mit der Goldenen Aue; 8) das Berg- und Hügelland an der unteren Unstrut; 9) die lössbedeckte Leipziger Tieflandsbucht. Neben je einem Nationalpark, Biosphärenreservat und Naturpark gab es 1996 153 Naturschutzgebiete (mit 35,9 km2), 49 Landschaftsschutzgebiete (5 502,9 km2) sowie 11 europäische Vogelschutzgebiete (555,7 km2), zwei Europareservate (52,2 km2) und zwei geschützte Feuchtgebiete (37 km2) von internationaler Bedeutung. Nahezu das gesamte Land liegt im Einzugsgebiet der Elbe, deren Hauptnebenflüsse Mulde, Saale und Havel sind. Sachsen-Anhalt ist arm an natürlichen Seen; größere Bedeutung haben die künstlich geschaffenen wie die Rappbodetalsperre und die Tagebaurestseen.
 
Klima:
 
Sachsen-Anhalt liegt im Übergangsbereich vom maritimen zum kontinentalen Klima. Der ozeanisch geprägte Harz erhält als unvermittelt über das Tiefland aufragendes Gebirge große Niederschlagsmengen (Brocken 1 609 mm jährlich); die in seinem Lee liegenden Landschaften von der Magdeburger Börde bis zur unteren Unstrut sind wesentlich niederschlagsärmer (mitteldeutsches Trockengebiet). Mit nur etwa 430 mm pro Jahr fallen am Süßen See die wenigsten Niederschläge in Deutschland. Wärmebegünstigt sind Teile des östlichen Harzvorlandes und das Unstruttal. Die mittlere Januartemperatur liegt zwischen —0,5 ºC und —4,5 ºC, die mittlere Julitemperatur zwischen 18,5 ºC und 10,2 ºC.
 
Bevölkerung:
 
Mit (1999) 130 Einwohner/km2 ist Sachsen-Anhalt nach Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg das am schwächsten besiedelte Bundesland. Über große Teile, v. a. im Norden und Osten, ist das Land dünn besiedelt (Einwohnerdichtewerte unter 100 Einwohner/km2), erreicht aber im Süden, besonders in den zum Verdichtungsgebiet Halle-Leipzig gehörenden Teilen, Einwohnerdichten von rund 200 Einwohnern/km2. Sachsen-Anhalt büßte seit 1950 etwa ein Viertel seiner 1950 registrierten Einwohnerzahl ein; 1991-99 verringerte sich die Einwohnerzahl von 2,82 Mio. auf 2,65 Mio., allein der Bevölkerungsrückgang 1999 betrug gegenüber dem Vorjahr 1,0 %. Die Abnahme ist besonders auf Abwanderung sowie auf eine hohe Sterberate zurückzuführen. 1999 waren 14,0 % der Bewohner unter 15 Jahre alt, 69,7 % 15 bis unter 65 Jahre, 16,3 % 65 Jahre alt und älter. Die Geburtenrate sank 1987-94 von 13,3 ‰ auf 5,2 ‰, bis 1999 stieg sie wieder leicht auf 6,8 ‰ an. Die Sterberate ging 1987-99 von 13,3 ‰ auf 11,3 ‰ zurück. Von der Bevölkerung Sachsen-Anhalts sind (1999) 1,7 % Ausländer. Die größten Städte sind (Ende 1999) Halle (Saale) (254 400), Magdeburg (235 100), Dessau (85 000), Wittenberg (49 800), Halberstadt (41 800) und Stendal (41 100). In den beiden Großstädten Halle (Saale) und Magdeburg lebten (1999) 18,5 % der Bevölkerung, in Gemeinden zwischen 10 000 und 100 000 Einwohner 34,2 %, unter 10 000 Einwohner 47,4 %. - Die ursprünglichen Bewohner waren die germanischen Sachsen und Thüringer, die sich zur Zeit der deutschen Ostsiedlung mit den östlich der Elbe ansässigen Slawen vermischten. Über den Harz bis zum Fläming verläuft die Sprachgrenze zwischen Hochdeutsch im Süden (hier: Ostmitteldeutsch) und Niederdeutsch im Norden (deutsche Mundarten). Nördlich dieser Kulturgrenze ist das altsächsische Einheitshaus, südlich das mitteldeutsche Gehöft typisch. In den germanischen Gebieten sind Haufendörfer, in den Kolonisationsgebieten Straßen- und Angerdörfer, zum Teil auch Rundlinge anzutreffen.
 
Religion:
 
16,5 % der Bevölkerung gehören einer evangelischen Landeskirche an, 6,5 % der katholischen Kirche. Sachsen-Anhalt umfasst das Kirchengebiet der »Evangelischen Landeskirche Anhalts«, den größten Teil des Kirchengebietes der »Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen«, zwei Exklaven der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig sowie je einen sehr kleinen Gebietsanteil der »Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen« und der »Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg«. Seitens der katholischen Kirche umfasst Sachsen-Anhalt den größten Teil des Bistums Magdeburg und einen sehr kleinen Gebietsanteil des Erzbistums Berlin. Der »Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Sachsen-Anhalt« (Gemeinden in Magdeburg, Halle, Dessau) zählt rd. 1 200 Mitglieder.
 
Bildungswesen:
 
Auf die vierjährige Grundschule folgt die Förderstufe (5. und 6. Klasse), in der die Klassenverbände der Grundschule fortgeführt werden. Die Förderstufe ist an die Sekundarschule angegliedert. Weiterführende Schulen sind: die Sekundarschule vom 7. bis zum 10. Schuljahrgang, in der ein erster allgemein bildender Schulabschluss nach der 9. Klasse und der mittlere Schulabschluss nach der 10. Klasse erworben werden kann, und das Gymnasium, wo von der 7. Klasse bis zum Abitur (seit 1997 nach der 13. Klasse) unterrichtet wird. Neben Sekundarschule und Gymnasium wird die Gesamtschule in integrativer und in kooperativer Form als Regelschule geführt. An der Gesamtschule können alle Bildungsabschlüsse der Sekundarschule und des Gymnasiums erworben werden. Zur Begabtenförderung gibt es Landesschulen mit besonderen Profilen, darunter Schulen mit sportlichem Schwerpunkt, Gymnasien mit mathematisch-naturwissenschaftlich-technischem, mit sprachlichem und mit künstlerischem Schwerpunkt.
 
Die berufsbildenden Schulen umfassen Berufsschulen, Berufsfachschulen, Fachoberschulen und Fachgymnasien. Das Kernstück der beruflichen Bildung ist das duale System. Neben der Berufsausbildung im dualen System können Berufe in berufsbildenden Vollzeitschulen erlernt werden. Dort werden auch schulische Abschlüsse vermittelt, die den Besuch weiterführender Bildungsgänge bis zur Fachhochschule-Reife ermöglichen.
 
Sachsen-Anhalt verfügt über die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in Halle (Saale) und die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, die Hochschule für Kunst und Design (Burg Giebichenstein) in Halle (Saale), fünf staatliche Fachhochschulen (in Magdeburg, Merseburg, Stendal [Fachhochschule Altmark], Wernigerode und Köthen [Fachhochschule Anhalt, mit Standorten in Bernburg und Dessau]). Darüber hinaus gibt es zwei staatlich anerkannte Hochschulen in kirchlicher Trägerschaft: Theologische Hochschule Friedensau (bei Magdeburg) und Evangelische Hochschule für Kirchenmusik in Halle (Saale).
 
 Wirtschaft und Verkehr:
 
Wirtschaft:
 
Sachsen-Anhalt ist sowohl industriell als auch landwirtschaftlich geprägt. Während der Agrarsektor im Norden und im Harzvorland dominiert, hat der industrielle Sektor seine Schwerpunkte besonders im Süden im Regierungsbezirk Halle und um Magdeburg. Sachsen-Anhalt hat unter allen Bundesländern die höchste Arbeitslosigkeit (1998: 21,7 %), da die ehemaligen strukturbestimmenden Industriezweige Bergbau, Chemie und Maschinenbau vom nach 1990 einsetzenden Umstrukturierungsprozess besonders stark betroffen sind. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von (1998) 26 437 DM je Einwohner liegt Sachsen-Anhalt derzeit an letzter Stelle der Bundesländer. Von den Erwerbstätigen waren 1998 31,6 % im Bergbau, verarbeitenden Gewerbe und Baugewerbe, 23,5 % in öffentlichen und privaten Dienstleistungssektor, 17,1 % im Handel und Gastgewerbe, 10,8 % in der öffentlichen Verwaltung und 5,4 % im Verkehr und in der Nachrichtenübermittlung beschäftigt.
 
Landwirtschaft:
 
1998 wurden 57,7 % der Fläche landwirtschaftlich genutzt, davon sind 85,6 % Ackerland, 14,1 % Dauergrünland und 0,2 % Obstanlagen; die Weinbaufläche umfasst 600 ha. Die südlich von Drömling, Ohre- und Elbtal liegenden Teile von Sachsen-Anhalt gehören mit Ausnahme des mittleren und oberen Harzes sowie der Dübener und Annaburger Heide dem Lössgürtel an, dessen Schwarz- und Parabraunerden zusammen mit den Klimabedingungen der Landwirtschaft beste Voraussetzungen bieten. Die Landwirtschaft dominiert in der Magdeburger Börde mit Weizen-, Gerste-, Zuckerrübenanbau und im nördlichen, östlichen und südlichen Harzvorland (besonders auf der Querfurter Platte). Im Norden und Osten herrschen mittlere und leichte Böden, die für Kartoffel- und Roggenanbau genutzt werden, vor. Im Harz und zum Teil in der Elbniederung ist Grünlandwirtschaft verbreitet, am Süßen See bei Eisleben, am Harzrand sowie im Saalkreis der Obstbau, im Tal von Saale und Unstrut bei Naumburg (Saale) und Freyburg (Unstrut) sowie am Süßen See der Weinbau in Bereichen, die zu den am nördlichsten gelegenen geschlossenen Weinbaugebieten Europas gehören. Nach 1990 verlor die Viehwirtschaft an Bedeutung; die Viehbestände nahmen 1990-96 bei Rindern um 55 % auf 403 000 (davon Kühe um 39 % auf 177 100), bei Schweinen um 59 % auf 819 000 und bei Schafen um 61 % auf 142 600 ab. Die mittlere Betriebsgröße lag 1998 bei 213 ha.
 
Forstwirtschaft:
 
Knapp ein Viertel der Landesfläche ist bewaldet, von Waldschäden waren 1999 28 % der Bäume schwach und 15 % stark betroffen.
 
Bodenschätze:
 
Die Ausstattung mit Bodenschätzen war von großer Bedeutung für die industrielle Entwicklung. Im mittleren und südlichen Teil von Sachsen-Anhalt sind qualitativ unterschiedliche Braunkohlen weit verbreitet, so im Gebiet Zeitz-Weißenfels, im Geiseltal, um Halle (Saale), bei Röblingen, Bitterfeld, Gräfenhainichen, Köthen (Anhang), Nachterstedt und Harbke. Nach 1990 ging der Braunkohlenbergbau stark zurück, von 11 Tagebauen blieben nur einer bei Zeitz (Tagebau Profen) und einer bei Amsdorf zwischen Halle (Saale) und Lutherstadt Eisleben erhalten. Die reichen Vorkommen von Salzen v. a. im Bereich Zielitz—Schönebeck (Elbe)—Staßfurt—Bernburg (Saale), im oberen Allertal sowie zwischen Halle (Saale) und Bad Kösen werden seit dem frühen Mittelalter in zahlreichen Salinen (seit 1852 bergmännisch) gewonnen. Im Harz wurden bis in die jüngere Vergangenheit auch beachtliche Lagerstätten von Eisen-, Edel- und Buntmetallerzen sowie von Natursteinen abgebaut. Der seit dem hohen Mittelalter erfolgte Kupferschieferabbau in der Mansfelder und Sangerhäuser Mulde wurde 1969 beziehungsweise 1990 eingestellt, der Schwefelkiesabbau in Elbingerode (Harz) 1991. Im Gebiet von Salzwedel wird Erdgas gewonnen. In großem Umfang werden Fest- und Lockergesteine wie Kalk, Porphyrite, Kiese, Sande und Kaolin abgebaut.
 
Energiewirtschaft:
 
Die auf Braunkohle basierende Erzeugung von Elektroenergie ging nach 1990 stark zurück. Von den 1998 etwa 45 großen Kraftwerken des Landes werden 31 mit Erdgas, fünf mit Stein- und Braunkohle (besonders in Schkopau) sowie neun mit Heizöl, Wind oder Holz betrieben.
 
Industrie:
 
1990-98 sank die Zahl der im verarbeitenden Gewerbe und Bergbau Beschäftigten von 1,1 Mio. auf 0,2 Mio. Die traditionelle Industriestruktur ist durch die Dominanz der chemischen Industrie, des Maschinenbaus, der Metallverarbeitung und der Nahrungsmittelindustrie charakterisiert. Auf der Grundlage der Braunkohle entstanden die großen Industriekomplexe von Energiewirtschaft und chemische Grundstoffindustrie, besonders in den Räumen Bitterfeld-Wolfen bis Gräfenhainichen und Wittenberg, Buna-Leuna-Geiseltal und Zeitz-Weißenfels. Die chemische Industrie zog ebenso wie die im Tagebau betriebene Braunkohlenförderung weiträumige Umweltschäden nach sich. Produktionsanlagen der chemischen Industrie, Brikettfabriken und Kraftwerke mussten daher stillgelegt oder kostenaufwendig rekonstruiert und saniert werden. Umfassende Neubauten im Chemiesektor entstanden in Leuna, Schkopau und Bitterfeld. In den einst bedeutenden Gewerbestandorten Halle (Saale) als westliches Zentrum des Verdichtungsgebiets Halle/Leipzig, Magdeburg, Schönebeck (Elbe), Dessau, Zerbst, Köthen (Anh.), Aschersleben, Zeitz, Staßfurt sowie Wernigerode ist die industrielle Produktion stark zurückgegangen beziehungsweise teilweise nahezu völlig erloschen; kleinere Standorte der Eisenmetallurgie sind Burg, Ilsenburg (Harz) und Tangerhütte, der Nichteisenmetallurgie Hettstedt und der Leichtmetallurgie Nachterstedt, Hettstedt, Harzgerode und Merseburg (Saale). In Genthin ist die Waschmittelproduktion bedeutsam. Die Kalkvorkommen im Harz und nördlichen Harzvorland sind für die Bauindustrie wichtig (Zementwerke in Bernburg [Saale] und Karsdorf). Die Nahrungsmittelindustrie ist an mehreren Standorten vertreten. In vielen neuen Gewerbegebieten siedelten sich Betriebe der Bauwirtschaft, des Elektrogerätebaus, der Steuer- und Regelungstechnik sowie des Fahrzeugbaus an.
 
Dienstleistungssektor:
 
Die Dienstleistungsunternehmen haben zwar seit der politischen Wende ihre Wertschöpfung und den Umfang an Beschäftigung erheblich gesteigert, doch war der Beitrag zur Bruttowertschöpfung 1998 mit 33,7 % der geringste aller Bundesländer.
 
Tourismus:
 
Er entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem dynamischen Wirtschaftssektor. Von den (1998) 5,2 Mio. Übernachtungen entfielen 0,3 Mio. auf ausländische Gäste. Haupturlaubsgebiet ist der Harz (Wintersportgebiet um Schierke). Viel besuchte Ausflugsziele sind die Harzrandorte Wernigerode und Quedlinburg mit ihrer Fachwerkarchitektur (UNESCO-Weltkulturerbe) sowie Stolberg (Harz), weiterhin das Saale-Unstrut-Gebiet, aber auch die an der Straße der Romanik gelegenen Baudenkmäler, die Luthergedenkstätten in den Lutherstädten Wittenberg und Eisleben (Weltkulturerbe) sowie das als UNESCO-Weltkulturerbe ausgewiesene Dessau-Wörlitzer Gartenreich mit dem Wörlitzer Park. Neue Erholungsbereiche bilden sich mit den aus ehemaligen Braunkohlentagebauen entstehenden Seen bei Bitterfeld, Delitzsch, Merseburg und an anderen Orten heraus.
 
Verkehr:
 
Das Verkehrsnetz ist im Süden dichter als im Norden; es umfasste 1998 2 339 km Bundes-, 3 838 km Landstraßen, 241 km Autobahnen und (1996) 2 684 km Eisenbahnstrecken, davon 989 km elektrifiziert. Wichtige Bahnknotenpunkte sind Halle (Saale) und Magdeburg. Touristisch bedeutsam sind die Schmalspurbahnen im Harz. Durch Sachsen-Anhalt führen die Autobahnen Hannover-Berlin, München-Berlin und Dresden-Halle (Salle), die 2000 fertig gestellte Autobahn Halle (Saale)-Magdeburg sowie die 1998 fertig gestellte ICE-Strecke Hannover-Stendal-Berlin; im Bau ( Verkehrsprojekte Deutsche Einheit) befinden sich die Südharzautobahn Halle (Saale)-Göttingen mit dem Westabschnitt der Südumfahrung Leipzig; die ICE-Trassenführung Nürnberg-Halle (Saale)/Leipzig-Berlin durch Sachsen oder Thüringen ist noch umstritten. Binnenschifffahrt erfolgt auf der Elbe, der Saale, dem Mittellandkanal und dem im Ausbau befindlicher Elbe-Havel-Kanal. Der größte Binnenhafen von Sachsen-Anhalt befindet sich in Magdeburg.
 
 Geschichte:
 
Zur Geschichte bis 1945 Anhalt, Sachsen.
 
Das Gebiet wurde im Frühjahr 1945 von amerikanischen sowie britischen (bis 1. 7. 1945) und sowjetischen Truppen besetzt. Innerhalb der SBZ entstand per Verordnung vom 23. 7. 1945 aus den preußischen Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg, dem Freistaat Anhalt und Teilen des ehemaligen Landes Braunschweig das Land (staatsrechtlich seit 21. 7. 1947) Provinz Sachsen (ab 1946 Provinz Sachsen-Anhalt, ab 1947 Sachsen-Anhalt genannt); am 7. 10. 1949 wurde Sachsen-Anhalt Land der DDR. Die SMAD setzte im August 1945 eine Regierungskommision unter Präsident Erhard Hübner (* 1881, ✝ 1958; LDPD) ein. Nach den Landtagswahlen vom 20. 10. 1946 wurde er Ministerpräsident einer Blockregierung (3. 12.), am 27. 10. 1949 von Werner Bruschke (* 1898, ✝ 1995; ursprünglich SPD, dann SED) abgelöst. Mit der Aufhebung der Verfassung vom 10./25. 2. 1947 beschloss der Landtag per Gesetz vom 23. 7. 1952 am 25. 7. seine Auflösung. Sachsen-Anhalt wurde auf die DDR-Bezirke Magdeburg und Halle aufgeteilt, Teile kamen zu den Bezirken Leipzig (damaliger Kreis Torgau) und Cottbus (Kreis Jessen).
 
Auf der Grundlage des Ländereinführungsgesetzes vom 22. 7. 1990 wurde am 3. 10. 1990 aus den Bezirken Halle (ohne Kreis Artern) und Magdeburg sowie dem Kreis Jessen Sachsen-Anhalt als Land wieder errichtet. Nach den Landtagswahlen vom 14. 10. 1990 amtierten CDU-FDP-Koalitionsregierungen unter den Ministerpräsident Gerd Gies (* 1943; ab 2. 11. 1990, Rücktritt 3. 7. 1991), Werner Münch (* 1940; 4. 7. 1991-28. 11. 1993) und C. Bergner (15. 12. 1993-21. 7. 1994; alle CDU). Die am 22. 7. 1994 von SPD und Bündnis 90/Die Grünen gebildete Minderheitsregierung unter Ministerpräsident R. Höppner (SPD) wurde von der PDS toleriert; dieses »Magdeburger Modell« wurde ab 26. 5. 1998 als SPD-Alleinregierung fortgesetzt. Nach der deutlichen Wahlniederlage am 21. 4. 2002 trat Höppner zurück. Ministerpräsident einer CDU-FDP-Koalition wurde W. Böhmer.
 
Literatur:
 
Hb. der histor. Stätten Dtl.s, Bd. 11: Provinz S.-A., hg. v. B. Schwineköper (21987);
 
Regionalreport S.-A.. .. Grundzüge räuml. Strukturen u. Aufgabenfelder für die regionale Wirtschaftspolitik (1990 ff., jährl.);
 
Phys. Geographie, Beitrr. v. H. Bramer u. a. (1991);
 G. Schlenker u. a.: Gesch. S.-A.s in Daten (1993);
 
Gesch. S.-A.s, hg. v. Landesheimatbund S.-A., 3 Bde. (1993-94);
 M. Tullner: Gesch. des Landes S.-A. (21996);
 
S.-A., hg. v. E. Oelke (1997);
 E. Holtmann u. B. Boll: S.-A. Eine polit. Landeskunde (21997).

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Sạch|sen-Ạn|halt; -s: Bundesland der Bundesrepublik Deutschland.

Universal-Lexikon. 2012.