Wọlzogen,
1) Ernst Ludwig Freiherr von, Schriftsteller, * Breslau 23. 4. 1855, ✝ München 30. 8. 1934, Halbbruder von 2); Studium in Straßburg und Leipzig, 1879-81 Vorleser des Großherzogs von Sachsen-Weimar; ab 1882 Verlagsredakteur in Berlin; 1893-99 in München, wo er die »Freie Literarische Gesellschaft« gründete; eröffnete 1901 in Berlin nach dem Vorbild des Pariser Kabaretts das »Überbrettl«; schrieb zahlreiche humoristische Erzählungen, Dramen (»Das Lumpengesindel«, 1892; »Ein unbeschriebenes Blatt«, 1902) und unterhaltende Gesellschaftsromane mit anschaulichen Milieuschilderungen und zeitkritischer Anspruch (»Die tolle Komteß«, 2 Bände, 1889; »Die kühle Blonde«, 2 Bände, 1891). Autobiographisch und Zeugnis seiner in späteren Jahren ausgeprägt konservativ-völkischen Grundhaltung sind die Erinnerungen »Wie ich mich ums Leben brachte« (1923).
2) Hans Paul Freiherr von, Schriftsteller, * Potsdam 13. 11. 1848, ✝ Bayreuth 2. 6. 1938, Halbbruder von 1); redigierte ab 1878 die von R. Wagner begründeten »Bayreuther Blätter« und war in der Leitung des »Allgemeinen R. Wagner Vereins« tätig; seine einseitige, völkisch-christliche Interpretation von Wagners Werken bereitete deren Missbrauch durch die Nationalsozialisten vor.
3) Karoline Freifrau von, geboren von Lẹngefeld, Schriftstellerin, * Rudolstadt 3. 2. 1763, ✝ Jena 11. 1. 1847; heiratete 1794 in zweiter Ehe ihren Vetter, den weimarischen Oberhofmeister Wilhelm von Wolzogen (* 1762, ✝ 1809); als Schriftstellerin trat sie zuerst mit dem Roman »Agnes von Lilien« hervor, der 1796/97 anonym in Schillers Zeitschrift »Die Horen« erschien und zunächst von vielen für ein Werk Goethes gehalten wurde (Buchausgabe, 2 Bände, 1798). Wolzogens Hauptwerk ist die Biographie ihres Schwagers Schiller (»Schillers Leben«, 2 Bände, 1830).
Ausgabe: Gesammelte Schriften, herausgegeben von P. Boerner, 3 Bände (Neuausgabe 1988-90).
Universal-Lexikon. 2012.