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Ka|ba|rett [kaba'rɛt], das; -s, -e und -s:a) [künstlerische] Darbietung, bei der besonders in satirischen Chansons und Sketchen Kritik an meist politischen Zuständen oder Ereignissen geübt wird:
er konnte Kabarett nicht leiden.
Syn.: ↑ Sketsch.
b) Kleinkunstbühne:
sie lud ihn ins Kabarett ein.
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Ka|ba|rẹtt 〈a. [kạ-] n.15 od. 11〉
1. Bühne für kurze, meist humoristische Darbietungen; oV Cabaret; Sy Brettl, Kleinkunstbühne
2. in Fächer abgeteilte, drehbare Speiseplatte
[<frz. cabaret „Schenke“]
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Ka|ba|rett [kaba'rɛt , auch: 'ka…, …'re: ], das; -s, -s, bei eingedeutschter Ausspr. auch: -e, (auch, bes. österr.:) Cabaret [kaba're :, auch: 'kabare], das; -s, -s [frz. cabaret, auch = Restaurant; Satz Gläser mit Flasche < mniederl. cabret (Nebenf. von: cambret, cameret) »Gaststätte«, eigtl. = Kämmerchen, zu: camere = Raum, Kammer < lat. camera, ↑ Kammer]:
1. <o. Pl.> ↑ Kleinkunst (1) in Form von Sketchen u. Chansons, die in parodistischer, witziger Weise politische Zustände od. aktuelle Ereignisse kritisieren:
das politische, literarische K.;
K. machen.
2.
a) Kleinkunstbühne:
ins K. gehen;
b) Ensemble, das Kabarett (1) macht:
heute Abend gastiert ein tschechisches K.
3. [drehbare] mit kleinen Fächern od. Schüsselchen versehene Salat- od. Speiseplatte.
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I Kabarett,
bühnengebundene Veranstaltungsform mit musikalisch-literarischem Programm politisch-satirischen Inhalts. Der Begriff ist von der französischen Bezeichnung Cabaret abgeleitet, die zunächst nichts anderes als »Kneipe« bedeutete. Ende des 19. Jahrhunderts verband sich dieser Begriff allerdings mit den zur besonderen Touristenattraktion gewordenen Künstlerkneipen am Pariser Montmartre, als deren erste das 1881 eröffnete »Chat Noir« gilt. Sie waren das exklusive Gegenstück zu den Pariser Konzert-Cafés, Literaten- und Künstlertreffs, in denen Gedichte, Texte und Lieder vorgetragen wurden. Nach diesem Vorbild, wenn auch mit gänzlich anderem Charakter, gründete der Schriftsteller Ernst Ludwig Freiherr von Wolzogen (1855-1934) im Theater am Alexanderplatz in Berlin 1901 unter der Bezeichnung »Buntes Theater (Überbrettl)« eine Bühne als erstes deutsches Kabarett, das sich dem massenwirksamen Varieté-Betrieb (Varieté) entgegenstellen wollte und eine Art gehobenes, literarisches Varieté sein sollte. Er begründete damit das literarisch-musikalische Kabarett, aus dem in den folgenden zwei Jahrzehnten der Typ des Kabarett-Schlagers (Schlager) hervorging. Chanson, Couplet und Song waren hier verbreitete Formen der populären Musik, die sich hauptsächlich mit Namen wie Claire Waldoff (1884-1957), Trude Hesterberg (1892-1967), Blandine Ebinger (1904-1993) oder Rosa Valetti (1897-1937) verbanden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verbreitete sich neben dem literarisch-musikalischen Kabarett eine politisch-satirische Kabarettform, deren Schwerpunkt auf der kritischen Auseinandersetzung mit dem Zeitgeschehen lag. Musik spielte dabei kaum noch eine eigenständige Rolle. Erst im Zusammenhang mit dem Politrock sowie dem Solo-Kabarett (Georg Kreisler, André Heller) hat es Versuche gegeben, dem Kabarett wieder eine ausgeprägte musikalische Grundlage zu schaffen, in der die Funktion der Musik darüber hinausgeht, Sketche abzuschließen und satirische Texte zu transportieren.
II
Kabarẹtt
[französisch, eigentlich »Schenke«, »Trinkstube«, auch »Teegeschirr«, »Trinkgeschirr«] das, -s/-s und -e,
1) mit kleinen Fächern oder Schüsseln versehene, meist drehbare Salat- oder Speiseplatte.
2) Bezeichnung für eine kleine Bühne (auch Brettl) und für die dort dargebotene Kunstform, die v. a. mit Texten, Liedern und Sketchen in humoristisch-satirischer, literarischer und/oder kritisch-satirischer Weise politische und gesellschaftliche Zustände glossiert, parodiert und reflektiert. Kabarett als Mischform der darstellenden Kunst vereint Elemente des Theaters (Szene, Monolog, Dialog, Einakter), der Literatur (Lyrik, Prosa) und der Musik (Chanson, Song, Couplet, Ballade, Bänkelsang). Charakteristisch für das Kabarett ist die Bevorzugung der »kleinen Formen« (Pantomime, Sketch, Singspiel, Ausdruckstanz u. a.) und ihre Darbietung in einem (häufig durch Conférencen verbundenen) Nummernprogramm. Das Fehlen eines durchgehenden Handlungsstrangs bringt das Kabarett formal in die Nähe von Revue und Varieté. Im Unterschied zu diesen verzichtet es weitgehend auf illusionistische Mittel und stellt die Sprache in den Vordergrund. Mittel der Gestaltung sind u. a. Parodie, Travestie, Auslassung, Karikatur, Andeutung von Sachverhalten anstelle elaborierter Ausführung, fließende Übergänge (z. B. vom Chanson zur gespielten Szene) und Montage von Disparatem. Oft in kritisch-oppositioneller Haltung gegenüber den Herrschenden versucht Kabarett auch, Bewusstseinsprozesse über politische Verhältnisse und soziale Normen auszulösen, und ist in diesem Sinn »Spiel mit dem erworbenen Wissenszusammenhang des Publikums« (J. Henningsen). Trotz der schwierigen gattungstheoretischen Zuordnung lässt sich (u. a. nach K. Budzinski) folgende Unterteilung v. a. für das deutschsprachige Kabarett vornehmen: 1) literarisches Kabarett als Mischung aus Bänkel- und Kunstliedern, lyrischen Texten, Einaktern, Literatur- und Musikparodien u. a., tendiert zu geistvoller, aber häufig unverbindlicher Unterhaltung; 2) politisch-literarisches Kabarett mit engagiert politischer Stellungnahme, bildete sich als Protestform v. a. junger Literaten nach dem Ersten Weltkrieg; 3) politisch-satirisches Kabarett mit aggressiv-anklagender Zeitkritik; entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg und gegenwärtig die Hauptform des Kabaretts.
In Frankreich entwickelten sich aus den »Cafés-concerts« (Anfang 19. Jahrhundert) v. a. in Paris die »Cabarets artistiques«. 1881 eröffnete R. Salis in Paris das erste literarische Kabarett »Chat noir«, in dem zeitgenössische Lyrik und sozialkritische Chansons vorgetragen wurden (Kompositionen u. a. von C. Debussy und E. Satie). A. Bruant etablierte dort 1885 sein Kabarett »Le Mirliton«. Besonders Yvette Guilbert, populäre Diseuse der Belle Époque, machte die Texte von Bruant, Léon Xanrof (* 1867, ✝ 1953), Maurice Donnay (* 1859, ✝ 1945), Jules Jouy (* 1855, ✝ 1896) u. a. international bekannt. Bei der Gründung des ersten deutschen Kabaretts, des »Bunten Theaters« (Überbrettl) 1901 in Berlin, fühlte sich E. von Wolzogen v. a. der Forderung von O. J. Bierbaum nach einer »Verfeinerung des Varietés« verpflichtet. Die meist kurzlebigen literarischen Kabaretts boten Unterhaltung und waren Forum zeitgenössischer Lyrik und dramatischer Szenen. Weitere bedeutende Kabaretts waren in Berlin »Schall und Rauch« (1901; gegründet von M. Reinhardt), in München die »Elf Scharfrichter« (1901; mit F. Wedekind), in Wien das »Jung-Wiener Theater zum lieben Augustin« (1901) und die »Fledermaus« (1907, Ausstattung von G. Klimt und O. Kokoschka), in Budapest das »Tarka Szinpad« (1901) und das »Modern Szinpad« (1907), in Prag das »Červená sedma« (»Rote Sieben«, 1911). Texte des literarischen Kabaretts stammten u. a. von P. Altenberg, E. Friedell, L. Thoma, F. Wedekind, A. Polgar, O. J. Bierbaum, D. von Liliencron. Bekannte Diseuse dieser Zeit war Marya Delvard (* 1876, ✝ 1965). Im 1916 in Zürich gegründeten »Cabaret Voltaire« zeigten die Dadaisten H. Arp, H. Ball, R. Huelsenbeck und T. Tzara antimilitaristische und kunstrevolutionäre Tendenzen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Kabarett von einer zum Teil radikalen Politisierung (u. a. vom Berliner Dadaismus beeinflusst) ergriffen, es wurde Forum und Mittel der Auseinandersetzung junger Künstler mit der durch Krieg und Revolution erschütterten Gesellschaftsordnung. Obwohl die Aufhebung der Zensur in der Weimarer Republik eine Politisierung des Kabaretts ermöglichte, behauptete sich in den Programmen v. a. die leichte Unterhaltung; die von R. Nelson entwickelte und von F. Hollaender perfektionierte Kabarettrevue wurde populär. Dennoch war Kabarett auch Medium der Aufklärung und der politischen Agitation, so in der »Revue Roter Rummel« (1924, von E. Piscator) und in den Programmen des »Politischen Kabaretts der Sozialistischen Veranstaltungsgruppe« (Wien, 1926-33) und »Echo von Links« (1932, gegründet von L. Fürnberg). Erfolgreiche Kabaretts in Berlin waren in dieser Zeit: »Schall und Rauch« (Neugründung 1919 von M. Reinhardt), »Cabaret Größenwahn« (1920, gegründet von Rosa Valetti), »Kabarett der Komiker« (1924, gegründet von K. Robitschek), »Katakombe« (1929, gegründet von W. Finck), »Tingel-Tangel« (1930, gegründet von F. Hollaender), »Wilde Bühne« (1921, gegründet von Trude Hesterberg, * 1892, ✝ 1967), »Die Wespen« (1926, gegründet von Leon Hirsch, * 1886, ✝ 1954), in München die »Vier Nachrichter« (1931, gegründet u. a. von H. Käutner), in Wien »Der liebe Augustin« (gegründet 1931, mit G. H. Mostar, F. Eckhardt), »Literatur am Naschmarkt« (1933, gegründet von R. Weys u. a.) und nach dem »Anschluss« Österreichs das »Wiener Werkel« (1938); in Zürich wurde 1934 mit dem »Cabaret Cornichon« das erste eigenständige schweizerische Kabarett gegründet (mit A. Rasser, Voli Geiler u. a.; Programme gegen den Faschismus). Als Vortragende errangen Erfolge Trude Hesterberg, Rosa Valetti, Gussy Holl (* 1888, ✝ 1966), Claire Waldoff, W. Finck, P. Nikolaus, Paul Graetz (* 1890, ✝ 1937), F. Grünbaum, K. Farkas, E. Busch. Texte mit zum Teil sozialkritischen Tendenzen stammten u. a. von W. Mehring, E. Kästner, M. Schiffer, K. Tucholsky, J. Ringelnatz, E. Weinert, J. Soyfer und H. Weigel. Als Humoristen und Volkskomiker traten hervor: in München K. Valentin mit Liesl Karlstadt, in Berlin Erich Carow (* 1893, ✝ 1956) u. a. Während der nationalsozialistischen Herrschaft wurden viele Kabarettisten inhaftiert und zum Teil ins Konzentrationslager gebracht (u. a. Grünbaum, Soyfer, Finck und P. Morgan). Die Emigranten gründeten im Ausland antifaschistische Exilkabaretts: »Die Pfeffermühle« (1933 in München von Erika Mann gegründet, noch 1933 nach Zürich emigriert); »Studio 1934« in Prag, »Die Laterne« (1934, Paris), »Deutsches Theater Kolonne Links« (1934, Moskau), »Das Laterndl« (1939, London), »Freie Bühne« (1943, Stockholm). Auf Befehl der Nationalsozialisten wurden in einigen Konzentrationslagern Kabaretts gegründet, so 1944 das »Karussell« in Theresienstadt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand aus der Abrechnung mit dem Nationalsozialismus das politisch-satirische Kabarett, das zunächst an traditionelle Spielformen der 20er- und 30er-Jahre anzuknüpfen versuchte. Erste Kabarettgründungen waren »Die Hinterbliebenen« (Reisekabarett, gegründet 1945 von G. H. Mostar), »Die Amnestierten« (Reisekabarett, gegründet 1945), die »Schaubude« (1945 in München, mit E. Kästner, Ursula Herking), »Das Kom(m)ödchen« (1947 in Düsseldorf gegründet von Lore und K. Lorentz), das Rundfunkkabarett »Die Insulaner« (1948 in Berlin gegründet von G. Neumann), »Die Stachelschweine« (1949 in Berlin-West gegründet), »Die Schmiere« (1950 in Frankfurt am Main gegründet von R. Rolfs), die »Münchner Lach- und Schießgesellschaft« (1955 gegründet von S. Drechsel, mit D. Hildebrandt u. a.), die »arche nova« (1956 gegründet von H. D. Hüsch in Mainz), das »Bügelbrettl« (1959 in Heidelberg gegründet von Hannelore Kaub, seit 1965 in Berlin-West). Als Kabarettsolisten profilierten sich seit dieser Zeit H. D. Hüsch, D. Kittner, W. Neuss, Helmut Ruge (* 1940), D. Hildebrandt, G. Polt, Helen Vita u. a. Als Reaktion auf die politischen Verhältnisse (»große Koalition«) in der Bundesrepublik Deutschland entstand Mitte der 60er-Jahre ein systemkritisches, antibürgerliche Ideen propagierendes Kabarett (u. a. das »Rationaltheater«, 1965 in München; das »Reichskabarett«, 1965 in Berlin-West; die »Machtwächter«, 1966 in Köln). Die Radikalisierung des Kabaretts vollzog sich gleichzeitig mit der Entwicklung der Liedermacher. Daneben bildete sich ein dem Agitprop nahe stehender Typus des Kabaretts (u. a. »Floh de Cologne«, 1966 in Köln; »Lokomotive Kreuzberg«, 1972 in Berlin-West) heraus.
Seit Ende der 70er-Jahre treten jüngere Solokabarettisten verstärkt in Erscheinung, u. a. B. Jonas, M. Richling, S. Zimmerschied und Lisa Fitz (* 1951). Daneben haben sich als »Szenekabaretts« »Die 3 Tornados« (1977, Berlin-West), das »Vorläufige Frankfurter Fronttheater« (1982) und das »Münchner Crüppel Cabaret« (1982) etabliert; als erstes türkisches Kabarett in der Bundesrepublik Deutschland wurde 1986 das »KnobiBonbonKabarett« gegründet. Die seit den 60er-Jahren verstärkt auch von den Rundfunkanstalten ausgestrahlten Kabarettsendungen führten zur Form des Medienkabaretts.
In der DDR wurden als erste bedeutende Kabaretts »Die Distel« (1953, Berlin-Ost) und die »Leipziger Pfeffermühle« (1954) gegründet. Ihnen folgten »Die Herkuleskeule« (1955, Dresden), die »Kneifzange« (1955, Berlin-Ost) und die »academixer«, das Kabarett der Karl-Marx-Universität in Leipzig (gegründet 1966 als Studentenkabarett, seit 1976 Berufskabarett, Leitung 1976-90 Jürgen Hart, * 1942, ✝ 2002), das »Fettnäpfchen« (1973, Gera), später »Die Arche« (1980, Erfurt) und »Die Umweltschützer« (1980, Rostock), deren satirische Kritik sich »nicht mehr gegen Staat und führende Klasse der Gesellschaft richtet, sondern gegen deren ideologische, Widersacher'« (R. Otto). 1990 bestanden in der DDR 13 Berufskabaretts, die mit staatlichen beziehungsweise kommunalen Mitteln finanziert wurden, außerdem etwa 300 Amateurkabaretts (zeitweise etwa 600 Gruppen), deren Finanzierung durch so genannte gesellschaftliche Träger - volkseigene Betriebe, Schulen u. a. Institutionen - erfolgte. Nach der Wiedervereinigung etablierten sich die Kabaretts - meist als GmbH und personell stark reduziert - neu; nicht nur die staatliche Finanzierung fiel weg, sondern zunächst auch die Zielrichtung der Satire. »Die Distel« (mit Peter Ensikat, * 1941, als Textautor), erreichte in den folgenden Jahren durch mehrere Folgen des TV-Programms »Der scharfe Kanal« (der Titel parodierte die DDR-Politsendung »Der schwarze Kanal«) ein Millionenpublikum. Das kurzzeitig nachlassende Zuschauerinteresse wurde durch die etablierten und neue Kabaretts, u. a. »Die Kneifzange« (ehemals Kabarett der Nationalen Volksarmee), die Kabarettkneipe »Kartoon« (ehemals Kabarett der Hochschule für Ökonomie »Bruno Leuschner«), das »Sündikat« (ehemals Amateurkabarett der Post), die »Radieschen« und das neu gegründete Kabarett »SanftWUT«, in Leipzig die »Pfeffermühle« und die »academixer«, in Dresden »Die Herkuleskeule« und das Amateurkabarett »Lachkarte«, die Hallenser »Kiebitzensteiner« und die Magdeburger »Kugelblitze« wiedergewonnen.
Hauptthemen wurden die Bonner Politik, das Verhalten so genannter Wendehälse und die Stasivergangenheit; über das Ost-West-Thema hinausgehend, entstehen Satire, Komik und Selbstironie aus den realen Verwicklungen des Ostdeutschen in der Vielfalt der bundesdeutschen Gesellschaft. Andere Charakteristika des früheren DDR-Kabaretts wie sinnlich-theatralische Spielformen, bildhafte Sprache sowie ausgeprägte Ensemblearbeit, wie sie beispielsweise das Potsdamer »Kabarett am Obelisk«, andererseits aber auch die »Münchner Lach- und Schießgesellschaft« auszeichnet, stehen dem allgemeinen Trend zum Solokabarett entgegen. In der Nachfolge der etablierten Kabarettsolisten stehen in den 80er- und 90er-Jahren u. a. R. Rogler, Matthias Beltz (* 1945, ✝ 2002), O. Fischer, V. Pispers, Stephan Wald (* 1951) und Achim Konejung (* 1957).
In Österreich erlebte das Kabarett in den 50er-Jahren eine Renaissance und Politisierung durch die Zusammenarbeit von G. Bronner, G. Kreisler und H. Qualtinger, die in ihren Programmen Korruption und Nepotismus der Regierenden und das Kleinbürgertum attackierten. Bekannte österreichische Solokabarettisten seit den 70er-Jahren sind Otto Grünmandl (* 1924), W. Schneyder, Hans-Peter Heinzl (* 1942), Lukas Resetarits (* 1947), Erwin Steinhauer (* 1951). Unter Einbeziehung von Rockmusik erreichten »Die Schmetterlinge« (u. a. mit »Die Proletenpassion«, 1976) eine formale Erweiterung des Kabaretts; zu den bedeutenden zeitgenössischen Kabarettensembles zählen die »Hektiker« in Wien. Seit den 80er-Jahren entstanden verschiedene neue Spielstätten, in den Mittelpunkt der Programme trat anstelle abstrakter politischer Themen der Mensch. Zu den in den letzten Jahren hervorgetretenen Kabarettisten gehören u. a. Alfred Dorfer (* 1961) und Josef Hader (* 1962).
In der Schweiz ging aus dem »Cabaret Cornichon« 1949 das »Cabaret Fédéral« (Zürich) hervor. Weitere Kabarettgründungen erfolgten u. a. in Baden (»Cabaret Rotstift«, 1953) und Zürich (»Cabaret Rüeblisaft«, 1954). Erfolge als Kabarettduo hatten u. a. Voli Geiler und W. Morath sowie Margrit Läubli und C. Keiser, als Solisten seit den 70er-Jahren E. Steinberger und F. Hohler; im In- und Ausland bekannt wurden auch Joachim Rittmeyer (* 1951) und die Geschwister Sibylle (* 1954) und Michael Birkenmeyer (* 1956).
H. Greul: Bretter, die die Zeit bedeuten (1967);
J. Henningsen: Theorie des K. (1967);
R. Hösch: K. von gestern u. heute, 2 Bde. (Berlin-Ost 1-21969-72);
L. Appignanesi: Das K. (a. d. Engl., 1976);
C. Keiser: Herrl. Zeiten: 1916-1976. 60 Jahre Cabaret in der Schweiz (Bern 1976);
W. Rösler: Das Chanson im dt. K. 1901-1933 (Berlin-Ost 1980);
Sich fügen - heißt lügen, hg. v. R. Hippen, Ausst.-Kat. (1981);
K. Budzinski: Das K. (1985);
H. Veigl: Lachen im Keller. K. u. Kleinkunst in Wien (Wien 1986);
V. Kühn: Das K. der frühen Jahre (21989);
L. Richard: Cabaret, K. Von Paris nach Europa (a. d. Frz., 1993);
B. Vogel: Fiktionskulisse. Poetik u. Gesch. des K. (1993);
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Ka|ba|rett [kaba'rɛt, auch: 'ka..., ...'re:], das; -s, -s u. (bei eingedeutschter Ausspr. auch:) -e, Cabaret [...'re:, auch: 'kabare], das; -s, -s [frz. cabaret, auch = Restaurant; Satz Gläser mit Flasche < mniederl. cabret (Nebenf. von: cambret, cameret) „Gaststätte“, eigtl. = Kämmerchen, zu: camere = Raum, Kammer < lat. camera, ↑Kammer]: 1. <o. Pl.> ↑Kleinkunst (1) in Form von Sketchs u. Chansons, die in parodistischer, witziger Weise politische Zustände od. aktuelle Ereignisse kritisieren: das politische, literarische K.; K. machen. 2. a) Kleinkunstbühne: Otto Ulrichs, der ... im Norden Berlins ein politisches K. leitet (K. Mann, Mephisto 221); ins K. (in die Aufführung eines Kabarettensembles) gehen; b) Ensemble, das ↑Kabarett (1) macht: heute Abend gastiert ein tschechisches K. 3. [drehbare] mit kleinen Fächern od. Schüsselchen versehene Salat- od. Speiseplatte.
Universal-Lexikon. 2012.