Kunststil der europäischen Epoche des frühen Mittelalters, für den besonders in der Baukunst Rundbogen und Tonnengewölbe charakteristisch sind:
die Blütezeit, die Baukunst der Romanik.
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Ro|ma|nik 〈f.; -; unz.〉 europäischer Kunststil (ca. 1000-1250) mit (in der Baukunst) römischen Elementen [→ romanisch]
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der Gotik vorangehende europäische Stilepoche des frühen Mittelalters, für die bes. in der sakralen Baukunst Rundbogen, Tonnengewölbe u. die quaderartige, schwer wirkende Form charakteristisch sind:
die Blütezeit, die Baukunst der R.
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Romanik
die, -, romanischer Stil, Epoche der abendländischen Kunst, die in Frankreich um etwa 1000 einsetzte und den normannischen Baustil einschließt. In Deutschland folgte sie auf die ottonische Kunst (auch als Frühromanik bezeichnet) und begann etwa mit der Herrschaft der Salier (1024); zur Zeit der Spätromanik oder der staufischen Kunst (1150-1250) in Deutschland und Italien entwickelte sich in Frankreich bereits die Frühgotik; die Spätphase der deutschen Romanik mit spätromanischen und frühgotischen Stilformen wird als »Übergangsstil« bezeichnet. Die Bezeichnung Romanik wurde, in Anlehnung an den Begriff »romanische Sprachen«, zuerst um 1820 in Frankreich verwendet; sie verweist auf die Übernahme einzelner Bau- und Formelemente aus der römischen Kunst. Die Wurzeln liegen außer in der römischen Spätantike auch im byzantinisch-syrischen und im islamischen Bereich.
Die Kirchenbauten der Romanik sind meist Basiliken; die einzelnen Teile, Schiffe, Vierung, Querhaus und Chorpartie, sind klar gegliedert; aus der Gruppierung einzelner horizontaler und vertikaler Bauteile erwächst der als einheitliche Masse konzipierte Baukörper (besonders deutlich im Außenbau). Doppelturmfassaden im Westen (Caen, Saint-Étienne, 1064-77; Cluny III, 1089 ff.), häufig Vierungstürme oder Türme am Ost-Abschluss (Dom in Speyer, um 1030 ff., und Worms, um 1120/25 ff.; Abteikirche von Maria Laach, 1093 bis um 1230) sind bestimmend. Die Wölbung herrscht seit dem späten 11. Jahrhundert in Deutschland, Frankreich, Oberitalien vor: Kreuzgrate (Dom in Speyer, vor 1082 bis um 1106), später Kreuzrippen auf mächtigen Pfeilern und Säulen, zum Teil im Wechsel (Stützenwechsel); in Frankreich auch Tonnen (Burgund, Poitou) oder Kuppeln (Aquitanien). Das gebundene System mit ausgeschiedener Vierung ist weit verbreitet. In Deutschland kommt es relativ lange Zeit zur Verdoppelung von Querhaus und Chor (Dome in Speyer, Worms, Mainz). Über den Arkaden befindet sich häufig ein Emporengeschoss (Auvergne, Normandie, England) oder ein Triforium. Im Außenbau trägt die Zwerggalerie zur Strukturierung des Mauerwerks bei (besonders am Mittelrhein). Die plastische Durchformung der einzelnen Bauglieder führte zu zunehmender Gliederung der Wände durch Vorlagen; Säulenbasen, Fensterlaibungen, Portale, Kapitelle werden durch Abstufungen, Profile, Schmuck nuanciert. Andere Tendenzen vertraten die Reformorden: Die Zisterzienser entwickelten eigene Bauregeln und lehnten plastischen Schmuck ab (Zisterzienserbaukunst). Sondergruppen bilden auch die Kirchen der burgundischen Bauschule, der Hirsauer Bauschule und der provenzalischen Bauschule. In England fasste die Romanik im anglonormannischen Stil (»normannische Kunst«) Fuß. In Italien zeigte sie eine stärkere Bindung an die Antike und byzantinische Einflüsse (San Marco in Venedig, 11. Jahrhundert). Zentralräume, flache Decken, Schaufassaden ohne Türme (Arezzo, Santa Maria della Pieve, 12. und 13. Jahrhundert), Inkrustationsarchitektur (San Miniato al Monte in Florenz, 1207 vollendet) sind bezeichnend.
Neben der kirchlichen Baukunst besteht eine bedeutende, weniger gut erhaltene Profanarchitektur: staufische Kaiserpfalzen (Gelnhausen, 1180 vollendet; Castel del Monte), Burgen und Stadtanlagen mit zahlreichen Türmen (als Teil des Verteidigungsringes oder als Wohntürme: Regensburg, San Gimignano).
Die Plastik steht in engem Zusammenhang mit der Sakralarchitektur. Neben das Relief (Bauplastik und Kleinplastik) traten im 11. Jahrhundert Großplastiken (Kultbilder wie Madonnen, Kruzifixe, Kreuzigungsgruppen). Später kamen vereinzelt profane Plastiken dazu (Braunschweiger Löwe, 1166). Während man in Deutschland an die Kleinplastik und an die Malerei der Vorromanik anknüpfte, entwickelte sich in Südfrankreich, Nordspanien und Norditalien seit der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts in den Gewändefiguren der Portale ein neues Verständnis für die Plastizität des Körpers; die Lösung der Figur aus der Fläche, die zunehmende körperliche Gestaltung sind Voraussetzungen für die Entstehung der gotischen Skulptur. In den Tympanonreliefs wird häufig das Jüngste Gericht dargestellt (Vézelay, Sainte-Madeleine, um 1130); in den oft sehr reich skulptierten Kapitellen erscheint neben erzählenden Szenen auch Fantastisches (Tiere und Fabelwesen, Teufelsfratzen), ebenso am Außenbau (Dämonen besonders als Wasserspeier). Zu den plastischen Werken im Innenraum gehören u. a. auch Chorschranken und Taufsteine. Neben diesen Werken der Steinskulptur und den meist hölzernen Kultbildern (in farbiger Fassung oder noch mit Goldblech verkleidet) waren, v. a. im Rhein-Maas-Gebiet (Maasschule), die Goldschmiedekunst (Reliquienschreine, kirchliches Gerät) und die Elfenbeinschnitzerei von Bedeutung.
Vorherrschend war die Wandmalerei. Die Kirchen waren mit biblischen Szenen und Heiligenlegenden ausgemalt. Zyklen sind nur zum Teil erhalten: u. a. San Clemente de Tahull und Santa Maria de Tahull (beide um 1123, Barcelona, Katalanisches Museum); Saint-Savins, Département Vienne (frühes 12. Jahrhundert); in Italien u. a. in der Abteikirche San Pietro in Valle in Ferentillo, bei Terni (spätes 12. Jahrhundert); Benediktinerklosterkirche Prüfening bei Regensburg (zwischen 1130 und 1160); Doppelkapelle in Schwarz-Rheindorf (heute zu Bonn; 1151 geweiht); Burgkapelle Hocheppan (Ende 12. Jahrhundert). In Italien tritt das aus der byzantinischen Kunst übernommene Mosaik zum Teil an die Stelle der Wandmalerei (Venedig, San Marco; Palermo, Cappella Palatina des Palazzo dei Normanni, 1140 geweiht; Santa Maria in Trastevere in Rom, um 1140). Eine überaus reich bemalte Holzdecke ist in Zillis, Kanton Graubünden, erhalten (Sankt Martin, um 1160). Tafelmalerei in Form von Retabeln und Antependien ist erst aus dem 12. Jahrhundert erhalten; ihre Anfänge liegen sicher früher, wie auch literarische Quellen bezeugen. Die Buchmalerei hatte einen ihrer Höhepunkte im 11./12. Jahrhundert: ganzseitige Miniaturen in Evangeliaren, Heiligenviten, Bibelhandschriften, Psalterien usw.; Wandteppiche zum Teil großen Formats (Bayeux-Teppich; Abrahamteppich, zwischen 1165 und 1190, Halberstadt, Dommuseum) zeigen die gleiche strenge Stilisierung wie Wand- und Buchmalerei. Von der sehr bedeutenden Glasmalerei sind nur wenige Beispiele erhalten, u. a. die Prophetenfenster im Augsburger Dom (1. Hälfte des 12. Jahrhunderts).
Roman. Kunst in Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien, Jugoslawien, bearb. v. A. Merhautová (a. d. Tschech., Wien 1974);
L. Grodecki: Roman. Glasmalerei (a. d. Frz., 1977);
K. Kolb: Tympanon in der R. (1981);
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H. Fillitz: Das MA. (Neuausg. 1984);
E. Badstübner: Klosterkirchen im MA. Die Baukunst der Reformorden (21985);
F. Leriche-Andrieu: Einf. in die roman. Kunst (a. d. Frz., 1985);
G. Brucher: Die sakrale Baukunst Italiens im 11. u. 12. Jh. (1987);
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B. Schütz: Dt. R. Die Kirchenbauten der Kaiser, Bischöfe u. Klöster (1989);
R. Oursel: Roman. Frankreich, 2 Bde. (1991-93);
D. von Winterfeld: Die Kaiserdome Speyer, Mainz, Worms u. ihr roman. Umland (1993);
H. Kier: Die großen roman. Kirchen (61996);
Hans-Rudolf Meier: Roman. Schweiz (1996);
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Universal-Lexikon. 2012.