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Heller
Hẹl|ler 〈m. 3
1. 〈urspr.〉 Silbermünze
2. 〈seit dem 19. Jh.〉 Kupfermünze
3. 〈in Österr. bis 1924〉 1/100 Krone
4. 〈fig.〉 kleines Geldstück
● dafür würde ich keinen (roten) \Heller ausgeben, bezahlen, geben 〈fig.〉 das ist nichts wert, jeder Cent wäre dafür zu schade; nicht einen lumpigen, roten \Heller haben 〈fig.〉 gar nichts; keinen (roten) \Heller wert sein 〈fig.〉 gar nichts; auf \Heller und Pfennig ganz genau [<mhd. halaere, haller, heller, Haller pfenninc, nach der Stadt Schwäbisch Hall, wo diese Münze seit 1208 geprägt wurde]

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Hẹl|ler, der; -s, - [mhd. heller, haller, gek. aus Haller pfenninc, nach der Reichsstadt Schwäbisch Hall, der ersten Prägestätte]:
(heute nicht mehr gültige) kleine Münze aus Kupfer od. Silber:
keinen/nicht einen [roten/lumpigen/blutigen] H. wert sein (ugs.; nicht das Geringste, gar nichts wert sein);
keinen [roten/lumpigen] H. [mehr] haben/besitzen (ugs.; kein Geld [mehr] haben; völlig mittellos dastehen);
keinen [roten] H. für jmdn., etw. geben (ugs.; für jmdn., etw. keine Chance sehen; für jmdn., etw. das Schlimmste befürchten);
bis auf den letzten H./auf H. und Pfennig/auf H. und Cent (ugs.; [von Geld] vollständig, bis auf den letzten Rest: er hat das Geld, seine Schulden bis auf den letzten H. zurückgezahlt).

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I
Heller,
 
Häller, Haller, Händleinspfennig, Händelspfennig, ursprünglich der Pfennig der königlichen Münzstätte Schwäbisch Hall, erstmals unter Friedrich I. vor 1200 geprägt. Er zeigte auf der Rückseite eine Hand und den Namen der Münzstätte, auf der Vorderseite ein beknopftes Tatzenkreuz und (bis 1250) abgekürzt den Namen des deutschen Kaisers (F. R. I. S. A., »Fridericus Rex Imperator Semper Augustus«). Seit 1270 verdrängte er, in großen Mengen in den Verkehr gebracht, zunächst die guten, aber zerbrechlichen Bodenseebrakteaten (Konstanzer Pfennige) und den Nürnberger Pfennig, seit 1300 von Aachen bis Böhmen die einheimischen Pfennige. Seit dem 14. Jahrhundert verschlechterte sich der Silbergehalt des Hellers ständig; schließlich wurde er in Kupfer geprägt und zur Scheidemünze. Vor der Einführung der Markwährung im Deutschen Reich war der Heller die kleinste Münzeinheit: 1 Heller = ½ Pfennig beziehungsweise 1/8 Kreuzer. In Bayern durften die Hellermünzen auch weiterhin als halbe Pfennige kursieren.
 
1892 belebte die österreichisch-ungarische Monarchie den Heller (ungarisch: fillér, tschechisch: haléř) als 1/100 Krone wieder. Er blieb trotz mannigfacher Währungsreformen in der Tschechoslowakei (seit 1994 auch in deren Nachfolgestaaten Tschechische und Slowakische Republik) und Ungarn die kleinste Scheidemünze als 1/100 der Krone, des Pengö und des Forint.
 
II
Heller,
 
Helder [zu mittelniederdeutsch helden »neigen«], Marschland, Groden.
 
III
Hẹller,
 
1) André, eigentlich Franz Heller, österreichischer Multimediakünstler, Entertainer, Chansonsänger, Autor, * Wien 22. 3. 1947; Mitbegründer des Rundfunksenders Ö3; wurde bekannt mit poetisch-satirischen Liedern über Wien, unternahm Tourneen durch Europa, Asien, Amerika; ging dann zur Inszenierung künstlerischer Großprojekte mit völkerverbindendem Anspruch über: 1975 gründete er (mit Bernhard Paul, * 1947) den »Zirkus Roncalli«, 1981 in Wien das Varietee »Flic-Flac« (erneuert 1982), 1983 in Lissabon das »Theater des Feuers« (Großfeuerwerk, ähnlich 1984 in Berlin); weitere Projekte waren 1985-86 »Begnadete Körper« (chinesische Akrobatik), 1986-89 Flugskulpturen über Europa, den USA und Japan, 1987 in Hamburg der Vergnügungspark »Luna-Luna — Jahrmarkt der modernen Kunst« (mit zeitgenössischer Kunst u. a. von R. Lichtenstein, S. Dalí, K. Haring, D. Hockney, G. Baselitz) und 1988-89 die Show »Body & Soul«, ausschließlich mit schwarzen amerikanischen Künstlern; ab 1989 Tournee mit dem »Chinesischen Nationalzirkus«; seit 1989 befindet sich ein »Botanischer Garten« der Fondazione André Heller in Gardone Riviera; 1991 inszenierte er sein Stück »Schein und Sein« am Burgtheater Wien; 1992 Fertigstellung eines 55 Meter hohen »Bambusmannes« im Hafen von Hongkong und seit 1995 bei Wattens die (erstmals auf Dauer angelegte) Installation »Kristallwelten« in einem unterirdischen Raumsystem; 1999 künstlerische Gestaltung der Edition der »Brockhaus Enzyklopädie« zur Jahrtausendwende.
 
 
Werke: Die Ernte der Schlaflosigkeit in Wien (1972); Auf und Davon. Erzähltes (1979); Die Sprache der Salamander. Lieder 1971-81 (1981); Schattentaucher (1987); Schlamassel (1993).
 
 2) ['helə], Erich, amerikanischer Literaturhistoriker österreichischer Herkunft, * Komotau 27. 3. 1911, ✝ Evanston (Illinois) 5. 11. 1990; war 1950-60 Professor in Swansea (Wales), seit 1960 in Evanston (Illinois); Heller trat hauptsächlich durch Essays zur europäischen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts hervor.
 
Werke: The disinherited mind (1952; deutsch Enterbter Geist); The ironic German. A study of Thomas Mann (1958; deutsch Thomas Mann. Der ironische Deutsche); Nietzsche (1964; deutsch); The artist's journey into interior and other essays (1965; deutsch Die Reise der Kunst ins Innere); Im Zeitalter der Prosa (1984).
 
 3) Eva, Schriftstellerin, * 8. 4. 1948; sehr erfolgreich mit Romanen, die traditionelle Frauenthemen humorvoll konterkarieren (»Beim nächsten Mann wird alles anders«, 1987); auch Kinderbücher und Cartoons.
 
Weitere Werke: Romane: Der Mann der's wert ist (1993); Erst die Rache, dann das Vergnügen (1997).
 
 4) Hermann, Staatsrechtswissenschaftler, * Teschen 17. 7. 1891, ✝ Madrid 5. 11. 1933; wurde 1928 Professor in Berlin, 1932 in Frankfurt am Main, emigrierte 1933 nach Spanien. Heller gilt als erster Theoretiker des »sozialen Rechtsstaats«; er betonte gegenüber der klassischen Staatslehre die gesellschaftliche Funktion des Staates und seine Konkurrenzsituation zu anderen Machtgruppen in der Gesellschaft.
 
Werke: Hegel und der nationale Machtstaatsgedanke (1921); Sozialismus und Nation (1925); Die Souveränität (1927); Europa und der Faschismus (1929); Staatslehre (1934).
 
 5) ['helə], Joseph, amerikanischer Schriftsteller, * New York 1. 5. 1923, ✝ East Hampton (N. Y.) 12. 12. 1999; diente im Zweiten Weltkrieg in der Luftwaffe, studierte in New York und Oxford. Heller wurde mit seinem Roman »Catch-22« (1961; deutsch »Der IKS-Haken«) berühmt, der die Kriegserlebnisse eines Fliegers als Groteske und als bittere Satire auf militärische Ruhmsucht, Unvernunft und Menschenverachtung schildert. Spätere Werke stellen die Schrecken des bürgerlichen Lebens zum Teil ähnlich düster und satirisch, zum Teil auch mit Komik und Humor dar.
 
Weitere Werke: Romane: Something happened (1974; deutsch Was geschah mit Slocum?); Good as gold (1979; deutsch Gut wie Gold); God knows (1984; deutsch Weiß Gott); Picture this (1988; deutsch Rembrandt war 47 und sah dem Ruin ins Gesicht); Closing time (1994; deutsch Endzeit).
 
Dramen: We bombed in New Haven (1968; deutsch Wir bombardieren Regensburg); Clevinger's trial (1974).
 
Autobiographischer Bericht: No laughing matter (1986; deutsch Überhaupt nicht komisch; mit Speed Vogel).
 
Literatur:
 
D. Seed: J. H. (London 1988).
 
 6) Stephen, ungarischer Pianist und Komponist, * Budapest 15. 5. 1813, ✝ Paris 14. 1. 1888; lebte ab 1838 als Klaviervirtuose und -lehrer in Paris; komponierte über 150 romantische Klavierstücke (darunter Tänze, Etüden, Fantasien, Sonaten, zahlreiche Stücke mit poetisierenden Überschriften).
 
Briefe: Lettres d'un musicien romantique à Paris, herausgegeben von J.-J. Eigeldinger (1981).
 
Literatur:
 
U. Müller-Kersten: S. H.,. .. (1986).

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Hẹl|ler, der; -s, - [mhd. heller, haller, gek. aus Haller pfenninc, nach der Reichsstadt Schwäbisch Hall, der ersten Prägestätte]: (heute nicht mehr gültige) kleine Münze aus Kupfer od. Silber: *keinen/nicht einen [roten, lumpigen, blutigen] H. wert sein (ugs.; nicht das Geringste, gar nichts wert sein): der ist auch Doktor, aber der ist keinen roten H. wert, wenn man mal Bauchschmerzen hat. Weil er nämlich Doktor der Volkswirtschaft ist (Kemelman [Übers.], Mittwoch 84); keinen [roten, lumpigen] H. [mehr] haben, besitzen (ugs.; kein Geld [mehr] haben; völlig mittellos dastehen); keinen [roten] H. für jmdn., etw. geben (ugs.; für jmdn., etwas keine Chance sehen; für jmdn., etwas das Schlimmste befürchten); bis auf den letzten H./auf H. und Pfennig (ugs.; [von Geld] vollständig, bis auf den letzten Rest): er hat das Geld, seine Schulden bis auf den letzten H. zurückgezahlt; Die Rechnung ... stimmt auf H. und Pfennig (stimmt genau; Hörzu 18, 1973, 22); dann werden wir abrechnen. Haargenau - auf H. und Pfennig (Kirst, 08/15, 761).

Universal-Lexikon. 2012.