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Karlstadt
I
Kạrlstadt,
 
1) Kreisstadt des Main-Spessart-Kreises, Bayern, 163 m über dem Meeresspiegel am Main, 15 200 Einwohner; Fachschulen; Zementwerk, Baustoffindustrie, Gießerei, Herstellung von Verpackungsmaterial, Metallverarbeitung, Apparate-, Musikinstrumentenbau.
 
Stadtbild:
 
Gut erhaltener Befestigungsring mit Oberem und Maintor (15./16. Jahrhundert). Die Stadt wurde auf regelmäßigem Grundriss erbaut, am Marktplatz Rathaus (1422) mit Staffelgiebel. In der hochgotischen katholischen Pfarrkirche Sankt Andreas (14.-16. Jahrhundert, neugotische Restaurierung 1875) eine Steinkanzel von 1523 und zahlreiche Grabsteine des 15./16. Jahrhunderts Links des Mains die Ruine Karlburg (12. Jahrhundert), die Anlage wurde 1525 durch Brand zerstört.
 
Geschichte:
 
Karlstadt wurde um 1200 als Stadt gegründet. Bekannt wurde seine »Lateinschule«, aus der der Theologe Karlstadt, der Mathematiker J. Schöner (✝ 1547), J. Draconites sowie J. R. Glauber hervorgingen.
 
 
 2) kroatische Stadt, Karlovac.
 
II
Kạrlstadt,
 
1) eigentlich Andreas Rudolf Bodenstein, reformatorischer Theologe, * Karlstadt 1486, ✝ Basel 24. 12. 1541; führte 1519 zusammen mit Luther die Leipziger Disputation und war während dessen Wartburgaufenthalt maßgeblich an der Radikalisierung der reformatorischen Bewegung beteiligt. Er feierte Weihnachten 1521 die erste »Deutsche Messe« und leitete mit seiner Schrift »Vom Abtun der Bilder« den Wittenberger Bildersturm (1522) ein. 1523 schaffte Karlstadt als Pfarrer in Orlamünde in seiner Gemeinde die Bilder, die Orgel und die Kindertaufe ab. Er forderte auch die Abschaffung von Privatmessen und Ordensgelübden sowie die Priesterehe. Seine Bestreitung der Realpräsenz Christi führte zum Abendmahlsstreit zwischen Luther und Zwingli. 1524 nach heftigen Auseinandersetzungen mit Luther aus Kursachsen ausgewiesen, fand Karlstadt Aufnahme bei Zwingli in Zürich und hatte seit 1534 eine Professur für Altes Testament in Basel inne.
 
Literatur:
 
H. Barge: A. Bodenstein v. K., 2 Bde. (1905);
 F. Kriechbaum: Grundzüge der Theologie K.s (1967);
 R. J. Sider: A. Bodenstein v. K. The development of his thought, 1517-1525 (Leiden 1974);
 A. Zorzin: K. als Flugschriftenautor (1990).
 
 2) Liesl, eigentlich Elisabeth Wellano, Schauspielerin und Humoristin, * München 12. 12. 1892, ✝ Garmisch-Partenkirchen 27. 7. 1960; wurde bekannt als Partnerin (ab 1915) des Komikers K. Valentin; daneben auch Engagements an Münchner Theatern.
 
Literatur:
 
L. K., bearb. v. G. Köhl (1980).

Universal-Lexikon. 2012.