Reinhardt,
1) [-hɑːt], Ad, amerikanischer Maler, * Buffalo (N. Y.) 24. 12. 1913, ✝ New York 30. 8. 1967; entwickelte konsequent seinen durch räumlich verschränkte Rechtecke bestimmten Bildstil bei zunehmender Farbreduktion. Den Höhepunkt seines Schaffens bildet sein Spätwerk, das fast nur aus schwarz abgetönten Nuancen besteht, die erst nach längerer Betrachtung eine dynamische farbige Raumstruktur erkennen lassen. Reinhardt war ein einflussreicher Lehrer und gilt als ein Wegbereiter der Minimalart.
Ausgabe: Schriften und Gespräche, herausgegeben von T. Kellein (1984).
L. R. Lippard: A. R. (a. d. Engl., 1984);
2) Django, eigentlich Jean Baptiste Reinhardt, französischer Jazzmusiker (Gitarre), * Liberchies (Belgien) 23. 1. 1910, ✝ Fontainebleau 16. 5. 1953; Angehöriger der Roma; begann seine Laufbahn in Pariser Musetteorchestern und gründete 1934 mit dem Geiger S. Grappelly das Quintette du Hot Club de France. 1946 spielte er bei D. Ellington und wurde der erste auch in den USA anerkannte europäische Jazzmusiker. Trotz einer teils gelähmten linken Hand entwickelte Reinhardt eine außerordentliche Virtuosität und wirkte stilbildend auf die gesamte Entwicklung des Gitarrenspiels im Jazz.
3) Karl, Pädagoge, * Puderbach (bei Neuwied) 12. 7. 1849, ✝ Salem 4. 10. 1923; schuf 1892 das »Frankfurter System« (Reformanstalten); war ab 1919 Leiter der Schule Schloss Salem.
4) Karl, klassischer Philologe, * Detmold 14. 2. 1889, ✝ Frankfurt am Main 9. 1. 1958; wurde 1916 Professor in Marburg, 1919 in Hamburg, 1923 in Frankfurt am Main, 1942 in Leipzig und 1946 erneut in Frankfurt und beschäftigte sich besonders mit der griechischen Philosophie, Homer und den attischen Tragikern.
Ausgaben: Tradition und Geist. Gesammelte Essays zur Dichtung, herausgegeben von C. Becker (1960); Vermächtnis der Antike. Gesammelte Essays zur Philosophie und Geschichtsschreibung, herausgegeben von demselben (1960).
5) Max, eigentlich Maximilian Gọldmann, Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter, * Baden (bei Wien) 9. 9. 1873, ✝ New York 30. 10. 1943; ungarischer Staatsbürger; 1890 Debüt als Bühnenschauspieler; gehörte 1894-1903 zum Ensemble O. Brahms am »Deutschen Theater« Berlin; 1901 Mitbegründer der Berliner kabarettistischen Bühne »Schall und Rauch«, die 1902 in »Kleines Theater« umbenannt wurde; dieses leitete Reinhardt 1903-05. Ebenfalls 1903-06 war er Eigentümer des »Neuen Theaters« (später »Theater am Schiffbauerdamm«) und wirkte zunehmend als Regisseur. Seine Inszenierung von Shakespeares »Sommernachtstraum« (1905) erregte außerordentliches Aufsehen (1935 in den USA verfilmt mit W. Dieterle). Mit seinen alle Theatermittel nutzenden Inszenierungen wurden die Überwindung des Naturalismus und Reinhardts endgültige Trennung von Brahm markiert, dessen »Deutsches Theater« er 1905 übernahm. 1906 wurden die »Kammerspiele des Deutschen Theaters« eröffnet. Dem Publikum wurden ein breit gefächerter Spielplan und ein differenziertes Schauspielerensemble geboten. Neben der Aufführung zeitgenössischer Dramatiker (u. a. H. Ibsen, M. Maeterlinck, H. von Hofmannsthal, L. Pirandello) stand für Reinhardt v. a. die Neugestaltung der Klassiker und des antiken Dramas im Vordergrund: u. a. Faust» I« (1909), »König Ödipus« (1910; in der Münchner Musikfesthalle, im Berliner Zirkus Schumann), »Faust II« (1911), der Shakespeare-Zyklus (begonnen 1913), die »Orestie« zur 1919 erfolgten Eröffnung des zum »Großen Schauspielhaus« umgestalteten Zirkus Schumann. 1920 war Reinhardt Mitbegründer der »Salzburger Festspiele«, die mit seinen Inszenierungen des »Jedermann« (1920; auf dem Domplatz) und des »Salzburger Großen Welttheaters« (1922; in der Kollegienkirche) glanzvolle Höhepunkte erlebten. 1920 übergab er die Leitung seiner Berliner Bühnen F. Hollaender und übernahm 1923 das Wiener »Theater in der Josefstadt«, das 1924 mit C. Goldonis »Diener zweier Herren« eröffnet wurde. Im selben Jahr eröffnete Reinhardt die »Komödie am Kurfürstendamm« in Berlin; 1929-31/32 wieder Leiter der Berliner Bühnen. 1933 emigrierte er aus Deutschland, 1937 endgültig in die USA (ab 1940 amerikanischer Staatsbürger). - Reinhardt gilt als Begründer des modernen Regietheaters.
M. R., hg. v. E. Fuhrich u. a. (1987);
M. Brauneck: Klassiker der Schauspielregie. Positionen u. Komm. zum Theater im 20. Jh. (1988);
L. M. Fiedler: M. R. in Selbstzeugnissen u. Bilddokumenten (18.-22. Tsd. 1994);
C. Funke: M. R. (1996).
Universal-Lexikon. 2012.