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Moçambique
Mo|çam|bique [mosam'bi:k] usw.:
1, 2Mosambik usw.

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I
Moçambique
 
 
Kurzinformation:
 
Fläche: 801 590 km2
 
Einwohner: (2000) 19,1 Mio.
 
Hauptstadt: Maputo
 
Amtssprache: Portugiesisch
 
Nationalfeiertag: 25. 6.
 
Währung: 1 Metical (MT) = 100 Centavo (CT)
 
Zeitzone: 1300 Maputo = 1200 MEZ
 
[mosam'bɪk, portugiesisch musam'bikə], Mozambique [mozã'bik, französisch], deutsch auch Mosambik, amtlich portugiesisch Repụ́blica de Moçambique, Staat in Südostafrika, grenzt im Osten an den Indischen Ozean, im Süden an Swasiland, im Südwesten an die Republik Südafrika, im Westen an Simbabwe, im Nordwesten an Sambia und Malawi, im Norden an Tansania; 801 590 km2, (2000) 19,1 Mio. Einwohner; Hauptstadt ist Maputo; Amtssprache Portugiesisch. Währung: 1 Metical (MT) = 100 Centavo (CT). Zeitzone: OEZ (1300 Maputo = 1200 MEZ).
 
 Staat und Recht:
 
Verfassung:
 
Die am 30. 11. 1990 in Kraft getretene Verfassung bestimmt Moçambique (seit 1995 Mitglied im Commonwealth of Nations) als Republik mit Mehrparteiensystem, garantiert die Gewaltenteilung und die Grundrechte. Staatsoberhaupt ist der auf fünf Jahre direkt gewählte Präsident. Er ist mit weit reichenden exekutiven Vollmachten ausgestattet (u. a. dem Recht, den Notstand auszurufen), bestimmt die Richtlinien der Politik und ist Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Er ernennt die Regierung unter Vorsitz des Ministerpräsidenten sowie Beamte, Offiziere und die Gouverneure der Provinzen. Trägerin der Legislative ist die Versammlung der Republik (Assembleia da República), ein Einkammerparlament, dessen 250 Abgeordnete, für eine Legislaturperiode von fünf Jahren gewählt werden (Wahlrecht ab dem 18. Lebensjahr).
 
Parteien:
 
Seit der Aufhebung des Führungsmonopols der Frente de Libertação de Moçambique (FRELIMO, deutsch Befreiungsfront von Moçambique, gegründet 1962) entstand ein breit gefächertes Parteienspektrum. Die wichtigste Rolle neben der FRELIMO spielen die RENAMO (Abkürzung für Resistência Nacional Moçambicana, deutsch Nationaler Widerstand Moçambiques; gegründet 1976 als Guerillabewegung, seit 1994 als politische Partei registriert) und die União Democrática (UD, gegründet 1994), ein Bündnis von drei kleineren Parteien. Die Parteien dürfen keine Gewalt anwenden; ihnen ist untersagt, religiöse, ethnische oder regionale Bezeichnungen im Namen zu führen.
 
Gewerkschaften:
 
Seit 1990 sind Gewerkschaftsfreiheit und Streikrecht verfassungsmäßig garantiert; größter, der FRELIMO nahe stehender Dachverband ist die Organização dos Trabalhadores (gegründet 1983, rd. 200 000 Mitglieder).
 
Wappen:
 
Das Wappen (1975; leicht verändert 1982) zeigt in der Mitte auf einer Darstellung der Kontur des Landes vor aufgehender Sonne ein aufgeschlagenes Buch, eine Hacke und ein Sturmgewehr; die Wasserwellen darunter symbolisieren den Indischen Ozean. Den Rahmen bilden eine Zuckerrohrpflanze und eine Maispflanze mit Maiskolben, zwischen deren oberen Spitzen sich ein roter Stern befindet. Die Pflanzen werden unten von einem roten Band zusammengehalten, das den offiziellen Landesnamen trägt.
 
Nationalfeiertage:
 
Der 25. 6. (Unabhängigkeitstag) erinnert an die Erlangung der Unabhängigkeit 1975.
 
Verwaltung:
 
Moçambique gliedert sich in 10 Provinzen, die in 112 Distrikte untergliedert sind, und den Hauptstadtdistrikt Maputo. Der höchste staatliche Repräsentant einer Provinz ist der Gouverneur.
 
Recht:
 
Die Rechtsprechung basiert auf portugiesischem Recht sowie Gewohnheitsrecht und wird vom Obersten Volksgerichtshof in Maputo und nachgeordneten Gerichten wahrgenommen.
 
Streitkräfte:
 
Mit der Unterzeichnung des Friedensvertrages von 1992 wurde die Demobilisierung der Bürgerkriegstruppen (rd. 65 000 Regierungs-Soldaten, etwa 25 000 RENAMO-Kämpfer) und der Aufbau einer neuen gemeinsamen Armee, die aus je 15 000 Freiwilligen der beiden Bürgerkriegsparteien bestehen soll, vereinbart. Da sich nur rd. 12 000 Freiwillige zum Dienst gemeldet hatten, wurde 1995 die selektive Wehrpflicht (Dienstzeit 24 Monate) wieder eingeführt (generelle Wehrpflicht ab 1999 geplant). Die Gesamtstärke der Streitkräfte umfasste 1996 etwa 16 000 Mann (Heer rd. 13 000, Luftwaffe 2 000, Marine 1 000 Soldaten). Die Ausrüstung besteht im Wesentlichen aus etwa 60 Kampfpanzern (T-54/-55), 50 Kampfflugzeugen (MiG-23, MiG-21) und 13 Kleinen Kampfschiffen.
 
 Landesnatur und Bevölkerung:
 
Landschaft:
 
Entlang der fast 2 800 km langen Küste erstreckt sich ein ausgedehntes Tiefland, das im Süden bis an die Westgrenze reicht und von der Sambesimündung an nach Norden schmaler wird. Der Norden und das sich nach Nordwesten (zwischen Malawi und Simbabwe) erstreckende Gebiet sind ausgedehnte Hochländer (um 1 000 m über dem Meeresspiegel), die zu den Randschwellen des Njassagrabens ansteigen (Namuli 2 419 m über dem Meeresspiegel) und von vielen Inselbergmassiven überragt werden; höchste Erhebung ist der Monte Binga (2 436 m über dem Meeresspiegel) auf der Grenze zu Simbabwe. Hauptflüsse sind Rovuma, Sambesi, Save, Limpopo. Im Norden hat Moçambique Anteil am Malawisee.
 
Klima:
 
Das Klima wird im Norden und zentralen Teil (tropisch) vom Monsun, im Süden (subtropisch) vom Südostpassat bestimmt. Die Temperaturen steigen von Süden nach Norden an (Jahresmittel 22-26 ºC). Die Niederschlagsmengen sind am höchsten an den Inselbergen im Norden sowie im mittleren Küstengebiet (1 400-2 000 mm jährlich), am geringsten im Süden (um 400 mm); niederschlagsarm ist auch das Gebiet am Sambesi (um Tete und den Cabora-Bassa-Stausee).
 
Vegetation:
 
Allgemein herrscht Trockensavanne vor mit zum Teil ausgedehnten Baumbeständen; entlang der Flüsse Feuchtsavannen mit Galeriewäldern, an den Küsten und den Flussmündungen Mangrovewälder. Im Zentrum des Landes, nordwestlich von Beira, liegt der Gorongosa-Nationalpark (3 770 km2).
 
Bevölkerung:
 
98 % der Bewohner gehören zu den Bantu (76 Stämme und Völker). Die größten Gruppen sind die Makua (im nördlichen Küstengebiet, einschließlich der verwandten Lomwe; nach der Zählung von 1997: 47 % der Bevölkerung), Tsonga (südlich des Sambesi, 23 %), Malawi (12 %), Shona (11 %) u. a. Keine der einheimischen Sprachen ist im ganzen Land verbreitet; Saheli ist Verkehrssprache im Norden. Die meisten Weißen (1972: etwa 250 000) haben seit 1974 das Land verlassen. Die Bevölkerungsdichte ist am geringsten (unter 2 Einwohner je km2) im Nordwesten um Lichinga, am höchsten (über 50 Einwohner je km2) im Süden um Maputo. Das jährliche Bevölkerungswachstum beträgt (1990-99) 2,2 %, der Anteil der städtischen Bevölkerung 39 %. Die Rückwanderung von fast 5 Mio. Binnenflüchtlingen in ihre Heimatorte und die Rückkehr von etwa 1,7 Mio. Flüchtlingen aus den Nachbarländern sowie von rd. 15 000 Mosambikanern aus der ehemaligen DDR ergeben große Probleme für die Versorgung, den Arbeitsmarkt und die Bildungseinrichtungen.
 
Religion:
 
Es besteht Religionsfreiheit. Staat und Kirche sind gesetzlich getrennt. Die 1975 staatlich verfügten (u. a. die kirchlichen Schulen betreffenden) Beschränkungen der Tätigkeit von Religionsgemeinschaften wurden 1990 aufgehoben. Die Angaben zur Religionszugehörigkeit der Bevölkerung basieren auf Schätzungen und rechnen 40-50 % traditionellen afrikanischen Religionen zu, 30-40 % christliche Kirchen und 14 % dem Islam. - Über 16 % der Bevölkerung gehören der katholischen Kirche an; es bestehen drei Erzbistümer (Beira, Maputo, Nampula) mit neun Suffraganbistümern. Neben den protestantischen Kirchen (Baptisten, Pfingstler, Presbyterianer, »Church of the Nazarene« u. a.) gibt es zahlreiche unabhängige Kirchen mit über 2 500 Gemeinden. Die rd. 75 000 Anglikaner (zwei Bistümer) gehören zur anglikanischen Kirche der Provinz Südafrika. - Die Bantuvölker der Yao, Makonde und Makua sind mehrheitlich sunnitische Muslime der schafiitischen Rechtsschule.
 
Bildungswesen:
 
Es besteht eine allgemeine siebenjährige Grundschulpflicht bei gebührenfreiem Unterricht (Einschulungsrate rd. 60 %). Darauf folgen eine Sekundarstufe (Mittelstufe, v. a. in städtischen Regionen) für das achte bis zehnte Schuljahr und eine Tertiärstufe (Oberstufe, in Maputo und Beira) für das elfte und zwölfte Schuljahr (Voraussetzung für ein Universitätsstudium). Die Einschulungsrate in beiden Stufen liegt bei rd. 8 %. Unterrichtssprache ist Portugiesisch. Seit 1990 gibt es wieder Privatschulen. Die Analphabetenquote beträgt 16,4 %. Die Universität von Moçambique (gegründet 1962) befindet sich in Maputo.
 
Publizistik:
 
In Maputo erscheint das Morgenblatt »Notícias« mit dem Sonntagsblatt »Domingo«, ferner die Wochenzeitschrift »Tempo«. In Beira erscheint der »Diário de Moçambique«. Die staatliche Nachrichtenagentur »Agência de Informação de Moçambique« (AIM) wurde 1975 gegründet. Die staatliche Hörfunkgesellschaft »Rádio Moçambique« in Maputo verbreitet drei Hörfunkprogramme und einen Auslandsdienst für die Republik Südafrika sowie aus acht Provinz-Studios Regionalprogramme und sechs Gebietsprogramme in einheimischen Sprachen; daneben bestehen seit 1995 mehrere private Rundfunkstationen. Zwei Fernsehsender senden mehrmals wöchentlich.
 
 Wirtschaft und Verkehr:
 
Wirtschaft:
 
Nach Beendigung des 16-jährigen Bürgerkriegs 1992 kam die wirtschaftliche Entwicklung Moçambiques nur sehr langsam wieder in Gang. Die Rekultivierung der verwüsteten landwirtschaftlichen Flächen und die Wiederinstandsetzung der zerstörten Transportwege haben höchste Priorität beim Wiederaufbau. Hunderttausende Flüchtlinge müssen wieder in die Gesellschaft eingegliedert werden. Die Weltbank schätzt die Kriegsschäden auf rd. 15 Mrd. US-$. Gemessen am Bruttosozialprodukt je Einwohner von (1994) 80 US-$ ist Moçambique das ärmste Land der Erde. 1994 wurden 56 % des Staatshaushalts durch ausländische Wiederaufbauhilfen und Kredite finanziert. Im Zeitraum 1985-94 lag die durchschnittliche jährliche Inflationsrate bei 53 %.
 
Landwirtschaft:
 
Die Landwirtschaft ist der wichtigste Wirtschaftszweig. 1993 arbeiteten 81 % der Erwerbstätigen im Agrarsektor; sie erwirtschafteten 33 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Obwohl über die Hälfte der Staatsfläche für die Landwirtschaft geeignet ist, werden nur 4 % ackerbaulich genutzt, 56 % sind Dauerweideland. Neben Staatsfarmen und von Ausländern geführten Plantagen überwiegt die Subsistenzlandwirtschaft, die v. a. von Kleinbauern betrieben wird. Wichtigste Grundnahrungsmittel sind Maniok, Mais, Hirse, Kartoffeln, Bataten und Reis. Für den Export werden Cashewnüsse (1996: 66 000 t), Zuckerrohr und Baumwolle angebaut. Dürrekatastrophen, aber auch Überschwemmungen verursachen häufig große Ernteausfälle. Nahrungsmittel müssen importiert werden (1992: 1,15 Mio. t Getreide). Die Rinderhaltung ist wegen der Verbreitung der Tsetsefliege nur wenig entwickelt.
 
Forstwirtschaft:
 
Über 19 Mio. ha sind als Waldfläche ausgewiesen. Der Holzeinschlag belief sich 1993 auf 16 Mio. m3 (davon 94 % für Brennholz).
 
Fischerei:
 
Erst nach der Unabhängigkeit 1975 wurde mit dem Aufbau der Fischindustrie begonnen und 1976 die Fischereizone auf 200 Seemeilen vor der Küste ausgedehnt. 1993 lag die Fangmenge bei 30 000 t (davon 12 000 t Krustentiere). Die Fischindustrie ist heute der wichtigste Exportzweig.
 
Bodenschätze:
 
Moçambique besitzt eine Vielfalt an Bodenschätzen. 1993 wurden nur Kohle, Salz und Bauxit in nennenswertem Umfang abgebaut. Die übrigen Vorkommen u. a. an Erdgas, Kupfer-, Eisen- und Manganerz, Tantalit, Zirkonium, Uran, Nickel, Gold, Titan sowie an Edelsteinen werden noch kaum genutzt.
 
Energiewirtschaft:
 
Moçambique verfügt über ein großes Potenzial an Wasserkraft. Nach der Wiederherstellung des Cabora-Bassa-Staudamms am Sambesi und der Überlandleitungen kann Moçambique wieder Elektrizität in die Republik Südafrika und nach Simbabwe liefern.
 
Industrie:
 
Die Industrie beschränkt sich weitgehend auf die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte (Baumwollentkernung, Zuckerraffinerien, Schälanlagen für Cashewnüsse, Mühlen), dazu kommen Nahrungs- und Genussmittelindustrie, Herstellung von Gebrauchsgütern (Textilien, Papier, Keramik u. a.) und Zement. Die wichtigste Industrie konzentriert sich auf den Großraum Maputo (u. a. Walzwerk, Erdölraffinerie, Düngemittelfabrik) und auf Beira (chemische, Nahrungsmittel-, Textilindustrie, Holzverarbeitung).
 
Außenwirtschaft:
 
Seit Jahren werden die Importe nur zu etwa 20 % durch Exporte gedeckt (1993: Einfuhrwert 955 Mio. US-$; Ausfuhrwert 132 Mio. US-$). Beim Export dominieren Krustentiere (50 % der Gesamtausfuhr), Cashewnüsse, Rohbaumwolle und Zucker. Wichtigste Handelspartner sind die Republik Südafrika, die USA und Portugal. Eine wichtige Deviseneinnahmequelle sind die Stromlieferungen v. a. in die Republik Südafrika. Der Schuldendienst für die (1994) 5,5 Mrd. US-$ Auslandsschulden beanspruchte 23 % der Exporterlöse.
 
Verkehr:
 
Das Transportsystem Moçambiques wurde während des Bürgerkrieges durch Angriffe der Guerilla und Sabotage weitgehend zerstört. Wegen seiner lang gestreckten Lage am Indischen Ozean ist Moçambique ein wichtiges Transitland für seine vom Meer abgeschnittenen Nachbarländer Malawi, Sambia, Simbabwe und Swasiland. Ausgangspunkte von fünf Eisenbahnlinien (Gesamtlänge 1993: 3 131 km) sind die Hafenstädte Maputo (Strecken nach Swasiland, Republik Südafrika und Simbabwe), Xai-Xai, Beira (Strecken nach Mutare in Simbabwe, zum Cabora-Bassa-Staudamm und nach Malawi), Quelimane und Nacala (Strecke nach Lichinga, mit Querverbindung nach Malawi). Seit 1987 können die Transitstrecken wieder verstärkt genutzt werden. Das Straßennetz (1994: 28 000 km) ist nur unzureichend ausgebaut oder noch vermint. Rd. 5 000 km sind asphaltiert. Internationale Flughäfen befinden sich in Maputo, Beira und Nampula.
 
 
Als Vasco da Gama 1498 die Küste von Moçambique erreichte, war Sofala südlichste Hafenstadt der islamischen Suahelikultur, in der sich afrikanische, arabische und persische Elemente verbanden. Die Portugiesen errichteten 1505 in Sofala ihre Herrschaft und drangen im Sambesital ins Landesinnere vor. 1609 erhielt Moçambique einen eigenen Gouverneur, der jedoch bis 1752 Goa unterstellt blieb. Im 17. Jahrhundert entwickelte sich der Sklavenhandel, der um 1850 seinen Höhepunkt erreichte. Im Inneren beherrschten portugiesische und assimilierte einheimische »Prazeiros« (Grundherren) wie unabhängige Fürsten das Land, bis sich um 1890 eine koloniale Zentralverwaltung gegen sie durchsetzen konnte. Die Grenzen von Moçambique wurden 1891-94 in mehreren Verträgen zwischen Portugal, Großbritannien und dem Deutschen Reich festgelegt. 1917/18 schlug Portugal einen Aufstand im Sambesigebiet nieder. 1951 erhielt die Kolonie formell den Status einer portugiesischen Überseeprovinz Im Zuge der Unabhängigkeitsbestrebungen der afrikanischen Völker formierte sich 1962 im benachbarten Tansania die FRELIMO unter Eduardo C. Mondlane (* 1920, ✝ 1969), die 1964 im nördlichen Moçambique einen Guerillakrieg begann und unter S. Machel, der seit Mondlanes Ermordung die FRELIMO führte, 1972 zur Generaloffensive überging. Begünstigt durch den Sturz des diktatorischen Regimes in Portugal (24. 4. 1974), kam es am 7. 9. 1974 zum Abkommen von Lusaka, in dem Portugal die FRELIMO anerkannte. Am 20. 9. 1974 wurde eine Übergangsregierung eingesetzt; am 25. 6. 1975 erlangte Moçambique die staatliche Unabhängigkeit. Die politische Macht wurde ohne Befragung des Volkes oder Beteiligung oppositioneller Parteien der FRELIMO übergeben. Unter Präsident Machel wurde die Volksrepublik Moçambique proklamiert und 1977 der Marxismus-Leninismus zur Richtlinie der Politik erklärt. Dessen ungeachtet verweigerte der RGW 1981 die beantragte Aufnahme Moçambiques als Vollmitglied. Gleichzeitig intensivierte die Republik Südafrika die Destabilisierung der FRELIMO-Herrschaft in Moçambique durch Unterstützung des 1976 begonnenen bewaffneten Kampfes der antimarxistischen Gruppierung RENAMO, was einen langwierigen Bürgerkrieg auslöste (bis 1992 etwa 1 Mio. Tote). Dieser und die komplizierte wirtschaftliche Lage zwangen die Regierung von Moçambique, am 16. 3. 1984 dem Abkommen von Nkomati mit der Republik Südafrika zuzustimmen, das Moçambique verpflichtete, die Unterstützung für die Guerillaaktivitäten des südafrikanischen African National Congress (ANC) einzustellen, während sich die RENAMO weiter inoffiziell aus der Republik Südafrika versorgen konnte. Moçambique fand Militärhilfe zum Schutz wichtiger Verbindungswege beim Nachbarland Simbabwe und suchte Wirtschaftshilfe bei den marktwirtschaftlich orientierten Staaten Europas und Nordamerikas, besonders durch seinen Beitritt zum Lomé-Abkommen. Dieser politische Kurs wurde seit dem Unfalltod des Präsidenten Machel 1986 von seinem Nachfolger J. A. Chissano fortgesetzt. Im Juli 1989 löste sich die regierende FRELIMO offiziell vom Marxismus-Leninismus und im November 1990 wurde per Verfassungsänderung der Staatsname in Republik Moçambique geändert, die Einparteienherrschaft aufgegeben und auf ein marktwirtschaftliches System orientiert.
 
Nach 16 Jahren Bürgerkrieg unterzeichneten am 4. 10. 1992 in Rom Staatspräsident Chissano und RENAMO-Führer Alfonso Dhlakama einen Waffenstillstands- und Friedensvertrag. Die Vereinten Nationen entsandten im Dezember 1992 eine Friedenstruppe zur Überwachung des Waffenstillstandes und der Demobilisierung der Bürgerkriegsparteien (ONUMOZ-Einsatz bis Dezember 1994). Der Friedensprozess fand im Oktober 1994 mit den ersten freien Wahlen seit der Unabhängigkeit 1975 seinen erfolgreichen Abschluss. Die FRELIMO errang dabei (sowie bei den Wahlen 1999) die Mehrheit im Parlament, die RENAMO etablierte sich als stärkste Oppositionspartei. Zugleich wurde Präsident Chissano in seinem Amt bestätigt (ebenso 1999). Am 12. 11. 1995 wurde Moçambique als einziges nicht englischsprachiges Mitglied in das Commonwealth of Nations aufgenommen. Hauptprobleme des Landes sind der Aufbau der Wirtschaft und der Infrastruktur, die Rückführung der Flüchtlinge, die Reintegration der demobilisierten Soldaten und der Aufbau einer neuen Armee sowie die Räumung der schätzungsweise 2 Mio. Landminen. Erschwert wird diese Situation durch die Folgen der Hochwasserkatastrophe vom Februar 2000.
 
 
M. Kuder: M. Eine geograph., soziale u. wirtschaftl. Länderkunde (1975);
 A. F. u. B. Isaacman: The tradition of resistance in Mozambique (London 1976);
 B. Isaacman: M. From colonialism to revolution, 1900-1982 (Boulder, Col., 1983);
 P. Meyns: Befreiung u. nat. Wiederaufbau von Mozambique (1979);
 B. Weimer: Die mozambiquan. Außenpolitik 1975-1982 (1983);
 J. Hanlon: Mosambik. Revolution im Kreuzfeuer (a. d. Engl., 1986);
 L. Steiner: Mosambik (1992);
 M. Newitt: A history of Mozambique (London 1995).
 
II
Moçambique
 
[mosam'bɪk, portugiesisch musam'bikə], Mozambique [mozã'bik, französisch], Name von geographischen Objekten:
 
 1) Moçambique, Hafenstadt in Nordostmoçambique, 15 000 Einwohner, auf der gleichnamigen Koralleninsel (UNESCO-Welterbe) im Indischen Ozean (5 km lange Brücke zum Festland); Nahrungs- und Genussmittelindustrie.
 
 
Moçambique, eine alte arabische Handelsniederlassung, bestand schon im 10. Jahrhundert; 1508 ließen sich Portugiesen nieder und errichteten das Fort São Sebastião. Bis 1897 war Moçambique Hauptstadt von Portugiesisch-Ostafrika.
 
 2) Straße von Moçambique, Meeresstraße zwischen Südostafrika und der Insel Madagaskar, 400-900 km breit. An der Westseite fließt der Moçambiquestrom.
 

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Mo|çam|bique [mosam'bi:k] usw.: ↑Mosambik usw.

Universal-Lexikon. 2012.