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Komoren
Ko|mo|ren <Pl.>:
Inselgruppe und Staat im Indischen Ozean.
Dazu:
Ko|mo|rer, der; -s, -;
Ko|mo|re|rin, die; -, -nen;
ko|mo|risch <Adj.>.

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I
Komoren,
 
 
Kurzinformation:
 
Fläche: 1 862 km2
 
Einwohner: (2000) 714 000
 
Hauptstadt: Moroni
 
Amtssprachen: Arabisch, Französisch
 
Nationalfeiertag: 6. 7.
 
Währung: 1 Komoren-Franc (FC) = 100 Centimes
 
Zeitzone: 1400 Moroni = 1200 MEZ
 
amtlicher Namen: arabisch-kisuaheli Udzima wa Komori, französisch Union des Comores yn'jɔ̃ dɛ kɔ'mɔːr], deutsch Union [der] Komoren, Inselstaat im Indischen Ozean, umfasst die Inseln Njazidja (französisch Grande Comore; 1 148 km2), Nzwani (französisch Anjouan; 424 km2), Mwali (französisch Mohéli; 290 km2) und zahlreiche kleinere Inseln, 1 862 km2, (2000) 714 000 Einwohner. Hauptstadt ist Moroni auf Njazidja; Amtssprachen: Arabisch und Französisch; Verkehrssprache: Suaheli mit starken Beimischungen aus den Sprachen der ethnischen Gruppen. Währungseinheit: 1 Komoren-Franc (FC) = 100 Centimes. Uhrzeit: 1400 Moroni = 1200 MEZ.
 
 Staat und Recht:
 
Verfassung:
 
Die Verfassung vom 20. 10. 1996 bestimmt die Komoren als islamische Bundesrepublik mit Präsidialregime. Staatsoberhaupt ist der auf sechs Jahre direkt gewählte und mit weit reichenden Vollmachten ausgestattet Präsident (einmalige Wiederwahl möglich). Er bestimmt als oberster Inhaber der Exekutivgewalt (Regierungschef) die Richtlinien der Politik und ist Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Trägerin der Legislative ist die Bundesversammlung (Assemblée Fédérale), ein Einkammerparlament, dessen 43 Abgeordnete, für eine Legislaturperiode von fünf Jahren gewählt werden (Wahlrecht ab dem 18. Lebensjahr). - Seit dem Militärputsch vom 30. 4. 1999 ist die Verfassung außer Kraft gesetzt und das Parlament aufgelöst. Die vom Militär eingesetzte Regierung arbeitet auf Grundlage von Dekreten und der am 6. 5. 1999 per Dekret eingeführten Übergangsverfassung.
 
Parteien:
 
Nachdem das Einparteiensystem Ende 1989 aufgehoben und in der neuen Verfassung ein plurales Parteiensystem festgeschrieben wurde, entstanden über 20, vielfach auf einzelne Persönlichkeiten ausgerichtete Parteien.
 
Wappen:
 
Das Wappen zeigt einen mit vier die Inseln symbolisierenden Sternen belegten Halbmond auf den Strahlen einer Sonne; hierum der offizielle Staatsname in französischer und arabischer Sprache; am Fuß der den Rahmen bildenden Lorbeerzweige der Wahlspruch »Unité, Justice, Progrès« (»Einheit, Gerechtigkeit, Fortschritt«).
 
Nationalfeiertage:
 
Als Nationalfeiertag wird der 6. 7. begangen, der an die Erlangung der Unabhängigkeit 1975 erinnert.
 
Verwaltung:
 
Die drei Hauptinseln besitzen innere Autonomie und verfügen jeweils über einen direkt gewählten Gouverneur und einen Inselrat (Legislaturperiode vier Jahre).
 
Recht:
 
Das Rechtssystem basiert auf französischem und islamischem Recht. Der Oberste Gerichtshof fungiert als Verfassungsgerichtshof; die Verfassung garantiert die richterliche Unabhängigkeit.
 
Streitkräfte:
 
Die Gesamtstärke der »Forces Comoriennes de défense« besteht aus rd. 800 Mann, die von französischen Militärs ausgebildet werden.
 
 Landesnatur und Bevölkerung:
 
Landschaft:
 
Landesnatur:
 
Komoren, Inselgruppe.
 
Bevölkerung:
 
Die Bevölkerung ist ein vielschichtiges Gemisch aus afrikanischen, indisch-indonesischen und arabischen Einwanderern. Die Araber sind führend in der Politik, die Inder im Handel. Die Bevölkerung konzentriert sich auf allen Inseln nur auf die schmalen Küstenstreifen. Das durchschnittliche jährliche Bevölkerungswachstum (1985-94) beträgt 2,7 %. In Städten leben (1993) 30 % der Bevölkerung Größte Stadt ist die Hauptstadt Moroni (1990: 23 400 Einwohner); Mutsamudu (Hauptort von Nzwani, an der Nordwestküste) hat 14 000 Einwohner, Fomboni (Hauptort von Mwali, an der Nordküste) 7 000 Einwohner.
 
Religion:
 
Der sunnitische Islam ist Staatsreligion und bildet mit 99,3 % das Bekenntnis nahezu der gesamten Bevölkerung, vertreten v. a. in der schafiitischen Rechtsschule. Die Religionsausübung der Minderheitsbekenntnisse (Christen und Hindus) ist gewährleistet. Für die katholischen Christen (rd. 0,5 %) besteht eine Apostolische Administratur (Sitz: Moroni), die auch die Insel Mayotte umfasst; rd. 0,1 % der Bevölkerung sind Protestanten (vorwiegend Madagassen).
 
Bildungswesen:
 
Es besteht achtjährige Schulpflicht, doch besuchen nur rd. 75 % der Kinder die sechsjährige Primarschule. Dieser schließt sich die vierjährige Mittelschule an, gefolgt von der dreijährigen gymnasialen Oberstufe. Die Analphabetenquote beträgt 40 %. Für die Lehrerausbildung gibt es drei pädagogische Institute. Da keine Hochschulen existieren, gehen die Studenten ins Ausland (meist nach Frankreich).
 
Publizistik:
 
In der Hauptstadt erscheinen das Regierungs-Blatt »Al Watwany« (wöchentlich) sowie das unabhängige Wochenblatt »L'Archipel«. Nachrichtenagentur ist die amtliche »Agence Comores Presse« (ACP), Sitz: Moroni. Die staatliche Rundfunkbehörde »Radio Comores« sendet Programme in Suaheli, Arabisch und Französisch.
 
 Wirtschaft und Verkehr:
 
Wirtschaft:
 
Die Komoren gehören mit einem Bruttosozialprodukt (BSP) je Einwohner von (1994) 510 US-$ zu den Entwicklungsländern mit niedrigem Einkommen. Die wirtschaftliche Entwicklung wird durch eine wenig ausgebaute Infrastruktur und durch fehlende Rohstoffe gehemmt. Ein Großteil des Staatshaushalts wird durch ausländische Finanzhilfen, v. a. aus Frankreich, finanziert. 1985-94 lag die Inflationsrate jährlich bei 3,5 %.
 
Landwirtschaft:
 
Die landwirtschaftliche Nutzfläche setzt sich zusammen aus 100 000 ha Ackerland und Baumkulturen sowie 15 000 ha Wiesen und Weiden. 1993 arbeiteten 78 % der Erwerbstätigen im Agrarbereich. Als Grundnahrungsmittel werden v. a. Maniok, Süßkartoffeln, Reis und Bananen angebaut; sie müssen durch erhebliche Nahrungsmittelimporte ergänzt werden. 1991 wurden 30 000 t Reis, das Zehnfache der heim. Erntemenge, eingeführt. Für den Export werden Vanille, Gewürznelken und Ylang-Ylang-Bäume angebaut. Die Komoren sind der wichtigste Produzent von Ylang-Ylang-Öl (1991: 70 t), einem in der Parfümindustrie verwendeten Geruchsstabilisator.
 
Fischerei:
 
Die Fischerei dient der Eigenversorgung und ist nur wenig entwickelt. 1991 wurden 8 000 t Fisch, überwiegend Thunfisch, gefangen.
 
Industrie:
 
Der gewerbliche und industrielle Bereich ist kaum entwickelt. Wichtigste Zweige sind die Weiterverarbeitung der Exportprodukte Vanille und Ylang-Ylang. Das Handwerk umfasst v. a. Weberei, Schnitzerei und Töpferei.
 
Tourismus:
 
Hauptanziehungspunkte sind die Badestrände und der Tauchtourismus. 1992 kamen 19 000 ausländische Besucher, v. a. aus Frankreich und der Republik Südafrika.
 
Außenwirtschaft:
 
Die Handelsbilanz ist seit der Unabhängigkeit 1975 durchweg negativ (1992: Einfuhr 63 Mio. US-$, Ausfuhr 26 Mio. US-$). 1993 wurden v. a. Vanille (78 % der Gesamtausfuhr), Ylang-Ylang (13 %) und Gewürznelken (4 %) exportiert. Die wichtigsten Handelspartner sind Frankreich, die USA und die Republik Südafrika.
 
Verkehr:
 
Die isolierte geographische Lage und die großen Entfernungen der Inseln untereinander (zwischen 100 und 300 km) erschweren den Ausbau einer leistungsfähigen Infrastruktur. Das Straßennetz hat eine Gesamtlänge (1989) von 900 km. Eisenbahnen gibt es nicht. Wichtigste Seehäfen sind Moroni auf Njazidja und Mutsamudu auf Nzwani. Der internationale Flughafen Hahaya liegt nahe der Hauptstadt Moroni.
 
 
Seit dem 10. Jahrhundert gehörten die Komoren zum Bereich der stark arabisch geprägten Suahelikultur, jedoch kam es zu keiner den ganzen Archipel erfassenden Staatsbildung. Um 1591 wurden die Komoren erstmals von Europäern aufgesucht. Seit dem 17. Jahrhundert kämpften verschiedene Sultane um die Beherrschung der Inseln. Mayotte kam 1843 in französischen Besitz, die anderen Inseln wurden 1886 französisches Protektorat. 1912 wurde die französische Kolonie Komoren geschaffen, die 1914 dem Generalgouverneur von Madagaskar unterstellt wurde. 1946 erhielten die Komoren den Status eines französischen Überseeterritoriums (ab 1961 mit beschränkter innerer Autonomie). Bei der in ganz Französisch-Afrika südlich der Sahara 1958 durchgeführten Volksabstimmung entschied sich die Mehrheit für den Verbleib bei Frankreich, jedoch formierten sich in Tanganjika 1963 Emigranten zu einer nationalen Befreiungsbewegung (Mouvement de Libération Nationale des Comores, MOLINACO), die von der Organization of African Unity (OAU) anerkannt wurde. Erst im Dezember 1972 gewann ein die Unabhängigkeit forderndes Parteienbündnis die Wahlen zur halbautonomen Territorialversammlung; Ahmed Abdallah Abderemane (* 1919, ✝ 1989), Führer der »Union Démocratique des Comores« (UDC), wurde Regierungschef. Eine neuerliche Volksabstimmung am 22. 12. 1974 ergab auf allen Inseln zusammen 94,6 % für die Unabhängigkeit, auf Mayotte jedoch 64 % für den Verbleib bei Frankreich (1976 durch eine weitere Volksabstimmung bestätigt). Daraufhin proklamierte Abderemane am 6. 7. 1975 die Unabhängigkeit der Komoren, während Mayotte von Frankreich den Status einer »Collectivité territoriale« oder »locale« (Verwaltungsform zwischen Übersee-Département und Überseeterritorium) erhielt.
 
Im August 1975 stürzte Ali Soilih (* 1937, ✝ 1978) die Regierung unter Präsident Abderemane und schlug als Staats- und Regierungschef einen marxistisch bestimmten revolutionären Kurs ein. Eine von Abderemane angeworbene, von Frankreich unterstützte Söldnertruppe europäischer Herkunft vertrieb im Mai 1978 Soilih und erschoss ihn. Nach In-Kraft-Treten einer neuen Verfassung (1. 10. 1978 übernahm Abderemane wieder das Amt des Staatspräsidenten; seit 1982 stützte er sich innenpolitisch auf die Einheitspartei »Union Comorienne pour le Progrès« (UCP), ließ aber bei den Wahlen 1982 Oppositionskandidaten zu. Ende November 1989 kam der Präsident durch ein Attentat ums Leben, der bisherige Präsident der Nationalversammlung Said Mohammed Djohar (* 1918) wurde daraufhin Interimspräsident und im März 1991 durch Wahlen im Amt bestätigt. Ein Putsch von Teilen der Armee unter dem französischen Söldnerführer Bob Denard (* 1929) wurde im Oktober 1995 durch französische Truppen niedergeschlagen. Da Präsident Djohar nach Réunion flüchtete, ließ sich der bisherige Ministerpräsident Mohamed Caabi El-Yachroutu zum Staatspräsidenten proklamieren und bildete unter Einbeziehung der Oppositionsparteien ein neues Kabinett. Bei den Präsidentschaftswahlen im März 1996 siegte Mohamed Taki Abdoulkarim (✝ November 1998), nachdem der aus dem Exil zurückgekehrte Djohar auf eine Kandidatur verzichtet hatte. Nach einem Putsch übernahm am 30. 4. 1999 das Militär unter Oberst Azali Assoumani die Macht, der eine Übergangsregierung bildete. Im August 1997 erklärte sich die Insel Mwali für unabhängig, im Oktober stimmte die Bevölkerung der Insel Nzwani ebenfalls für eine Unabhängigkeit. Die Sezessionsbestrebungen, die seit 1997 wiederholt zu militärischen Ausschreitungen geführt hatten, konnten nach Vermittlung der OAU und der Europäischen Union durch ein Friedensabkommen vom 17. 2. 2001 vorerst beigelegt werden. In diesem Abkommen wurden für Mwali und Nzwani erweiterte Autonomierechte gebilligt. Schließlich wurde am 23. 12. 2001 mit der Einführung der durch Referendum bestätigten neuen Verfassung eine föderale Republik gebildet.
II
Komoren,
 
Inselgruppe im Indischen Ozean, zwischen der Nordspitze von Madagaskar und der Ostküste Afrikas, am Nordeingang der Straße von Moçambique, umfasst die französische Insel Mayotte sowie drei weitere Hauptinseln, die mit den zahlreichen Nebeninseln den Staat Komoren bilden. Die Komoren sitzen einer untermeerischen Schwelle auf und sind vulkanischen Ursprungs. Die höchste Erhebung, der Kartala (2 361 m über dem Meeresspiegel) auf Njazidja, ist ein noch tätiger Vulkan. Die Gebirgslandschaft ist von tiefen Tälern zerschnitten. Vor den Küsten ziehen sich Korallenriffe hin; das Riff vor der Südküste von Mwali ist reich an zum Teil seltenen Wassertieren. In Meerestiefen von 150-400 m lebt die Fischart Latimeria chalumnae, die einzige heute noch existierende Art der Quastenflosser.
 
Auf den Inseln herrscht tropisches Klima; die Temperaturen nehmen mit zunehmender Höhe merklich ab. Von November bis April bringen äquatoriale West-Winde bei hohen Temperaturen (Monatsmittel bis 30 ºC) reiche Niederschläge (bis 4 000 mm an den Westseiten, bis 1 200 mm an den Ostseiten); von Mai bis Oktober weht der trockene Südostpassat (Monatsmittel um 20 ºC).
 
 
Muslim. Inseln vor Ostafrika, hg. v. G. Rotter (a. d. Arab., 1976);
 H. Chagnoux u. A. Haribou: Les Comores (Paris 1980);
 R. Battistini u. P. Verin: Géographie des Comores (Paris 1984);
 M. D. Newitt: The Comoro Islands (Boulder, Colo., 1984).

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Ko|mo|ren <Pl.>: Inselgruppe und Staat im Indischen Ozean.

Universal-Lexikon. 2012.