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Organization of African Unity
Organization of African Unity
 
[ɔːgənaɪ'zeɪʃn əv 'æfrɪkən 'juːnɪtɪ, englisch], Abkürzung OAU, französische Organisation de l'Unité Africaine [ɔrganiza'sjɔ̃ də lyni'te afri'kɛːn], Abkürzung OUA, deutsch Organisation für Afrikanische Einheit, Abkürzung OAE, 1963 gegründete und 2001 formell aufgelöste Staatenverbindung, die allen souveränen Staaten Afrikas (einschließlich der dem Kontinent vorgelagerten Inseln) offen stand; Sitz war Addis Abeba. Sie zählte (2001) 53 Mitgliedstaaten. Zu den 30 Gründungsmitglieder kamen alle neuen afrikanischen Staaten nach dem Gewinn ihrer Unabhängigkeit beziehungsweise 1994 die Republik Südafrika nach dem Ende der Apartheidherrschaft. Die Aufnahme der von der Frente Polisario ausgerufenen »Demokratischen Arabischen Republik Sahara« (Westsahara) 1982 führte 1984 (mit Wirkung zum Jahr 1985) zum Austritt Marokkos. Auf der Grundlage ihrer Charta trat die OAU für die Einheit Afrikas und die allseitige Zusammenarbeit, die Souveränität und territoriale Integrität ihrer Mitglieder ein, war jedoch kein Verteidigungsbündnis.
 
Organe:
 
Höchstes Organ war die jährliche Gipfelkonferenz der Staats- und Regierungschefs, die mit Zweidrittelmehrheit verbindliche Entscheidungen treffen konnte und den jährlich wechselnden Vorsitzenden wählte. Der mindestens zweimal jährlich tagende Ministerrat bereitete die Gipfelkonferenzen vor und koordinierte die Zusammenarbeit innerhalb der Mitgliedsstaaten. Ständiges Organ war das Generalsekretariat mit dem von der Gipfelkonferenz gewählten Generalsekretär (Amtszeit vier Jahre), der sehr begrenzte Befugnisse hatte. Zahlreiche Kommissionen waren u. a. für Wirtschaft und Soziales, Wissenschaft und Kultur, Erziehung und Gesundheit sowie für Vermittlung und Schlichtung, Verkehr und Telekommunikation zuständig. Daneben wurden je nach Erfordernis Ad-hoc-Ausschüsse gebildet. 1963-94 existierte ein Befreiungskomitee (Sitz: Daressalam), dem die Befreiung Namibias und die Bekämpfung der weißen Minderheitsherrschaft in der Republik Südafrika oblag.
 
Geschichte:
 
Die nach 1945 erstarkenden Antikolonialbewegungen in Afrika waren besonders beeinflusst von den Ideen des Panafrikanismus, erstrebten eine möglichst starke Verhandlungsposition gegenüber den Kolonialmächten und versprachen sich von der Existenz größerer Märkte bessere Entwicklungschancen für ihre Länder. Darüber hinaus sahen sie in größeren Zusammenschlüssen Möglichkeiten, partikularistische Tendenzen (Tribalismus) zu überwinden. Besonders K. Nkrumah, 1960-66 Staatspräsident von Ghana, forderte die Bildung einer Unionsregierung für ganz Afrika, die jedoch von den meisten unabhängig gewordenen Staaten Afrikas abgelehnt wurde. Unter dem Eindruck des Ost-West-Konflikts drohte sich die Antikolonialbewegung zu Beginn der 60er-Jahre zu spalten, v. a. in eine Gruppe antiwestlicher Staaten (Casablancagruppe) und in ein prowestlicher Lager (Monroviagruppe). Um diese drohende politische Spaltung zu überwinden, schlossen sich am 25. 5. 1963 in Addis Abeba die zu diesem Zeitpunkt unabhängigen afrikanischen Staaten zur OAU zusammen.
 
Trotz häufiger Spannungen und Konflikte zwischen den Mitgliedstaaten und dem gleichzeitig verfolgten Prinzip der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten konnte die OAU ihren Zusammenhalt wahren. Ein Sondergipfel verabschiedete 1980 den »Aktionsplan von Lagos« zur wirtschaftlichen Entwicklung Afrikas. Die im Rahmen der OAU geschaffene »Afrikanische Menschen- und Völkerrechtskommission« nahm 1989 ihre Arbeit auf. 1991 verständigten sich die Mitglieder der OAU in Abuja (Nigeria) über die Schaffung einer Afrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (AEC), die den Kontinent bis zum Jahre 2025 über regionale Vereinigungen zu einem einheitlichen Wirtschaftsraum zusammenschließen soll. Der Vertrag über eine kernwaffenfreie Zone in Afrika (Vertrag von Pelindaba) wurde 1996 von 49 der 53 OAU-Mitgl. unterzeichnet. Auf dem Gipfeltreffen 1999 bekannten sich die OAU-Staaten dazu, künftig untereinander auf Gewaltandrohungen zu verzichten und bei der Regelung von Konflikten friedliche Mittel einzusetzen.
 
Im Mai 2001 erfolgte formell die Umwandlung der OAU in die Afrikanische Union. Zum letzten Generalsekretär der OAU und damit gleichzeitig ersten Generalsekretär der Afrikanischen Union wurde Amara Essy, ehemaliger Außenminister der Elfenbeinküste, gewählt.
 
Literatur:
 
F. Ansprenger: Die Befreiungspolitik der Organisation für Afrikan. Einheit (OAU) 1963 bis 1975 (1975);
 M. Wolfers: Politics in the O. of A. U. (London 1976);
 Z. Červenka: The unfinished quest for unity. Africa and the OAU (New York 1977);
 P. Kunig: Das völkerrechtl. Nichteinmischungsprinzip. Zur Praxis der Organisation der afrikan. Einheit (OAU) u. des afrikan. Staatenverkehrs (1981);
 
Lagos plan of action for the economic development of Africa 1980-2000, hg. v. der O. of A. U. (Genf 21982);
 
Organisation der Afrikan. Einheit (OAU). Resolutionen u. Erklärungen 1963-1981, hg. v. H. Stöber (a. d. Engl., Berlin-Ost 1983);
 A. Sesay u. a.: The OAU after twenty years (Boulder, Colo., 1984);
 E. Kodjo: Et demain l'Afrique (Paris 1985);
 
Social development in Africa. Strategies, policies, and programmes after the Lagos plan, hg. v. D. Mohammed (London 1991).

Universal-Lexikon. 2012.