Bịtterfeld,
1) Kreisstadt in Sachsen-Anhalt, 81 m über dem Meeresspiegel, westlich der Mulde, im Norden der Leipziger Tieflandsbucht, 16 900 Einwohner; Kreis-, Edelsteinmuseum, Galerie.
Bis 1990 Zentrum des Braunkohlenbergbaus (Abbau seit 1839, letzte Förderung 1993) und der Braunkohle verarbeitenden Großchemie (Beginn 1894) im Raum Leipzig-Bitterfeld-Halle-Merseburg, die nach 1950 mit der größten Umweltbelastung in Mitteleuropa verbunden war. Daneben war der Maschinenbau dominant. Nach der Umwandlung des Chemiekombinats Bitterfeld zur Chemie AG Bitterfeld-Wolfen (1990; seit 1993 Chemie GmbH, seit 1994 drei Gesellschaften; Erdgaskraftwerk) entstanden auf 600 ha seiner sanierten Fläche (»Chemiepark«) bis April 1995 207 moderne, umweltverträgliche innovative Unternehmen der Chemieindustrie (besonders Herstellung von Kunststoffen, Medikamenten, Pflanzenschutz- und Körperpflegemitteln, Farbstoffen, Lackharzen, Bleichmitteln, Methylzellulose, synthetisches Quarzglas), des Dienstleistungsbereichs u. a. Branchen. Außerhalb davon Industrie- und Kraftwerksrohrleitungsbau. Am Stadtrand Tagebausee Goitsche (14 km2).
Baudenkmäler sind das Rathaus (1865) und die Stadtapotheke (Fachwerkbau von 1890).
Das 1244 erstmals erwähnte Bitterfeld entstand um 1150 durch die Ansiedlung flämischer Einwanderer in der Nähe einer slawischen Siedlung. 1290 fiel Bitterfeld an das Herzogtum Sachsen-Wittenberg, 1423 wurde es wettinisch, 1815 preußisch. Seit 1816 ist Bitterfeld Kreisstadt.
2) Landkreis im Regierungsbezirk Dessau, Sachsen-Anhalt, grenzt im Süden an Sachsen, 505 km2, 111 900 Einwohner; der von der Mulde durchflossene Landkreis hat im Süden Anteil an der Leipziger Tieflandsbucht (zum Teil ertragreicher Ackerbau), im Osten an der Dübener Heide (Kiefernwälder) und im N - an der unteren Mulde - am Biosphärenreservat Mittlere Elbe (Auwälder). Westlich von Wolfen erstreckt sich die 1 100 ha große Fuhneaue (Feuchtwiesen-, Weiden- und Waldgebiet). Bitterfeld war einst der größte Industriekreis der DDR mit vier Industriekombinaten. Auf der Grundlage der Braunkohlevorkommen entwickelten sich im Gebiet um die Stadt Bitterfeld die Braunkohlenförderung im Tagebau (1839-1993) und im Raum Bitterfeld-Wolfen die Braunkohle verarbeitende chemische Großindustrie (ab 1894). Ausbleibende Investitionen führten zu enormen Umweltschäden, wodurch der Landkreis zu einem der am schwersten geschädigten Gebiete in Mitteleuropa wurde. Erst nach 1990 trat durch die Entflechtung und Stilllegung der Chemiebetriebe in der Stadt Bitterfeld und in Wolfen sowie durch ökologische Sanierung und Beseitigung von Altlasten eine Verbesserung der Umweltverhältnisse ein. Weitere Städte sind Zörbig (Lebensmittelindustrie), Raguhn (Bauindustrie), Brehna (Textilgewerbe) und Jeßnitz. In einem stillgelegten Tagebau entstand 1976 der Muldestausee Muldenstein (Stauraum 15 Mio. m3), ein Tagebau bei Mühlbeck diente bis 1993 der industriellen Bernsteingewinnung.
Universal-Lexikon. 2012.