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Tucholsky
Tuchọlsky,
 
Kurt, Pseudonyme Kaspar Hauser, Peter Pạnter, Theobald Tiger, Ignaz Wrobel, Schriftsteller und Journalist, * Berlin 9. 1. 1890, ✝ (Selbstmord) Hindås (bei Göteborg) 21. 12. 1935; wurde nach Jurastudium, Teilnahme am Ersten Weltkrieg und kurzem Bankvolontariat Literatur- und Theaterkritiker der Zeitschrift »Die Schaubühne« (ab 1918 »Die Weltbühne«), die er 1926 nach dem Tod seines Mentors S. Jacobsohn bis Oktober 1927 herausgab und die sich unter seinem Einfluss von einer reinen Theaterzeitschrift zu einem Organ der linken Intellektuellen entwickelte; lebte ab 1924 als Korrespondent in Paris, ab 1929 ständig in Schweden, von wo aus er zahlreiche Reisen unternahm; 1933 wurden seine Werke von den Nationalsozialisten verbrannt, er selbst aus Deutschland ausgebürgert und verfemt. Krank und deprimiert von den politischen Verhältnissen in Deutschland, nahm er sich das Leben. - Tucholsky war ein brillanter Satiriker mit Vorliebe für Kleinformen der Prosa und der Versdichtung; oft war der Einfluss des Kabarettistischen (Sketch, Chanson) formbestimmend. In sprachlich virtuosen Kritiken, Feuilletons, satirischen Skizzen und Gedichten setzte er sich mit Nationalismus, Militarismus, Korruption in der Justiz und im Pressewesen sowie dem Nationalsozialismus auseinander. Die Zeitkritik des radikalen Pazifisten und Demokraten Tucholsky beruhte auf aufklärerischen Ideen; inhaltlich lassen sich Einflüsse von G. C. Lichtenberg, formal von H. Heine nachweisen. Tucholsky schrieb neben sarkastischen und ironischen Werken die erfolgreichen heiteren Romane »Rheinsberg. Ein Bilderbuch für Verliebte« (1912) und »Schloß Gripsholm« (1931).
 
Weitere Werke: Der Zeitsparer (1914); Fromme Gesänge (1919); Träumereien an preußischen Kaminen (1920); Ein Pyrenäenbuch (1927); Mit 5 PS (1928); Deutschland, Deutschland über alles. Ein Bilderbuch (1929, mit J. Heartfield); Das Lächeln der Mona Lisa (1929); Lerne lachen ohne zu weinen (1931); Christoph Kolumbus oder Die Entdeckung Amerikas (Uraufführung 1932, herausgegeben 1985, mit W. Hasenclever).
 
Ausgaben: Ausgewählte Werke, bearbeitet von F. J. Raddatz, 2 Bände (Neuausgabe 1994); Gesammelte Werke, herausgegeben von M. Gerold-Tucholsky und F. J. Raddatz, 10 Bände (182.-201. Tausend 1995); Gesamtausgabe Texte und Briefe, herausgegeben von A. Bonitz u. a., auf zahlreiche Bände berechnet (1996 folgende).
 
Literatur:
 
P. Goder-Stark: Das K.-T.-Archiv (1978);
 
»Entlaufene Bürger«. K. T. u. die Seinen, bearb. v. Jochen Meyer u. a., Ausst.-Kat. (1990);
 A. Bonitz u. T. Wirtz: K. T. Ein Verz. seiner Schriften, 3 Bde. (1991);
 
T. heute. Rückblick u. Ausblick, hg. v. I. Ackermann u. a. (1991);
 M. Hepp: K. T. Biograph. Annäherungen (1993);
 M. Hepp: K. T. (1998);
 H. Bemmann: K. T. Ein Lebensbild (Neuausg. 1994);
 Klaus-Peter Schulz: K. T. (146.-148. Tsd. 1995);
 Klaus-Peter Schulz: Wer war T.? (1996).

Universal-Lexikon. 2012.