Mehring,
1) Franz, Journalist, Historiker und Politiker, * Schlawe in Pommern 27. 2. 1846, ✝ Berlin 28. 1. 1919; war seit 1868 als Journalist zunächst bei demokratischen und liberalen, später sozialdemokratischen Blättern tätig (u. a. 1902-07 Chefredakteur der »Leipziger Volkszeitung«). Mehring schloss sich 1891 dem linken Flügel der Sozialdemokraten an und bekämpfte den Revisionismus E. Bernsteins. Neben K. Liebknecht und R. Luxemburg war er ein führendes Mitglied des 1916 gegründeten Spartakusbundes und wurde zum Mitgründer der USPD. Mehring untersuchte als Erster wissenschaftlich - unter marxistischem Ansatz - die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung (u. a. in seinem Hauptwerk »Geschichte der dt. Sozialdemokratie«, 2 Bände, 1897-98).
2) Walter, Pseudonyme Walt Merin, Glossator, Schriftsteller, * Berlin 29. 4. 1896, ✝ Zürich 3. 10. 1981; begann als expressionistischer Lyriker, 1915-17 Verbindung zum Kreis um H. Waldens »Sturm«; 1919 Autor für M. Reinhardts Kabarett »Schall und Rauch«; wandte sich dann dem Dadaismus zu und gründete 1920 in Berlin das »Politische Cabaret«. Danach war Mehring u. a. Journalist in Paris und arbeitete mit E. Piscator in Berlin zusammen; 1933-38 Korrespondent in Wien; 1938 Emigration über Frankreich in die USA, wo er - seit 1942 als amerikanischer Staatsbürger - bis zu seiner Rückkehr nach Europa 1953 lebte. Mehring entwickelte für seine das Zeitgeschehen und die bürgerliche Moral schonungslos kritisierenden Songs einen eigenen Chansonstil, der ihm den Beinamen »Bänkelsänger von Berlin« eintrug; schon früh warnte er vor der Gefahr des Nationalsozialismus (»Der Kaufmann von Berlin«, 1929). Sein Prosawerk »The lost library« (1951; deutsch »Die verlorene Bibliothek«) ist eine kritische Betrachtung seiner Zeit. Mehring war auch als Übersetzer, Hörspielautor und Zeichner tätig.
W. M., hg. v. H. L. Arnold (1983).
Universal-Lexikon. 2012.