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Angst
Furcht; Bedrohungsgefühl; Angstgefühl; Befürchtung; Beklemmung; Schiss (umgangssprachlich); Muffe (umgangssprachlich); Sorge; Besorgnis; Muffensausen (umgangssprachlich); Bammel (umgangssprachlich); Beklommenheit; Scheu; Fracksausen (umgangssprachlich)

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angst [aŋst]:
in der Wendung jmdm. ist, wird [es] angst [und bange]: jemand hat, bekommt Angst:
wenn ich an die morgige Prüfung denke, wird mir angst und bange.

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angst 〈Adj.; urspr. Subst.; nur präd. u. adv.; in Verbindung mit den Verben „sein“, „bleiben“, „werden“〉 ängstlich (zumute) ● mir ist \angst (um ihn); mir ist \angst und bange dabei geworden

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ạngst:
in der Wendung jmdm. ist, wird [es] a. [und bange] (jmd. hat, bekommt Angst).

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Angst
 
[ursprünglich »Enge«, »Beklemmung«, urverwandt mit lateinisch angustus »eng«], meist quälender, stets beunruhigender und bedrückender Gefühlszustand als Reaktion auf eine vermeintliche oder tatsächliche Bedrohung. Die Angst ist verbunden mit bestimmten Vorstellungen, Fantasien oder Erwartungen wie auch Reaktionen des vegetativen Nervensystems (z. B. Unruhe, Erregung, Herzklopfen, Schweißausbrüche, Bewusstseins-, Denk- oder Wahrnehmungsstörungen, Anstieg von Puls- und Atemfrequenz, verstärkte Darm- und Blasentätigkeit, Zittern, Schwächegefühl, Schwindel, Erblassen, Erstickungsgefühl). Sie gehört neben Ärger, Trauer und Ekel zu den negativen Grundemotionen. Angst ist neben den bereits genannten Charakteristika eng verwandt mit Furcht, Scheu, Entsetzen, Schreck, Grauen, Panik.
 
 Bedeutung und Funktion der Angst
 
Furcht und Angst haben normalerweise die wichtige Funktion von Warnsignalen und dienen der Bereitstellung von Aufmerksamkeits- und Handlungspotenzialen als Antwort auf eine Gefährdung (Realangst). Sie können so die Leistungsfähigkeit steigern und zum Handeln motivieren. Sie sind tief im Biologischen, d. h. im Zentralnervensystem, verankert und ermöglichten überhaupt die menschliche Evolution mit der Fähigkeit, auf Gefahr zu reagieren. Solche primären Angstreaktionen sind als Abwehr- oder Fluchtreflexe noch beim Menschen nachweisbar, beispielsweise im spontanen Sichducken, Ausstrecken der Arme oder fluchtartigen Davonlaufen bei körperlichen Angriffen. Hierzu gehört vermutlich auch die Trennungsangst im ersten Lebensjahr. Ebenso kann Angst vor einer Verletzung sozialer Normen warnen. Sie ist aber auch ein Antrieb zu Fantasie und Gestaltung in der Kunst. Die zum Überleben notwendige, offenbar genetisch programmierte und instinktgebundene Angst scheint allerdings bei kollektiven Gefährdungen zu versagen, z. B. bei möglichen Bedrohungen durch moderne Waffentechnologien, Umweltkatastrophen oder Bevölkerungsexplosion. Offenbar übersteigt die daraus resultierende Maximalgefährdung die evolutionsbedingte emotionale Anpassungsfähigkeit des Menschen. Zusätzlich werden Mechanismen von Verdrängung und Verleugnung wirksam, um das seelische Befinden im Gleichgewicht zu halten. Dieser Vorgang unterläuft aber gleichzeitig Besinnung und planvolles Handeln zur Bewältigung der Gefahr. Es scheint allerdings Menschen zu geben, die von Natur aus frei von Angst sind; häufig handelt es sich um Personen mit auch sonst mangelhaft ausgebildeter Emotionalität (krankhafte Angstlosigkeit). Die Grenze zur eigentlichen Angstkrankheit ist fließend; für die meisten Angststörungen ist wohl eine erbliche Disposition anzunehmen.
 
 Angst aus theologischer und philosophischer Sicht
 
In den Offenbarungsreligionen erscheint Angst als Ausdruck von Leere und Sinnlosigkeit des diesseitigen Lebens wie auch vor dem Tod, die im Glauben an Erlösung, Weiterleben und Auferstehung überwunden werden kann. Taoismus und teils auch Buddhismus streben eine Transzendierung von Leid und Tod durch Schicksalsergebenheit und Abtötung (Selbstkasteiung) an. In der antiken Philosophie (Stoa, epikureische Schule) werden Angst und Furcht als nichtige, künstliche Gefühle bewertet, die mit Gelassenheit zu ertragen oder gar zu negieren sind. Philosophen der Neuzeit wie I. Kant und B. de Spinoza sprechen von »asthenischen Affekten« als lästigen und belastenden, auf jeden Fall negativ zu bewertenden Emotionen.
 
In der Existenzphilosophie der Neuzeit erwächst Angst aus dem Sichverlieren und der Einsicht in die Endlichkeit menschlicher Existenz. Ein Vorläufer zur freien Entscheidung ist die »Erfahrung des Nichts«, verbunden mit Angst als Erschütterung alles Endlichen (S. A. Kierkegaard). Für M. Heidegger ist Angst eine »Grundbefindlichkeit« der menschlichen Existenz, die ihm das »Nichts« am Grunde alles Seienden zeigt. Bei J.-P. Sartre wird Angst in Verbindung gebracht mit Verunsicherung, Ekel, drohender Demaskierung und Schuld, bei A.Camus aber auch mit Hoffnung und Freiheit.
 
 Erscheinungsformen der Angst
 
Unbegründete oder unangemessen heftige Angst ist Zeichen einer psychischen Störung (Angstkrankheit), insbesondere dann, wenn die Betroffenen in ihrer Lebensqualität eingeschränkt werden und darunter leiden. Krankhafte Angst soll bei 5-10 % der Bevölkerung vorkommen, wobei Frauen mehr als doppelt so häufig betroffen sind. Zu unterscheiden sind latente Ängste (Ängstlichkeit), die sich auf psychischer Ebene in Beklemmung, Bedrücktheit, Besorgtheit, Reizbarkeit, Unruhe, innerer Angespanntheit oder Schreckhaftigkeit äußern können und körperlich als Erschöpfungsgefühl, Gliederschwere, Herzschlagverlangsamung, Blutunterdruck, Übelkeit und Muskelverspannungen in Erscheinung treten. Demgegenüber stehen beim akuten Angstanfall (Panikattacke), einem meist plötzlich ausbrechenden, intensiven Angstgefühl bis zur Befürchtung, vielleicht im nächsten Moment zu sterben oder den Verstand zu verlieren, die körperlichen Stresssymptome im Vordergrund. Im psychischen Bereich zeigt sich entweder eine intensive Erregtheit oder eine motorische Erstarrung.
 
Inhaltlich wird zwischen objektgebundenen, gerichteten Ängsten (Phobien) und diffusen, ungerichteten sowie frei flottierenden Ängsten unterschieden. Phobien charakterisiert eine irrationale Furcht vor einem bestimmten Objekt, häufig Tieren, einer Situation oder Räumlichkeit. Häufigste Phobie ist die Raum- oder Platzangst (Agoraphobie). Sie ist gekennzeichnet durch Angst vor Situationen, in denen der Betroffene hilflos wäre, wenn ihm etwas zustoßen würde. Hierzu gehört z. B. der Aufenthalt auf großen, freien Plätzen oder breiten, leeren Straßen, auf Brücken, Höhen, aber auch in geschlossenen Räumen wie Fahrstühlen, Tunneln oder in dichten Menschenansammlungen (Klaustrophobie). Bei der Flugangst sind Agora- und Klaustrophobie miteinander kombiniert. Häufig sind auch Hunde-, Schlangen- oder Spinnenphobien oder krankhafte Ängste vor bestimmten Erkrankungen (z. B. Krebsangst). Soziale Phobien sind Ängste vor der Situation, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit anderer zu stehen. Wahrscheinlich handelt es sich bei den Phobien um archaische Ängste als genetisch programmierte Reaktionen auf einstmals handfeste Bedrohungen in der menschlichen Frühzeit. Unklar ist jedoch, warum im Unterschied zu anderen Menschen bei den Phobikern diese existenziellen Urängste derart platzgreifend in Erscheinung treten.
 
Nicht objektgebundene, generalisierte Angstzustände entstehen demgegenüber ohne äußerlich erkennbaren Anlass; sie finden sich in quälender Form häufig bei psychischen Störungen und Psychosen, oft in Verbindung mit Depressivität, Wahngedanken oder Sinnestäuschungen. Angststörungen gehen häufig mit Depressionen und erhöhter Selbstmordneigung einher, außerdem nicht selten mit vermehrtem Alkoholkonsum oder Gebrauch von Beruhigungsmitteln. Körperliche Erkrankungen können auf zweierlei Weise mit Angst verbunden sein: zum einen als nachvollziehbare Reaktion auf Schmerz, Behinderung oder Lebensbedrohung, zum anderen unmittelbar als Begleiterscheinung der zugrunde liegenden Organkrankheit. Am häufigsten treten Angstzustände auf bei Herz- und Kreislauferkrankungen wie Angina pectoris, Infarkt, Herzrhythmusstörungen und Bluthochdruck, bei Atemwegserkrankungen wie Asthma und Lungenembolie sowie bei endokrinen Erkrankungen wie Schilddrüsenüberfunktion und Unterzuckerung oder neurologischen Erkrankungen wie Epilepsie, multiple Sklerose, Schwindelattacken und Neuralgien. Besonders intensive Angstzustände werden nach Drogengenuss (Horrortrip) oder im alkoholischen Delirium beobachtet, umgekehrt aber auch bei Entzug von Alkohol, Beruhigungs-, Schlaf- oder Schmerzmitteln (z. B. Tranquilizern, Barbituraten oder Opiaten) nach längerem Gebrauch.
 
 Psychische Ursachen der Angstkrankheit
 
Aus tiefenpsychologischer beziehungsweise psychoanalytische Sicht wird neurotische Angst als Umsetzung oder Verwandlung unterdrückter, unbewusst gewordener aggressiver oder sexueller Fantasien und Impulse erklärt. Der von S. Freud konzipierten ersten Angsttheorie lag ein somatogenes Modell insofern zugrunde, als aufgestaute sexuelle Energien für das Entstehen von Angstsymptomen (»Angstneurosen« genannt) verantwortlich gemacht wurden. Mit Freuds zweiter Angsttheorie erweiterte sich der pathogenetische Aspekt auf differenzierte psychologische Faktoren im Kontext mit Freuds Instanzenlehre und Persönlichkeitstheorie.
 
Angst entsteht demnach, wenn diejenigen Impulse, die vom Ich als Gefahr bewertet und weder sublimiert noch aufgrund mangelhafter Abwehrmechanismen verdrängt werden können, die Ich-Struktur bedrohen. Objekte und Situationen, die gefürchtete Wünsche oder Triebimpulse auslösen könnten, werden zunehmend gemieden. Bestimmte Charakterstrukturen können nach tiefenpsychologischer Auffassung zum Entstehen von Ängsten disponieren, z. B. die phobische Charakterstruktur, bei der durch Internalisierung (Verinnerlichung) überfürsorglichen mütterlichen Verhaltens Angst gegenüber Umwelt und eigenem Handeln konstituiert wird. Die schizoide Persönlichkeit hingegen befürchtet die Verschmelzung, die depressive die Trennung, die hysterische das Festgelegtwerden, die zwanghafte die Veränderung (existenzielle Grundängste). Insgesamt haben psychoanalytische und psychodynamische Theorien zugunsten der Lerntheorie an Bedeutung verloren. Lerntheoretische und kognitive Erklärungsmodelle hingegen beruhen auf der Annahme von erlernten Fehleinschätzungen eigener Befindlichkeitsstörungen aufgrund unangenehm bis bedrohlich erlebter Situationen, verbunden mit der Entwicklung irrationaler, Angst erzeugender und -unterhaltender Vorstellungen; insbesondere die kognitiven Angsttheorien betonen die Verknüpfung von Wahrnehmung, anwachsender physiologischer Erregung und falscher Bewertung. Vor allem Panikpatienten reagieren auf körperinterne Reize wie Herzklopfen, Schwindel oder Atemnot mit einer Angstspirale, die mit Katastrophenerwartungen einhergeht und ihrerseits wiederum die Körperreaktionen verstärkt. Psychologische Messungen von Angst sollen eine Erfassung von Angstneigung (Ängstlichkeit), Angstzustand oder Angstreaktion ermöglichen. Eingesetzt werden Fremd- und Selbstbeurteilungsfragebögen (so genannte Persönlichkeitsinventare), projektive Verfahren oder andere Messinstrumente in Abhängigkeit von der jeweils zugrunde liegenden Persönlichkeitstheorie. Die apparative Messung der physiologischen Korrelate der Angst - wie beispielsweise im Lügendetektor verwirklicht - ist als besonders objektives und somit unter Gesichtspunkten der Testqualität zuverlässiges Verfahren anzusehen, erfasst aber im Unterschied zu den psychometrischen Methoden nicht Angstinhalte. Die körperlichen Reaktionen, die denen unter Stress gleichen, erstrecken sich vornehmlich auf Symptome einer Aktivierung des autonomen Nervensystems und einer vermehrten Freisetzung der Nebennierenrindenhormone Adrenalin und Noradrenalin.
 
 Biologische Grundlagen der Angst
 
Die biologischen Ursachen krankhafter Angst liegen (möglicherweise aufgrund einer erblichen Prädisposition) im Bereich neuronaler, endokriner und metabolischer Fehlfunktionen. Im Nervensystem spielt das limbiale System des Zwischenhirns im Zusammenwirken mit dem Stirnlappen des Großhirns eine zentrale Rolle bei der Entstehung und Ausformung von Angstgefühl, insbesondere der Mandelkern an der Innenseite des Schläfenlappens und eine dichte Neuronengruppe am Boden der 4. Hirnkammer (Locus coeruleus), in denen es zu einer Steigerung des noradrenergen Stoffwechsels kommt. Durch Stimulation des zentralen Nervensystems (z. B. durch übermäßigen Koffeingenuss, Drogen, Adrenalin oder Einatmen von Kohlendioxid) können bei entsprechend disponierten Personen Panikanfälle hervorgerufen werden. Außer den spezifischen neuronalen Netzwerken sind Neurotransmitter für Art und Intensität von Angstempfindungen verantwortlich; dazu gehören Gammaaminobuttersäure (GABA), Noradrenalin und Serotonin, außerdem wahrscheinlich bestimmte Eiweißstoffe (Peptide) wie beispielsweise die Endorphine. Das im Hypothalamus gebildete und freigesetzte adrenocorticotrope Hormon (ACTH) soll eine Schlüsselrolle als Signalgeber besitzen. Innerhalb der neuronalen Informationssysteme und untereinander bestehen vielfältige Querverbindungen mit gegenseitigen Regulationen, wobei sich Angst auslösende und Angst reduzierende Impulse wechselseitig steuern und normalerweise ausbalancieren.
 
 Behandlung krankhafter Angst
 
Für die Behandlung krankhafter Angst stehen Arzneimittel zur Verfügung, die das Erregungsniveau im Zentralnervensystem reduzieren (z. B. Tranquilizer, Betarezeptorenblocker, Antidepressiva und Neuroleptika) und damit auf bestimmte Angst- und Spannungszustände dämpfend wirken. Dies gilt insbesondere für psychotische Angstzustände, die zusammen mit der zugrunde liegenden Psychose oder Depression meist behoben werden können. Lebensgeschichtlich bedingte Ängste (Belastungsreaktionen) werden eher analytisch-psychotherapeutisch behandelt, wobei die Aufdeckung und Analyse vermuteter, unbewusst gewordener Impulse und möglicherweise damit verbundener Konflikte oder die Bewältigung des traumatischen Erlebens angestrebt werden. Bei mehr objektgebundenen (phobischen) Ängsten sind verhaltenstherapeutische Maßnahmen am wirksamsten, insbesondere systematische Desensibilisierung und Reizüberflutung beziehungsweise Reizkonfrontation. Nach psychologischer Vorbereitung wird der Patient in entspanntem Zustand schrittweise zunehmend mit den Angst erzeugenden Reizen vertraut gemacht (so genannte systematische Desensibilisierung), bis das ursprünglich Furcht erregende Objekt keine Angstreaktionen mehr auslöst. Belastender, aber wirksamer ist die Reizkonfrontation beziehungsweise Reizüberflutung. Dabei wird der Patient so lange der Angst machenden Situation ausgesetzt, bis das Angstgefühl allmählich abklingt (so genannte Habituation), ohne dass die befürchtete Katastrophe eingetreten ist. Beiden Therapiekonzepten liegt das Prinzip zugrunde, Angst erzeugenden Situationen standzuhalten, ohne auszuweichen, womit gleichzeitig die sich bis dahin ausweitende Vermeidungsstrategie des Betroffenen unterbrochen wird. Durch Einbeziehung anthropologischer Aspekte werden auch umfassendere Therapieziele wie Änderung von Lebensweise und Lebensstil, Fähigkeit zur Stressbewältigung und Einstellungsänderung angestrebt. Da Angst stets durch muskuläre Anspannung und Verkrampfung gekennzeichnet ist, sind zusätzliche Entspannungsübungen hilfreich, in leichteren Fällen sogar ausreichend.
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Affekt · Autorität · Gewissen · Neurose · Panik · Phobie · Schuld · Zwang
 
Literatur:
 
Aspekte der A., hg. v. H. v. Ditfurth (21977);
 
Psychophysiologie der A., hg. v. N. Birbaumer (21977);
 J. Margraf u. S. Schneider: Panik. A.-Anfälle u. ihre Behandlung (21990);
 
A. u. Religion, hg. v. H. v. Stietencron (1991);
 K. König: A. u. Persönlichkeit (41993);
 M. Heidegger: Sein u. Zeit (171993);
 I. Marks: Ängste (21993);
 R. Schwarzer: Streß, A. u. Handlungsregulation (31993);
 H. B. Flöttmann: A. (31993);
 J.-P. Sartre: Das Sein u. das Nichts (a. d. Frz., Neuausg. 1994);
 
A.-Neurose, hg. v. S. Mentzos (81994);
 T. R. Payk: A.-Erkrankungen (1994);
 M. Sörensen: Einf. in die A.-Psychologie (31994).

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Ạngst, die; -, Ängste [mhd. angest, ahd. angust, eigtl. = Enge, verw. mit ↑eng]: mit Beklemmung, Bedrückung, Erregung einhergehender Gefühlszustand [angesichts einer Gefahr]; undeutliches Gefühl des Bedrohtseins /in der Fachsprache der Psychologie u. Philosophie wird [öfter] zwischen „Angst“ als unbegründet, nicht objektbezogen und „Furcht“ als objektbezogen differenziert; in der Allgemeinsprache ist diese Differenzierung nicht üblich/: eine wachsende, würgende, bodenlose, panische A. befällt, beschleicht, quält jmdn.; die A., schwächer zu sein; jmdm. sitzt die A. im Nacken; A. macht blind (Schnurre, Ich 115); Natürlich fehlt auch nicht die Depression vor dem Kampf, die A. vor der eigenen Courage (Spiegel 14, 1977, 208); die A. der Besitzenden vor dem Neid der Besitzlosen (Wilhelm, Unter 100); die A., schwächer zu sein; Ihre Ängste vor einer verstrahlten ... Umwelt sind eklatant (Wiener 1, 1989, 44); blieb Lea ein Gefühl der Bedrohung, das ... A. auslöste (Ossowski, Liebe ist 354); A. um jmdn., etw., vor jmdm., etw. haben; Sie entdeckte an sich ... eine neurotische A. vorm Fliegen (Schreiber, Krise 149); er hat A. (er fürchtet sich); sie hat A. (sie befürchtet), dass alles entdeckt wird; jmdm. durch, mit etw. A. einjagen; jmdn. in A. [u. Schrecken] versetzen; in A. leben; in großer A.; in tausend Ängsten schweben (in starker Unruhe, Sorge sein); unter welchen Ängsten litt ein Mensch, der von sich behauptete, keine A. zu haben (Meckel, Suchbild 80); vor [lauter] A.; ∙ war ihm alle A. jenes schauerlichen Augenblicks (vor jenem schauerlichen Augenblick) entnommen (E. T. A. Hoffmann, Bergwerke 19); R die A. hat tausend Namen; *mehr A. als Vaterlandsliebe haben (scherzh.; sehr ängstlich, furchtsam sein); jmdm. A. [und Bange] machen (jmdn. in Angst versetzen): Die Unvermeidlichkeit des Bestehenden hat ihr A. gemacht (Chr. Wolf, Nachdenken 92); Zwei, drei, viele Raketen in den falschen Händen machten der Regierung A. (Woche 19. 12. 97, 14); es mit der A. [zu tun] bekommen/kriegen (plötzlich ängstlich werden, in Panik geraten): Als es ihm schwarz vor Augen wurde, bekam er es mit der A. zu tun (Fels, Sünden 122).

Universal-Lexikon. 2012.